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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-02-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185602277
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560227
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560227
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-02
- Tag1856-02-27
- Monat1856-02
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.02.1856
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und 2-2 rr.l. i:.-.;.' .. . Anzeiger. ^ 58. Mittwoch den 27. Februar. 185«. ttebtrfichlliche DarstsUmrg de- Verlauf- der orientalischen Verwickelung. Der Stillstand, den in diesem Augenblicke das großartige Drama gewonnen hat, sei es, um die Pfortm des JanuStempels zu schließen, sei es, um das scheinbar erstickte Kriegsfeuer zum Welt brande anzufachen, läßt einen Rückblick auf den bisherigen Ver lauf desselben wohl gerechtfertigt erscheinen, wenn auch das Auge des Beschauers noch nicht einzudringen vermag in das dunkle Ge triebe des mächtigen Kampfes, der noch kaum Eigenthum der Geschichte geworden ist; noch haftet der Blick auf den objectiven Tharsachen, eS erkennt nur erst die Folgen, nicht die Ursachen.— Eia möglichst kurzgefaßter Ueberblick des Ganzen dürfte auch den Lesern d. Bl. willkommen sein, und dieser wird ihnen in dem Nachstehenden gebotm. l. Die Vorbereitung. Ags Maische Ä?ich hatte im Laufe der letzten Decmnien seine innere^llnd äußere Schwäche mehr und mehr offenbart. Die kräf tigen Bestrebungen eines Mahmud waren vereitelt worden durch daS gewaltige Andringen auffänöischer Unterthanen und äußerer Feinde; sein Sohn, Abd-ul-Medschid, fast als Knabe zur Regierung gelangt, hatte mit Mühe durch Concessionen nach allen Seiten hin den drohenden Sturm vorläufig beschwichtigt, aber eben dadurch die Pforte zum Tummelplatz der Eifersüchteleim der Großmächte gemacht. Im Innern konnte der Hattischerif von Gülhane bei der Auflösung aller moralischen Festigkeit des Staats- organiSmuS feinem weisen Zwecke nicht entsprechen. Der russische Einfluß hatte durch Rußlands thätige Beihülfe bei der Unter drückung der Souveränetätsgelüste de- Vicekönigs von Aegypten in den ersten 4vr Jahren einen entschiedenen Vorsprung gewonnen; die Freiheitsregungen in den Donaufürstenthümern 1848 und die Unterstützung Oesterreichs im Kampfe gegm die Ungarn 1849 hatten dem Czar den erwünschten Vorwand gegeben, durch Occupation der Moldau und Walachei auch einen physischen Druck auf die Pforte auszuüben. Doch eben dieser ungarische Kampf, die Auf nahme der flüchtigen Besiegten im türkischen Territorium gab der ottomanischen Politik das Signal, sich an die Westmächte anzu schließen und die Prätensionen Rußland- und Oesterreichs abzu- weise». E«e Entscheidung in diesen Tagen ward wohl nur durch die allgemeine Erschöpfung des europäischen Staatensystem- ver hindert; es gelang der Diplomatie, eine gütliche Ausgleichung zu ermöglichen. Doch blieb fortan der westliche Einfluß der maß gebende an der Pforte. Die innere Auflösung des Reichs aber trat mehr und mehr zu Tage. Aufstände der Kurden (1852), die ewigen Grenzbefehdungen des tapfern Bergvolks von Montenegro blieben zwar nicht ohne Versuche der Unterdrückung, aber die Un fähigkeit der turckffchen Paschen ließ alles Blut umsonst fließen. Ei« energischer Versuch, den Anfang 1853 der Renegat Omer Pascha machte, die Montenegriner nicht nur zurückzuweisen, son dern z» uttterwersen, scheiterte, dem guten Erfolg schon nahe,, au der Einmischung Oesterreichs, welches durch das kraftvolle Auf, treten deS Grafe» Lein in gen schnell den verlorenen Boden wieder gewann. Bon allen Großmächten (abgesehen von dem weniger mteressirttn Preußen) schien nur Rußland ausgeschlofkn bleiben z» soll« vo» bem diplomatische» Schachspiele i» Konstautinopel. U»d mrad« für -lese- Reich kam noch ein ganz besonderer Umstand i»'< Spiel. Ucker deck größere Anrecht an die heiligen Or»e Pa lästina'- nämlich bestand eia mehrere Jahre bereits laufender Streit zwischen den griechischen und römischen Katholiken; der erstern hatte sich der natürliche Vertreter des Christenthums im Osten, Rußlands Kaiser, angenommen, der letzter« der Aspirant zum Kaiserthron-, Louis Napoleon. Die momentane Verdrängung Rußland- vom Einflüsse über die Pforte hatte es dem franz. Gesandten de la Cour möglich gemacht, einen Ferman zu er langen (12. Februar 1852), der den Streit im Wesentlichen zu Gunsten der römischen Katholiken, also Frankreichs, entschied. Die Sache konnte geringfügig erscheinen, erhielt aber ein bedeu tendes Gewicht bei der Stellung des Kaisers im Orient, bei der Blindgläubigkeit der griechischen Christen an seine hierarchische und politische Macht, derm Schimmer auch durch solches Unterliegen verdunkelt werden mußte, endlich bei der durchaus nicht unmög lichen Ausbeutung dieses hieratischen Sieges durch den französischen Machthaber, der England für seine Interessen zu gewinnen eiftigst bemüht war. Die Befürchtung, Rußlands Autorität von diesem ergiebigen Felde ganz verdrängt zu sehen, gab . in diesem Augenblicke einem Fürsten, deffe» riesenstarke Gewalt jeder Gegner anerkannt hat, die Veranlassung, durch einen einzigen Gewaltschritt-Alles ni ge winnen. Kaiser Nikolaus von Rußland meinte in diesen Tagen die Zeit gekommen, wo er einen längst gehegten Plan zur glück lichen Ausführung bringen könne. Oesterreichs durch die Be zwingung Ungarns, Preußens durch die imposante Größe seines Namens und mächtige Familienbande, Englands durch kluge Unter handlungen, Frankreichs durch die scheinbare Schwäche des kaum gegründeten Kalserthrones, wie er meinte, sicher, und durch die notorische Schwache des „kranken Mannes" ermuthigt, sandte er im Februar des Jahres 1853 den Admiral Fürsten Menzikoff als außerordentlichen Bevollmächtigten nach Konstantinopel, mit dem ausgesprochenen Verlangen, an Rußland das Protektorat sämmtlicher griechischer Christen auf türkischem Gebiete zu über tragen, als eine Art Garantie gegen ähnliche freiwillige oder un freiwillige Schritte gegen die orthodoxe Kirche. Die Streitigkeiten um die heiligen Orte liehen dem Begehren, welches der Pforte 2/4 ihrer europäischen Bevölkerung so gut wie entrissen hätte, einen scheinbar legitimen Vorwand. Die Heeres - und Flottenmusterungen, die der russische Gesandte beim Verlassen des russischen Gebiets abhielt, und bas außergewöhnliche Gepränge, mit dem er am letzten Tage de- Februar unter dem Jubel der griechischen Bevöl kerung feinen Einzug in die alte Kaiserstadt hielt, verrietben deut lich, daß es auf eine Einschüchterung der Pforte abgesehen sei- Dem entsprach auch da- Benehmen Mepzikoffs. In einer allen Regeln der Etikette hohnsprechenden Weise, sei es auf hoher« Befehl «der auf eigenen Antrieb, präsentirte der Admiral de» türkischen Großwürdentraaern die Forderungen seine- Herrn. Aber er hatte sich verrechnet. Dis Pforte, insgeheim aufgemuntert von ihren westmächtlichen Freunden, deren Gesandte schleunigst i» Konstantinopel eintrafen, widerstand dem ungestümen Andringen und wußte durch einen für Rußland günstigen Entscheid der hei ligen GrabeSftage dem russischen Botschafter den Schein des diplo matische» Rechte- zu nehmen. Nun warf Menzikoff die Maske ab. An demselben Tage, an dem ihm der Ferman zugestellt worden (S. Mai), stellte er in kategorischem Tone eine Frist bis zum LS. Mai, bis wohl» die Forderungen über das Protektorat regulirt sein müßten; widrigenfalls drohte er mit Abbruch aller ^ ir Pforte blieb dhytomatffchrn Beziehungen. Poch dir blieb standhaft, und
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