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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-07-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185207049
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18520704
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18520704
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-07
- Tag1852-07-04
- Monat1852-07
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.07.1852
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2550 fand ich jedoch (unter Nr. 535 des dortigen Gallerie-Katalogs) ein kleines Gemälde unter der Bezeichnung „Georg, Herzog von Sachsen, von Lukas Kranach demAelt.," und erkannte darin sofort die voll kommenste Uebereinstimmung mit obigem Leipziger Gemälde. Das Berliner Bild hat kaum die Drittelgröße deS Leipziger, ist sehr gut und weit besser als das Leipziger gemalt und seine Echtheit (als Werk Lukas Kranachs des Aelt.) dürfte keinem Zweifel unter liegen. Das Leipziger Gemälde ist unstreitig eine Copie davon in vergrößertem Maaßstabe. Nicht nur die Gesichtsbildung, sondern auch die Haltung und Bekleidung sind treu nachgeahmt, selbst die ungleiche Richtung der Äugen, ein gewöhnlicher Fehler Kranachs, ist beibehalten. Ob aber das Leipziger Gemälde von LukaS Kranach dem Aelteren oder dem Jüngeren herrühre, ist problematisch (das Kranachsche Zeichen fehlt) und wegen der mangelhaften Arbeit un wahrscheinlich. Das Gesicht ist flach, die Gesichtsfarbe matt und leblos; die Falten und Umrisse sind grob und vertreten die Stelle der Schattirung; der weiße Bart ist durch regelmäßige Linien wie ein mechanisches Kunstwerk dargestellt und das goldene Vließ wie ein bloßer Farbenabdruck auf das Kleid getragen. - Andererseits hat daS Gesicht Charakter und Ausdruck, die spärlichen Kopfhaare be kunden einen sorgfältigen Künstler und die Hände sind recht gut gezeichnet. Herzog Georg ist hier im hohen Alter dargestellt. Das Ori ginalgemälde (das Berliner Bild) mag kurz vor seinem Tode (Georg starb 1539 im 68. Lebensjahre) gemalt, die Copie hin- argen (das Leipziger Bild) später von Leipzig aus bestellt, um die Reihe der Gemälde sächsischer Fürsten auf dem Rathhause zu ver vollständigen, und unter Leitung des älteren oder jüngeren Kranachs gefertigt worden sein. In einem (vermuthlich zwischen 1790 und 1800) gefertigten Verzeichnisse der Portraite auf der Rathsbibliothek ist auch „Georg der Bärtige" mit genannt und darunter ohne Zweifel das jetzige Museumsbild gemeint. Nr. 11. Christian II., König von Dänemark. Das Seitenstück dieses Bildes befindet sich in der Gemälde sammlung der Moritz-Capelle zu Nürnberg unter Nr. 69, und ist im dortigen Katalog als „Christian II. von Dänemark, gemalt von Lukas Kranach," aufgeführt.^ Die durchgängige Uebereinstim mung des Nürnberger und Leipziger Gemäldes läßt keinen Zweifel übrig, daß in beiden dieselbe Person dargestellt ist, und eben so gewiß ist es, daß beide von LukaS Kranach dem Aelteren gemalt sind. Vermuthlich sind es Copien eines anderen Gemäldes, welches Lukas Kranach vor sich hatte. Christian II. war nämlich ein Neffe Kurfürst Friedrichs von Sachsen und hatte 1520 lutherische Prediger (Reinhardt und Carlstadt) nach Kopenhagen kommen lassen. Es ist also leicht erklärlich, wenn mehrere Copien seines Portraits bei Lukas Kranach bestellt worden sind. Das Leipziger Gemälde hat das Kranach-Zeichen und trägt ganz das Gepräge der Malerei des älteren Kranach. Das Gesicht der dargestellten Person ist ernst und fast düster, wie es dem Charakter und Schicksal Christians II. entspricht; der Bart und das Pelzwerk sind mit geistvollem Fleiße gearbeitet, und es zeigt sich darin sogleich die Meisterhand im Vergleich zu dem Bilde Herzog Georgs; selbst das goldene Vließ, öbgleich Nebensache, be kundet den sorgfältigen und naturwahren Künstler. Die Hände hingegen sind nicht gut gezeichnet und das schief stehende linke Äuge verräth den Kranachschen Fehler. Die drei Brustbilder: Nr. 12. Luther, Nr. 13. Melanchthon, Nr. 14. Bugenhagen, werden in dem erwähnten Verzeichniß der Portraite der Raths bibliothek dem jüngeren Lukas Kranach zugeschrieben und tragen daS Kranach-Zeichen. Da sie jedoch mit der Jahrzahl 1579 be zeichnet und die dargestellten Personen bereit- 1546, 1560 und 1558 verstorben sind, so können es nur Copien älterer (wahrscheinlich Kranachscher) Conterfeie sein. Alle drei Personen sind im hohen Alter dargestellt, als ob sie wenige Jahre vor ihrem Tode gemalt seien. Die Haltung derselben ist ziemlich übereinstimmend und konventionell; die Farben sind matt und todt, der Auftrag flach, die Zeichnung schülerhaft und schablonenartig. Die Bilder sind daher als.Kayrikate zu betrachten, welche auf Bestellung in der Werkstatt »eD. jüngeren Kranach und unter seinem Namen gefer tigt worden find. Die darunter befindlichen lateinischen Distichen mag ein Wittenberger Gelehrter gefertigt haben, und wir geben eine (mehljtztnhaltstreue als metrisch gefeute) Übersetzung nicht wegen des poetischen Werthes, sondem um zu zeigen, daß damals die großen Reformatoren mit einer Art Cultus verehrt wurden. Unter Luther steht: Luther, du göttlicher Seher, Ei-leben ist Lein Geburtsort. Aufgeglanzt Religion. Durch dirb stürme der Papst. Unter Melanchthon: Keinen gab - von JaphetS Geschlecht. der Lnthern voranstand, Doch an Gelehrsamkeit > warst du, Melanchthon, »hm gleich. Unter Bugenhagen: Diesem Bild glich lebend genau der in Pommern Gebor'ne. Großer Luther, er war deiner Lehre Genoß, Welcher daS göttliche Wort in Wittenberg öffentlich lehrte Und im GlaubenS-Gefild führte die Heerde zum He l. Das vierte Brustbild: Nr. 15. Katharina von Bora, wird in jenem Verzeichniß ebenfalls dem jüngern Kranach zuge schrieben, ist aber ohne Kranach-Zeichen, Schrift und Jahrzahl, und rührt augenscheinlich von einem anderen Künstler her, als die drei Männer-Portraite. Es ist kräftiger und überhaupt besser ge malt als diese, doch halten wir es nicht für ein von Kranach selbst gemaltes, sondern nur aus seiner Schule oder Werkstatt hervor gegangenes Bild. Nr. 16. Ein Nürnberger Patricier. Nr. 17. Seine Gattin. Hiermit wollen wir die dargestellten Personen nur dem An scheine nach bezeichnet haben. Beide Portraite rühren entweder von dem Nürnberger Maler Georg Pencz her, oder sind wenigstens in seiner Manier gemalt. Pencz soll um 1500 in Nürnberg ge boren und 1550 in Breslau gestorben sein. In seiner Jugend war er Schüler Albrecht Dürers, hielt sich dann in Italien und später wieder in Deutschland auf, sich vorzüglich mit Portraitiren und Kupferstechen beschäftigend. Er wich daher von Dürers und Kranachs Manier ab und seine Gemälde sind mehr aus dem Ganzen mit großer Bestimmtheit gearbeitet. Dieser Charakter spricht sich auch in den vorstehenden Portraiten aus, obwohl sie nicht unter die ausgezeichneteren Leistungen zu zählen sind. Die Gesichter haben eine südliche Färbung und die Haut ist fast leder-- artig dargestellt, der Bart des Mannes ist scharf abgeschnitten, die Hände sind fett und nicht schön. — Immerhin aber ist es für ein kleines Museum, wie das Leipziger, von Interesse, auch aus dieser Manier zwei altere Gemälde zu besitzen. Sie befanden sich früher auf der Rathsbibliothek, und, wenn dem mehrgedachten Verzeichniß Zuverlässigkeit zukommt, so würden sie ebenfalls für Portraite fürstlicher Personen zu halten sein. Nr. 18. Der Tod Marias, von Hans Culmbach. Dieses ziemlich große (e. 6 Fuß hohe) zweiflüglige Altarge- mälde ist dem Vernehmen nach in Nürnberg gekauft und mag sich früher in einer Kirche dortiger Gegend befunden haben. Es wird dem bekannten Nürnberger Maler Hans von Culmbach zugeschrie ben und es ist kein Grund vorhanden, an dieser Zueignung zu zweifeln. Dieser Hans kommt als Zeitgenosse, Freund und Ge- hülfe Albrecht Dürers vor und scheint sich von Jugend auf bis zu seinem Tode in Nürnberg aufgehalten zu haben. Seinen Fa miliennamen weiß man nicht und die Bezeichnung Culmbach giebt nur an die Hand, daß er aus der kleinen Stadt in Franken ab stammte, in welcher jetzt der Geschmack eine andere Richtung ge nommen hat. Hans Culmbach war zu seiner Zeit ein fleißiger und guter Künstler zweiten Ranges, dessen Gemälde, weil er mehr Nach ahmer war und die Kunst wohl fünfzig Jahre lang ausgeübt haben mag (sein Tod wird ins Jahr 1545 gesetzt), von verschiedenem Werthe sind. In dem Museumsgemälde stellt die Mitteltasel, wie bemerkt, den Tod der Maria dar und zwar ganz in der konventionellen Weise, wie diese Scene von vielen andern Malern damaliger Zeit dargestellt zu werden pflegte. In der gleichartigen Deutlichkeit und in dem künstlich gebrochenen Faltenwürfe zeigt sich Albrecht Dürer- Schüler, der jedoch in der sorgfältigen Ausführung hinter dem Meister zurückbleibt. Färbung und Schattirung sind flach und matt. Die Contrastirung der lebhaften Farben — roth, blau und grün — ist im Geiste der Zeit. Handlung und Ausdruck zeigen von dem innigen Gefühl, von welchem damals der Künstler für dergleichen Darstellungen durchdrungen war. — Auf den zwei Ne- bentaseln erblickt man zwei Scenen au- dem Leben der Maria. Diese kleineren Bilder sind zarter ausgeführt und sorgfältiger schat- tirt; sie weichen überhaupt vom Mittelbilde charakteristisch ab und würden auf einen andern Künstler schließen lassen, wmn nicht die Verschiedenheit bei Culmbach durch den Mangel an Originalität erklärbar wäre.
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