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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-10-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185410199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541019
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541019
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-10
- Tag1854-10-19
- Monat1854-10
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.10.1854
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Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 292. Donnerstag den 19. Oktober. 1854. Landtagsmittheilungen. Zweite öffentliche Sitzung der ersten Kammer am 17. Oktober. In der heutigen Sitzung der ersten Kammer bildete die Be- rathung eine- Bericht- der Zwisckendeputation dieser Kammer, die Erledigung der ihr zur Begutachtung überwiesenen Gesetzvorlagen betreffend, den Hauptgegenstand der Tagesordnung. Der gedachte Bericht enthält, nach einer vorausgeschickten Ueberstcht der an die Zwischendeputatione« gelangten Regierungsvorlagen und der in den DrputationSberathungen erzielten Resultate, Vorschläge bezüglich de- bei der Berathung dieser Gegenstände in der Kammer einzuhalten den Verfahren-. Die Deputation hat sich in eine Majorität und Minorität gespalten, und während die Erstere bei der Berathung der betreffenden Vorlagen nur einige, durch den Umfang und den Charakter der Vorlagen einerseits, so wie durch die Kürze der ge gebenen Zeit andererseits motivirte Beschränkungen in der nach der LandtagSordnung zu beobachtenden Form der Berathung eintreten zu sehe» wünscht, geht der Antrag der Minorität dahin, die StaatS- regienmg zu ersuchen, die betreffenden Vorlagen gegenwärtig ganz »rückzuzleheu und dieselben dem nächsten ordentlichen Landtage in Vorlage bringen zu wolle». Nach einer dreistündigen Debatte hat schließlich der Antrag der Minorität «it einer Mehrheit von fünf Stimmen Annahme gefunden. Sonst beschloß man, der Land tagSordnung von 18S3 auch für die dermalige StLndeversammlung Geltung rinzuräumen. Eine Petition de- Adv. Treuth zu Frei berg «m Abänderung der im Absatz 3, tz. 7 de- Gesetze- für ganz geringfügige Civilansprüche vom 16. Mai 1839 enthaltenen Vor schrift dahin, daß künftighin auch für ganz geringe Civilstreitigkeit» der Grundsatz der Erstattung der Extrajudicialien an den Sieger wieder zur Geltung gebracht werden möge, wurde der dritten De putation übonviesen. Weiter trat die Kammer dem Beschlüsse der zweiten Kammer wegen Bezeichnung der bisherigen Awischendepu- tation als „außerordentliche Deputation" bei und vollzog, nach dem Freihr. ». Welck, Freihr. v. Friesen-Rötha und Vice- präs. Gottschald die Constituirung der ersten, zweiten und vier ten Deputation als deren erwählte Vorstände zur Anzeige gebracht, die auf die Tagesordnung gesetzten Wahlen. Es gingen A4 Stimm zettel ein und wurde in die RedactionSdeputation Professor Bü lkau mit LV, als stellvertretende- Mitglied in der vierten Depu tation ftr de« Dicepräfidenten derselbe mit 21 Stimmen erwählt. s t a d t 1 h e a t L r. Mit freudiger Erwartung sahen wir der Vorstellung von Sha kespeare'- „Kaufmann von Venedig" am 16. d. MtS. «Wz», einmal dg- Werke- selbst «egen, dann aber auch, weil M neuengaglrteS Mitglied unserer Bühne — Herr Gerstel, bis her a« Hostheater ln CarlSruhe — an diesem Abend in der Rolle de- Shylok debütirte. Here Gerstel erfreut sich eine- ehrenvollen Rufe- in der deutschen Künstlerweltz wir fanden nach dem Debüt dies» nicht ungerechtfertigt. Wir haben eS hier mit einem bedeu tende« Talent zu thun, mit einem geistvoll» und auf einer hohen Stufe künstlerischer Durchbildung stehenden Darsteller, der eS ver steht, da- in sich aufgenommene Kunstwerk dem Geist« von dessen Schöpfer gemäß auS sich heraus zu reproduciren. Herrn Ger stels Auffassung des Grundwes»- de- Shylok schien unS eine, diS auf einige wmiger erhedliche Abweichung» von unserer indivi duellen Ansicht hierüber, vollkommen richtige, die Wiedergabe der Rolle war eine in den Hauptsachen sehr gelungene: der Darsteller gab ein in festen, markigen Zügen auSgeführtes Charakterbild. So gern wir alle- da- Gute anerkennen, waS der Künstler leistete, so können wir doch auch die Mängel in der Darstellung nicht über gehen, um so weniger, als die Kritik berechtigt ist, an einen Dar steller von so entschiedener Begabung einen größer» Maßstab an zulegen. Der hauptsächlichste Mangel, der auch in der That die Gestaltung wesentlich beeinträchtigte, war ein etwas zu starkes Aufträgen in den ersten Acten, ein zu viel Ausgeben, nach dem eine Steigerung der äußeren Effectmittel für die folgenden Scenen nicht wohl möglich war. Wir meinen damit weniger die gewal tigen, fast unbändigen Ausbrüche des inneren JngrimmS in der Scene mit Tubal z. B., obwohl auch hier der Darsteller oft hart an die äußerste Grenze de- Schönen anstreifte; das Maßlose der Leidenschaft findet hier dem Maßvolleren in den Scenen deS vierten Acte- gegenüber darin eine gewisse Berechtigung, daß sich Shylok hier trotz de- Scheinrechtes, auf da- er pocht, dennoch durch die Anwesenheit de- Dogen in Respekt gehalten fühlt, während ihn dort kein« Schranke der Rücksicht abhält, sich in seiner Leidenschaft lichkeit gehen zu lassen. Wohl ab«r schien uns Herr Geriet schon im ersten Acte und überhaupt in den Scenen mit Antonio, mit seiner Tochter und Lanzelot etwa- zu scharf zu markiren, so daß Shylok schon hier fast wie eine komische Figur erschien, wäh rend da- komische Element, da- ohne Zweifel dieser Charakter ent hält, doch erst nach seiner Niederlage im ersten Acte, aber auch da nur ganz fein, angedeutet werden darf. Wenn trotz de» Herr Gerstel als Shylok im vierten Acte tzm CulminationSpunct er reichte und hier durch rein geistige Mittel so gewaltig wirkte, so spricht da- nur zu seinem Bottheil und bestätigt da-, was wir bereit- oben von ihm al- Künstler im Allgemeinen aussprachen. In der übrigen Besetzung hatte sich seit der letzten hiesigen Auf führung de- Drama'- Manche- geändert. Vor Allem müssen wir de- Herrn Leuchert al- Antonio gedenken. ES war die- eine recht brave Leistung, durch die der Contrast zwischen dem „könig lichen Kaufmann", dem Repräsentanten de- auf sittlicher Basis ruhenden Großhandel-, und dem auS dem ausgeprägtesten EgokSmuS entspringenden gemein» Schacher und Wucher Shylok- befriedi gend hervorgehoben war. Herr Laddey gab diesmal den Prinzen von Marocco, Herr v. Otheg raven den Graziano, Herr Körnig den Lanzelot und Herr Carlowa den Lorenzo. Ersterer bewährte abermals sein besondere- Talent zur Wiedergabe von scharf mar- kirten Genrebildern und traf richtig den Ton, in dem der prahlerische Freier sprechen muß, ohne jedoch der Würde der maurischen Fürsten etwa-zu vergeben. Herr v. Othegraven gab den fein gezeich neten Charakter de- Graziano mit Anstand und ohne alle Ueber- treibung wieder, wenn wir auch da- Humoristische etwa- mehr hervorgehoben gewünscht hätten. Herr Körnig und Herr Carlowa genügt», und wir erkennen namentlich de- Erster» Streben an, die sehr schwierige Rolle de- Lanzelot entsprechend snSznfülle«. Jedenfalls sag» Her» Körnig dergleichen Parti» mehr zu, als Liebhaberrollen, zu denen er fast stet- nur verwendet wird. — Was die ander» in Hauptrollen beschäftigt» Darsteller betrifft, so er wähn» wir ln Kürze mit Anerkennung Frl. DoorS Porzka, eine Leistung, die abermals für die namhaft» Fortschritte spricht, die diese begabte Darstellerin auch auf dem Gebiete de- leichter gehal ten» Genre- fortwährend macht; ferner der Neriffa der Frau Günther-Bachmann und Her» Böckel- Bassanio — im
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