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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-10-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185610310
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18561031
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18561031
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-10
- Tag1856-10-31
- Monat1856-10
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.10.1856
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4926 Bildung des Willens*). Um den Gefahren des Ueberaana- aus der Erziehu^ zu der Selbstbestimmung vorzubeugen, stä'r-e man ftühe den Willen, daß er sich nach Beweggründen und nicht bloS nach sinnlichen An trieben bestimme, oder durch letztere umstimmen lasse. Durch Be weggründe läßt sich auch auf den Jüngling noch einwirken, durch Strafen und Drohungen nicht mehr. Für die Willensstärke, woraus die Charakterfestigkeit sich entwickelt, muß, wenn sie als ein Product der Erziehung erscheinen soll, schon frühzeitig Vor kehrung getroffen werden. Man lasse zu diesem Zweck das Kind nicht Vorsätze nachbeten oder in der Herzensangst hervorstammeln, sondern mit freier Seele fassen und aussprechen, sei ihm nun aber auch behülflich zur Ausführung, und rüge ernstlich jeden Abfall. Nur kein Hohn über einen Rückfall oder auch über einen wunder lichen Voriatz. Das Kind ist ja von Natur flatterhaft und phan tastisch. LKag der Vorsatz vielleicht ungereimt oder unausführbar sein, man weise ihn nicht eher zurück, bis er sich dem Kinde selbst als einen solchen bewiesen hat. Der Wille muß sich versuchen, und es muß durch Thatsachen zu Gemüthe geführt werden, daß sich nicht Alles durchführen läßt, aber nicht minder, wieviel Be harrlichkeit vermag. Durch weitläufige Auseinandersetzungen wird die Willenskraft nur geschwächt. Das beständige Eingreifen, Ra then, Ermahnen, Hofmeistern läßt die Kraft nicht zum Wachs thum gelangen. Man verliert in der Zukunft, was man etwa in der Gegenwart gewinnt. Der Erzieher muß Eigenheiten des Zöglings ertragen und achten, weil dieselben Keime künftiger Selb ständigkeit enthalten. Dazu darf er niemals vergessen, daß auch der Wille stufenweise zu üben ist, daß also in einem späteren Jahre vollkommen berechtigt ist, was in einem früheren als An maßung, Vorwitz erschien. Die ersten Versuche sind gegen die Verlockungen der Sinnlichkeit gerichtet. Es muß für das Kind zur Ehrensache werden, über seine Sinnlichkeit Herr zu sein. Mit einem gewissen Stolz muß es sagen: „Ich könnte wohl, aber ich mag nicht". Um ihm Dies zu erleichtern, muß der Erzieher die Reize, welche die Sinnengenüsse zu verschönern pflegen, entfernen, dagegen allen freiwilligen Entsagungen möglichst viel Annehmlich keiten zufügen, das Gute leicht, das Böse schwer machen. Die Willenskraft erstarkt mit jedem Sieg, den sie erringt; durch Niederlagen wird sie für alle folgenden Fälle geschwächt. Selbst ein gewisser Trotz kann deshalb bei Knaben von guter Vorbedeu tung sein. Jedenfalls ist die allzu große Schmiegsamkeit bedenk lich. Ein sehr gewöhnlicher Fehler ist, Ausnahmen in der Aus führung guter Vorsätze zu gestatten. Weil es Sonntag, weil man auf der Reise, weil es kalt ist u. s. w., soll man einen Vorsatz, den man allgemein und zum eignen Besten gefaßt hat, suspendiren, und sich die Befolgung für die Zukunft schwerer machen. Wer solchen Zureden nachgiedt, bei dem ist der Ernst des Entschlusses schon untergraben, er sucht nur Ausreden, um sich vor sich selbst und Anderen zu entschuldigen. Freilich sind auch die Umgebungen gewöhnlich sehr bereit, solche Wortbrüchigkeit vor dem Forum des Gewissens zu entschuldigen und als etwas Unbedeutendes darzu- stellen. Geben sich ja bekanntlich die Studenten unter einander das Ehrenwort zurück, was offenbar nichts Anderes ist, als Men- schenzeugniß höher achten, als Gottes Zeugniß. Eins aber ist zu verhüten: daß die Vorsätze nicht etwa mit feierlichen Betheurungen ausgesprochen werden, wenn doch ein Abfall zu besorgen, oder wenn die Sache nicht von Bedeutung ist. Auch ist es vorzuziehen, wenn kindliche Vorsätze nicht ausdrücklich für Lebenszeit gefaßt, sondern bessere Einsicht Vorbehalten wird. Es darf nichts Be schämendes in der Erinnerung an frühere Vorsätze liegen. Den Willen auf die Probe stellen, kann unter Umständen förderlich sein, denn der Sieg freut das Kind desto mehr, wenn der Erzieher eö bemerkt hat; die Niederlage schmerzt mehr, und für einen fol genden Fall tritt die Scheu vor Entdeckung hinzu. Jedoch darf keine Komödie daraus werden, und die Probe darf nicht so oft wiederholt werden, daß Gleichgültigkeit entsteht; auch darf sie nicht so weit aehen, daß das Kind geradezu in Versuchung geführt würde. Die Geneigtheit zum Guten wächst im Stillen auch ohne Proben, wenn nur das Äöse abgehalten wird. Ueberdies erscheint der Erzieher, wenn er solche Proben anstelle, nur allzu leicht als ein Ausiaurer, also in einer unrühmlichen Stellung. Vor einer Täuschung hat sich der Erzieher vor Allem zu hüten, nämlich als sei der Zögling darum charakterfest, weil er ungern gehorcht. Es *) Lehrbuch der Erziehung und de- Unterricht- von vr. Eurtman. Winter'sche Verlag-Handlung in Heidelberg und Leipzig. giebt Menschen, welche unter gewöhnlichen Umständen höchst eigen willig erscheinen und doch unter Gefahr und ScWierz nicht die mindeste Ausdauer zeigen, es Mt sogar Herrschsüchte Charaktere, welche sich auf Umwegen wieder völlig beherrschen lkssen. Diesen Schein muß das Auge des Etziehers durchdringen. Der Zweck ist nicht eher erreicht, als bis die Standhaftigkeit des Zöglings sich in Erfahrungen erprobt hat und zwar in Erfahrungen, wo die Beweggründe deutlich zu erkennen waren. Die äußere Consequenz ist wohl eine Erscheinung starker Willenskraft, jedoch nur eine einseitige. Man soll deshalb Mht allzu hohen Werth darauf legen. Nicht jeder Pedant ist ein willenöstarker Mensch. Im Gegentbeil sind es oft die lebensfrohen, heiteren Naturen, welche die meiste Widerstandskraft im Kampf gegen Unglück und Verführung be sitzen. Die Erziehung darf hier am wenigsten auf der Oberfläche stehen bleiben. Stadttheater. Nach ihrem Auftreten in der Benefiz-Vorstellung des Thealer- Pensionsfonds erfreute uns Frl. FannyJanauscheck mit noch zwei Gastvorstellungen. Am 28. Oktober trat sie als Mathilde in dem gleichnamigen Schauspiel von Roder ich Benedix, am 29. als Königin Elisabeth in Laube's Trauerspiel „Graf Essex" auf. Wie das nicht ander- zu erwarten stand, bewahrte Frl. Janaus check auch in diesen beiden Rollen jene große Künstler schaft, die wir in allen den uns überhaupt bekannten Leistungen der Darstellerin stets fanden. Was aber vor allem Anderen für die künstlerische Intelligenz der Gastin nicht minder, wie für ihre hohe Begabung spricht, ist, daß sie in jeder ihrer Gestaltungen als eine andere Person erscheint, nicht die eigene Individualität auf den darzustellenden Charakter überträgt, sondern uns das voll ständig und ungetrübt giebt, was der Dichter will — den betreffenden Charakter selbst. Die beiden in Rede stehenden Gastvorstellungen des Frl. Janauscheck aaben bei der großen Verschiedenartigkeil der Aufgaben die beste Gelegenheit, diesen großen Vorzug der Künstlerin zu würdigen. Als Mathilde war Frl. Janauscheck ganz das in bürgerlichen Verhältnissen lebende, nur liebende und sich aufopfernde Weib. Anmuthend und gewinnend war hier die tiefe Empfindung, welche die Darstellerin in diesen Charakter hinein legte, der zarte poetische Duft, mit dem sie diese Frauengestalt zu umgeben wußte. Als Elisabeth dagegen war sie ganz das Weib, das auf der höchsten irdischen Höhe steht, die mächtige, staatskluge, stolze Königin, die aber — ganz so wie sie der Dichter geschildert - selbst auf dieser Höhe immer eine Frau bleibt und nicht frei ist von weiblichen Leidenschaften und selbst Launen. Auch nicht ein Zug in diesem imponirenden Bilde, das uns Frl. Janauscheck entrollte, erinnerte an die sich in anderer Sphäre bewegenden Ge staltungen derselben. — Der Erfolg der Künstlerin war auch in diesen beiden Vorstellungen ein ungewöhnlich großer; man zollte ihr die lebhafteste Anerkennung und selbst an reichen Blumen spenden fehlte es nicht. Besonder- zahlreich war die Vorstellung de- Laube'schen Trauerspiels besucht. — Bride Aufführungen ließm, auch was die Leistungen der übrigen Mitwirkenden und das Ensemble anlangt, wenig oder nicht- zu wünschen übrig und gereichen daher unserem Personale wie der Oberleitung der Bühne nur zur Ehre. Ferdinand Gleich. Dampfküchc. Bereit- in Nr. 276 d. Bl. ist auf eine neue Art der Verwen dung de- Dampfes in der Küche, nämlich zur Herstellung von Braten, aufmerksam gemacht worden ; eine nähere Beschreibung der dazu nöthigen Apparate, wie sie Einsender an mehreren Orten, namentlich eben jetzt in der Küche der Restauration des Herrn Schatz gesehen hat, dürfte jedoch Vielen interessant sein. Bisher verwandte man den Dampf zum Kochen der Speisen weist nur in der Wisse, däß man denselben direct in den Speise- kessel ausströmen ließ; allein bei dieser Methode werden die Speisen leicht wässerig, zerkochen leicht und der durch da- Einströmen des Dampfes entstehende Lärm ist für da- sich in der Mhe befindende Personal oft sehr störend. Ander- verhält es sich mit der indirekten Anwendung des Dampfes in sogenannten pneumatischen Kesseln oder Töpfen, wie sie bereit- in mehreren hiesigen öffentlichen Anstalten, z. B. im neuen Armenhause, der städtischen Speise-Anstalt, Jakob-Hospital und in der genannten Restauration ausgestellt find. Ein solcher
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