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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185606193
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-06
- Tag1856-06-19
- Monat1856-06
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1856
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und An z e i g e r. 171. Donnerstag den 19. Juni. 1856. * » Leipzig, den 18. Juni. Heute Nachmittag nach 1 Uhr langte Se, Majestät der König in Begleitung de- Adjutanten General lieutenant v. Engel von Dresden hier an, wurde am Bahnhof der Leipzig-Dresdner Eisenbahn von dem Kön. Kreisdirector, dem Stadtkommandanten, dem Präsidenten des AppellationSgerichtS, dem Rector der Universität, dem Bürgermeister, dem Polizeidirector und von Mitgliedern des Direktoriums der Leipzig-DreSdner und Sächsisch-Bayerischen Eisenbahn ehrfurchtsvoll begrüßt und geruhte im Hotel zum großen Blumenberg abzutreten. Um 22/4 Uhr setzte Se. Kön. Majestät die Reise auf der Sächs.-Bayerischen Staats- eisenbahn fort und wird dem Vernehmen zufolge in Begleitung Ihrer Kön. Hoheit der Großherzogiy von ToScana heute Abend um 9 Uhr von Plauen wieder hier eintreffen, im Hotel zum großen Blumenberg übernachten und morgen früh nach Dresden zurück kehren. *-f* Ludwig Schräders Leonardo da Vinci. Nachstehende Zeilen sollen ein begeisterter Generalappell an da- gesammte Aufgebot unserer Kunstfreunde und Kunstkenner fein, daß sie kommen und sehen, welch ein Werk die vaterländische deutsche Historienmalerei in Professor Ludwia Schräders neuestem großen Werke: „Da Vinci'S Sterbestundlein" auszu weisen hat. Da- Bild, gegenwärtig auf einige Zeit zur Schau gestellt, für Viele unter unS keine Neuigkeit im strengsten Sinne mehr, weil eS vor längerer Zeit bereit- in Poppe'S Saal ausgestellt war, hat einen prächtigen Standort in Del Vecchio'S Local gefunden und ist unS erst an dieser Stätte in seiner ganzen immanenten Großheit bewußt geworden. Die äußere Größe geht hier mit der in Composition, Idee und Ausführung liegenden innern Bedeutsamkeit Hand in Hand. Das Bild imponirt zuerst durch seine kolossalen Dimensionen, wie eS denn z. B. unmöglich ist, daß bei Del Vecchio je ein arößereS Platz finde: denn da- gegenwärtige Gemälde erfüllt eben schon den ganzen Raum einer Wand von der Decke bis zum Boden. Der Blick lenkt sich unwillkürlich zunächst der Mittelgruppe zu: da- Sterbelager Leonardo'-, der ritterliche Franz I. von Frank reich zur Linken de- Sterbenden, der Arzt zur Rechten desselben ; zu Häupten ein wenig nach dem hintersten Mittelgrund zu ein Gebete lesender junger Priester mit bewundernswürdigem asketischen GestchtSauS druck. Der Blick nimmt unwillkürlich diese Richtung: aber eigentlich ist e- die Kunst de- Maler-, welcher bis in die kleinsten Farben effecte hinein die Hauptbetonung auf die Mitte de- Bilde- fallen läßt und alle- Interesse unvermerkt nach diesem einen Punkt hin zulenken weiß. Leonardo da Vinci, ein noch im Sterben schöner Greis*), im sanften schwärmerischen Auge da- Bewußtsein seine- seligm *) Es ist überhaupt ein schöner, wohlgestalteter und kräftiger Mann gewesen, und ein so starker, daß er den Schwengel einer Glocke zur Schraube zu drehen, da- Hufeisen eine- Pferdes zusammen zu biegen vermochte (Kugler: (Arsch, d. Mal. p. 495), und war geübt in allen ritterlichen Künsten. . Glück-, am Scheideabend eines thätigen, vielseitigen*), von den herrlichsten Erfolgen begleiteten Leben- durch die sympathische Gegenwart eine- hohen König- geehrt zu werden, stirbt in dm Armen Franz I. Man erwarte aber keine Sterbescene, wie man sie auf den Gollerien sich zum Ueberdrusse bei aller Art von Be leuchtung und Stimmung sehen muß. Man weiß ja, daß z. B. der unsterbliche Taffo auf diese Weise immer herhalten muß und nimmer Ruhe finden kann, und selbst als Leichnam mit der Naturtreue de- PräparirsaaleS immer wiederkehrt. Auf unserm Bilde drückt Alles die lebendigste Theilnahme an dem sterbenden Meister aus; der Arzt, ein ergrauter nerviger Mann mit markirtm Zügen (prachtvoll in Modellirung und Jncarnat ist die den Deckel de- halbgeöffneten eisernen Arzneikastens haltende Hand, ebenso die übrigen Fleischpartienj, hält in der Linken einen Becher, au- dem der Sterbende eben einen letzten Würztrank empfangen hat, in seiner ganzen Haltung da- eifrigste Bestreben, zu helfen, so lange noch zu helfen ist, auSdrückend; auf der andern Seite aber der König in der reichen Tracht seiner Zeit, ein kriegerische-, frisch gerötheteS Gesicht, eine Gestalt i» der Blüche de- ManneSalter-, den Arm um da- theure Haupt seine- ehrwürdigen Meister- ge legt. Der König blickt sehr ernst, fast zu ernst gemessen, soll er doch auch dm Künstler verlieren, den er erst drei Jahre zuvor (1516) an seinen Hof gez-He« hatte. Ein Jahr vorher begleitete Leonardo noch den Hof nach OrleannoiS, um in diesem Gouver nement einen schiffbaren Canal mit anlegen zu helfen. Da- war im Januar 1518 und jetzt (2. Mai 1519) lag der Meister vor ihm auf dem Sterbebette im Schlosse zu St. Cloud, nachdem ihn bereit- im April des vorangehenden Jahre- die Krankheit in Amboise auf- Lager geworfen hatte. Desto lebendiger spricht sich die Theilnahme aus im Angesichte de- jungen Mannes rechts im Vordergründe an dem Tische mit der Fruchtschale und dem Weingefäße: da- thränenschwimmende Auge de- Jünglings ruht mit ängstlicher Spannung auf dem Angesichte seine- allgeliebten Meister-: denn eS ist jedenfalls der Nobile Francesco Melzi au-Mailand, Leonardo'- LieblingS- *) „Lr war ausgereioknet durell alle 6aben des Leistes und Körper», einer cier vielseitigsten lkenseken, weleke die Lrde ge tragen dal, und voll unermüdlieken Liker», »eine Lorsellungen ru erweitern, den Kreis »einer Lildung ausrudeknen." — „Lr war ^rellitekt —; er war Lildllauer und Ualer, Hlusiker und Diekter (wir llaben nur ein Lediellt von illm, wie bei Hagel angeküllrt wird). Uit grösstem Liker »tudirte er die Anatomie, die Ualkemalilc, kerspeotive, Ueellanilc u. s.w. Inöerug auk kk^sik Kat ermellrere 8ekrikten llinterlassen. Uanniellkaelle keispiele von meebanisellen 8ellerren ru »einer und Anderer Lrgötrung sind uns aukbewallrl worden, wie er r. 8. Kissen oder LedLrme im Zimmer batte, die plötrliek autsekwollen und die Anwesenden llinausdrLngten; wie er Vögelellen maekte, die aukgeblasen emporllogen; wie er bei König kranr I. Linruge in Alailand einen Löwen erkunden batte, der dem König entgegensellritt und »iell dann die Drust aukriss, aus weieker Lilien (das kranrösisoke Wappen) dem Könige entgegensprossten ete.; wie er allerlei ltlasellinen rum 8ellwlmmen, l'aueken und Lliegen, Oompas» und Hygrometer ete. erkunden kabe. kedeutender als alle diese Dinge sind andere grossartigere DlLne, r. D. der, eine Lanal- verdindung rwisellen Llorenr und kisa kerruslellen, wie Leonardo »iell »uek anderweitig viel mit der wirllliekea ^u»kükrung von >Va»serbauten besokLttigt Kat." — „Lndliek muss auek nocll »einer IkLtiglleit im Lacke dar Kriegsdaullunst und »einer ralllreieken Lr- l ündungen in demselben gedaellt werden." Kugler a. a. 0.
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