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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-09-18
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185409186
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18540918
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18540918
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-09
- Tag1854-09-18
- Monat1854-09
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.09.1854
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schieht nun, wenn man daS Kind gewöhnt, das Wort ,,mai8on" in diese Verknüpfung'aufzunehnren? Die alte Verbindung wird dadurch keineswegs gelöst, auch nicht einmal geschwächt. Denn sobald da- Kind ein Hau- sieht, gestaltet dle Seele eben so deutlich als vorher daS Wort „Haust", und pur viel leiser, dunkler daS Wort ,.mai8oo." Dies muß nothwendig geschehen, denn eS beruht auf einem allgemeinen Naturgesetze der Seele, wo keine Ausnahme stattfinden kann. Das französische Wort verknüpft sich nicht direct mit dem Begriffe „Haus", sondern mit dem deutschen Worte, denn dieses letztere ist es, was zuerst den Begriff hat bilden helfen. Jeder Erwachse kann dies beobachten, wenn er französisch rc. liest. Kommt ex nämlich an einer schwie rigen Stelle an, so empfindet er ganz deutlich, wie die deutsche Satzbildung neben der französischen rc. fortläuft. Offenbar ist zwischen zwei Sprachen gerade so viel Unterschied wie zwischen den Nationen, die sie reden. Wenn das französische „omQur" einen so viel rohem, sinnlichem Charakter trägt, als das deutsche „Liebe", so finden wir die letzten Gründe dazu in der ur sprünglichen Natur deS Lande- und seiner Bewohner und in der letztem politischer, moralischer und religiöser Entwickelung. — Das so nützliche Jneinanderareifen deutscher Sprache und deutscher Ver hältnisse in der Entwickelung des Kindes darf gewiß auf keine Weise gestört werden, und eS ist deshalb unser Ausgangspunkt, daß die deutsche Sprache überhaupt bevorzugt werde. Den Grad dieser Bevorzugung erkannten wir nun für die Aneignung der Wörter darin, daß die deutsche Sprache daS einzige Werkzeug zur Ausbil dung deS Innern Seelenlebens bleibt und der fremde Ausdruck also wenjg-x mit den Begriffen selbst, als mit den deutschen Worten verbunden wird. Hierin liegt nun zugleich eine Widerlegung für daS Bedenken einer innern Schwächung des Sprachgeistes. Ob ein kleines Kind bisweilen ma bcmns mamav oder eet srbre est xranä eto. sagt, kann auf keine Weise schädlich sein, denn hier und in ähnlichen Fällen kommt der verschiedene Geist der fremden Sprache wenig oder nicht zum Vorschein. Aber selbst, wenn wir unS an den Vergleich von amour und Liebe erinnern, wird es Jedermann eiyleuchten, daß ein deutsch erzogenes Kind daS fremde Wort nur für dieselben Verhältnisse anwendet, welche die deutsche Sprache und die deutsche Umgebung vorher in ihm ent wickelt haben. Wenn sich nun also unter dieser Einschränkung „der Bevor zugung überhaupt" keine Nachtheile auffinden lassen, die den Unter richt fremder Sprachen in früher Jugend von vorn herein verbieten, so käme es nun darauf an, die Vortheile dieses Verfahrens hervor zuheben und das „Wie" festzustellen. Herr B. will ältere Kinder grammatisch in fremden Sprachen unterrichten, und es unterliegt keinem Zweifel, daß diese- Verfahren, so unvollkommen es in so frühem Alter sein muß, immer noch weit bester ist, alS die Fortsetzung dessen, was die von unS geschilderte Fürsorge französischer Bonnen angefangen hat. DieS kommt aber, wie wir bewiesen haben, keineswegs daher, daß e- an und für sich schädlich ist, kleine Kinder durch Vorplaudern mit dem Klange, der Aussprache, der Satzbildung fremder Sprachen spielend vertraut zu machen, sondern weil die deutsche Sprache, der Geist derselben nicht zuerst und entschieden als BildungS- und Erziehungsmittel ange wandt worden ist. So müssen freilich alle die Nachtheile hervor treten, auf die Herr B. alS echter Lehrer so kräftig hinweist. Der Unterschied zwischen dem bloßen Erlernen einer Sprache und ihrer Anwendung zur Ausbildung der innern Welt, zu vaterländischer Erziehung, ist ungemein wichtig. — WaS wird aber durch einen solchen grammatikalischen Unterricht erreicht? Wie Wenige unter den Hunderten und Tausenden, die französisch und englisch in die sem Alter und auf diese Weise erlernen, kommen so weit, diese Sprachen mit einiger Geläufigkeit zu sprechen, und wie schwer ist eS diesen Wenigen geworden! DieS kommt daher, weil der rechte Augenblick dafür im Leben nicht benutzt worden ist, der Augen blick, wo sich die ganze Kraft deS Kinde- auf die Aneignung und Uebung der Worte concentrirt. Geschähe di-S nicht, so fiele der grammatische Unterricht keineswegs weg, nur könnte er der Kraft deS KindeS und seinem Standpunkte in der deutschen Sprache an gemessener sein. Wie unangenehm und langweilig ist Jedem, der mit dem 8., 10., 12. Jahre französisch rc. von Grund auf anfan gen mußte, dieser Sprachunterricht geworden im Vergleich zu dem deutschen oder zu dem in Naturwissenschaften, Geographie, Geschichte, Zeichnen, Religion rc. Nachholen läßt sich nicht-, sagt H.rr B, und die- gilt recht eigentlich hiervon. UeberdieS dient ihre fremde Sprache auch dazu, die Aufmerk samkeit de- KindeS zu erhöhen und seine Entwickelung zu beschleu nigen. DaS Vergnügen des Kinde- an seinen Reproduktionen wächst in geradem Verhältnisse zu der Mannichfaltigkeit derselben; eS fühlt sich um so mehr angespornt, die Begriffe < Urtheile rc. zu scheiden und zu verbinden, darüber zu beobachten und zu fragen, je größer daS Zugleich und je schneller da- Nacheinander seiner innern Lhä tigkeit ist. Wir verfügen durch die Kenntniß fremder Sprachen mit mehr Leichtigkeit über eine größere Mannichfaltigkeit von Worten in der eignen; dies gilt von Kindern wie von Erwachsenen, nur von ersteren in sehr viel geringerem Grade. Und sollten selbst schon in früherem Alter fremde Ausdrücke Vorkommen, die, statt sich mit den deutschen Morten zu verknüpfen, vielmehr eine eigentüm liche Gestaltung oder Scheidung in einem der innern Bilder Her vorbringen, nun so ist dies in solchem Maße nur rin Gewinn für das Kind. Nach alledem erscheint eS unS also alS zweckmäßig, Kinder von 3, 4 Jahren mit einer Anzahl von Worten, dem Klange, der Aus sprache, der Gatzbildung einer fremden Sprache in dem Maße vertraut zu machen, daß die Muttersprache als Erziehungsmittel nicht darunter leidet. Ein bestimmte- Verhältniß läßt sich natür lich nicht angeben, es ist dies verschieden nach der geistigen Leben digkeit und Kraft jede- KindeS. Gewissenhaften und verständige« Aeltern wird es nicht schwer werden, das rechte Maß aufzusinden und festzuhalten. Hierin aber gebe ich Herrn B. recht: ehe man zu weit geht, lasse man eS lieber ganz, denn die Muttersprache ist wirklich eine Mutter des aufstrebenden Geiste-. Stumpfe Messer schneide« nicht, mit scharfen kann man sich schneiden; die Aeltern sind wirkliche Wohlthäter de- Kinde-, welche schon so früh die Kräfte und Strebungen de- KindeS zweck mäßig nützen. Nicht blos für die praktischen Geschäfte, die Annehmlichkeiten de- Lebens ist die Kenntniß fremder Sprachen nothwendig, sie ist ein wesentlicher Theil echt vaterländischer Bildung. Nur wer mit den Eigenschaften und Zuständen fremder Völker recht vertraut ist, kann sich die Mängel und Vorzüge de- eignen Lande- mit höherer Klarheit zum Bewußtsein bringen. Zur Erlangung dieser Kenntniß gehört aber, daß wir die den fremden Zuständen entsprechenden Bilder unsrer Seele mit Leichtigkeit hervorheben und festhatten; — nur dadurch können wir sie kräftigen; — und da- einfachste, Jedem zugängliche Mittel dazu ist ihr eigenthümlicher Ausdruck in der fremden Sprache. So wie dem Erwachsenen die eignen Begriffe und Urtheile dadurch klarer werden, daß er ihre feinem Abstufungen, wie das Leben andrer Völker sie bildet, durch den fremden Aus druck allseitig vergleicht, gerade so ist eS auch mit den umfassendem politischen «nd kulturhistorischen Gestaltungen. Möchte man aus dem Gesagten einige praktische Nutzanwen dungen ziehen können! Otto Juughanß. Stadtthealer Am 16. Septbr. wurden die beiden Lustspiele „Er ist nicht eifersüchtig" von Alexander Elz und „Der Pariser Taugenichts" nach dem Französischen von C. Töpfer ge geben; in letzterem gastirte Herr Eichenwald vom Königstädtischen Theater in Berlin als General von Morin. Ist diese Rolle auch in keiner Beziehung bedeutend genug, um i« ihr eine« Künstler seinem ganzen Werthe nach bemessen zu können, so ließ sich doch mit Bestimmtheit erkennen, daß wir eS hier mit eine« talentvolle«, geistig durchgebildeten und fertigen Darsteller zu ttzun habe«, dem nur zu seinem ersten hiesigen Auftreten eine besser« Rolle i» eine« werthvolleren Stücke zu wünschen gewesen wäre. Herr Eichen wald hat eine für ha- Fach der Heldenväter vortheilhaste Persö»- lichkeit, dam ein sehr schö»eS, klangreicheS OwM mit de« Timbre der tiefen Baßstimme. In seinem ganzen West« zeigte er etwa- sehr Anständige- und Maßvolle- — alS gewandter und gebildeter Künstler wußte er da- Würdevoll« und Nobels eine- PairS von Frankreich sehr wohl mit der Derbheit und Treuherzigkeit de- Napoleonischen Krieger- zu vereinen, der im Feld« groß geworde», in Schlachten ergraut ist. Nicht weniger als der soldatisch« Humor, den General M-ri« seiner Schwägerin gegenüber zu zeigen hat, gelang eS Herrn Eichenwald auch, den Khmerz de- Vater- über dkn mehr al- leichtsinnigen Streich seine- Sohne- durch die Strenge de- General- hindurchblicken zu lassen. Wir seh«n mit gespannt« Erwartungen den weiteren Gastrollen de- Herr« Eichenwald ent gegen, hoffend, daß man bei Gelegenheit de- GastftlelS dieses Künst ler- trotz der bereit- begin«e«den Messe wenigsten-für einen Abend ein mal von dem Grundsätze abgehen möge, während derselben elastische
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