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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-09-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185609032
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18560903
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18560903
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-09
- Tag1856-09-03
- Monat1856-09
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.09.1856
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Anzeiger. ^ 247. Mittwoch den 3. September. 1856. Die Söckerlare. Dritter Artikel. (Schluß.) Den richtigsten Prüfstein für den Werth der Taxen bieten Zeiten derTheurung, wo man alle Mittel anwendet, dem Steigen der Lebensmittelpreise mtgegen zu wirken; und gerade in solchen Zeiten hat man — wie die städtischen Chroniken Nachweisen — die Taxen nicht aufrecht zu erhalten vermocht. Haben sich diese hier nicht bewährt, so erscheinen sie bei billigen Preisen als eine Form, die keinen reellen Nutzen, wohl aber mannich- sache Nachtheile mit sich bringt. Wer wäre so unerfahren, glauben zu können, daß ein Gewerbtreibender ohne Verdienst oder gar mit Schaden arbeiten sollte, so lange irgend ein Mittel dies abzuwenden ihm noch zu Gebote steht. Diese Mittel sind aber durch keine polizeiliche Maßregel abzuschneiden; denn einmal kann die Obrigkeit unter allen Umständen keine Taxe festhalten, welche Verlust oder Mangel an jedem Verdienst zur Folge hat — sie muß und wird dem Andrange der Betheiligten nachgeben; sodann bitter aber auch die Qualität der Waare eine« stets offenen Ausweg um Nachtheilen zu entgehen; der Bäcker wird schwärzeres Brod lie fern, der Fleischer schlechteres Fleisch, der Brauer dünneres Bier rc.— und ein Meßinstrument für die Qualität ist eben nicht geboten. Dem Publicum dagegen fehlt eS an einem ständigen Vertreter, der Einzelne wird nicht leicht gegen eine zu hohe Taxe aufzutreten wagen, er fürchtet von jeder Anreize Weiterungen, Zeitverlust, wo nicht gar Kosten, und, wie die Erfahrung lehrt, bleiben auch Be schwerden über die Qualität der Waare in der Regel erfolglos, diese müßte denn so schlecht sein, daß vom gesundheitspolizeilichen Standpuncte einzuschreiten wäre. — Nie rann also der Ge- werbtreibende unter der Taxe verlieren, nie das Publicum gewinnen; der Nachtheil ist stets auf Seiten des letztem. Prüfen wir noch die besonderen Gründe, welche für die Beibehaltung der Taxen sprechen sollen — soweit nicht in Obigem bereits deren Widerlegung enthalten — so ergiebt sich Folgendes. Wenn man vor Allem anführt, daß in Zeiten der Theurung durch die Taxen gewaltsamen Ausbrüchen vorgebeugt werde, so bedarf es nur eine- Hinweise- auf die Erfahrung, um die Be hauptung zu nicht? zu machen. Gerade in solchen Zeiten hat man die Taxen aufgehoben, gerade da wurden Tumulte durch dieselben provocirt und gerade hier war eS zuletzt die Behörde, gegen welche solche Ausbrüche sich richteten. (Man dmke an die vielfachen Excesse und Gewaltthätkgkeiten, welche die Biettaxe in einem be nachbarten Staate hervorgerufen hat). — Wenn weiter behauptet wird, nur eine Poiizeitaxe biete die Füglichkeit dar, bei Theurung den Gewerbtreibenden zur Beschaffung de- Bedarf- an Lebens mitteln zu zwingen, so beruht die- auf Verwechselung der GewerbS- concession mit derGewerb-taxe, da nur erstere einm solchenAwang — der, an sich unausführbar, bei freier Concurrenz ein ganz unnö- thiger ist — zu rechtfertigen vermöchte. Annehmlicher erscheint auf dm ersten Blick der weitere Grund, daß man durch Taxen die Preise der Rohstoffe — de- Roggen-, Schlachtviehes rc. — im Zaume halte, und in der That sinder diese kindliche Ansicht noch Dertheidiger, solche nämlich, welche sich einm kleinen Bezirk von der übrigen Wett abgeschlossen denken, die Wirksamkeit des Verkehrs, weil ihnen derselbe unbekannt ist, nicht anerkennen und alle ihnen hoch dünkende Preise dem Ein flüsse de- Wuchers zuschreiben — und natürlich auch letzteren durch Polizeimaßregeln unschädlich gemacht wissen wollen. — Wir lassen uns hier nicht darauf ein, diese Gegner zu wkoertegen, weisen vielmehr nur auf die absoluten Nachtheile hin, welche aus einem solchen Erfolge der Taxe nothwendig entstehen müßten. So lange der Handel besteht und Ausfuhrverbote oder sonstige Be schränkungen ihn nicht hemmen, wird die Taxe die Preise nicht ermäßigen. Man wird gute- Getreide, gute Schlachtstücke rc. ausführen, wenn diese Gegenstände an andern Orten höher be zahlt werden und das minder Gute zum Ersatz anderwärts zu suchen enöthigt sein. Die- tritt namentlich bei dem Schlachtvieh ein. bestattet die Taxe dem Fleischer nicht für die bessere Qualität einen entsprechenden Preis anzulegen, so ist — wie dies die Erfahrung sattsam lehrt — die natürliche Folge, daß die vorzüglicheren Schlacht stücke ausgesührt werben, z. B. nach Berlin, Hamburg, England; die schlechtem bleiben zurück und werden von Außen zugeführt. Stockt der Absatz guten Schlachtviehes nach Außen, so richtet sich der Producent ein, solche- von geringerer Qualität zum Verkauf zu bringen; — immer ist es aber wieder das Publicum, welches dm Nachtheil davon trägt, da das Fleisch geringer Qualität im Berhältniß stet- weit cheurer ist als das bessere. — Sachsen ist aber besonders dringend darauf hingewiesen, bessere Schlacht stücke zur Bank zu bringen; die Qualität des Fleisches ist hier anerkannt im Durchschnitt eine weit geringere als anderwärts.— Wir haben noch zu 3. nachzuweisen, daß auch das wahre Interesse der betreffenden Gewerbe selbst, ihrer Entwickelung, ihres FortschreitenS die Aufhebung der Taxen erheischt. Jedes Gewerbe entwickelt sich in dem Grade, wie man es von äußern Hinder nissen und Schranken befreit, eS in Concurrenz zu treten zwingt; die Polizeitaxen fußen auf dem entgegengesetzten Princip, sie be reiten künstliche Hemmnisse, halten die Concurrenz nieder, vin- diciren die Gewerbsintelligenz der Polizei und unterdrücken sie im Uebrigen, indem sie dafür sorgen, daß jeder Bäcker, Fleischer rc., sobald er Bürger und Meister geworden, in dem betreffenden Gewerbe sein Auskommen finde, ohne ihn zu nöthkgen, aus dem althergebrachten Schlendrian herauszugehen. So übertrieben dies erscheinen mag, so wahr ist es; denn richtet die Behörde — wie die- in der Regel geschieht — ihre Taxe stets nur nach den in der nächsten Umgebung bestehenden Preisen der Rohstoffe und dergl. ein, nach der altherkömmlichen ereitungSMethode, der üblichen Derkaufsweise u. s. w., so befreit entsprechend zu vervollkommnen. Wir kennen eine Stadt, die, durch ihre Verhältnisse wie keine andere begünstigt, der raschesten Entwickelung fähig ist, aber unter dem Drucke von gewerblichen Privilegien aller Art keinm durchgreifenden Fortschritt in ihren Mauern aufkommen läßt, — deren Behörde die Brodtaxe schon au- dem Grunde auftechtzuhaltm sich verpflichtet hält, weil die Bäcker selbst nicht im Stande seien, die Presse Mr ihr Gebäck richtig zu berechnen. Bekannt ist auch, daß in Leipzig sonst, beim Bestehen der Fleischtaxe, so oft die Messe eine größere Zahl von Fremden herbeifühtte, die Meischpreise erhöht wurdm, «eil der Bedarf und damit in der Umgebung von Leipzig der Preis der Gchlachtstücke stieg. — Hier wie im ersteren Falle über nimmt die Polizeibehörde die Regelung der Preise mit Rücksicht
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