Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-08-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185608156
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560815
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560815
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-08
- Tag1856-08-15
- Monat1856-08
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.08.1856
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Tageblatt und Anzeiger. -»s 228. Freitag den 15. August. 1856. Kirchliches. Wenn ich in dem Aufsatze in Nr. 197 d. Bl. über leere Kirchen klagte und der Herr Einsender in Nr. 217 über Mangel an Sitzen in der Kirche zu St. Pauli, so haben wir beide recht; denn wäh rend in letzterer Kirche oft kaum mehr ein Platz zu finden ist, zählt man in jeder der andern Kirchen, höchstens die beiden Pfarrkirchen ausgenommen, oft kaum 30, selten über 60 Zuhörer, worunter sogenannte Vornehme sich gar nicht befinden. Aber auch in der Univcrsitätskirche find solche seltner zu finden, mit Ausnahme der Herrm Professoren, deren wenigstens immer einige um den be setzten Rectorstuhl sich versammeln, so oft ein Professor predigt. Was aber die Capellen betrifft, deren die Universitätskirche nicht viele hat und die größtentheils noch so gelegen sind, daß man von da den Prediger entweder nicht sehen oder nur unzulänglich ver stehen kann, so ist mir auf höfliche Anfrage in mehrern derselben der Zutritt verstattet worden, wenn ich keinen Platz mehr habe finden können, und es bedürfte wohl nur einer Anregung der Art, daß die Besitzer derselben, wenn ein beliebter Prediger predigt, we nigstens ein Glied ihrer Familie in die Kirche schickten, welches den Schlüssel mitbringt und Einlaß gestattet, wenn es an Platz gebricht. Au manchen Zeiten ist auch da noch Plätz genug. Ein anderer Uebelstand, den ich in Kirchen oft beobachtet habe, ist der, daß viele Leute am Eingänge stehen bleiben und die nachkommenden, besonder- Frauenzimmer, sich nicht durchdrängen wollen, während mitten im Schiffe der Kirche noch Leute genug Platz hätten. Ist es nun aber auch ein Uebelstand, daß bisweilen eine Kirche nicht zureichen will, so groß sie auch ist, so ist doch dieser Uebel- ftand lange nicht so bedeutend als der, daß im Allgemeinen der Kirchenbesuch unverhältnißmäßig abgenommen hat und dem Letzteren muß man auf den Grund zu kommen, diesem muß jeder gute Christ durch Wort und Beispiel abzuhelfen suchen. Der Haupt grund liegt aber tiefer, als man ihn gewöhnlich zu finden glaubt und als ihn die Entschuldigungen angeben, die man hört, wenn man Diesen und Jenen fragt, warum er nicht mehr in die Kirche gehe, wenn er sagt: seine Zeit erlaube es ihm nicht, der neue Prediger gefalle ihm weniger als der vorige u. dergl. m. Es mag wahr sein, daß Mancher in der jetzigen bedrängten Zeit und bei dm erhöhten wahren oder eingebildeten Bedürfnissen mehr Zeit ausivenden muß, um den Lebensbedarf herbeizuschaffen, und daß er dazu auch die Sonntage mit verwenden muß; aber zwei Stunden Zeit zum Gottesdienst müssen doch auch werden, wenn dieser nur wahres Bedürfnkß ist. Es sind zwar viele beliebte Prediger aller Confessionen, die eS verstanden, sich Zuhörer zu gewinnen und zu erhalten, seit den letzten 20 Jahren zu Grabe gegangen oder in ferne Gegenden gewandert. Ich nenne einen Wolf und Hirzel, die vom tiefsten religiösen Gefühle durchdrungen sich der Herzen ihrer Zuhörer bemeisterten, einen Krehl ynd Rauch, deren Vor träge durch Neuheit in der Auffassung und Anschauung der reli giösen Wahrheiten das höchste Interesse erweckten, einen Hanke als Muster in rationeller Erklärung der heil. Schrift und der Dogmm seiner röm.-kathol. Kirche. Aber deren Kanzeln sind des halb nicht unbesetzt geblieben und sollte uns auch dieser oder jener ihrer Nachfolger weniger ansprechen oder befriedigen, so muß die ziehen. Dünke sich hier Niemand zu weise oder zu stark oder gar zu vornehm. Jeder aufmerksame Auhörer wird aus einer selbst mittelmäßigen Predigt, zumal wenn er nicht zu hohe Ansprüche an den Prediger macht, und weniger des Predigers als der Predigt wegen die Kirche besucht, doch etwas Nützliches für sein Leben mitnehmen können und durch sein Beispiel segensreich auf seine Mitchristen einwirken. Noch kommt hinzu, daß man ja in Leipzig, von dem ich hier ausschließlich rede, eine so große Auswahl har, indem alle vier christlichen Confessionen mit Predigern zureichend versehen und alle Glaubensrichtungen mehr oder weniger vertreten sind, daß Niemandem darum bange sein darf, einen Prediger zu finden, der ihn wenigstens einigermaßen und in der Hauptsache befriedigt. Je billiger wir übrigens unsere Anforderungen stellen, je mehr wir bei der Hauptsache stehen bleiben, die wir vom Pre diger fordern können, Ueberzeugung von dem, was er vorträgt, Klarheit in seinem Vortrage, Liebe zur Religion und zu seiner Gemeinde und einen streng moralischen Wandel, und daher ab- sehen von dem Zufälligen, was seine Predigt interessanter machen könnte, wie von einer angenehmen Persönlichkeit, schönem Sprach- oraan, Fülle und Schmuck seiner Rede, was alles jene gefeierten Männer nebenbei besaßen und leisteten, desto leichter werden wir uns mit den Leistungen dessen begnügen lassen, zu dem wir uns dann öfter wenden und erwähne ich es noch einmal, desto größere Berufsfreudigkeit wird den Prediger zu dem ernsten Streben, seiner Gemeinde immer mehr sein und leisten zu wollen, antreiben; die immer größer werdende Zahl der Zuhörer wird ihn ermuchkgen und erheben. Aber auf diese Vermehrung solchen Kirchenbesuches muß Haus und Schule vorzüglich hinwirken, vor allen aber der Haus vater durch Wort und Beispiel und dadurch, daß er in seinem bürgerlichen und Familienleben beweist, welchen wahren Nutzen er vom fleißigen Kirchenbesuche zieht. Weil mir der Raum und die Tendenz des Tageblattes nicht gestattet, tiefer in die Sache einzu- sthen, mögen diese Andeutungen genügen, einen Uebelstand unserer Zeit berührt zu haben, welcher der Besserung bedarf, wenn es über haupt besser werden soll. 1)r. 8. Promenaden. In der Sitzung der Stadtverordneten vom 30. vor. Mon. (m. s. Nr. 221 d. Bl.) hat Herr vr. Hauschild einen Antrag gestellt, welcher dahin geht, daß auf dem in der Nähe der ersten Bürgerschule durch Ausfüllung gewonnenen Raume ein Turn platz für die Kinder der gen. Schule errichtet werde. Obwohl ich nun der festen Ueberzeugung bin, daß der Ausschuß zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen, welchem dieser Antrag zur Be gutachtung zugewiesen worden ist, denselben als ganz unpraktisch zurückweisen wird, so halte ich es doch auch für im öffentlichen Interesse gehandelt, wenn man gegen einen solchen Antrag sich hier öffentlich, und zwar ganz entschieden ausspricht. Vorausschicken will ich, daß ich ein Freund des Turnwesens bin, wie solches hier bei uns getrieben wird, wo man eS versteht, von der eigentlichen Turnerei alle ihr fremde Tendenzen fern zu halten; aber eben darum muß ich bemerken, daß ich dm fragl. Platz an und für sich für ganz ungeeignet zu dem angegebenen Zweck halte, und daß ich nicht wünschen kann, daß außer der bereits bestehenden, so zweckmäßig eingerichteten Turnanstalt noch Nebenanstalten — Sonderlinge — entstehen. Durch die Stellung des neuen Museums, weil durch dasselbe ein Durchgang nicht stattfinden wird, geht der bisherige Haupt weg in die Promenade verloren, und es müssen folglich neue Wege um das Museum herum in die Promenaden führen; diese können
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite