Leipziger UN- 231. Sonnabend den 19. August. 1854. Bekanntmachung. Die Abschlagung des Pleißenflusses wird nunmehr, nach eingetrettncm niedrigeren Wafferstande, Sonnabend den Lv d. M. Abends ßattfinden. Ww machen dies hierdurch unter Bezugnahme auf die in unserer Bekanntmachung vom 24. v. M. enthal tene« Vorschriften bekannt. Leipzig, den 17. August 1854. Der Rkath der Stadt Leipzig. Di-. Voll sack. Lhorbeck. Sin sächs. bekannter Maler und Zeichner hat in einem Briefe an einen unserer Bürger über da- Unglück, welche- Se. Majestät Friedrich August gehabt, am 9. d. Mts. Folgende- geschrieben. Wir geben da- nun allerdings schon Bekannte deshalb, weil ein Augenzeuge über den Ort der Gefahr spricht und weil darau- doch hervorgeht, daß der Postillon merkwürdiger Weise die zwei Pferde am Kopfe geführt hat. Der Erzähler sagt: „Heute passitt, ich de« Ort, wo der König von Sachsen durch eine« ««MMchen Anfall um - Leben kam. — Ich sah ihn in »o der ü» Gasthause in einem oder, Aimmer z« sehen war; »an hatte th« völlig angekleidet auf ein Bett gelegt und mit einer leichten Decke und schwarzem Flor bedeckt; zu den Seiten und am Haupte standen Blumen und brennende Wachs kerzen, zu den Füßen zwei weiße Postamente mit Weihwasser, dabei beteten zwei Capuziner au- d«m nahen Kloster zu Imst. Die Wache hielt die Imster Bürgergarde. Da- Gesicht war unter dem Kinn hinweg mit einem weißen Tuche verbunden und trug den Lu-druck der Ruhe und d,S Frieden- ; alle Anwesenden waren von dem Ladlick rief erariffen. „Der König war gestern Morgen wohlgemuth in Begleitung de- Major v. Aezschwitz und seine- Dimer- von Imst fortgefahren, in der Absicht, da- Pitzthal zu besuchen; weil sein Wagen dazu nnpraktikabel war, hatte man eine leichte Karrete genommen. Die Landkarte in der Hand und sich orientirend, sagt er noch sehr heiter: „Da- ist die Spitze, jene diese" u. s. w., als der Wagen sich der Stelle nähert, wo der Weg eine enge abschüssige Biegung macht; trotzdem, daß der Postillon die Pferde führt, kommt der leichte schmale Wagen in'- Schießen und wirft um. Der König ruft dabei sehr laut: „Haltet! haltet die Pferde!" fliegt heraus und an die Hinterbeine des HandpferdeS, der Major und der Diener über ihn hinweg; da- Pferd hatte den Strang zwischen die Beine bekommen, schlägt hinten au- und trifft den König an die linke Seite de- HinterkopfeS. Der Bediente zteht ihn schnell auf die Seite, schafft Wasser herbei und macht mit dem Taschen tuche Umschläge, wobei der König wieder zu sich kommt; sehr schwach bringt er noch die Worte hervor: „Verlaß «ich nicht, ich werde für dich sorgen!" und schließt mit einem tiefen Seufzer. ,^Der Bediente trägt ihn sodann scheinbar noch lebend zu dem nahenBrennbüchel, wo er noch die letzte Oelung empfängt und stirbt. „So viel erfuhr ich an Ort und Stelle von dem Diener de- König- ; die verhängnißvolle Stätte habe ich gezeichnet." Nachschrift. Au dem Berichte über den Tran-port der Leiche Sr. Majestät in Nr. L2V kann noch Folgende- nachgetragm werden: Die Direktion der Leipzig-Dre-dner Eisenbahn-Compagnie hat durch Veranstaltung eine- Trauerzuge- darum einen besonder« Act der Pietät geübt, «eil der Verstorbene der beste Freund de-Unter nehmen- gewesen ist und man Seiner Verwendung für Entstehung der Bahn viel verdankt. An alle Wagen waren Trauerflöre be festigt. Im Uebrigen ist noch zu erwähnen, daß auch die hiesige Geistlichkeit sich am Auge betheiligt, und daß sich in Leipzig auch die Officiere der Garnisonen HG« Grimma und Borna ange schloffen hatten. Dir Red. Vom 12. bis 18. August sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 12. August. August Wilhelm Poppe, 54 Jahre alt, Bürger und Wollcommissionair, in der großen Fleischergaffe. Clara Meltzer, 1 Jahr alt, Bürger- und Kaufmanns Tochter, in der Ulnchsgasse. Jeanette Franzi-ka Henriette Schneider, 5 Monate alt, Bürgers und Kaufmanns Tochter, in der Reichsstraße. Franz Hieronymus, 32 Jahre alt, Buchdrucker, im JacobshoSpitalc. Jda Auguste Agnes Kirchner, 5*/, Jahre alt, künigl. sächs. LhorcontroleurS hinter!. Tochter, in der Elisrnstrasie. Paul Evreiurltz Freiberg, 2 Jahre alt, Handarbeiter- Sohn, in der UlrichSgüffe. I-Han« Hffpch Ühlmann, V, Jahr alt, Beamten- Sohn, im Georgenhause. Marie WUHelmine Therese Ruf, L5 Wochen alt, Aufläders der Leipzig-Dre-dner Eisenbahn Tochter, in der Antonstraße Sonntag den 1A August Gottloh Eduard Löwe, 47 Jahre alt, Kaufmann in Döbeln, kn Jacob-Hospitale. Louise -armp Hübsch, Iv Monate 14 Tage alt, Bürger- und OkkonomenS Tochter, in der HaLe'schm Straße.