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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-08-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185408249
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540824
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540824
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-08
- Tag1854-08-24
- Monat1854-08
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.08.1854
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3078 Die Jahresfeier der evangelisch-lutherischen Mission ;u Leipzig. Am 22. d. MtS. fand hier die jährliche Versammlung der evangelisch-lutherischen Missionsgesellschaft statt. DaS Collegium derselben hatte zu dem Gottesdienste früh S Uhr in der Nicolai kirche öffentlich eingeladen. Die Deputirten und eingeladenen Be hörden hatten auf dem Altarraume Platz genommen, während die übrigen Räume der Kirche wie bei jedem Gottesdienste der Ge meinde überlaffen waren. Die Kirchengesänge waren besonders ge druckt und wurden von dem Thomanerchore vortrefflich geleitet, waS diesmal, weil wegen der Landestrauer die Orgel nicht ge schlagen werden durfte, von besonderer Wichtigkeit war. Die Diaconalia hatte Herr Archidiaconus vr. Tempel über nommen, und die Predigt hielt Herr Kirchenrath Langbein aus Dresden über Jes. 42, 5—9. Der Redner hatte sich die Aufgabe gestellt, auszuführen: Was verpflichtet dieKirche zum Missionsdienste? Die Antwort auf diese Frage ließ er in folgenden vier Sätzen finden: 1) Der Dank für alle Gnade und Barmherzigkeit, welche der Herr an ihr gethan hat. 2) Der bestimmte Auftrag, welchen der Herr seiner Kirche ge geben hat. (Gehet hin in alle Welt und lehret alle Heiden rc.) 3) Die große Noth der Heiden, deren der Herr sich erbarmen will, und 4) die tröstlichen Versicherungen, welche der Herr für die Be strebungen in diesem Werke ertheilt hat. DaS Altargebet sprach Herr Pastor Wolf aus Magdeburg und den Segen der schon genannte Herr I)r. Tempel. Der ganze Gottesdienst war so erbauend und so erhebend, daß gewiß kein Theilnehmer daran daS Gotteshaus ohne Segen für die heilige Sache der Kirche verlassen hat. Ganz besonders zeich nete sich die Predigt durch einfache Klarheit, bestimmte Entschie denheit und glaubenstreue Ueberzeugung aus, wozu noch kam, daß der gefeierte Redner sein Thema nicht blos mit Geistesschärfe und evangelisch-lutherischer Glaubenstreue behandelte, sondern auch durch seine vortreffliche Vortragsweise und durch ein schönes, helltönendcs Organ die Zuhörer zu gewinnen und zu erheben im Stande war. Den vom Herrn Missionsdirector Graul entworfenen, höchst interessanten Jahresbericht, woraus wir das Wichtigste, wenigstens die statistischen Notizen später hier mitzutheilen gedenken, trug Herr Professor vr. Kahnis vor, weil leider Herr Dir. Graul noch immer in Folge sich auferlegter Anstrengungen, namentlich bei seiner Missionsreise nach Ostindien, sehr geschwächter Gesundheit ist, und daher am lauten Sprechen verhindert war. Aus den hier gemachten Mittheilungen ging klar und deutlich hervor, daß die hiesige Missionsgesellschaft bereits verhältnißmäßig Großes ge leistet hat, und daß Gott Seine Sache zu fördern weiß, wenn wir nur im rechten Vertrauen auf Seine Macht und Gnade das thun, was wir nach Seinem Willen thun sollen. DaS Nähere wird sich aus den geschichtlichen und statistischen Notizen, die wir später zu veröffentlichen die Absicht haben, von selbst ergeben. Der Mittag halte die Gesellschaft und deren Freunde zu einem heitern Mahle im Hotel de Pruffe vereinigt; am Nachmittage hatten sich die stimmberechtigten Abgeordneten der Vereine mit dem Collegio zu einer Besprechung zurückgezogen, und erst Abends 7 Uhr trafen sich alle Missionsfreunde wieder im großen Saale des gen. Hotels, um sich durch Gespräche und Mittheilungen ge machter Erfahrung in Sachen der Mission für ihre fernere Tätig keit zu stärken. Auch diese allgemeine, öffentliche und zahlreich besuchte Versammlung, wo der Zutritt Jedermann, der nur irgend Interesse zeigte, frei stand, wurde mit Gesang und Gebet eröffnet und geschlossen, und dabei die Diskussion von Herrn Superintendent Münch meyer aus Hannover, welchem vom Collegio der Vorsitz übertragen worden war, geleitet. Von dem hier Gesprochenen wollen wir nur Einiges mittheilen, daS Specielle wird gewiß das Missionsblatt bringen. Die Abgeordneten aus Mecklenburg, Hessen, Baiern, West preußen, Lauenburg, Thüringen u. s. w. machten höchst interessante Mittheilungen darüber, wie nach und nach namentlich in Folge der erlittenen Bedrückungen und der politischen Wirren der zuletzt ver flossenen Zeit in ihren Ländern sich daS kirchliche und insbesondere daS konfessionelle (evangelisch-lutherische) Jntereffe belebt, geeiniget und dadurch wesentlich gestärkt habe, und wie die Missionssache mehr oder weniger zu einer allgemeinen entweder der einzelnen Ge meinden oder gar der Landeskirchen, wie z. B. in Baiern und Mecklenburg geworden sei, und in nothwendiger Wechselwirkung in den einzelnen Gemeinden so wie an einzelnen Personen für die eigne Kirche selbst höchst segensreich gewirkt habe. In welch überraschen der Weise dies hier und da geschehen, davon nur ein Beispiel. Während in Thüringen im Jahre 1848 nur drei Gesellschaften bestanden haben, ist deren Zahl bis jetzt schon bis auf sechsund zwanzig angewachsen. Gleiches Gedeihen wurde in Sachsen nachgewiesen, denn wäh rend vor noch nicht einem Menschenalter die erste MissionSgesell- schaft in Dresden aus nur drei Personen bestanden hat und man sich jahrelang bei dem jährlichen Gottesdienste in der kleinen Wai senhauskirche versammeln konnte, hat die letzte Versammlung 'in der größten Kirche Dresdens, der Frauenkirche, die von Dresden- Frauen mit Blumen auSgeschmückt gewesen, stattgefunden und hat diese Kirche die Versammlung kaum fassen können. Aehnlich in Leipzig, wo im vorigen Jahre die Johanniskirche die Versammlung nicht mehr faßte, weshalb man in diesem Jahre die Nicolaikirche gewählt und sich hierin einer sehr zahlreichen Versammlung zu er freuen hatte. Während der ersten Dresdner Versammlung nur zwei Geistliche angehört, haben sich bei der letzten Versammlung daran gegen vierzig betheiligt, und in Dresden wie in Leipzig ist man bei vollem Glockengeläute in die Kirche gezogen. Auch war eS höchst erfreulich, zu bemerken, daß nicht bloS Geistliche eS sind, welche die Sache der evangelisch-lutherischen Kirche mit Beruf-treue vertreten, sondern daß außer den weltlichen und obern kirchlichen Behörden auch viele Privatpersonen derselben ihre besondere Auf merksamkeit zuwenden. So war diesmal unser verehrter Stadt- Magistrat bei der kirchlichen Feier vertreten. Nachdem, und dies müssen wir noch kurz berühren, Herr Superintendent Münchmeyer über die Kirche in Hannover gesprochen und erwähnt hatte, daß gerade und vorzugsweise nur in dem von der Natur am Ungünstigsten ausgestatteten Theile dieses Landes — in der Lüneburger Haide — ein besonder- rege- christliches Leben sich zeige, kam inan auf die bekannte missions freundliche Gemeinde Herrmannsburg und den Pfarrer HarmS zu sprechen ; denn dieser Ort liegt bekanntlich auch in oder doch dicht an der Lüneburger Haide, und theilte hierher bezüglich ein Leipziger Student das mit, was er bei einem kürzlich gemachten Besuche in Herrmannsburg und bei Pastor Harms beobachtet und erfahren hat. Der junge Mann verstand es, seine Erzählung mit Lebendig keit und Eifer für die Sache vorzutragen, legte auch Zeichnungen von der Kirche dort, dem Pfarrhause und dem Missionsschiffe vor, welches die gedachte Gemeinde erbaut und vor Kurzem hat von Stapel gehen lassen. ES ist in der That, ganz abgesehen von dem inneren Drange des genannten Pfarrer- und seiner Gemeinde, mit welchem sie sich dem Eifer für Missionsangelegcnheiten hingeben, staunenswerth, was eine so kleine Gemeinde leisten kann und bereits geleistet hat. Um die Festordnung hat sich auch diesmal der älteste aber noch in frischer Kraft wirkende Freund für die Mission in der Kirche und in der Schule, Herr Prof. vr. Lindner sen., besonder- verdient gemacht. — So steht die Missionsgesellschaft als eine hochgeachtete da, und wird sicher in Zukunft um so segen-reicher wirken, weil, wie in Nr. 232 d. Bl. berichtet worden, eine Vereinigung der Gesellschaften vieler Länder mit dem Leipziger Vereine stattgefunden hat, und Leipzig dadurch so zu sagen zum Vororte der Heidenmission geworden ist. In nächster Zeit wird der Bau de- Missionshauses hier in Angriff genommen und darin da- MissionS-Seminar gegründet werden. -7- Frauen-Schuh und Lrauen-Sildung. v. Wenn wir den Begriff „Bildung" aufstellen wollen, müssen wir schlechterdings den christlichen Standpunkt festhalten, und können denselben daher kurz etwa so bezeichnen: „Bildung ist die durch zweckmäßigen Unterricht, gut geleitete Erziehung und geregelte Selbst- thäligkeit herzustellende harmonische Entwickelung der gesammten Menschenkraft zur Gottähnlichkekt." Nach den Ansichten und Aus sprüchen der Religion ist daS Ebenbild Gotte- das Ideal, welche- der Mensch erstreben soll. Je näher nun ein Menschengeist diesem Ideale gekommen ist, je gebildeter wird er sein, und je näher wir daher durch Unterricht und Erziehung den Menschen diesem höchsten
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