UN- Anzeiger. 316 Donnerstag den 11. November. 1852. Bekanntmachung. Nachdem vom hiesigen Fiacre - Verein auf das Jahr vom 1. September 1852 bis dahin 1853 Herr Johann Friedrich Beck, - Johann David Rasch, - Friedrich Wilhelm Voigt und - Johann Friedrich Neu meister zu Vorstehern gewählt und von uns bestätigt worden sind, so bringen wir dies hierdurch zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 5. November 1852. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. Schleißner. Erinnerung an Abentrichtung der Grundsteuern rc. Am 1. November d. I. wird der diesjährige vierte Termin der Grundsteuern, welcher nach der allerhöchsten Verord nung vom 15. December v. I. mit Drei Pfennigen von jeder Steuereinheit zu entrichten ist, fällig. Die dieSfallsigen hiesigen Steuerpflichtigen werden daher hierdurch aufgefordert, ihre Steuerbei träge, so wie die städtischen Realschoß- und Communal-Anlagen an gedachtem Lage und spätestens binnen 14 Tagen nach demselben bei der Gtadt-Steuer-Einnahme allhier zu bezahlen, indem nach Ablauf dieser Frist, gesetzlicher Vorschrift gemäß, sofort executivische Zwangsmittel gegen die Restanten eintreten müssen. Leipzig, den 3V. October 1852. Der Rath der Stadt Leipzig. Koch. Tagesbefehl an die Communalgarde zu Leipzig den 10. November 1852. Daß der bisherige Commandant de- ersten Bataillon-, Herr Engelmauu, auf Ansuchen seiner Function enthoben und der an dessen Stelle gewählte bisherige Zugführer der 7. Compagnie, Herr Franz Moritz Weinoldt, Kaufmann, Ritter de- K. S. V.-O., von dem Königl. Hohen Ministerium de- Jnnem als Commandant de- ersten Bataillon- bestätigt und von dem Unterzeichneten Commando heute als solcher in Pflicht genommen worden ist, wird hiermit zur Kenntniß der Communalgarde gebracht. DaS Commando der Communalgarde. H. W. Neumeister, Commandant. Schiller. Der große Zeitraum, in welchem ein vollendete- Schriftthum die Herrlichkeit, den Tiefflnn und die Innigkeit unsere- Volke- bekundete, liegt schon weit in der Vergangenheit zurück und nur Greise können noch eine lebendige Erinnerung der Tage haben, in ncht einzig auf geschichtlicher Kunde; wenn gleich auch unser Sinn durch sie mit zauberischer Macht berührt wird, so war die Stim- mnWn.dne Kzrgnngenheit doch weit abweichend von der Stimmung der Gegenwart., also anch ihre Wirkung. Nicht sehr fern ist die ZA wo da- Geschlecht der Zeitgenossen Schiller- gänzlich auS- -estorben sein wird. Ader dennoch wird uns sein Leben und Wesen deutlicher und deutlicher. So Mancher von denen, die ihm nahe standen und geeignet wsttn, über ihn zu berichten, schwieg, so lanno er selbst lebte, uns öffüete erst im Lode dm Mund. Hinter- laMne Aufzeichnungen geben uns so manche überraschende AuS- kl«st, und kaum schien Hoffmeisters in mehr al- einer Beziehung ausgezeichnete Lebensbeschreibung Schillers dm vorräthigen Stoff gesichtet und bi- zum Abschlüsse verarbeitet zu haben, al- neue Nachrichten über den Dichter sich häuften. So hat neuerdings Prof. Köpke in Berlin au- den Denkschriften der Frau Charlotte von Kalb höchst interessante Mittheilungen gemacht, auf die wir die Aufmerksamkeit unserer Leser richten möchten. Krau von Kalb stand mit Schiller in einem langen Briefwechsel, warf aber in einem Anfall von Wahnsinn diese Briefe, die sie kaum noch zu einem heiligen Vermächtniß für ihre Kinder bestimmt kstte, ins Feuer, nicht alle mit einem Male zugleich, sondem laugstm^ einen nach dem andern, bi- die Flamme sie alle verzehrt hatte. Später folgte die Reue, und sie verfaßte in ihrem Alter DenkWÜrbigliiten, welche nach ihrem Tode ihre Tochter Edda von Kalb, Hofdame in Berlin, dem Prof. Köpke zur Benutzung für die Oeffentlichkeit überließ. Die edle Dame begriff, daß da- Privatleben ihrer Mutter durch die Personen, mit denen sie in Verkehr getreten (Schiller, Goethe, Wieland, Herder u. A.), ein öffentliche- In teresse gewonnen habe, und scheute darum nicht zurück, die wunden c Seiten eine- zerrissenen Familienleben- aufzudecken. Diese Hoheit der Betrachtung, welche kleinliche Aenastlichkeit in den Hintergrund schiebt, verdient besonder- an einer Dame alle Anerkennung und Achtung. Schiller übersah die verschrobene Lage, in welcher sich