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02-Abendausgabe Dresdner neueste Nachrichten : 05.03.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-03-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-19110305023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-1911030502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-1911030502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1911
- Monat1911-03
- Tag1911-03-05
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Sonntag Seite s; --————-———-—- ieniqetn welche Alchtsdestoweulqet glauben- sich in etnct io ewonicrtcn Lage betätigen ou sollen. hierbei onna be sonders darauf su achten hohem durch besonnene-s und-takt volleø Ver-hatten tbten Pflichten als akademische Bürger Gemme zu tun. mäniasbcts i. Pr» den lö. Februar 1911. rotettor nnd Senat der Unkostchea Adams-Universität - ges. Momqu . Aus diese-m Anschlag erhellt zugleich - ·und das gibt ihm seine Bedeutung weit über den einzelnen Vorfall hinaus - die grundsätzliche Stellung dies Senats der, Universität Röttiqsbcra »in «der Frage selbst- ob die Leistung von Wabltätmkeit mit den Pflichten des akademischen Bürgers vereinbar sei. Und. ich glaube, daß diese Stellungnahme allaeineine Bilkzigung gerade auch aus liberaler Seite scnden mu . Der«Scnat spricht nur von der Wabl·aai,ta tion, nicht aber non der Wablhilfe· Dise beiden Begriffe sind streng zu trennen. maa auch im Einzel fall die Grenzlinie nicht immer leicht zu finden sein. Wer Wahler zu beeinflussen sucht, damit sie in einem bestimmten Sinne stimmen, treibt Agitation: wer Listen abschneibt, Stimmzettel verteilt, Nachrichten iiberniittelt, der agitiert nicht, sondern er leistet Wahlhilfe ·Der Agitator identifiziert sich- regel niaßia wenigstens-. mit einer bestimmten politischen Partei; der Helfer kann die verschiedensten Gründe haben, dieser oder iener Partei Hilfe zii leisten, ohne daß er darum als zu der Partei aehöria betrachtet werden kann. In der Tat ist es schon durch den Königs-berstet Kand. phil. Willi Schiiv in der «Akade mischen Turnerzeituna« vom 31. Dezember 1910 be tont worden, daß ein aroßer Teil der Stiidierenden lediglich »durch ihr Interesse an dem Betrieb einer die breiten Massen aiisreaenden Stichwabl zu der Be teiligung veranlaßt worden ist - »l)ätte man die jenigen, die ietzt aegen den konservativen Mandi datsen aaiiierten, um ihre Unterstützung für-ihn er sucht, so hätten sie es auch mit demselben Eifer ac tan« —so schreibt er. Noch bezeichnender ist die andre Stelle: »Doch das Motiv, das sie dazu trieb, war nicht, das darf ich wohl behaupten, ihre politische Ueberzeiiaiina . . . sondern iinr der Wunsch, bei dem stampf, der sehr heiß zu werden versprach, dabei zu sein, den »Trall« mitziimachen nnd überhaupt sich ecilnefifi Einblick in einen solchen Wablbetrieb zu ver ia en.« Ans diese Wahlhilsie bezieht sich dieErwwbnuna also nicht, die der Senat an die Studierenden richtet. Sondern nur aus die Walilaaitation. Darum hat der Senat dieses Wort in dem Ansschlaa am Schwarzen Brett unterstrichen· Aber auch von der Wahlaaitation saat der Senat nicht, daß sie sich mit den Pflichten eines akademischen Büraiets nicht ver einiaen lasse. Er hebt nur hervor, daß die Teilnahme an der Wahlaaitativn die- Studierenden leicht in eine schwierige nnd mit der Würde des akademischen Bürgers nicht verträaliche Laae brinacn könne und daher besondere Besonncnheit ersorderc. Ich bekenne gekn, daß ich mich dieler Aussasinna des Königs-bereut Senats durchaus anschließe. Die Leistung von Wahl lJilse wird für die Sindierendcn in den verschieden sten Beziehung-en lehrreich lein. Ein interessantes Stück unsres öffentlichen Rechts wird ihnen dadurch in auschaulichstet Weise ausaeschlosiem sie lernen die Parteien bei der Arbeit kennen und schärfen ihr Auge für die manchmal recht ichwieriae Unter scheidung von erlaubten und unerlaubtcn Mitteln des politischen Kampfes. Es ist einleuchtend, daß dieser Blick hinter die Kulissen den verschiedener politifchen Partei-en um io unbedenklichet erscheinen wird, ie weniqu sie das volle Licht des Taaeö bei ihkeömLWabltavwi iu icheuen brauche-m und um ae e k In den Rahmen der bloßen Wablbilse fällt aber auch noch die Uebetwachung des Wablvorgatiaes, da mit bei diesem unerlaubie Manöver verhindert wer den. Wie wertvoll gerade bei den Wahlen im preu ßischen Osten die Anwesenheit einer von dem ·Wa1)l -vorstebcr unabhängigen Person ist, das weiß ein jeder, der auch nur ein einziges Mal an den Wahlen sich beteiligt hat. Gerade über diese Tätigkeit der Studierenden hat sich das »Weljlau«cr Taaeblatt« be sonders ausaeregt; und es hatte wohl seine besonde-» ten Gründe dafür. Der akademische Senat bat aber auch hier keinen Anlaß gesund-ein ein unvasiendesi Benehmen der Studiserenden zu rüaen. Wie mir mitgeteilt wird, sind auch die meist konservativen Wahlvorsteber im allgem-einen durchaus aenrütlich gewesen; und einer von ihnen, ein konservativer Rittergutsbeiitzen bat den »überwachenden« Studie renden sogar zum Mittagessen eingeladen· Wenn somit die Leistung von Wablhilfe den Pflichten des akademischen Bürgers nicht wider spricht, so wird man über die Beteiligung der Stu dierenden an· der Wablaaitation verschiedener Ansicht sein können. Jch habe es bei jeder sich mir bietenden Gelegen heit betont, daß der Anschluß an eiggfhesftimmte poli- weiche Luft strich von draußen herein: viel Sonne war darin. Und sehr viel Sehnsucht Mir ward io merkwürdig darüber . . . Es muß schön da draußen fein. Ja, die Natur . . . die kenne ich eigentlich noch gar nicht. Mein Dasei-- hat sich immer im Schrank oder im Salon abgespielt. Ich xvar noch nie in einem Garten . . . Die Sonne zu fiihlem das war mir noch nie beschieden. Ich habe immer im Illmmern des elektrischen Lichtes leben müssen. Wirklich, irb weiß nicht, was heute mit mir ist. Ich sehne mich einmal nach anderm Milieu. Die Luft. in dser ich bisher lebte, das war «. . . Pariüm. Ach, und ich sehne mich einmal nach richtiger Luft. Nach dem Duft eines Gartens . . . nach · Sonne . . . hinaus ins Freie . . . nach dem Frühling . . . Ich erfebne auch andre Menschen. »Die Kreise, in denen ich·lns ietzt verkehrt habe, Diese Sitten existenzen ich Hause das sind gar keine richtigen Menschen mehr. «- kh möchte jo gern einmal nat ü r «liche Menschen sehen. Bei Kindern möchte ich einukal sein. Bis jetzt bin ich noch nie dort gewesen wo Kinder sind . . . Ich muß es gestehen: heute ekelt mich meine bis herige Existenz. Ich habe dieses Leben gründlich satt. Ich habe Sehnsucht nach einem ntzuesn Da sein. Der Frühling da draußen quält mich . . . Nun, der cmpfindsamc Frack ist bald von seiner Qual erlöst worden. Ich erzähle schnell, wie es kam. Frühlingsliiste .von draußen drangen immer heftiger in den Kleider schrank und regten den armen Frack immer mehr auf, so daß er immer heftiger hin und her seh-wankte so heftig, daß plötzlich der Henkel am Kragen zerriß innd der empiinsdssamse Frack wie tot zur Erde siel... In dem Moment trat sein Herr ins Zimmer-. Als ser seinen ständigsenSatsonbealeiter so völlig «erlediat« liegen sah, gab er die Weisung, den Frach der seine Dienste hinreichend getan habe, als »gebrauchtes Kleiduwgsstück« zu verkaufen. So kam er in ein Kanshaus sitt Monatsqarderobr. Ein Kellner war es, der ihn gest-ern dort gekauft dat. Und ich denke-- der wird. die Sehnsucht des empfindsamen Kleiduuasil stückes stillen. Der Krllner bedient nämlich in einem Gartenrestaurant des Grolls-en Gartens - nnd dort wird ia der Fvackbald a ed finden, wonach er sich sehnt: Sonne . . . Garten-tust . . . einfache, schlichte sltefisenskben . . . Kinder . . . ein neue-s, a n d re s Za- Isn « « o . . Orest-net Neueste Nachrichten. »Ehe-Partei das Ergebnis reiflicher Ueberleaung Ein ·ioll und daher für die große Mehrheit der studierenden als oerfriiht erscheint. Nun ist ia zu zuiiebeinldaß die Agitation fiir den Kandidaten einer Partei nicht notwendig und in allen Fällen Anschluß an die Partei selbst zu bedeuten braucht, die den Kandidaten aufgestellt hat. In diesem Falle halte ich die Beteiligung an der Agitation für ganz unbedenk lich-; voransgefebn daß sie die durch das Gefühl für Anstand »und Würde gezogenen Grenzen nirgends iiberschreitet. Aber auch wenn in der Teilnahme an der Wahlagitation die ausgesprochene Stellungnahme Hfur eine bestimmte politische Partei gelegen ist« fo wird man das vielleicht als unerfreulich, aber nicht» als mit den Pflichten des akademischen Bürgers» grundsätzlich uiioereinbar bezeichnen »können. Die Betätigung politischer ileberzeiigung ist den Studie reiiden iinfrer Hochschulen durch kein Gesetz verboten. Mit dieiem Recht der politischen Betätigung können freilich die Pflichten des akademischen Bürgers unter Umständen in Konflikt geraten. Dann wird das Taktgefiihi des einzelnen ihm den richtigen Weg weisen müssen; und wenn ihn sein Taktaefühl im Stiche läßt. dann wird er sein Versehen vor den akademischen Behörden zu verantworten haben. Die konfewativePreffe Ostorenßens hat sich aber, freilich ohne es zu wollen, ein entschiedenes Ver dieiift dadurch erworben, daß«fie durch die Ver breituna uiiwahverTatsachen den akademischen Senat der Universität Königsberg veranlaßt hat, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Allerdings glaube ich befürchten zu s««··-7s-n, daß diese Stellunanahnie iene Preise ebensowenig erfreuen wird wie die Feststel liing des Senats, daß die von ihr behaupteten Tat sachen bis aus einen vereinzelt gebliebenen Fall aiif Unwahrheit beruhten Vettlerzaren. Von unterm Petctöbukqet D-Mlmrbeiter. Petetsbnta, Ende Februar. l Nach dem großen Buturlinpwch der agesells schaftlichen Standalaffäre, kommt setzt dchcnsattonös prozeß der nicderstcn Volksschichten, die Pinamies asfäre des Bettler-sann David KotschmeL an die Reihe. Kotschmel stammt aus Homel in Nussischs Polen und ist schon in sein-cui tö. Jahre selbständiger Bettler geworden. Er begnüate sich aber bald nicht mehr damit. selbst zu betteln, sondern schuf eine Bettlcroraanisation, die sich über aanz Ruszland er streckte, und gründete Bettl«erschulen. Um bei seinen Reisen mit dem Nützlichen auch das Anaenehme zu verbinden, heiratete er in jedem Städtchen ein andres Mädchen. Der Krua aina so lanae zum Brunnen bis er brach. Und nun wird David Kotfchanel sich vor Gericht weaen Vielweiberei zu verantworten haben. Naher 50 Frau-en werd-en sich um dass Recht der segitimen Gattin des Bettler-taten streiten. Bei dcmj Ricsenprozscß wird aber auch wieder einmal von der großartigen Organisation der russischcn Vettberzünste( die Rede sein. Es gibt, das heisliae Land Palastan vielleicht ausgenommen, kein Reich ans Erden, in dem das Bettelweien fo instcmisiert wäre wie im heitiaenßußs land. Die Bettelei ist dort für Dunderttaufende ein einfacher Erwerb wie teder andre. ia ganze Gegen den leben nur vom organisierten Bettel. Das war schon im lsZabrhnndert io, als die ersten Englander nnd Franzosen nach Moskowien kamen, die mit Ver wunderung sahen, daß die Bettelei biet aeichäfid mäßig organisiert ist. Im Laufe der Zeiten ist die Organisation derartig oervollkonnnnet worden, daß man das Betteleiwesen als das einziae in Rußland bezeichnen dars- das abiolut geordnet ist« Eine ganze Reihe von Bettlerarten hat sich aus gebildet, jede besitzt ihr besonderes Gebiet und jede betreibt eine Spezialität, die zu nsurpieren keiner andern Gruppe einfallen würde. Jedes Dorf, ja jede Familie bat und vererbt ihre Ueberliefernngen, ihre Schliche und die Künste, die allein das Geschäft anf der Höhe erhalten können. Jede Gruppe führt auch einen besonderen Namen und es gehört ein förm liches Studium dazu, alle zu kennen. Da gibt es ldie Kubraki von Weißrußland, griechisch-orthodoxe Bettler, die in katholischen Gegenden die Orthodoxie stärken wollen nnd deshalb Spenden für griechPe Kirchenbauten itn Lande der heidnischen Katholken sammeln. Die Hauptstadt der Knbraki ist die weiß kussische Kreisstadt Mitislaw, das Sammelgebiet der Bettelei Moskau und Petersbnrg. «Das Geschäft ist ein sicheres: einen Teil müssen die Knbraki an die Geistlichen, die ihnen Legitimationsoaniere ausstellem abliefern, und der größere Rest bleibt ibnen. Das gleiche Spendenbettclaeichiift wie die Kubraki be treiben die Lodiri aus dem Grodnoschen Gouverne ment, nur mit dem Unterschiede, daß die Lodiri die beiden Reichsbanptstädte vermeiden müssen, auch diirfen die Lodiri erst nach der Ernte auf die Bettelei prinesffseuilletoth = Mitteilung ans dem Bnrean der Kal. Hof iheaier. Die Verausgabung der Siammsivbücher für das Kal. Opernhaus auf die Saiion 1911112 an die bisherigen Inhaber erfolgt in der Zeit vom s. bis Is. d. M. an der Kal. Opernhauskasse. Nicht wieder eingelöfte Plätze werden am 14. März während der üblichen Pormittagskassenstunden weiter vergeben. - Die Kal. Generaldirekiion hat die drciattiae Komödie ~D as Kind« von Ottomar En k i n g zur Ausführung für das Kal. Schauspiel-bang ange uommcn. = Brahms-Abend des »Dresdnee Orpheus«. Man hätte diesen interessanten, genußreichen Abend mit einem eindrucksvollen Werke von Brahms er öffnen kdnnen. Für jeden Künstler treten nach frucht baren Schaffensperioden Zeiten ein, wo er das Be dürfnis fühlt, behaglich die Glieder zu strecken und sich in eigener Glorie zu sonnen. Nachdem Brahms seine erste und zweite Sinfonie, das Violinkonzert, tie Violinsonate und andre Werke von großer Tiefe und Originalität geschaffen hatte, beschenkte er die Breslauer Universität, die ihn zum Ehrendoktor er nannt hatte, mit der burschikofen, gar zu akademischen Festouvertüre (Op. 80), einer Komposition, die zwar von meisterhafter Faktnr, aber kein Werk feines tief sten Künstlertums ist. Letzteres ist eher der Fall bei der stimmungsvollen Rhansodie (Qp. 53), in der die große Sängerin Frau Ottilie Metzger, von: der Hamburger Oper, die Partie des Altsolos über-» nommen hatte. Frau Metzger-s überaus weiches undl schönes Organ kam in diesem Werke sowie später in den Liedern gut zur Geltung. Der Chor, den Prof. Kluge mit großer Liebe und Sorgfalt einstudiert hatte, begleitete die Sängerin zart und ausdrucksvoll. Dies war beim Orchester leider nicht immer der Fall Streicher und Holzbläser spielten ost zu derb und setzten nicht präzis genug ein. Die Lieder, die Frau Metzger oortrug, gehören zu den bekanntesten von Brahms. In gefangstechnischer Hinsicht bot die Sängerin eine vollendete Leistung; die musikalische Auffassung aber zeugte von keiner besonderen Ver tiefung in die Brahmsfche Kunst. Auch hätte die Sängerin, wenn ihr auch kein bedeutendes mimisches Talent eigen, die vier kleinen Lieder ohne Noten singen können. Der Eindruck wäre dann ein tieferer gewesen. Die »Sapphische- Ode« wurde leider so langsam genommen, daß alle Schönheit der Linie verloren ging. Als Zugabe sang Frau Metzger ’«Der Schmied-c Der Pianist Herr F e l ix We r n o w , g. März tm. ausziehen, während die Kubrati ihre Reisen im Frühjahr antreten und bis zur Ernte-seit ausdehnen dütsen. Das Geschäft der Lodiri ist schon der un günstiger-en Jahreszeit wegen ein mühsametes, zum Ersatz-dafür genießen sie aber daö" ausschließliche Privilegium sich ais Medizinmänner produzieren zu dürfen, was namentlich beim Landvolt viel einbringt Wandern die Kubraki und Lodiri in kleinen Gruppen umher, so begeben sich die berüchtigten Witebster, Pstower und Twerer Bettler in Massen auf die Jagd. Jhr Weg führt immer nach Peters burg und Moskau, wo sie in ihren eigenen Aiylen mehrere Monate zubringen. Zur Erhaltung der Aser trägt jede Familie einen Rubel monatlich bei- Gleich berüchtigt sind die Bettler von Schuwalki, sie dürfen aber nur nach dem Süden des Reiches betteln gehen. Ihre Spezialität ist es, sich als Abhriindler auszugeben, und dürferiveise wandern sie aus, um Mitleid zu erflehen. . Eine besondere Art Bettler bilden die Krüppel, die echten wie die falschen. Jn früheren Zeiten war» die Stadt Nostow im Jaroslawer Gouvernement in ganz Nußland berühmt wegen ihrer Fabriken für Er zeugung von Mißgestallen. Solche Rostowsche Fabri kate wurden um feste Preise vermietet und verkauft und nach dem ganzen Reiche verschickn Auch die Her stellung der Gebrechen hatte ihre bestimmten Tarise. Heute nimmt Sudogda die Stellung Rostowö ein. Außerordentlich reich an Krüppeln von Natur und an solchen, die eigens für die Bettlerzünfte auf Bestelluna fabriziert wurden, ist auch der Ort Marinin. Die Krüppel von Sudogda und Marinin sind nur aus Nischnii-Nowgorod angewiesen und dürfen dort zu ffolge ungeschriebener, aber nichtsdestoweniger streng ibefolater Bestimmung lder allrnsiischen Bettler-verbünde nur die Feiertagswochen hindurch umher-ziehen Diese beschränkte Frist genügt aber, denn stets kehren sie, sobald die ihnen· eingeräumte Periode abgelansen ist, reich beladen heim. Dagegen ist es den Kaluni oder ~Sammlern« der Kreise Materietv und Ssaransk ge stattet, dreimal jährlich aus Vettelei auszugehen. Aus den Törfern dieser Kreise ziehen von viertausend Ein wohnern durchschnittlich dreitausend um die Bettelzeit aus, nur jene Krüppel bleiben zurück, die zur Be hütung des Gemeinde-gutes unnmgänglich notwendig sind. Alle die Bands und Hofbesitzer dieser Kreise nähren sich von der Bettelei, haben wie einst die Edel leute ihre Leibeigenen, ihre Anzahl Krüppel, derest Menge und abschreclende Gehrechen se nach ihrer Wirkung auf die Tränendriisen die Höhe des Ver mögens der Bettlerherren abichäven lassen. Neben den Zünften der Bettler gibt es besondere Zünfte der Bettlerinnen. Namentlich im Twerschen Gouvernement verlassen in bestimmten Döriern nur Frauen und Mädchen die Heimat, um in aenau fest gesetzter Zeit und in genau voruezeichneten Ranons als Abbrändlerinnen oder Witwen und Waisen zu betteln. Rächst dengwerjxhen Bettlerinuen lind die sogenannten Kasanischen Waisen, die von der Wolga bis nach Riga im Westen und wach Charlow im Süden kommen. lind alle, die aus dem Hinwege miibsam und beladen zu Fuße wandeln müssen, leh ren im bequemen Eisenbahneouoå oder aar in eige uer eleganter Kutsche heim. Die Ziele der Bettler und Bettlerinnen sind außer den großen Stadien die llmgebungen berühmter Klöster und die berühm ken Wallfahrt-Form Tas Höhlenlloster zu Kiew und das Troitztatloster bei Moskau sind beliebte Neubeg vousorte der Bettler ans ganz Russland. Die Bett ler der verschiedenen Nelintouen kommen einander niemals in die Quer-e, sondern achten die aeaens seitlgen Rechte und Bettelraoons. « Bei der leisten Voltsziiblung wurden in bloß süns Gouvernements - Moskam Nischuii, Kasan,. liostroma und Wiatla - iiber 300000 Berussbettlers sestaeitellt. Odessa, Warsthau, Petersbura und die Ostseeprovinzen haben mindestens die gleiche Anzahl. s Die Gesamtzahl der russiseh-orthodoren Verussbettler dürste wenigstens eine Million betragen. Die meisten von ihnen allen arbeiten nicht aus eigene Faust, sondern sind Sklaven der Großbettler. der Vettlerzarem die gleich wirklichen Herrschern iiber Arme-en von Bettleru und Bettlerinneu ge bieten, die nach bestimmten Plänen ihre Scharen aussenden, denenPächker unduntervächter vrompt die Beträge abliefern mü sen, die aber dafür den Unter gebenen und Untertanen vollaültige Lenitimationen besorgen und Vorschiiiie sür Reise und Unterhalt ge währen. Unter den polniiclyiüdischen Bettlerköninen galt David Kotiehmel seit lange als der reichste und einilußreichite in Kreisen des Tschin. Aber seine Vielweibergier bat ihm übel mitgespielt und ist ihm zum Verhängnis geworden. Und bald wird es im heiligen Rußland einen Großen und Genialen unter den Bettlern weniger geben, wenigstens 15 Jahre Sibirien drohen dem allzuliebebedüritinen David sisotsklnneL Hochschullehrer am hiesigen KgL Konservatorium, hatte sich keine leichte Aufgabe gestellt. Er spielte i zuerst die bekannte G-Moll-Rhapsodie und fesselte so » fort durch seine kräftige Eigenart. Wernow ist nicht nur ein Virtuose mit hervorragendem technischen Wonnen, sondern auch eine innerlich vertiefte Kunstlernatur - und nur eine solche darf Brahms spielen. Sein feines musikalisches Verständnis zeigte er vornehmlich in dem wundervollen A-Dur-Jnter mezzo, einem Meisterstück intimster Brahmsscher Ton-J lnriL Die Wiedergabe dieses schönen Stückes war eine sehr voettsche, so ganz introspektiv Brahmsssch. Die Paginini-Bariationen, die Wernow auch sehr persönlich spielte, gelangen technisch nicht ganz, was wohl dem Umstand zuzuschreiben ist, daß die unbeaueme Stellung des Klavierftuhls die tech nische Sicherheit des Pianisten sehr beeinträchtigte. Den Schluß des Abends bildete der herrliche Schluß chor (~Auf dem Meere«) aus ~Rinaldo«, der eine imponierende Wirkung ausübte. Prof. K l u g e, dem temperamentvollen Leiter des »Orpheus«, gebührt be sonderer Dank für das schöne Konzert. R: B. = Gegen die Schundliteratnr. Die vereinigten Dresdner Jugendschriftenausschtisse haben in Ver bindung mit dem Dürerbunde in der Bürgerschule auf der Carolastraße eine kleine Ansstellung eröff net, die in stecht instruktiver Weise die Schaden der Schundliteratur erläutert und ein weiteres wirk sames Mittel zu ihrer Bekämpfung bilden dürfte. Der Beschauer findet da alle möglichen Arten und Abarten dieser Literatur, wenn man das Wort hier überhaupt gebrauchen will, insonderheit die Erzeug nisse des Kolportagevertriebs. Man sieht eine wahre Musterkarte der bekanntesten Kolportagehefte, Die-,Klassiker« unter den Räuberromanen,,,Einarui«, ~Schiuderhannes« und wie sie alle heißen mögen, die modernen Detektiverzählnngen von Piukerton bis Ethel King, die Liebesgeschichten aus Dorf und Stadt, aus Schloß und Hütte - friedlich liegen sie alle nebeneinander, und gerade diese stumme Häufung der blutrünstigstenSchauerromane und der irivialsten Liebesidnllen, die um so unerträglicher anmuten, ie poetischer sie sich gebärden, ist von solch drastischer Wirkung, daß sich ihr keiner - ich glaube nicht ein- Hnal ein völlig verbildeter und verdorbener Ge schmack - wird entziehen können. Man hat, in rich iiiger Erkenntnis der Verhältnisse, auf jede stark be tonte, doktrinäre Belehrung verzichtet und sich in der Hauptsache nur auf die ausgelegten Proben und auf eine Gegenüberstellung von »Gut« und ~Böse« beschränkt, die nicht minder wirkunasvoll erscheint. Esset N Politische Lieber-siehe ! Von der «Entschnldnng« des dent kokvs ift dieser Taae wieder in der llng W gewesen. Es wurde davon gesprochen, daß M k Rei altion zugunsten verschuldeter Ofsldtere ej edklit werden sollte. und zwar aus dem Wege eine-Meint- Entskhuldung des deutschen Offiziertorps netFUlfdie Zweck o e r ein s. Wie der «Berlinek Lotlchteteu aber an zuständiger Stelle hört, Utah-w Nachricht aus der Lust gegriffen. Es Mc weder von einer Verschuldung des deutschen Offktznn korpds di; dee jseitly nocg ist esin Verein hearåush wor en, er e n euer orre pondeu Ek Zwecke fördern soll. z almeWikUen Deutschland nnd Frankreich. Die deutsch gierung ist gestern amtlich von dem Ministerwe P in Paris verständigt worden. Die «Nordd Alles-at Ztg.« schreibt am Sonnabend abend: « M «Der sranzösifche Botschafter Cq hier gestern die Uebernahme der Leitutglssznsibat zdsifcheu Ministeriums des Auswärtigen daf« Herrn Cru poi amtlich mitgeteilt. Im Rausch der deutschen Regierung wurde Herrn Cambonmeu widert, Herr Cruppi könne sich einer sreu M lieben Gesinnung aus deutscher SeIIDD versichert halten. Man hoffe und wünsche, daßtdte gleichen guten Beziehungen mit Herrn Crmwi k· halten bleiben mögen- wie sie mit Herrn Pichc7·« bessandenL—- Begehulngem anh deren qüyskjaer den« ta ung Jerrn am on ein eroorra e . dienst gebührt. « Wes Vsss Endgiiltige Niederwersnng des An tu Ponape Ponape, die größte der zum Moskle des Deutschen Reiches gehörig-en Katz-Unentwle hat - wochenlang unter einer arofzen Ausruhn-, bewegung der einhcimischen Bevölkerung zu leide: gehabt- Die Niederwersuna des Autftandcs war km in schweren Kann-sen möalich. bet denen. wie feine-r zeit aemeldet, auch mehrere deutsche Offizicre aus Soldaten gefallen sind. Jetzt meldet eine Ruck-» ritht dses offiziiifen Wolffbnremts, daß es endlich ge. lnnsaeu ist, der Aufruhr-ex Herr zu werden und ihre . Beft rasu ng herbeizufuhren Der Draht meldet- s -s- Ponaoe. 4. März. sPriv.-Tel.i Die« Operationen gegen die Aufruhr-er sind m ’ 22. Februar be e n d et worden. Der ganze StW x der Dfcholatsrh ist acfanaeie Fiinfz e h n Mör· ; der sind standrechtlich erfchossen qu den. Alle übrigen Ausständischen, zu sammen 420 Menschen, sind nach Yap verbanuks worden. j Eine Differenz zwischender Reaiernua nnd dem i gesamten Landtag besteht m Lippe-Detmold, Aus Detmold wird berichtet: Seitcns des regieren den Fürsten zu Lippe wird-das der lestleaunq dek Regcntschast des gegenmartigcn Fursten im thu· 1898 vorausgegangenes Gesetz- betreffend den zehn. orozentigen Zuschuß des Domäniumz zu den Staatsbeanitengehältern lästig empfunden. Die Staatsregierung beantragte infolge dessen die Aufhe b u n g diesesGeseizes Am Sonn« abend gab aber der Landtagsvrasident im Namen dkk sä m i l i che n Abgeordneten und Parteien des Land. · tages die Erklärung ab, daß de r Landtag dik Vorlage nicht beraten wolle- bis die Staatsregierung erklärt habe, daß dein Landtaaecine " gewisse M i to e rw a l t u n g tm Domiinium umc. billtgt. der festgelegte Zuschuß von 125··000 Mk. jährlich w e s e n t l i ed e r h o ht und daruber dingte das Land an dem Nettoertraae der Kronfideikommissk über den Betrag von 500000 Mk. zunächst mit 50 P r o z e n t des Reingewinns beteiligt wird. Seitens der Staatsregierung wurde hierauf eine Erklä rungnokhnichtabgegeben. , Aus Abcstinien wird der Korrespondenz .Hermes« aeschrieben: Das Besinden des greifen N equs Menelik dat sich insoweit gebessert, als er im stande ist, täglich eine kurze Zeit, von zwei Dienern gestützt, im Garten des Palastes spazieren zu gehen. Die Sprache fehlt ihm jedoch vollständig und auch sein Denken ist das eines Geistes-schwachen Trotxdem ist die rein körperliche Besserung schon bei dem Alter et staunlich, zumal ihm iede ärztliehe Behandlung fehlt. An ein Wiederregierungssiihigwerden ist aber keinesfalls zu denken. - Das Einvernehmen zwischen den Deutschen und der abeiiinifehen Regie rung ist in hervorragendem Maße während der Amtszeit des kaiserlichen Geschäftsträgers Dr. Zech lin gewachsen. Der Recken-i Ras Taisama hat das seinerzeit beim letzten Neniahrsfeft durch verschiedene Orden nach außen dolumentiert. Daß Dr. Zechlis den »Siern von Aethiopien« 2. Klasse erhalten hat« ist bekannt;»aber mich der»»dcntfche Gesandtfehaitd dlraaoman "Jäilffen"«iqui lller ZEIT fal?i"c·l)"e·ts"-·5Y·d«e; Z. Klasse ausgezeichnet worden und ein zurzeit is. Addis Abqu weilendetjfdcntfcher lournalist bat ebenk . Neben einer kleinen Bücherei wissenschaftlichen und belletristischen Inhalts, kleine, schmucke Schriften in gutem Einband, sieht ein Stoß Kolportagehcfte der Preis ist für beide gleich: 10 Mari. Einfacher kann man den Wert oder richtiger den Unwert der Schundliteratur nicht erläutern, aber auch nicht liber zeugender. Auch sonst spricht die Aussiellung manch ixastigcs Wörtlein gegen die Gefahren der Schand literatur. Ein hübscher Scherz, der Wirklichkeit ent nommen, ist mir noch in Erinnerung geblieben: der Brief eines Verlegers an seinen Romanzien den die Aussiellung im Auszug zeigt. Es beißt darin »Wir haben ietzt schon das vierte Heft fertig und noch keine fchaurige, reisende, kraftvolle Handlung. Wams wird endlich ein Mord oder eine sonstige piktmk Handlung die Erzählung spannend machen? Wir bedauern fast- Ihnen neuerdings unser Vertrauen geschenkt zu haben.« Und dann folgt eine An- Peifung für eine -schaurig-reizend-kraftvolle« BED ung . . . = nn i neue Unsiiclltms »U« sasu Gestein-ZEIT ächsåkttenbm SFree r. Solln bei Milmåes (Bildnille, Kompositionen- Landschaften)- Adolf Niet- Mlinchem Mitglied der ~Sebolle« lßildnisle- Stilleden. Mil- Es- 11. Weber. Diisseldori (Landschasten)- Paul Hei-« iLandlchaften aus Cadinen). Ferner bleiben ausgesierxli die Werte von Doris am Ende, Dresden, und Leo v. ritt row. Abbaaia. · = Ein rheinisehes Festspielhans wollen nach ein« Meldung aus Vom-Mehrere wohlhabende Kunst freunde im Siebengedtrge errichten. Jn dem neuF Festspielhause sollen besonders die Werde Rich« Wagners gepflegt werden. I z» = liranffiihrnng an der Bndapester Oper- OEr Budapest wird uns gefchriebem Ju dek, KAL Vm j gelangte das neue Ballett «Edelweisz oonszlJto «. Hüvös zur Uraussiihrung. Das csscktvolle AND behandelt das kühne Abenteuer eines junan Usw ebens, das ihren Liebsten aus der toddrobendenMnstk« schlinguna der bösen Fee Edelweiß befreit- Die Die « ist rhythmisch, schwungvoll, durchans vornehm. iß« -Printaballerine Ist-L Sebesi, die sich M »Edelweach; vom Budapester Publikum verabschiedete, da sit äsm . Berlin enaaaiert ist« verhals durch ihre Birtuv W» im Verein mit den komdinaioriscben Gruppentüåw und den Farbenwundern der gesamten Darste an der Novität ideren ungarische Benennuna Fva gyopür« lautcti zu einem diirebschlsisievden SCHLEI ,= Konterie nnd Voririiae der Woche VM « Marz. Montag. Palmeniiariem Liedernbenb llan TrodlersStriegler, MS. - skiinstlerbaus: Literarische na eanngkxsssss Gen-»inPhasen-Inans- «- Dreddnersedriraeianaoereinh zis. - Aunslerdws »F ist-E falls Flucll W Irgend anp zU sp Wen MIW dem Gassen M Hm M : Michkkdckttl »H« ki n d ( NOT-il d d i WH i n i I Max u n t engc i f ch c Temkliac N Mich-tat uv SEND-n ffik zu dem Amen den A mme S Mükkkinnei mä Eröfful ljchfcit AI »zum-m M man fällitli Beide Anackl sich der ibne gemacht AU 3 frühere Schii Aussq a c U sich die Vers schen Oclnch Ukherrclztbci km Die Zc Bock c i U s Mensch am Bock, der Gut schon in der Mk habe un M Gattin «- Ebclcben Bv auch M V C gezeigt habe ttat dadurch M Zenainm infall erll Macht, crho Nach ein der Kaserne Jütekbogftmß Gltndt auf fc bitter ersch- Verfehlungen wat lnfolaede erstattet AU- Kürassier. de beaanaen » ist« einer XI in Fricdlaui worden. De Wotanski wa Wegs zur Sc aänqek sahen auf dem Trick auch der Lcich sogen Allge] Unglücksfalt dag Kind vor Gemeindeschül den ist. 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