Tageblatt md Anzeiger. ^ 301. Montag den 27. Oktober. 1856. Bekanntmachung, die Abschlagung der Pleiße betreffend. Der Pleißenfluß wird wegen einer nothwendigen Ausschlämmung und eines Wasserbaues vom L. November d. I. an auf 8 Lage abgeschlagen werden. Während dieser Zeit ist vor den HauSthüren, in den Waschhäusern und Kellern, wie auch auf den Böden der Häuser reines Wasser in geräumigen Gefäßen für etwaige Nothfälle bereit zu halten und haben sämmtliche hiesige Hausbesitzer dafür, daß dieser Anordnung sorgfältig nachgegangen wird, bei eigener Verantwortung Sorge zu tragen. Zugleich wird darauf aufmerksam gemacht, daß während der Zeit, wo die Pleiße abgeschlagen bleibt, der Bedarf an Flußwaffer auf der Frankfurter Straße und am Halle'fchen Thore aus der Parthe zu erholen ist. - Leipzig, den 22. Oktober 1856. Der Nath der Stadt Leipzig. Koch. Cerutti. Bekanntmachung. Zum Besten der Theater-Pension--Anstalt wird als diesjährige zweite Benefizvorstellung Montag den 27. Oktober d. I. unter gütiger Mitwirkung der Fräulein Fanny Janaufcheck Maria Ttuart, Trauerspiel in 5 Acten von Schiller, ausgeführt werden. Fräulein Janauscheck hat sich während ihres diesjährigen Gastspiels auf hiesigem Stadttheater die größte Anerken nung aller Theaterfreunde zu erwerben gewußt. Um so dankbarer mußten wir für deren wohlwollendes und uneigennütziges Erbieten sein, bei dieser Pensions-Vorstellung Mitwirken und zu derselben besonders hierher kommen zu wollen. Wir dürfen daher um so zuversichtlicher diese Aufführung der Gunst des Publikums empfehlen, als die Darstellung der Maria zu den hervorragendsten Kunstleistungen der geehrten Gastin gehört. Der Beaufsichtigung des CaffengeschäftS hat sich Herr Moritz Lorenz (Firma: Brückner Lampe L Comp.) gütigst unterzogen. Leipzig, dm 22. Oktober 18s6. Der Ausschuß zur Verwaltung des Theater, PevßonS-Fonds. —- Stadttheater. Lessing- „Emilia Galotti" — vor Kurzem erst neu einstudirt — ward am Abmd des 25. Oktober- wiederholt ge geben. Schon bei Besprechung der Aufführung de- klassischen Trauerspiel- zum Benefiz der „ Berliner Alter-versorgung-anstalt für deutsche Theatermitglieder" durfte Referent sich über die Dar stellung in aneickennmdster Weise äußern — noch gelungmer und noch feiner au-gearbeitet erschien ihm jedoch diese zweite Vorstellung de- Wertes. Da- Ensemble war ein ganz vortreffliche-; eS zeigte sich in der ganzen Aufführung eine gewisse, der Bedeutung de- Stückes angemessene Ruhe und Würde, neben äußerer Feinheit und Noblesse. Erwähnt sei noch, daß man diesmal eine Aende- nmg der Regie, mit der sich Referent nicht einverstanden erklären konnte — die Identification de- Battista mit dem Kammerdimer de- Prinzen — beseitigt hatte. Man hatte bei der zweiten Vor stellung die Rolle de- Battista Herrn Gitt übertragen und über haupt bezüglich der Neueren, aber zum Lheil nicht unwichtigen Rollen der Bedienten durch Tausch eine zweckmäßigere Besetzung erzielt. — Die Verdienste der in diesem Trauerspiel beschäftigten Darstellerinnen EränttA Krancke — Emilia, Frau Wohl stadt — Orstna, nutz Fräulein Huber — Claudia) habm wir bereit- gebührend -ewchMßt-- auch bypual läßt sich nur Gutes von dm Leistungen dieser Mitglieder sdgM. — Von dm männ lichen Darstellern müssen wir zuerst de- Herrn Stürmer als Odoardo gedmken. To Treffliche- derselbe schon in der ersten Vorstellung leistete, so war doch seine Wiedergabe de- herrlichen Charakter- an diesem Abende eine noch feiner ausgearbeitete und dem inner« Wesen desselben noch mehr entsprechende. Diese lebens wahre, im Geiste der Dichtung aufgefaßte und durchgeführte Gestaltung mußte zünden und einen großen und nachhaltigen Ein druck machen. — Herr Laddey löste auch diesmal seine große und besonder- schwierige Aufgabe zu voller Befriedigung, wie auch die Rolle de- Prinzen zu den besten Leistungen gehört, die wir bi- jetzt von Herrn Rösicke aesehen habm. Beiläufig sei er wähnt, daß Herr Rösicke den Prinzen diesmal in Uniform gab; e- entspricht da- jedenfalls mehr der Zeit der Handlung und den Verhältnissen, in dmm sich die Tragödie bewegt. Was wir von den Vertretern der übrigm Rollen (dm Herren Wenzel — Appiani, Scheibe!. — Conti, und Saalbach — Camillo Rota) bei Geleaenheit der ersten Vorstellurw sagten, gilt auch für diese. — Dm Angelo gab diesmal Herr Böckel, der damit ein aelungme-, mit einem leichten Anflug von Humor au-gestatMe- Gmrebild lieferte. — Da- Publicum schien von dieser Vorstellung sehr befriedigt zu sein und gab dm in dm großen Rollen beschäftigte» Darstellern vielfache Beweise von Anerkennung. Ferdinand Gleich.