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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-06-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185606044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560604
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560604
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-06
- Tag1856-06-04
- Monat1856-06
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.06.1856
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 15tz. Mittwoch den 4 Juni 1856. Die Leipziger ökonomische Societät und deren Landgut in Möckern. Wer die Restauration zum weißen Falken in Möckern be sucht, um dort ein GlaS feinen Lagerbiers aus der Ritterguts brauerei zu trinken, dem wird dicht neben dem mit Bäumen be pflanzten Platze vor der Restauration ein Gehöft mit einem neuen massiven Gebäude auffallen. Dieses neue Gebäude — ein muster haft eingerichteter Viehstall — gehört zum Landgut der Leipziger ökonomischen Societät. Einige Worte über diese Gesellschaft, ihren Zweck, ihr Bestehen, ihren Besitz rc. dürften wohl um so mehr einen Platz im Tageblatte finden, als einestheils mancher ehrenwerthe Bürger unserer Stadt im engern Verhä'ltniß zu der ökonomischen Societät steht, anderntheils aber die Leipziger Zeitung vor Kurzem eine Notiz über dieselbe brachte. Bald nach dem Ende des siebenjährigen Kriegs wurde die Leipziger ökonomische Societät gegründet, um die Landeswohlfahrt durch Unterstützung der Landwirthschaft, des Handels, der Industrie, der Kunst und des Handwerks kräftig zu fördern und so die Wun den heilen zu machen, welche der verheerende Krieg dem Lande ge- schltwen hatte. Der erste Paragraph des unter dem 28. Februar 1765 von Laverius, -Snlgl. Prinz in Polen und Lithauen, Herzog zu Sachsen rc., als Vormund de- Churfürsten Friedrich August, bestätigten Statuts der Societät heißt wörtlich: „Die Gesellschaft machet alles dasjenige, was der Nahrungsstand über haupt im weitesten Umfange, vorzüglich aber die Land-, Stadt- wirthschaft, und das Manufaktur- und Handlungswesen in sich begreifen, mithin auch die diesen vorteilhafte Anwendung der Ma thematik, und Physik, und Chemie zum Gegenstände ihrer Be schäftigungen, insonderheit was davon Sachsen und die zugehörigen Lande angehet." Für jene Zeit war die aus einem tief gefühlten Bedürfnis hervorgegangene Vereinigung tüchtiger Männer aller Branchen in der ökonomischen Societät eine wahrhaft heilsame Schöpfung für Sachsen und wurde als solche mit Rücksicht auf ihr folgenreiches gemeinnütziges Wirken auch allenthalben aner kannt. Mittel zur Verfolgung ihrer speciellen Zwecke brachte die Gesellschaft durch bedeutende Beiträge der Mitglieder (10r/ jährlich) und hohe Eintrittsgelder Neuaufgenommener (5^) auf. Nach 40 jährigem Bestehen wurde ihr dann die Anerkennung und Freude zu Theil, daß der im Jahre 1804 verstorbene Kammercommifsar und Buchhändler Leich zu Leipzig der Gesellschaft das von ihm besessene oben erwähnte Landgut in Möckern vermachte, welches seitdem Eigenthum der Societät ist. Gegenwärtig gehören zu dieser Besitzung 67 Acker nutzbarer Ländereim. Das ganze Gut ist verpachtet und dient, der Tendenz der ökonomischen Societät entsprechend, zu gemeinnützigen Zwecken, indem es eine land- wirthschaftliche Versuchstation enthält. Die Aufgabe der letzteren ist es vor allen Dingen, die Naturwissenschaften auf das Gewerbe des Landbaues anzuwenden und die hierauf basirten Theorien nach sorgfältig angestGter praktischer Prüfung mehr und mehr in das Leben einzuführen, auf den praktischen Betrieb anzu wenden und diesen dadurch höher und höher zu vervollkommnen. Sie soll den Weg zeigen, auf welchem zu höheren Ernteerträgen zu gelangen ist, wie also nicht nur mehr menschliche Nahrung aus reinen Bo-enerzeugnissen,/sondern auch mittelbar durch die Produkte der Viehzucht gewonnen, wie solchergestalt einerseits für die Gesammtbevölkerung am besten gesorgt, anderseits aber der ge lammte Wirthschastsbetrieb am vortheilhaftesten, vernünftigsten und zeitgemäßesten eingerichtet wird. Diese Art, durch Förderung ra tioneller Landwirthschaft auf das allgemeine Beste zu wirken, ist freilich verschieden von der früher von der Societät eingehaltenen Weise, und wenn man nach dem angeführten Satze aus dem Statut urtheilen will, so kann man nur eingestehen, daß der ehe mals so weit gezogene Kreis der GesellschaftSthätigkeit jetzt insofern beschränkt worden sei, als er eben nur ein Gewerbe — die Land wirthschaft — nicht mehr alle Arten erwerbenden und bildenden Thuns und Schaffens umfaßt. Das aber kann wohl kein Vor wurf sein, sondern einzig und allein auf Rechnung der Alles ändernden Zeit geschrieben werden, deren Forderungen und Ge boten sich jede menschliche Einrichtung anbequemen muß. Sol chergestalt haben sich mehr oder weniger für fast alle einzelnen Zweige der ursprünglich allzuumfänglichen Wirksamkeit der So cietät besondere Gesellschaften oder Vereine gebildet. Wir können nicht umhin, bei dieser Gelegenheit auf Das Hinzuwelsen, was unlängst der Direktor der ökonomischen Societät, Herr vr. Cru- sius, bei einer Versammlung derselben vortrug. Zu jeder Oster und Michaelismesse wird nämlich statutengemäß eine Versammlung abgehalten. Die erste diesjährige fand am 26. April statt und war zugleich die Feier der 25 jährigen Function des zeitigen Di rektors. Aus Veranlassung dessen gab derselbe einen geschichtlichen Ueberblick, aus dem wir hier Einiges hervorheben. „vr. Crusius führte an, was wir bereits wissen, daß die ökonomische Societät bald nach dem Kriege gegründet worden sei, und zwar sei die Anregung dazu an hoher Stelle ln Dresden seLr freudig begrüßt und begünstigt worden. Lange Zeit hindurch sei das Direktorat in den Händen der obersten Staatsbeamten gewe sen; so z. B. in denen des Cabinets-Ministers, Grafen v. Ein- siedet soes Begründers) von 1764 bis 1770; ihm sei der Con» ferenz-Minister v. Wurmb gefolgt, bis 1774, diesem wieder der Cabinets - Minister Graf v. Sacken bis 1777, dann von 1777 bis 1810 Conferenz-Minister Graf Dettlew v. Einsiedel. Nach der zu beklagenden Abtrennung der ökonomischen Gesellschaft im Königreich Sachsen zu Dresden im Jahre 1817 haben dann Professor Rosenmüller bis 1821, Hoftath Mahl mann bis 1827, Kammerrath Ploß bis 1831 den Vorsitz geführt und von da ab der Redner das Amt übernommen. Unter den vielen Mit gliedern von bekannten Namen, welcher sich die Societät zu erfreuen gehabt, wurden auch zwei Männer genannt, deren thätiqeS Wirken unlängst durch den Tod beendigt wurde, und für welche der Vor sitzende in Anerkennung ihrer besonder« Verdienste um die Socie- tät deren Dank und stetes freundliches Gedenken in Anspruch nahm. Es waren diese 1) Herr Kammer-Consulent vr. Mothes, seit 1824 Syndicus der ökonomischen Societät, 2) Herr Carl Harkort, Cassirer der Gesellschaft seit 1844. Ueber den Zweck der Societät und mit speciellem Bezug auf Landwirthschaft äußerte der Director, daß es bei der Entstehung der Gesellschaft hauptsächlich darauf angekommen wäre, die noch in der Wiege liegende Theorie der Landwirthschaft aüszubilden und für den wirklichen Betrieb nutzbar zu machen. Man habe durch Preisaufgaben und Veröffentlichung der gekrönten Abhand lungen größere Aufmerksamkeit unter den Praktikern zu erwecken gesucht und viele Bände Schriften in mehreren Folgen voll gedie gener Arbeiten herausgegeben. Diese Richtung habe man jedoch in gewisser Weise verlassen müssen, um nicht als reine Gelehrten- gesellschast bettachtet und von den überwiegmd zur Empirie geneigten praktischen Landleuten mißachtet zu werden. Man habe Fragen
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