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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185410079
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541007
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541007
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-07
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.10.1854
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3914 einer Zeit, wie die unsrige, wo die weltgeschichtlichen Ereignisse mit Riesenschritten vorschreiten, können dergleichen politische Witze und Anspielungen schon nach wenig Tagen leicht altbacken werden und dadurch den einzigen Reiz verlieren, den sie überhaupt zu haben vermögen. — Abgesehen jedoch hiervon, gewährt da- Stück, an da- man natürlich nicht einen zu hohen Maßstab legen darf, eine sehr angenehme Unterhaltung, um so mehr, al- die Direktion eS sehr hübsch auSgestattet und die Regie eS mit vielem Geschmack in Scene gesetzt hat, auch die Musik von Genee (größtentheilS Original) recht hübsch und passend ist. Daß diese erste Vorstellung nur schwach besucht war, erklärt sich au- dem oben angedeuteten Mißtrauen, da- man gegenwärtig nicht mit Unrecht gegm Erzeug nisse dieser Art hegt; doch sind wir überzeugt, daß „Der moderne Faust" bei ferneren Aufführungen auch eine der Zahl nach größere Lheilnahme seiten- de- Publicum- finden wird. Die Darstellung war eine im Ganzen sehr gute; besonder- warm die beiden Hauptpartien durch Frl. Berg (Puck) und durch Herrn Böckel (Mephistopheles) vortrefflich vertreten. Letzterer namentlich überraschte un- durch ein nicht unbedeutende- Talent für leichter gehaltene Charakterrollen, da- wir bi- jetzt noch nicht Gelegenheit gehabt hatten, bei diesem schätzenswerthen Mitglied unsere- Theater- kennen zu lernen. Sein Mephistopheles war da-, wa- er hier sein soll: ein geistreicher, moderner Bonvivant mit einigem diabolischen Anflug und einer gewissen maliciösen Schärfe. Wir wünschen Herrn Böckel Glück zu diesem Versuch in einem Fache, da- seiner bisherigen Wirksamkeit so fern liegt. Frl. Berg gab den Puck in den vielfachen Gestalten, unter denen er erscheint, mit großer Gewandtheit und Feinheit, und ließ von neuem erkennen, daß diese Künstlerin eine der besten Akquisitionen ist, welche unsere Bühne in neuester Zeit gemacht hat. Nächst den Darstellern der Hauptpartien gebührt Frau Günther-Bach- mann die lobendste Erwähnung in der Rolle GretchenS. Sie verstand e-, au- dieser weniger hervortretenden Rolle eine möglichst interessante Gestaltung zu machen und durch allenthalben gelun gene- Spiel zu fesseln. Herr Denzin gab die Rolle de- Stromer. Dieselbe ist aber im Ganzen so undankbar, der Charakter zu un interessant, als daß der schätzenswerthe Darsteller hier etwa- Her vorragende- hätte leisten können. Alle übrigen Partien waren gut, zum Theil mit unseren besten Kräften besetzt, da- Ausammenspiel ließ wenig zu wünschen übrig. Recht hübsch war da- sehr oft angewendete Ballet arrangirt, besonder- gut ward da- 6e 6vux in der zweiten Abtheilung von Herrn und Frau Martin ausgeführt. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, wird nun bald die höhere Kunst an unserer Bühne wieder in ihre vollen Rechte ein gesetzt werden, während in der letzten Zeit vermöge der äußeren Verhältnisse de- Leipziger Theater- dem Zeitgeschmäcke starke Con- cessionen gemacht werden mußten. Einige interessante Neuigkeiten, wie Gottschalls neuestes Werk „Pitt und Fox" und Gustav Freitag- „Journalisten" stehen für die nächste Zeit in Au-sicht; in der Oper haben wir die hier noch neue „Girat da" von Adam zu erwarten, ein Werk, da- schon durch sein äußerst anziehende- Sujet zu interessiren vermag. Durch da- Engagement einiger neuer bedeutender Kräfte, namentlich im Schauspiel, mit denen da- Publicum demnächst näher bekannt gemacht werden wird, sollen bereit- einige dis jetzt sehr fühlbar gewesene Lücken im Personal ausgesüllt worden sein. Hoffen wir, daß sich in Folge dessen die volle Theilnahme des gebildeten Pu blicum- dem Theater wieder zuwende und daß die Bemühungen der Direktion zur Erreichung diese- Zweckes keine vergeblichen sein mögen. * h. Die pariser Stereoskopen (Körperfeher oder eigentlich Körperzeiger). Ueber diese Erfindung de- engl. Physiker- Wheatstone brachte da- Tageblatt vor einem Halden Jahre einen klar veranschau lichenden Artikel; auch die Illustriere Zeitung, Gutzkows Unterhaltungen am häuslichen Herd und die Gartenlaube machten jene interessante Erfindung zum Gegenstand erklärender Besprechungen. Somit können wir annehmen, das die Sache selbst hinlänglich gekannt ist. Wie aber jene Erfindung neuester Zeit noch außerordentlich vervollkommnet ist, sowohl in Aufnahme und theilweise auch Ausführung der Bilder, im Schliff der Gläser und in Construction der Kästen, da- zeigt eine Serie der neuesten Pariser Stereoskopen, so eben au-gestellt in der Centralhalle durch da- photographische Ate lier von Beckmann - Wehnert. — Sie übertreffen die früher ausgestellten meist bei weitem; die Täuschung ist jetzt wirklich vollkommen zu nennen. Künstler, Kunstfreunde und da gebildete große Publicum müssen sich daran erfreuen. Die Aus wahl der Gegenstände ist neu und interessant: Pari-, Versailles, Rom, Straßburg, Mainz, Brügge bieten unS manche ihrer be rühmtesten Bauwerke, Stadttheile und Statuen dar, und am herrlichen Rheinstrom sehen wir Stolzenfels, Fürstenberg, Ehre«- fels, RheinftlS, Bingen rc. — Recht lebhaft wäre zu wünschen, daß diese Ausstellung nicht nur eine temporäre Meß-Sehen-würdigkeit sei, sondern sich in ein bleibendes kleines Museum der Stereoskope umwandeln möchte. Bei öfterer Abwechselung und guter Au-wahl der Gegenstände würde ein solches gewiß eine neue Zierde der Leipziger Sehens würdigkeiten werden und von dauemder Anregung fir alle Freunde de- Schönen sein. 8. Vom 30. September bis 6. Oktober sind in Leipzig begraben worden: Sonnabend den 3V. September. Rosine Jänichen, 76 Jahre 4 Monate alt, Handarbeiters in Großzschepa Witwe, in der Hainstraße. Louise Frohberg, 17 Wochen alt, Maurergesellens in Halle Tochter, in der Antonstraße. Sonntag den 1. Oktober. Henriette Juliane Marie Funke, 28 Jahre 2 Monate alt, Schaffners der Leipzig-Dresdner Eisenbahn Ehefrau, in der Reudnitzer Straße. Ein Mädchen, 5 Lage alt, Friedrich Wilhelm Edlers, Plombeurs des König!. Sächf. Haupt - Steuer - Amts Tochter, in der Gerberstraße. Johanne Friederike Carl, 7V Jahre alt, Einwohnerin, in der Ritterstraße. Earl Gottfried Werner, 33 Jahre alt, Handarbeiter aus Grimma, im Jacobshospitale. Bertha Erdmuthe Naumann, 7^ Jahre alt, Criminalamtsdieners Tochter, an der Pleiße. AgneS Selma Presse, 1'/4 Jahr alt, Schuhmachers Tochter, in der Gerberstraße. Montag den 2. Oktober. Emilie Clara Braune, 3k Wochen alt, Bürgers, Tischlermeisters und Hausbesitzers Tochter, in der Friedrichsstraße. Christian Friedrich Kotte, 6V Jahre alt, Bürger und Hadernhändler, in der Burgstraße. August Heinrich Rücker, 14 Tage alt, Buchhandlungsgehülfens Sohn, in der Universitätsstraße. Ein todtgeb. Knabe, Friedrich August Franz's, Bürgers und Viktualienhändlers Sohn, in der Elisenstraße. Carl Heinrich Kzone, 1^ Jahre alt, Schneidergeselle aus Minden, im JacobShoSpitale. Johann Carl Seebe, 22 Jahre alt, Handarbeiter, im JacobShoSpitale. Gottfried Alfon- Earl Merkel, 27 Jahre alt, Buchdrucker aus Buttstädt, im JacobSho-pitale. Johann Georg Lraugott Sengenberger, 54 Jahre alt, verabschiedeter Soldat, in der UkichSgaffe. Johann Peter Arndt, 85^ Jahre alt, Seidenstrumpfwirker und Aufseher der Nachtarbeiter, Versorgter im Georgenhause. Ein Knabe, 10 Lage alt, Johanne- Heinrich KabenS, HauSmannS Sohn, an der Pleiße.
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