Bildende Kunst. ie den modernen Weltausstellungen angegliederten internationalen -> Kunstausstellungen können ein umfassendes Bild der gesammten neueren Produktion aller Länder auf diesem Gebiete nicht er geben, da sie der Konkurrenz derjenigen »internationalen« Kunst ausstellungen begegnen, die alljährlich in den Hauptstädten Europas stattfinden. Bei der Wichtigkeit, die diese gleichzeitigen europäischen Unternehmungen für den Künstler haben, war nicht zu erwarten, ° daß gerade die neuesten Schöpfungen in großer Zahl nach Chicago gesandt würden. Vielmehr wurde vielfach die Gelegenheit benutzt, um Werke hinüber- zusendcn, welche die europäischen Ausstellungen bereits durchwandert hatten. Da auch die öffentlichen Galerien aus ihrem Bestände Manches herliehcn, gab speziell die deutsche Ausstellung nicht gerade ein Bild des augenblicklichen Standes der Entwickelung, reprä- sentirte vielmehr, wie dies auch beabsichtigt war, die deutschen Leistungen auf künst lerischem Gebiete während der letzten zwei Jahrzehnte. Innerhalb der damit bezeichneten Grenzen darf die deutsche Kunstausstellung als eine wohlgelungene, Deutschlands durchaus würdige bezeichnet werden. Die Vorbereitungen für die Beschickung der Ausstellung in Chicago hatten be reits am 2. Juni 1891 begonnen. Damals richtete der Reichskommissar unter Beifügung der betreffenden Anineldepapiere an den Hauptvorstand der deutschen Kunstgenosscnschaft das Ersuchen, die beteiligten Kreise für eine umfassende Beschickung zu gewinnen. Der Hauptvorstand leistete dieser Anregung aufs Bereitwilligste Folge und ließ unterm 1. August 1892 mittelst Zirkulars eine entsprechende Aufforderung an die Lokal vereine ergehen. Noch ehe die Antworten der Lokalgenvssenschaften eingegangen waren, wurde der Neichskommissar, welcher sich behufs Sicherung eines ausreichenderen und günstigen Platzes für die deutschen Ausstellungsgegenstände Anfangs September 1891 nach Chicago begab, um Bereitstellung des erforderlichen Raumes für etwa 600 bis 700 Werke ersucht. Da bis zum 18. November 1891 die Antworten der Lokalvereine hinsichtlich der ungefähren Betheiligung noch nicht vollzählig cingegangen waren, so wurden die letzteren an diesem Tage nochmals auf die Wichtigkeit der Ausstellung aufmerksam gemacht und um umgeheude entsprechende Mittheilung gebeten. Inzwischen ging dein Hauptvorstande seitens der Reichsvertretung die Nachricht zu, daß zu den aus der Betheiligung der deutschen Kunst erwachsenden Kosten ein angemessener Beitrag aus Neichsmitteln zur Verfügung gestellt und daß außerdem für eine