Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1852
- Erscheinungsdatum
- 1852-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185210131
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18521013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18521013
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1852
- Monat1852-10
- Tag1852-10-13
- Monat1852-10
- Jahr1852
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1852
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
> und Anzeiger. -I- 287. Mittwoch dm 13. Oktober. 1852. Unsere Lugend. (Fortsetzung.) Der Aufsatz über diesen Gegenstand in Nr. 268 hat in Nr. 27S einen zweiten veranlaßt, über „da- Tabakrauchen der Straßen jungen," wozü wir einige Bemerkungen machen müssen. Der geehrte Vers, ist unvermerkt auf ein anderes Feld gerathen. Wir haben das öffentliche Tabakrauchen der Jungens gerügt, nicht weil es „unanständig" ist — wie es der Vers, auffaßt und nun deshalb auf die Erwachsenen übergeht, die es auch nicht besser machten — sondern weil es ein Zeichen von Frechheit ist, weil es da- Bestreben ausdrückt, sich den Erwachsenen gleich zu stellen. DaS ist hier die Hauptsache. Es ist eine schwere Frage — und ich möchte sie wohl einmal richtig beantworten hören — worin der Genuß beim Tabakrauchen besteht. Allein so viel ist gewiß, daß ein solcher Genuß nur statt- finden kann, wenn der Körper vollständig ausgebildet ist, ihm An strengungen selbst gegen seine natürliche Bestimmung angemuthet werden können, welche er, ohne daß ihm dadurch Vernichtung draht, überwinden kann. Auch liegt es vielleicht in der Ausbildung de- Nervensystems, welches erst nach seiner vollständigen Entwicke lung da- Narkoticum vertragen kann. Genug, gewiß, daß nur der Mann ohne bedeutenden Nachtheil für seine Gesundheit das Tabakrauchen vertragen kann, und daß es jungen Leuten bedeutend schädlich (wie jeder Arzt bestätigen wird), daher auch häufig so fort mit unangenehmen Folgen verknüpft ist. Es gewährt demnach auch keinen Genuß, fordert im Gegentheil vielmehr eine ge wisse Ueberwindung, die bloß der Hochmuth möglich werden läßt. Es ist daher für den, der eine pädagogische Ader hat, unerträglich, so einen Gelbschnabel, dem noch keine Spur von einem Barte ward, Tabak rauchen zu sehen, indem er darin — weil eS für den Kna ben keinen Genuß gewährt, sondern im Gegentheil Ueberwindung kostet -- nichts als ein Symbol der allgemeinen Frechheit erblickt, in welcher die liebe Jugend sich jetzt dm Erwachsenen gleich zu stellen bestrebt. Sie will nicht mehr unmündig sein. So. viel zur Verständigung. Die Unanständigkeit und resp. Schädlichkeit des Tabakrauchens an sich ist ein anderes Thema und sollte wohl auch einmal besprochen werden. Femer greift unser verehrter Herr Correspondent den Sah an: „Die eigentlichen Werkstätten der Erziehung sind Schule und Hau-, und aus diese zwei Bäume des Leben- der gesammten Volk-wohlfahrt haben wir keinm Einfluß." Er sagt: „Ich stelle da- Hau- über die Schule, denn die Kinder sollten den Aeltern näher stehen als den Lehrern, denn das Hau- muß der Schule die Schüler erst liefern, und kommt viel darauf an, wie e- diese lie fert, sodann meine ich aber auch, daß die Schule nicht- bewirken kann, wenn da- Hau- bei der Erziehung seine erste Stelle nicht zu behaupten weiß." Da- find allerdings theilweise Wahrheiten, die aber der Schule ihre Herrlichkeit und ihre Oberherrlichkeit keine-weg- rau ben, die wir ihr im Gegentheil dessen ungeachtet vindiciren, und zwar dzrrch die nachstehenden zwei Sätze: 1) Die. Schule kommt nicht aus dem Hause, sondern da- Hau kommt au- der Schule. Die Aeltern waren vor Kurzem selbst Z-glinge der Schule. Und was da in ihre zarten Herzen gepflanzt wurde, da- ist in der Regel bleibend für- ganze iede«. Wa- da- Hau- in der hier in Rede stehenden (reli giös-sittlichen) Beziehung ist, das ist im Allgemeinen das Product der Schule und ihrer Fortsetzung der Kirche. 2) Da die Zeit der Kinder, in der sie wach sind- durch beide Factoren der Erziehung so ziemlich in zwei gleiche Hälften ge- theilt ist, so ist nicht abzusehen, warum der Lehrer, welcher Erzieher von Fach ist, welchem das mächtige religiöse Element zur Seite steht und dessen Wirksamkeit auch außer den Schul stunden keineswegs ganz aufgehoben ist, einen geringem Ein fluß haben sollte als die Aeltern. Es wird daher wohl bei den Worten Vater Luthers bleiben: „Die Schulen müssen die Welt regieren."*) Und wir wer den sonach wohl der Schule ihren obersten Platz, ihre Krone lassen müssen, sie trägt sie mit Recht. Wenn der Verfasser weiter meint, daß wir auf Schule und HauS den „größten Einfluß" haben, wenn wir besser werden,— „die wir ja eben das Volk ausmachen, von dessen Wohlfahrt die Rede ist" — so hat dies seine vollkommenste Richtigkeit. Möchte es ihm nur gelingen, das fatale Wörtchen „wenn" dabei wegzu schaffen. Da ist kein Zweifel, wenn wir alle besser werden, gut werden, dann ist uns allm geholfen und der Himmel auf die Erde gebracht. Dann wird keine Klage mehr gehört werden, und am wenigsten über unsere Kinder. Ja wohl! Die Frage war aber blos, ob cs bei dem gegenwärtigen thatsächlichen Zustande nicht höchst nöthig sei, daß die Erwachsenen über die sich selbst überlassenen Unmündigen eine heilsame Aufsicht und Zucht zu üben hätten. Der Vers, verneint schließlich diese Frage, weil wir dadurch „in die Rechte der Aeltern eingriffen." Es war aber eben nur von solchen Kindern die Rede, die ohne Aufsicht der Aeltern, folglich ohne alle Aufsicht sind; wo also die Aeltern weder ihre Rechte noch ihre Pflichten üben können. Hieristes Pflicht aller Erwachsenen, einzugreifen. Oder sollen wir auch ruhig Zusehen, wenn sie uns die Stadt anzünden ? Das würde aus jenem Satze folgen; denn zurechnungsfähig sind sie als Unmündige nicht. So wie jeder Erwachsene zuspringt, wenn ein Kind gefallen ist, von einem Hunde angefallen wird rc., warum? Weil das Mitgefühl für das leibliche Wohl des Hilfsbedürftigen geweckt ist. Warum soll es nun — dieses Mitgefühl, die wahre Liebe — für das w a h r e Wohl des Hilfsbedürftigen in der weit höheren sittlichen Beziehung nicht ebenso geweckt werden? — und wir versichern noch einmal: Wenn die Jugend sich fortwährend nnter der Aufsicht und I Zucht der Erwachsenen fühlte, — wie es sein sollte, — so würde viel an ihr gewirkt und di« übermäßige Frechheit würde nicht so üppig fortwuchern. r. *) Luther sagt? ,,Es ist so viel in einer Stadt an einem Gcbul- I Meister gelegen, als am Pfarrherrn.' Bürgermeister, Fürsten und Edel- fleute können wir gEhen, Schulen kann man nicht entrathen. denn sie müssen die Welt regieren. — Einen fleißigen frommen Schulmeister oder Magister, oder wer. es ist, der Knaben treulich zeucht und lehret, i dem kann man nimmermehr gnug lohnen, und mit keinem Geld« bezahlen. Und ich, wenn ich vom Predigtamt und andern Sachen ablaffen könnte oder müßte, so wollte ich kein Amt lieber haben, denn Schulmeister oder Knabenlehrer sehn, denn ich weiß, daß dies Werk nach dem Predigtamt dal allernützlichste, größeste und beste ist, und weiß dazu noch nicht, welches unter beiden das beste ist, denn es ist schwer, alte Hunde bändig und alte Schälke fromm zu machen. Aber die jungen Bäumlein !kanu man besser biegen und ziehen, obgleich auch etliche zerbrechen."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite