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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185608102
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560810
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-08
- Tag1856-08-10
- Monat1856-08
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.08.1856
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3374 Mittwoch den 13. August d. I. Abends 6 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: 1) Gutachten des Ausschusses zum Bau-, Oekonomie- und Forstwesen über a) die Reparatur der Brücke an der Centralhalle; k) die Verlängerung des Kittler'schen PachtcontractS über die Angermühle bis Weihnachten I8V0, e) die Antwort des Stadtraths auf peinige, bezüglich des Baues am Georgenhause gestellte Anträge. 2) Ausloosung einiger Ersatzmänner aus den Abtheilungen der Angesessenen und Unangesessenen vom Handelsstande zur Erfüllung des mit Ablauf des Jahres gesetzlich ausscheidenden DritttheilS. Stiftungsfeier des Stenographenvereins zu Leipzig. Am 27. Juli wurde in Leipzig ein Fest gefeiert, welches seines Gleichen in Deutschland noch nicht kennt. Äa wir voraussetzen dürfen, daß es für jeden Leipziger an und für sich schon von Interesse sein möchte, zu erfahren, worin seine Vater stadt abermals vorausgegangen, mehr aber noch der hohen Bedeutung der Sache selbst wegen, sei es uns verstauet, ein kurzes Referat zu liefern. Der hiesige Gabelsbergersche Stenographen verein beging an jenem Tage das Fest seines zehnjährigen Bestehens. Er war der erste, der in Deutschland gegründet wurde, und gewiß muß es jeden Einwohner unserer Stadt mit Stolz erfüllen, daß dieselbe auch hierin, ihrem alten Ruhme getreu, wieder ihren regen Sinn für alles Gemeinnützige und Schöne in so anerkennenswerther Weise bethätigt hat. Das von Leipzig aus gegebene Beispiel fand alsbald zahlreiche Nachahmung, und gegen wärtig zählt Deutschland eine nicht unbedeutende Anzahl solcher Pflanzstätten der Stenographie, denen wir in ihrer Gesammtheit einen ganz wesentlichen Antheil an der Fortbildung und Verbreitung unserer schönen Kunst zu danken haben. DaS Fest selbst wurde im Saale des Schützenhauses begangen. Derselbe war in sinniger Weise geschmückt. Unter einem mit Wappenschildern, welche die Namen des Erfinders, so wie der berühmtesten Lehrer und Verbreiter der Redezeichenkunst trugen, verzierten und von denselben umgebenen Thronhimmel erhob sich die lorbeerbekränzte Statuette des Meisters Gabelsberger aus lichten, farbigen, mit Sternen besäeten Wolken auf goldstrahlendem Hinter gründe, darüber Embleme der Verklärung. Gegenüber zeigte eine lange Flagge die Namen der Städte, in welchen Gabelsbergers Stenographie durch Vereine oder auf sonstige würdige Weise ver treten ist, und gab ein Bild von der weitesten Verbreitung dieser Kunst. An den Seiten des Saales wehten Fahnen in verschiedenen Landesfarben. Die Versammlung war von nahezu 80 Personen besucht; sie wurde durch die Anwesenheit einer namhaften Anzahl Gäste verherrlicht. Unter ihnen zählen Namen, die zu den hervor ragendsten auf dem Gebiete unserer Kunst gehören. Wir nennen den Vorstand des königl. stenographischen Instituts in Dresden, Herrn Regierungsrath Häpe, die Herren vr. Heide und Aeibig, Mitglieder desselben Instituts, ferner den Professor der Steno graphie Herrn Wigard, den Direktor des Stenographenvereins in Chemnitz Herrn Mayer, die Herren Melzer und Lorenz von Annaberg, Ersterer Vorsteher des dortigen Vereins, die Herren Böttcher und Finger von Halle; von den Gästen aus unserer Stadt erwähnen wir den Director des Modernen Gesammtgymna- siums Herrn vr. Hauschild. Die Eröffnung des Festes fand durch einen von einem Vereinsmitgliede geleiteten und von mehreren Damen und Herren ausgeführten Quartett-Gesang statt; diesem folgte die Festrede, in welcher das Vereinsmitglied Herr Lehrer Carl Alb recht über die Wirksamkeit des Vereins während der ersten 10 Jahre seines Bestehens ein lebendiges Bild entwarf; wir entnehmen derselben Folgendes: Als Gründer des Vereins wird uns der Landtagsstenograph vr. meä. Anders genannt, der gegenwärtig als Vorstand des Bureau des preußischen Herrenhauses fungirt. Im Ganzen hatten 205 Sitzungen stattaefunden, in denen zum Theil die inneren Angelegenheiten des Vereins besprochen, zum Theil Diskussionen behufs der Ausbildung der Kunst gepflogen, endlich auch noch freie wissenschaftliche Vorträge über Stenographie gehalten wurden. Ferner äußerte der Verein seine Thätigkeit mit erfreulichem Erfolge besonders in den letzten Jahren seines Bestehens durch Abhaltung mehrerer öffentlicher Unterrichtscurse, so wie durch Leitung von UebungStränzchen zur weiteren Ausbildung der Theilnehmer in der Stenographie. Eine Bibliothek ausgewählter stenographischer Werke, die jedem Mitglied- zur Benutzung offen steht, half diesen Zweck erreichen. Mit auswärtigen Stmographen hat der Verein seit seinem Bestehen, wie auch einzelne Mitglieder desselben viel fach correspondirt und dadurch ein inniges Zusammenwirken aller deutschen Kunstgenossen mit Erfolg befördern helfen. Endlich bethä'tigte der Verein seine Wirksamkeit, indem er von Zeit zu Zeit in vielgelesenen Blättern Besprechungen über Stenographie und stenographische Angelegenheiten veröffentlichte und dadurch gewiß zur Verbreitung richtigerer Ansichten über unsere leider immer noch verkannte Kunst beitrug. Auch waren zu verschiedenen Zeiten Mit glieder des Vereins bei der Aufnahme von Kammer- und anderen öffentlichen Verhandlungen vielfach thätig. — Der Festredner lieferte schließlich eine kurze Statistik des Vereins: Bei seiner Gründung zählte derselbe 14 Mitglieder auS verschiedenen Standen. Die Theilnahme war vielen Wechselfällen unterworfen und zeigte bis vor wenigen Jahren ein leider nicht sehr erfreuliches Resultat. Seit 1854 jedoch nahm die Frequenz einen unerwarteten Auf schwung, welcher wohl wesentlich der Abhaltung von öffentlichen Unterrichtscursen zu danken war. Ein gedeihlicher, rühriger Fort schritt wurde immer mehr und mehr bemerkbar, und in dem kurzen Zeitraum von 2 Jahren steigerte sich die Zahl der Mitglieder von beiläufig 10 auf 38. Au besonderer Genugthuung gereichte es daher auch dem Verein, zu seinem zehnjährigen Stiftungsfeste von anderen Vereinen des In- und Auslandes Zeichen ehrender An erkennung entgegennehmen zu dürfen. Nach Beendigung der Festrede verlas der Vorsteher Herr Kauf mann Wille einen vom Centtal-Verein in München an den hiesigen Verein gerichteten Gruß und Glückwunsch, worauf aber maliger Quartett-Gesang den ersten Theil der Feier schloß. Was sonst im Laufe der Festfeier von Mitgliedern sowohl, wie von anwesenden Gästen noch gesprochen wurde, können wir leider, wollen wir gegenwärtigen Bericht nicht allzusehr verlängern, nur kurz berühren: Nachdem Herr Vorsteher Wille ein Hoch auf Se. Majestät den König Johann hatte ertönen lassen, brachte der Vicevorsteher, Herr Stud. Barth, den Manen Ga belsbergers Worte dankbarer Erinnerung dar, wobei er hauptsäch lich betonte, daß es den Zeitgenossen so selten möglich sei, den Anstrengungen großer Männer im vollsten Maße gerecht zu wer den, und daß wir daher jede Gelegenheit ergreifen müßten, um zu zeigen, daß solchen Männern ein Denkmal im Herzen ihrer Jünger lebe. An einen Toast Herrn Albrechts auf die anwe senden Gäste, worin er den Verein mit dem Hausvater, die Gäste mit den herbeigezogenen Verwandten von nah und fern verglich, knüpfte Herr Reg.-Rath Häpe eine Ansprache an den Verein, welche in den Herzen aller Stenographen, durch die freudigen Verheißungen des Redners, für das lebenskräftige Gedeihen der Stenographie zunächst in unserem engeren Vaterlande die frohesten Hoffnungen erweckte. Wenige Wochen vorher hatte das Königl. stenograph. Institut in Dresden ein Rundschreiben an alle Ste nographenvereine Sachsens ergehen lassen, worin dieselben zu inni gerem Anschluß an das genannte Institut aufgefordert wurden. Der Vorstand desselben theilte nun persönlich mit, daß man in Dresden bereits seit mehr denn Jahresfrist mit aller Kraft an dem inner» wissenschaftlichen Ausbau des Systemes arbeite und ein erfreuliches Resultat schon jetzt in nahe Aussicht gestellt sei. So dürfen wir die Ueberzeugung hegen, daß die Babelsberger- sche Kunst auch bald der letzten Erfordernisse nicht mehr entbehren möchte, welche man an eine vollendete Kurzschrift zu stellen berechtigt ist und die allen andern Systemen mehr oder wenig» abgehen: strenge Systematik in der Durchführung ihrer Principien. Ferner sprach sich der Redner dahin auS, daß er eS nächst diesem Zwecke für die wichtigste Aufgabe seiner Stellung halte, mit allen Mitteln für die weiteste Verbreitung der Stenographie zu wirkm. Als ein solches, vor allen andern hauptsächlichzu berücksichtigendes Mittel erachtete er die Einführung der Stenographie in Schulen. Leider müssen wir gestehen, daß bisher, in unbegreif licher Verkennung der ganzen Natur unserer Kunst, die Möglich-
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