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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.02.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-02-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185202295
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18520229
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18520229
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-02
- Tag1852-02-29
- Monat1852-02
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.02.1852
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Leipziger Tageblatt und - E- Anzei ge r. tzo. Sonntag den 29. Februar. 1852. Bekanntmachung. Da die, zu Vertilgung der Raupennester durch unsere Bekanntmachung vom 8. vorigen Monats gesetzte Frist längst abgelaufen, gleichwohl der darin enthaltenen Weisung von mehreren hiesigen Garteninhabern noch nicht oder nicht gehörig Folge geleistet worden, so wird gedachte Anweisung andurch wiederholt mit der Verwarnung: daß in allen Gartengrundstücken hier, wo . ^ ^ ^ bis zum L. März dieses Jahres die Beseitigung der Raupennester nicht gehörig bewirkt sein sollte, dieses alsdann ObrigkeitS- wegen auf Kosten der Säumigen veranstaltet und gegen Letztere außerdem mit Geld- oder Ge fängnisstrafen verfahren werden wird. Leipzig den 17 Februar 1852 Der Ruth der Stadt Leipzig. Koch. Stadith eater zu Leipzig. Bermuthlich durch die phrenologischen Vorträge de-Or. G. Scheve veranlaßt, ging vorgestern das alte Kotzedue'sche Lustspiel „Die Organe de- Gehirns" in Scene. Das Stück ist eine Satyre auf die Gallsche Schädellehre, die von der Rvmanliteratur früherer Iahrzehmde vielfach benutzt und zu einer so bekannten Anekdote aemacht worden ist, daß wir über den Inhalt des Stücks getrost schweigen können. Man merkte der Aufführung freilich an, daß da- Stück übereilt einstudirt war; doch ging das Spiel glatt genug, um zu befriedigm. Vortrefflich spielte Fräulein Schäfer als Caroline v. Hellstern, desgleichen untadelhaft Fräulein Lieb ich und Herr v. Otheg raven; die komische Rolle des trunksüchtigen Bedienten hätte durch Niemand besser besetzt sein können, als durch Herrn Ballmann, und die Herren Stürmer (Walther), Bellosa (Eduard) und Menzel kann mit Recht kein Tadel von Bedeutuna treffen. Herr Klager gab den Herrn v. Rücken mark. Daß er seine Rolle leichtfertig behandelte, geht daraus hervor, daß er sie mehrfach, theils Sinn und Worte verdrehend, theils improvisirend für persönliche Angelegenheiten benutzte. Kotzebue erlaubte sich viel, aber ein Ausdruck wie „die meisten Genies saufen" gehört — wissen wir bestimmt — nicht ihm, sondem Herrn Kläger an. Diese vier Worte mochte nun Herr Kläger fiir sein Interesse sehr wohlthätig finden; allein wir dürfen ihm versichern, daß er mit seinem herzberuhigenden Orakel Niemanden als sich selbst täuschte. Dasselbe beweist, daß er sich für ein Genie hält. Wer sich aber ein Genie zu sein einbildet, ist niemals eins. Auch ist es eben so unwahr, daß „die meisten Gmies saufen," als daß jeder Säufer ein Genie sei. Herr Kläger hat uns also durchaus nicht von seinem Gmie überzeugt, am wenigsten in der zweiten Hinsicht mit sich versöhnt. Wollen wir dann aber glauben, daß es dramatische Künstler gab, die selbst im Zustande der Trunken heit spielen konnten, und zugeben, daß diese für Genies zu halten seim, so stände der Beweis für einen solch« Schauspieler desto schlechter, welcher in der Trunkenheit zu spielen aufhören muß und die «nangenehmsten Störungen veranlaßt. Weiterhin erlaubte er sich eine eben so plumpe als unverstän dige Rache gegen die Theaterkritik zu improvisiren, indem er bei Gelegenheit der Betrachtung der Todtenköpse den Kritiker (natür lich, der ihn getadelt hat) dumm und gehimlos nennt. Auch hier beweist sich Herr Kläger gar nicht als ein Genie, denn durch diese Improvisation hat er unpfiffiger Weise dem Hause erst recht gesagt, daß er der Gegenstand de- Tadels gewesen ist. Zugleich bewies er, daß er sich über jede Beurtheilung erhaben dünke und an eine Weiterbildung bei ihm nicht zu denken sei. Daher würde die Kritik nicht unrecht thun, die Mühe für ihn ferner zu sparen, ihn ganz unbeachtet zu lassen. Es wundert uns aber, daß sich Herr Kläger derartige Un gezogenheiten erlaubt, in denen er eben so sehr das Publicum, als, hoffen wir, die Direktion beleidigt, da er von allen Theatermit- aliedern einzig dasjenige ist, welches um Nachsicht sehr besorgt zu sein Ursache hat. Er verunehrt aber durch die fortwährenden Skandale, die er macht, oder zu denen er sich ungmialer Weise gebrauchen läßt, nicht blos Publicum und Direction, sondern auch seine Collegenschaft, und es dürfte uns nicht wundem, wenn man sich endlich allerseits dessen müde bewiese und ihm zeigte, daß man die Einbildung von seinem unersetzbaren Genie nicht mit ihm theile. Endlich wollen wir seine Improvisationen durch Shake speare, dem er vielleicht jenen dummen Schädel nicht zuzuschreiben wagen wird, kritisiren lassen und führen zu diesem Zwecke die Worte aus Hamlet (IV. Aufzug, 1. Auftritt) an: „Denen, die Eure Komiker vorstellen sollen, schärft ein, daß sie nicht mehr sagen, als in ihren Rollen steht; denn es giebt bisweilen solche unter ihnen, die sich einen Spaß daraus machen, selbst eine Anzahl alberner Zuschauer zum Lachen zu bringen. Das beweist eine erbärmliche Art von Einbildung an den Narren, die es thun." Unser- Wissens besitzen gegenwärtig selbst die kleinsten Bühnen ihr Gesetz gegen Albemheiten dieser Art; auch dürfte es schwerlich ein Gmie und wahrer Künstler mit seiner und seiner Kunstgenoffen Ehre vereinbar finden, sich so etwas zu Schulden kommen m lassen. Zum Beschluß wurde „die Hochzeitsreise" von Benedix aufgeführt. Der Professor Lambert ist eine der schönsten Rollen de- Herm v. Othegraven, denn er beweist in ihr, daß der denkende Künstler auch mit einem geringen Material eine kräftige Wirkung hervorzubringen im Stande ist. Fräulein Schäfer, Frau Günther-Bachmann, Frau Kläger und Herr Ball mann sind die übrigen Darsteller, und mit ihnen ist das kleine Stück vortrefflich besetzt. Stellenweise, besonders wo die Hand lung dünn ist, hätte das Ausammenspiel ein wenig rascher gehen können; sonst dürfte kaum etwa- zu wünsch« übrig geblieben sein.
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