Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-06-30
- Sprache
- Deutsch
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- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185206308
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-06
- Tag1852-06-30
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.06.1852
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 182. Mittwoch dm 30. Juni. 1852. Morgen Donnerstag den 1. Juli a. Abends 6 Uhr ist öffentlich- Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung. >) Gutachten der Deputation zu den locatstatut. Angelegenheiten, die Anstellung eines »weiten Schulqeldcr- EinnehmerS betr. ° 2) Gutachten der Finanzdepukation, di- Errichtung und zeitweilige Unterstützung einer Goldscheide-Anstalt betr. 3) Wahl eine« besoldeten StadtratheS. ' ^ ' 4) Gutachten der Finanzdeputation, die zum Betriebe der Lagerhäuser erforderlich werdenden Anstellungen von Beamten betr. Fahrt nach Rügen*). In Begleitung meiner Reisegesellschafter begab ich mich auf das Dampfschiff Merkur, welches früh '/r6 Uhr von Swinemünde nach Rügen abging. Es waren auf demselben 30 bis 40 Paffa giere, einschließlich vieler Damen, und darunter (muthmaßlich be zeichnet) ein Cavalier, ein Schiffscapitain, zwei Schiffsbaumeister, ein Beamter, ein Justizcommiffar, ein Gymnasiallehrer, ein Tourist, rin Forstete*,, ein Fabrikant, Kaufleute, Galtinnen und Töchter der Passagiere, eine Baronesse, eine Gesellschafterin, ein Schiffs- stäulein, eine Kammerzofe, einige Diener. — Nach einer stürmi schen und regnerischen Nacht hatte sich der Himmel zwar aufge klärt, aber es wehte ein kräftiger Wind. Unter diesen Vorbedeu tungen hatte mich der Gastwirth auf die Seekrankheit aufmerksam gemacht und mir empfohlen, früh nichts weiter als ein Glas Port wein nebst Semmel zu genießen und mich stets auf dem Verdeck zu halten. Doch schien anfangs kein Grund zu einer solchen Be- sorgniß vorhanden zu sein, denn wir glitten pomälig die Swine hinab und der Himmel lächelte so unschuldig, als ob er nichts Arges im blauen Auge hätte. Kaum waren wir aber in die freie See gekommen, so verwandelte sich das Dampfschiff in eine Boi- Wiege, welche den größten Theil der Passagiere, statt zu beruhigen, vielmehr in große Aufregung versetzte. Einige Damen bereiteten sich Lager auf Polstern und Kleidern, der Kellner wurde von allen Seiten angerufen, die berühmte Panacee (Portwein und Semmel) herbei zu bringen, und man sah bald eine Menge Gläser herum stehen, von denen der Wind sich den Spaß machte, einige halb auSzutrinken, andere umzuwerfen. Nach etwa 5 Minuten bemerkte ich, daß mehrere Paffagiere über Bord lehnend emsig ins Wasser guktm und äußerte scherzweise zu dem Gymnasiallehrer, es würden wohl Beobachtungen über die Wellentheorie angesteltt. Eine der eifrigsten Beobachtkrinnen, die Kammerzofe, hatte sich bald darauf leichenblaß in einen Winkel gelehnt, die meisten Damen verschwan den in die Cajüte, auch in einigen Herren gingen Veränderungen vor; coloffale Blechcasserole, die ich anfangs für Eierkuchenformen gehalten hatte, wurden eiligst hin- und hergetragen, und mit Schrecken hörte ich, wie Jemand hinter meinem Rücken sein In neres offenbarte. In Zeit von einer halben Stunde war die Hälfte der Gesellschaft im Patienten - Zustande und das Verdeck ziemlich gMchtet, Inmitten dieser Katastrophe saßen die Schiffsbaumeister, dfr Eapitain und das Schiffsfräulein ganz ruhig auf dem hohen Hinterbord, und ließen sich schaukeln, wo die Bewegung am stärk-. sten war. Der Justiz-Üommiffar, der Fabrikant, der Tourist und der Forsteleve bliehen ebenfalls unerschütterlich. Der Gymnasial lehrer aber, welcher lange Zeit still da gesessen hatte, erklärte endlich *1 Fortsetzung der Reiseskizzen für Ausflüge von Leipzig aus. Bergl. Rr. 169 v. ). 1651, bitter lächelnd, er werde auch bald Wellenbeobachtungen anstellen muffen. Kaum gesagt, so warf er sein Frühstück über Bord. Da ich für meine Person kein Uebclbefinden verspürte, so über ließ ich mich der Beobachtung der Scenen. Nachdem der Swine münder Lootse ziemlich weit von der Flußmündung abgesetzt und seine kleine Jacht, die wie ein Kinderspielzeug auf den Wellen tanzte, verschwunden war, nahm das Dampfschiff seine Richtung mehr seewärts, so daß hinter hem Streckelberge die niedrige Küste von Usedom nur noch ungewisse Streifen zeigte und endlich rings herum, für meine Augen wenigstens, kein Land mehr sichtbar war. Der Wind, welcher mit vollen Backen uns entgegen bließ, war in offener See heftiger und sauste heulend in den Räderkasten. Das Dampfschiff wurde zur Seite gebeugt und^ die beiden -Hörner (Vorder- und Htntertheil) stiegen beständig 6 Fuß auf und nieder; eben so hoch gingen die Wellen, welche in ziemlich regelmäßigen Geschwadern einher rollten. Es gab heftige Stöße an das Vorder- theil und von Zeit zu Zeit spritzte der Wellenschaum über das ganze Verdeck, so daß man die Richtungslinie vermeiden mußte. Ein dicker Herr, welcher umher ambulirte, hatte diese Wafferspritze zu wenig beachtet und wurde in einem Augenblicke mit einem Sturzbade dergestalt übergoffen, daß er in seinem kegelförmigen Burnus einer glänzenden Wasserflasche glich, von welcher seine Mütze den Stöpsel darstellte. Das Verdeck wurde theilweise überschwemmt und als der Capitain die Pumpen in Bereitschaft setzen ließ, konnten sich Manche der Bänglichkeit nicht erwehVen. Es mochte zwar kein Grund zu ernstlicher Besorgniß vorhanden sein, doch ist selbst bei so kurzen Seefahrten nicht jede Gefahr ausgeschlossen. So hatte um dieselbe Zeit ein Dampfschiff bei Rügen 3 Fuß Wasser im Raume gehabt und in einem anderen war bei Stettin eine Dampfröhre gesprungen. Auch sind die DamMckiffö, welche als Mafferkutschen in kurzen Strecken hin- und HW»tzren, bis weilen ziemlich klein, werd« chrrk abgenutzt und sind nicht mit ausreichenden Rettungsbooten versehen. Die vermeintliche Gefahr wurde jedoch vergessen, als man rechts die Greifswalder Bie erblickte, und die Phantasie schob an dere Couliffen vor. Diese kleine Insel, obwohl noch in zweistün diger Entfernung, machte einen beruhigenden Eindruck und schien im Nothfall, wie das Eiland der Kalypso, freundliche Aufnahme zu versprechen. Sie hebt sich mit 50 Fuß hohen gelben Sand- wänden schroff aus der See empor und auf ihrer Platte sieht man einige Häuser, Bäume und grünes Land. Vom weißschaumigen Wellengewimmel umflossen, erschien die Bie wie ein goldgelbes, mit künstlichem Moos begrüntes Schmuckkästchen. — Der Himmel war heiter geblieben; nur leichte Wolkengewebe flogen an seinem blauen Spiegel vorüber und schimen durch ihr veränderliches Gaukel spiel dem Seereisenden einen Zeitvertreib verschaffen zu wollen. Im Weiterfahren zeigte sich linker Hand eine flache Sandbank,
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