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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1856
- Erscheinungsdatum
- 1856-11-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185611119
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18561111
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18561111
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1856
- Monat1856-11
- Tag1856-11-11
- Monat1856-11
- Jahr1856
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.11.1856
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ AI«. Dienstag den 11. November. 1856. Prolog zur Aufführung des ,,Fiesco" von Schiller, gesprochen von Herrn Röficke im Stadttheater am Vorabende zum Schillerfeste 1856. Die Nachwelt sühnt dem Schatten erst die Schuld, Die an dem Lebenden begeht das Leben. Stiefmütterlich und kalten Herzens blickt Die Mitwelt auf den Genius herab, Antheil versagt sie dem Bedürftigen. Ein schon bekränztes Haupt neu zu bekränzen, Wohl ist es schön — doch nicht verdienstlicher, Als aus des Tags erbarmungsloser Noth - Da- stille, keimende Talent zu retten, Beschwicht'gend rings des Neides gift'ge Stimme. Doch jeder Tag zeugt noch die alte Qual, Zeugt noch der Sorgen ungestillte Schatten, Wie sie ein Schiller furchtbar einst erkannt. Seht ihn in Frankfurts engem Stübchen dort, In schlechtster Hütte, von der Welt verlassen. Bei Winterfrost, mit siechem Leib und Herzen, Tief brütend sein und seines Werks Geschick. Neu dichtet' er den Helden Genua's, Jndeß ein treuer Freund ihm am Clavier Trost spendet in geliebten Melodien. Noch blinkt am Hoffnungsbaum ein grüner Zweig, Der Bühne Mannheims sendet er sein Werk — Fruchtlos kehrt es zu seinem Schöpfer heim, Und nieder sinkt der Hoffnung letztes Blatt. Doch wie der Dichter mit dem Schicksal rang, Sein Feuergeist schwang sich voll Selbstvertraun, Die Menschheit zu erobern, kühn empor. Ein Felsenquell, bewußt der innern Kraft, Wuchs er zum allbewältigenden Strom, Der spiegelte deS Leben- hohe Steme. Solch einen Stern, im Sturm der Leidenschaft Enthüll' euch de- Tragöden ernste Kunst. Ihr seht den schönen Wahn, zu edler Sitte, Zu gleichem Recht die Brüder zu erhöhn, Der Tyrannei den Purpur abzureißen, Durch Adlerkühnheit schöpferischen Drangs. Fiesco strebt mit treuvereinten Häuptern, Schon glänzt der Freiheit Licht — weh! da erfaßt'- Dämonisch ihn, den Lorbeer sich zu flechten; Ehrsüchtig wagt er'S, aller Warnung taub. Und stürzt, ein Opfer eigennütz'gen Stolze-. Folgt in des Helden Zeit denn dem Gedicht, Doch denkt der Zeit auch, wo'S der Dichter schrieb; Der Drang nach Freiheit schürte seine Glut, Der Dichtung Weihe ward des Mangel- Trost, Groß blieb sein Wollen im Bezirk der Schranke: Reich ist die Kunst und göttlich der Gedanke! Adolf Vöttger. Geffenl liche Gerichlsv erh and iun g en. Am 14. jetzigen Monat- werden vor dem hiesigen Königlichen Bezirksgerichte in dem hierzu bestimmten Locale der sogenannten alten Waage am Markte folgende UmersuchungSfälle verhandelt werden: 1) Die Untersuchung wider Johann Christian Eduard Fried rich, wegen unzüchtiger Werke mit einem Kinde, Vormittags um 8 Uhr in geheimer Sitzung, welcher Vormittags i/r10 Uhr die Verkündigung des Erkenntnisses in öffentlicher Sitzung folgen soll; 2) die Untersuchung wider Friedrich August Albert Gebhardt wegen ausgezeichneten Diebstahls Vormittags r/r10 Uhr in öffentlicher Sitzung und 3) die Untersuchung wider Ludwig Carl v. Holleben, wegen Zweikampfs, Vormittags um 11 Uhr ebenfalls in öffent licher Sitzung. Stadttheater. Am 9. Novbr. ging Meyerbeers „Prophet" in Scene. Es ist diese Oper seit fast zwei Jahren hier nicht gegeben worden, die Besetzung war demnach theilweise eine neue. Die interessanteste Partie der Oper, die Fides, sang diesmal Frl. Hy bl. Da diese Sängerin Contraltistin ist, war es nothwendig geworden, die Partie in der Höhe noch mehr zu punctiren, als das für Sängerinnen von minderem Umfang in der hohen Stimmlage schon vom Com- ponisten selbst geschehen ist. Die Fides ist aber eine Altpartie nicht zu nennen, sie ist für einen Mezzosopran von allerdings un gewöhnlichem Umfange gedacht und muß daher, um zu voller Wirkung gelangen zu können, auch von einem solchen gesungen werden. Eine Altistin wird in Folge des Aurechtlegens der Partie und auch weil ihr die Klangfärdung des Mezzosoprans fehlt, mit dieser Rolle stets einen sehr schweren Stand haben. Referent hat schon öfter da- unermüdliche und nicht erfolglose Streben des Frl. Hy bl anerkannt; auch auf die Fides haue sie vielen Fleiß ver wendet und was musikalische Sicherheit und Correctheit b trifft, läßt sich gegen diese ihre Leistung im Allgemeinen nicht- sagen. Auch bezüglich der Wiedergabe des geistigen Element- suchte Frl. )ybl den hier zu stellenden Anforderungen zu entsprechen. Der trfolg dieser Leistung war jedoch nur ein sehr mäßiger, weil eben die Partie sich für die Stimmmittel der Sängerin nicht eignet, weil sie überhaupt auch in dramatischer Beziehung eirr der schwierig sten Aufgaben ist, vielleicht auch, weil unser Publicum die FideS oft und zum Theil in großer Vollkommenheit gehört hat und ihm daher die starken Aenderungen, die zuweilen bi- zu gänzlicher Um gestaltung der Melodie gingen, auffallen mußten. — Die zweite weibliche Partie, die Bertha, sang Frl. Mayer. Wir kennen die Leistungen dieser Sängerin als Bertha von früher her und schätzten da-, wa- sie in der schweren und anstrengenden Partie gab, ganz besonder-. Auch diesmal zeigte sich Frl. Mayer als eine tüchtige Sängerin und, namentlich im letzten Acte, auch als geübte Darstellerin. WaS sie gab, entsprach allen den Erwartungen, die man von ihr hegen durfte; besonders gelang ihr das Duett mit Fides im vierten Acre. — Die bedeutendste Leistung de- Abends, was Gesang und was Spiel anlangt, war Herrn Kreuzer- Johann. Der schätzbare Sänger führte die große und schwere Partie von Anfang an mit glücklichster Steigerung durch. Am
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