Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185603262
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560326
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560326
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-03
- Tag1856-03-26
- Monat1856-03
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.03.1856
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Anzeiger. 86. Mittwoch den 26. März. 1856. Eine Wanderung durch Leipzig. (Schluß au- Nr. 83 d. Bl.) Eine zweite Wanderung, die wir um die innere Stadt herum und in einzelne Theile der Vorstädte untemehmen, führt uns eben falls zu einigen bemerkenSwerthen Häusern, so wie zu den Denk mälern Leipzig-, die zwar ziemlich zahlreich, aber sämmtlich ohne große künstlerische Bedeutung sind. Beginnen wir die Wanderung von dem AugustuSplatze vor der Grimma'schen Straße, so finden wir auf dem sogenannten Schneckenberge da- Denkmal Geller ts, da- nach OeserS Angabe ausgeführt wurde. .Goethe hat eS be kanntlich besungen. Ein großartigeres Denkmal sehen wir nicht weit davon, das des Bürgermeisters Müller (geb. 1728, -f 1861), der vielfache Verdienste um Leipzig hat, und dem namentlich die Parkanlage, in welcher sein Dmkmal steht, zu dankm ist; denn er betrieb mit besonderem Eifer die Ausfüllung des sonst an dieser Stelle befindlichen Festungsgrabens, so wie die Anpflanzung von Bäumen u. s. w. ? Gehen wir weiterhin nach dem Theater zu und an diesem vorüber, so gelange« wir in die Frankfurter Straße, an deren Ende sich die Brücke befindet, deren Sprengung nach der Schlacht bei Leipzig für die fliehend nachdrängenden Franzosen so verderblich wurde. Ehe wir sie erveichen, sehen wir ein Hau-, „ Jur goldnen Laute" genannt. In diesem schuf Marschner seine trefflichen Opern: „Der Templer und die Jüdin", „Han- Heiling" und viele seiner Lieder, während in dem quer an der Brücke stehenden Gebäude Albert Lortzing seine Opern, namentlich seinen „ Czar und Zimmermann", schrieb. Gehen wir in der Straße zurück, so erblicken wir dem Theater gegenüber da- Denkmal HahnemannS, des Erfinders der Homöopathie, ein Werk Steinhäuser- in Rom, da- die homöo pathischen Aerzte ihrem Meister am 16. August 1851 errichteten. Hahnemann selbst wohnte in Leipzig (in der Burgstraße und zwar in dem sonst Straube'schen, jetzt Helfer'schen Hause) als er den Grundsatz „Gleiches durch Gleiches" erdachte und damit die Grundlage seines neuen Heilverfahren- fand. Weiter hinauf nach Süden gelangen wir zu Gerhards Garten, in welchem eia dreifacher Stein «e Stelle bezeichnet, wo Pon La to w-ki 1813 in der vorüderstießenden Elster ertrank. Auch be wahrt der Besitzer des Garten- noch einige Reliquien von dem Fürsten auf. — Noch weiter in der sogenannten Promenade hin finden wir recht- dm neuen jüdischen Tempel und link- vor der Lhoma-schule zwei Denkmäler, bas Hitlers und jenes Seba stian Bachs. Da- erstere sehr bescheidene wurde auf Kosten einer dankbaren Schülerin de- Meister-, Thekla Podleska, nach einer Zeichnung Schnorr- v. Carol-feld, 1832 errichtet; das zweite ist ein Zeichen der Verehrung Felix Mendelssohn- für dm Alt meister Bach ; denn er allein brachte die Kosten theils durch Concerte, die er veranstaltete, theils aus seinen eigenen Mitteln auf. Die Zeichnung des Denkmals, das die Form einer Betsäule hat, rührt von Bendemann und Hübnet in Dresden- die Ausführung von dem Bildhauer Knauer m Leipzig her, dessen Ate Kerstinen'Besuch reichlich lohnt. Leider erlitt da- Kunstwerk noch während der Aus führung Abänderungen, namentlich in Bezug auf die Größe, so daß nun nicht alle Verhältnisse desselben zu einander vollkommm paffe«. Ganz in der Nähe erblicken wir da- gerade dreihundert Jahre alte schicksal-reiche Schloß, die Plrißenburg genannt, welche ursprünglich nach dem Muster der Citadelle von Mailand erbaut wurde. Die Pleißenburg indeß, in welcher die berühmte Dispu tation zwischen vr. Luther und vr. Eck abgehalten wurde, steht nicht mehr; dmn der Grundstein der jetzigen wurde erst 1549 gelegt. In den Kerkern der neugebauten aber schmachteten, wie wir finden werden, viele Unglückliche. In diesem Schlosse starb Pappenheim nach der Schlacht bei Lützen, in diesem Schlosse wohnte Kleist, der Dichter des FrühlingS, als er mit preußischen Truppm in Leipzig stand, so wie später Oeser, der Maler, der großen Einfluß auf die Ent wickelung des Kunstgeschmacks in Leipzig hatte und dem in dieser Hinsicht bekanntlich auch Goethe viel verdankt, der in dem Hause verkehrte, das die heitere Tochter des Alten verklärte. „Er hatte mich gleich den ersten Augenblick angezogen," schreibt er; „schon seine Wohnung, wundersam und ahnung-voll, war für mich höchst reizend. . In dem alten Schlosse Pleißenbura ging man rechts in der Ecke eine heitere Wendeltreppe hinauf. Die Säle der Aeichen- akademie, derm Direktor er war, fand man sodann links, hell und geräumig; aber zu ihm selbst gelangte man nur durch einm dunkeln Gang, an dessen Ende man erst den Eintritt zu seinm Zimmern suchte, zwischen deren Reihe und einem woMäufigen Kornboden man so eben hingegangen war." — Dieselben Räume hatte später Schnorr v. Earolsfeld in«, und sein berühmter Sohn, der jetzt in Dresden glänzt, wurde hier geborm. Vor dem Petersrhore, auf dem sogenannten Könia-platze, er blicken wir das Standbild des Kurfürsten KriedrichAugust in römischer Kleidung. Auch die- ist ein Werk Oesers, das er im Aufträge des polnischen Fürsten Jablonowski unternahm, der sich in Leipzig niedergelassen hatte und die Statue vor dem von ihm erbauten Hause, ,-Zum Kurprim von Sachsen", aufstellen wollte, und zwar auf dem viereckigen Platze mit Linden und Kastanien, der sich noch heute vor dem Hause befindet. Der Fürst — der Äuch die seinen Namen führende Gesellschaft in Leipzig stiftete und dotirte — starb indeß 1777 vor Vollendung de- Standbilds, und der Rach der Stadt unternahm nun, in Einverständntß der Witwe, die Ausführung. Am 3. August 1786 wurde die Statue unter großen Feierlichkeiten an ihrem jetzigen Platze aufgestellt. In der von hier au- laufenden Zeitzer Straße verdient das sogenannte „Römische Haus" wegen der berühmten vorzüglichen Fro-cobilder Beachtung, Landschaft» von Preller in Weimar, mit Flgusen von Geneltt (der sich dabei selbst portrattirte). .K« Hofe de- eben genannten Hause- wohnte eine Zeit lang Polen- großer Held KoSciuszko, und zwar al- er in Folge der unglücklichen Liede »u der Gräfin Sonow-ka sein Vaterland ver ließ und nach Frankreich ging, von wo er Hann bekanntlich nach Amerika segelte, um mit Washington für die Unabhängigkeit der jungen Republik zu fechten. In der Allee, vor der Bürgerschule, steht das Dmkmal ThaerS, des Reformator- der deutschen Landwirthschast, da- nach einem Entwürfe von Rietschel in Dresden auf Kosten der deutschen Land- und Forstwirthe ausgeführr und 1856 aufgestellt wurde. Wir find nun rund um die Stadt herumgegangen und stehen vor der König-straße, die erst vor wmigm Jahren angelegt worden ist, in der aber doch bereit- der Sarg eine- der berühmtesten Männer unserer Zeit stafid. In dieser Straße nämlich, in Nr. 6, wohnte Felix MendelSsohn-Bartholdy; hier starb er 1847, und von hier au- verbreitete sich die Trauer über seinm Verlust weit über Deutschlands Grenzen hinaus.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite