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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185206214
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18520621
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18520621
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-06
- Tag1852-06-21
- Monat1852-06
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.06.1852
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Tageblatt und Anzeiger. ^ 173. Montag den 21. Juni. 1852. >err chauplprüsung am Lonservatorio am 19. Juni 1852. Was am genannten Tage dem kunstliebenden Pubtico Leipzigs von einigen Zöglingen am hiesigen Conservatorio geboten ward, war ein wirklicher Genuß. Die Wahl und Reihenfolge der Stücke war gelungen, und auch die Dauer des Concertes nicht ermüdend, was bei keinem musikalischen Vortrage außer Berechnung bleiben sollte, zumal bei der unvermeidlichen Hitze des verhältnißmäßig kleinen Gewandhaussaales, denn selbst die stärkste Natur muß schließlich dem Zuviel in beiderlei Beziehung unterliegen. Ich könnte meine Besprechung kurz fasten, ich brauchte nur zu sagen, alle vorgetragene Piecen haben gefallen, sind gut vorgetragen und gut ausgeführt worden, und ich würde die Sache getroffen haben; allein ich will aus Gründen etwas genauer, wenn auch nur mit wenigen Worten und andeutungsweise auf die einzelnen Leistungen eingehen, und werde dabei die Reihenfolge beobachten, wie sie mir das Programm an die Hand giebt. Louis Brassin von hier trug ausgezeichnet und mit vor, und bewährte gute Schule. Er bewies nicht bloS ...Äigkeit, sondern daß er seine Angabe kannte und in deren höheren Sinn einzudringen verstand. Man erkannte an, waS er geleistet. Fräulein Walsey auS Cöln hat eine kräftige Stimme, und Anlage zur Bravour-Sängerin; nur im k^orte wollte ihr einige Male da- Einsetzen der Stimme nicht ganz gelingen. Möge sie sich von dem leider Mode gewordenen Tremuliren fern halten, denn eS muß schließlich jeder Sängerin, welche dieser Mode hul diget, so ergehen, wie der gefeierten Pariserin, welche wir jüngst auf unserer Bühne hörten: das die echte Kunst liebende Publicum wird wohl die Kunst bewundern, sich aber nicht daran ergötzen, und schließlich gar Mißfallen an der Vortragsweise finden. Frl. Walsey verspricht wirklich etwas, wenn sie erst noch mehr Sicherheit er langt haben wird. Herr« Robert Friese von hier war darum eine schwere Auf gabe zu Theil geworden, weil er sich zu viel in künstlicher Dis harmonie ergehen mußte. Wir wissen wohl, daß solche Kunststücke auch in der Mode stehen, können aber nicht glauben, daß dadurch die Zuhörer wirklich erstellt werden. Herr Friese spielte mit großer Fettigkeit und hat gewiß die Zufriedenheit des Dirigenten erlangt, auch hatte er guten Vortrag und verstand es namentlich, seinen Kölner zu beherrschen. Wie wir dies meinen, darüber müssen wir eine kurze Erklärung geben. Es darf wohl nicht bestritten werden, daß durch die erforderliche Stellung oder Lage der Violine der Borttagende in eine Situation kommt, welche eine sehr gewandte Behandlung des fraglichen Instrumentes verlangt, wenn die ganze Haltung des Spielers eine edle ästhetische bleiben soll. Am deut lichsten wird uns die-, wenn wir uns eine Dame als Violinspielerin denken. Will nun der Violinspieler allen Anforderungen entsprechen, so kann man von ihm verlangen, daß sein Instrument eine durch aus gefälliae Lage erhält, die Arme nur die unumgänglich nvth- wendjgen Bewegungen und diese mit Grazie machen, sonst aber der Körper in einer natürlichen edlen Stellung gehalten werde. Darum darf nicht der Kopf mit hin- und herfahren, bald hoch, bald niedrig stehen — denn dessen Aufgabe ist es nicht, mecha nisch mit thätig zu sein, noch weniger aber darf der Körper sich hin - und herwiegen — da- giebt unästhetische Formen und Ge berden, und diese stören selbst den besten Vortrag. Von dem hier aerügten Fehler hielt sich Herr Friese fem, die Haltung seines Körpers war eine ziemlich edle. Er emtete verdienten Beifall, wiewohl seine Aufgabe eben wegen ihrer Eigenthümlichkeit weniger gefallen konnte, als die seines College«, wovon wir später sprechen werden. Fräulein Bleyl von hier hat eine schwächere Stimme als ihre Vorgängerin, aber ihr Gesang war sehr anmuthig und sicher, auch erhöhte sich im Fortgange des Vortrages ihr Muth, so daß man mit vollem Rechte sagen kann, sie hat ihre Aufgabe aut ge löst. Dazu kam, daß diese selbst ein allgemein beliebte- Stuck aus des großen Webers klassischer Oper zu behandeln hatte. — Auch ihr ward verdienter Beifall gespendet gleich ihrer Vorgängerin. Herr Georg Haubold von hier war, wie bereits erwähnt, schon wegen der ihm gestellten Aufgabe im Vortheile, denn diese mußte wegen ihrer dem Ohre weit gefälligeren melodiereicheren Zu sammenstellung nothwendig mehr gefallen. Er hatte auch schwere Passagen, die an - Kunststückmachen grenzten, ur bestbhen, qllein es war doch die HarmvÜir nicht verletzt, der Spieler konnte fti« Gefühl mit zu erkennen geben und der Hörer wurde erquickt. Ich spreche für den Kenner vielleicht nicht ganz kunstgerecht, allein ich lasse mich damit nicht schrecken, ich behaupte ganz entschieden, die Musik muß auch den Laien entzücken, sonst erfüllt sie ihren Zweck nicht. Sie soll wie jede schöne Kunst das Gefühl veredeln, soll geistig erheben, dieß kann sie aber nur durch Harmonie und edle Einfachheit. Das beweiset uns Vater Mozart. Der treibt'- nicht mit Gerassel und Geprassel — und man hört doch alles gern, waS uns Mozart gedichtet hat. Darum bleibt er immer neu, und darum hat er bis jetzt noch über alle neueren Moden mit dem ge sunden Sinne der Zuhörer gesiegt. Kein Wunder, daß Herr Haubold über Herrn Friese ge stellt wurde, Berichterstatter hat es auch gethan. Er spielte vortrefflich und war mit ganzer Seele bei seiner Sache; er hatte aber eben auch Gelegenheit, in schöner Tonzusam menstellung die Macht der Violine — und der Musik überhaupt — zu zeigen. Möchten sich doch alle Künstler von den Laien sagen lassen: „Laßt das zu Künstliche, ihr werdet größere Triumphe feiern, ihr braucht nicht eine Saite nach der andern zu zerreißen, um schließ lich noch auf der letzten große Kunststücke zu fabrkciren, nein, spielt nur mit allen Saiten, aber recht natürlich einfache, schöne Sachen; und wir werden Euch dafür dankbar sein." Recht gut, daß man dem angehenden Künstler in so schwierigen Sachen seine Kunstfertigkeit üben und Leisen läßt, der eigentliche Künstler aber sollte es verschmähen, durch solche Mitt n zu wostm. Von dem Kehler etwa- zu vieler Körperbewegung mar Herr Haubold nicht ganz frei. Herr Grimm wird gewiß noch Gute- leisten, er versteht die Jnstrumentirung, und wird sicher bei weiterem Studio an Jdeen- reichthum gewinnen. Die best- LetLmg war entschieden die dritte Pi-c^ Die Blas instrumente erschienen bisweilen für die Größe deö Saales etwas zu stark. ES ist sehr erfreulich, daß das Conservatoriupi auch solche Schüler aufzuweisen hat, welche sich bis zu größere« Compositkonen versteigen können. Er emtete ebenfalls rauschenden Beifall.
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