UM WENIGER ZU LEIDEN . . . 239 verleihen, als könnte hierdurch Mißgeschick er wachsen. Sie fürchten, wenn über ihr Gemüt Schatten der Worte glitten, so könnte dies der An fang ihrer Schwäche werden, leichte Verfärbung ihrer unbesorgten Kraft; unmerklicher Riß, doch der versteckt weiter klüftet bis zur Zerrüttung. So lange als irgend angängig, verbergen sie diesen kränkenden Schrecken vor nahen Freundinnen und eifriger noch möchten sie ihn jenem nicht zeigen, dem er Anlaß zu Selbstzufriedenheit mit sich und zu Mitleid mit ihnen sein könnte. — Wenn ich nun aber gerade zu Dir von dieser möglichen Eifer sucht rede, deren tatsächliche Angriffe ich zwar noch nicht spüre, so geschieht es, oder richtiger, mein Gefühl zwingt mich, mit allen Kräften zu versuchen, den gewohnten Formen dieser Seelen krankheit zu entgehen. Unbestreitbar bin ich schon eifersüchtig auf Dich, im weitesten Sinn und so im allgemeinen, und das ist nicht quälend. Ein großes Gefühl bringt das wohl mit sich. Dein Leben, ohne das ich jedoch mein Dasein nicht, zu fristen vermöchte, macht mir keine Freude. Es kann mir nicht gefallen, daß Du mir alle Räume durchwölkst und alle Himmel überfärbst; diese einförmige Tönung, dieser ein zige Duft, mit denen Du das All verwandelst in eine unbestimmte unklare Form Deiner selbst, sie sind die Negation meines vielfältigen Wesens und meiner schöpferischen Phantasie. Alles, was Dich zerstreut oder vergnügt, sei es nun ein Buch, ein Spaziergang, sei es die luftige Blase, die an der Oberfläche eines Teiches sich gelöst,