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Sächsische Volkszeitung : 08.12.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-12-08
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190412084
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19041208
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19041208
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungSächsische Volkszeitung
- Jahr1904
- Monat1904-12
- Tag1904-12-08
- Monat1904-12
- Jahr1904
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 08.12.1904
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ihre eigene Wohlfahrt wie für die ihrer Religion. Familie und des Vaterlandes zu arbeiten, so dürfen sie es nicht an der tatkräftigen Unterstützung der kath. Presse fehlen lassen, um so den Sieg über die Feinde des konfessionellen Friedens und der sozialen Reformen vorbereiten zu helfen. Es ist notwendig, hierin weit größere Opfer zu bringen, als bisher gebracht wurden. Diese Opfer aber werden nicht nur vom Klerus, von Lehrern, von gebildeten und reichen Katholiken erheischt, sondern von jedem einzelnen Manne, dem seine Religion und sein Vaterland lieb sind. Man spricht so oft von einer neuen Macht, die aufsteht, uns zu bedrohen. In der katholischen Jugend, besonders den Studierenden, haben wir sächsische Katholiken eine neue Macht, aber keine solche, die uns bedroht, sondern eine solche, die nrit uns zum Kampfe sich Heranbildei für die idealeir Güter. Bei der Unterstützung unserer „Sächsischen Volkszeitung" brauchen wir die Unterstützung der Jugend. Was gilt nicht das Wort eines jungen, liebenswürdigen Mannes, wenn er sich einsetzt für die Empfehlung einer Sache, die ihm am Herzen liegt: was gilt es nicht in den Familien, nxrs gilt es nickst bei seinen Freunden! Der katholischen Jugend sei daher die Agitation für unsere katholische Zeitung ivarm ans Herz gelegt! Glicht zuletzt ist unsere Zeitung ans die Unterstützung der christlichen Frau angewiesen, Groß ist ihr Einfluß zu Hanse: wir wissen es alle, welch eine Macht das milde und doch so starke Wort einer Mutter in der Familie hat. Und wenn die Frau nun eindringen sieht in den Kreis ihrer Familie die Flut einer Literatur, »velche ihre Töchter ver dirbt, welche ihrem Manne den Glauben aus dem Herzeil reisnm will. welck«e das Heilige verspottet, das ihr teuer ist. soll sie da ruhig znsclianen können? Es ist nicht mög lich. so lange sie das moralische Pflichtgefühl im Herzen trägt. Eine „Heilsarmee" mögen daher die katholischen Frauen Sachsens bilden zum Kampfe gegen die schlechte Presse und zur Unterstützung der „Sächsischen Volkszeitnng". Die Katholiken Sachsens haben noch) lange nicht jenes Zusammengehörigkeitsgefühl, mit dem andere Parteien voranlenchten: es müßte sollst das eben zitierte Wort Mira- beanS in glänzender Weise zur Tat werden. Mit welch schöm-m Beispiel ging unser gegeiMxirtiger heiliger Vater als Patriarch von Venedig voraus! Wir wollen die bekannte Tatsacl>e »och einmal kurz in Erinnerung bringen. Das gut geleitete katbolisckx? Blatt „La Tisesa" schwebte in Gefahr, einzugehen. „Für mich, den Bischof dieser Diözese," rief Kardinal Sarto ans einer Tiözesankonferenz ans, „wäre es sehr betrübend, wenn dies während meiner Negierung ge schehe» sollte. Aber das soll unter keinen Umständen ge schehen. Ich liosfe, daß die Katholikeil von Venedig ihre Zeitung nicht fallen lassen werden, die gilt geschrieben und besonders in der Verteidigung der Kirche sehr genxrndt ist. Ich n>erde keine Opfer scheuen, um die „Difesa" zu halten. Wenn es nötig sein sollte, werde ich zu diesem Zwecke meine Ringe, mein Brnstlreiiz, selbst meinen Kardinalshabit hergeben, denn ich will durckians, daß die Zeitung weiter eristiere." So sprach der einstige Kardinal-Patriarch von Venedig, der jetzige Papst Pius X., und dieses Wort ver dient einen mächtigen Nachklang in den Herzeil der sächsischen Katholiken. Dazu gehört vor allem das Bewußtsein der mora lischen Pflich t. Ans der Kölner Katholikenversamin- lnng im vorigen Jahre sprach Herr Len sing folgende drastische Worte: „Immer gibt es auch heute noch in Deutsch land Katholiken, bei denen die Beinkleider ans der „Köln. Zeitung", die Weste ans der „Jugend" oder dem „Simpli- zissimns", der Nock ans einem farblosen Blatte besteht." Wir wollen die Nutzanwendung ans unsere sächsische Presse nickst macklen. Aber .Katholiken, die so handeln, sind sich ihrer Pflicht nicht bewußt, die sie gegen sich, ihre Familie und das Vaterland haben. Die Generalversammlung des „Katholischen Prcßver- ernS". welche am Feste der Unbefleckten Empfängnis nach mittags 6 Uhr im Viktoriahans tagen wird, gab uns Ver anlassung, diese Erinnerung an die moralische Pflicht der sächsiscklen Katholiken ihrer Presse gegenüber zu machen. In der Diaspora ist die Pflicht noch größer. Hier darf sich kein katholischer Mann von derselben ansschließen. Die „Sachs. Vokkszeitg." arbeitet für die Wohlfahrt des Einzelnen, wie der Gesamtheit: der Einzelne hat sich mit den Gesinnungs genossen zusaminenznschießen, um der Presse ihre Arbeit zu ermöglichen, sie tatkrästigst zu unterstützen. Die Ehre der sächsischen Katholiken ist dabei engagiert. Ein Mangel an Pflichtgefühl ist es, wenn sich ein Katholik noch länger da von ansschließen wollte. Vereinte Kraft vermag Großes zu schaffen! Wo dieser Zusammenschluß aber fehlt, erlahmt die Kraft der Wenigen nur allzu leicht, welche in der Hoff nung auf die allseitige Unterstützung sich bisher selbstlos in den Dienst der Allgemeinheit gestellt hat. — Katholiken, tretet daher dem Katholisckien Preßvercin bei! >V. Demscher NeichSt«g. s. Berlin. ION Sitzung am n Dezember tttOI. Abg. Frhr. v Siichthofen (kons.): Neue Stenerguellcn mitssen eröffnet werden: wir prüfen jede Bai tage eingehend- Unsere Sache aber kann es nicht sein, positive Vorschläge zu machen; das MeichSschatzamt mich dies tun. ES sellte jetzt schon den Schleier etwas lüften Wie steht es mit der Neiorm der Zuckersteuer? Wir hoffen. Satz die Handelsverträge unsere Zustimmung finden können. Für die Ansiedler in «üdwestafrika muß mehr geschehen al» im Sommer. Die Ausgestaltung unserer Kolonialabtcitung zu einem selbständigen Reichsamt hat unsere Shmpathi». — Sbg. Dr Sattler (nat.-lib) entgegnet Bebel: in dessen Gesellschaft scheine .Heuchelei und Strebertum vsrzuherrschen, nicht aber in der bürgerlichen Gesellschaft. Der Etat für 1!»Ob muß uns erschrecken. 208 Millionen neue Anleihen! Neue Steuern muß die Regierung Vorschlägen! Die heutigen Steuern bleiben nicht viel hinter 20 Proz. zurück. Aber trotz der traurigen Finan,lagc müssen wir die nötigen Aufwendungen für die VaterlandSverteidignng machen Eine starke Vermehrung der Unteroffiziere ist geboten. Der Rilitärvurlage stehen wir durchaus freundlich gegenüber. Die Festlegung der zweijährigen Dienstzeit begrüßen wir. wenn auch praktisch an dieser nichts mehr z» ändern ist. — Abg. Dr. Müller-Sagan (Kreis. VolkSp.): Gras Bülow hat Bebel reckt wegwerfend geantwortet. Wenn der Kaiser in Breslau gesagt hat: .Schickt mir den Mann ans der Werkstatt in den Reichstag ' Ja, wie soll er denn hier ans dem teueren Pflaster leben? Wann endlich soll der Reichstag Diäten erhalten? Deutsch-Südwestafrika ist unser Schmerzenskind; der neue Etat hierfür war schon antiquiert, als er vorlag! (Sehr richtial) Wir können diese Kolonie dock nicht mit vreußtschen Militärs beglücken. Wie will man auf diesem riesigen Gebiete die Entwaffnung durchführen? Redner spricht sich gegen die Militär- Vorlage au«. Frankreich kann seine Truppenstärke nicht mehr er höhe». Die neue Waffenforderung lehnen wir nicht ab. fall« der Nachweis geliefert wird, daß die neuen Waffen den alten erheblich überlegen sind; aber desto mehr muß an der Präsenzstärke gespart werden — «bg v Kardorff (ReichSp): Die Malrikularbeiträge sollten nach der Leistungsfähigkeit der Einzelstaalen bemessen werden Eine Reichs Einkommen» und »Vermögenssteuer greift zu tief in die Finanzen der Einzelstaaten ein; auch eine Reichs- Erbschaftssteuer hat ihre Nachteile. Hätten wir das ReichS-Eisen» bahnsystem, dann würde die Finanznot beseitigt sein. Man könnte auf Eisen und Kohlen eine Steuer einführen, wenn inan sagt, daß das Steuerfeld abgegrast sei. Die kleinen Mühlen sind durch eine ReichS-Umsatzsteuer zu schützen Ich möchte warnen, vor einem raschen Voranschreiten der Sozialreform! Bebel spricht garnicht für den Reichslag, sondern für die Wähler draußen, die nicht alle werden. (Heiterkeit) Ich sehe unsere Finanzen nicht für so schlimm an. Warten wir doch die Wirkung des neuen Zolltarife« erst ad. Unsere auswärtige Politik ist eine sehr gute, daran wünsche ich gar keine Aenderung. Abg. Liebermann von Sonnenberg (W. Ver): LuruSsteuern bringen nicht viel! Aber ernstlich muß man an die Wehrsteuer denken! Das würde namentlich die Jndenschaft be grüßen. da sie vom Militär sich frei machen könnte. Daß sie dies gern lut, zeigt die Massenflucht der polnischen Juden, um nicht in den russisch-japanischen Krieg ziehen zu müssen. Der Höhepunkt der Bebelschen Militärkenntnisse war wohl, als er vor schlug. den Jnfanteriehauptleuten die Pferde zu nehmen Ich möchte wirklich Zirkusdirektor sein, (Große Heiterkeit!) um August auf dem Steckenpferd herumreiten und von der Kavallerie attackiert werden zu lassen. Ich würde für eine allgemeine zwei jährige Dienstzeit sein und die Einjährigen ganz abschaffen. Mit der Kritik über Südwestafrika müssen wir so iange zurückhalten, bis kein deutsches Blut mehr daselbst stießt. Wenn der Reichs kanzler meint, es sei nichts auffallendes, wenn der Bundesrat Diäten ablehne, der Reichstag lehne auch Vorlagen des Bundes rats ab. gut. dann kann man auch den Gehalt des Reichskanzlers einmal abletnen, nach dem Rezept: Haust Du meinen Rothschild, hau' ich Deinen Rotschild! (Große Heiterkeit.) Graf Bülow hat gerade den ungeeignetsten englischen Journailsten Beashford empfangen. Mit England können wir kein freundschaftliches Ver hältnis führen: wir können den Goldkrieg im Süden Afrikas nicht vergessen! Ich erhielt erst dieser Tage aus Prätoria eine Karte mit dein Inhalt: Der Bur. der lebt jetzt in dem Zelt, Der Englischmann beherrscht die Welt: Ter Kull strömt i» Massen ein. Der Jude steckt den Vorteil ein! (Grsße Heiterkeit.) Am Schlüsse polemisiert er gegen Bebels Aufhetzung gegen Rußland. Auch unter den Sozialdemokraten gibt cs all die Un tugenden. die Bebel uns vorwirft: man findet unter ihnen den Rouö, den Ausbeuter, den Gecken »sw. Und wenn Sic dann noch der bürgerlichen Gesellschaft Heuchelei vorwerfen, dann trifft für sie auch ein Wort des Heilandes zu: »Ihr Otterngezücht!" (Leb haftes Bravo!) Das Hans vertagt sich auf Mittwoch. Pslitische Rundschau. Deutsshlnud. — Der Dampfer „Palatia" von der Hamburg- Ainerika-Linie ist mit 48 Offizieren, 539 Unteroffizieren und Mannschaften sowie 996 Pferden heute nachmittag 3 Uhr nach Deutsch-Südwestafrika abgegangen. Der Kom mandierende General deS 9. Armeekorps von Bock und Polach verabschiedete die Truppen in der üblichen Weise und brachte ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den Kaiser aus. — Der von der Waermanu-Liaie gecharterte Dampfer „Rostock" wird morgen mit 14 000 Zentner Hafer als Fourage für die in Dentsch-Südwestafrika befindlichen Pferde der Schutztruppen nach Swakopmund abgehen. — Tie Zuckersteuer ist im Neichshaushaltsetat für 1906 mit 130 000 000 Mark veranschlagt worden. Im Voran schlag für das laufende Rechnungsjahr hatte die Negierung ursprünglich 106 322 000 Mark eingesetzt, der Reichstag hatte diesen Betrag aber um 10 000 000 Mark erhöht. Dir Hibernia-Vorlage ist in der Budgetkommission des preußischen Abgeordnetenhauses mit 14 gegen 2 Stim men angenommen worden. Der rüde Ton in den sozial demokratischen Blättern steht bis jetzt unerreicht da. Alle anderen Zeitungen sind Waisenknaben dagegen. Hier eine Mnsterleistung hiervon, welche von Fr. Mehring geleistet, die „Leipz. Volksztg." zum besten gibt: „Die konser vativen Wegelagerer, die Z e n t r u m s g a u n e r, die n a t i o n a l l i b e r a l e n Jesuiten und, als der oberste Philister, Eugen Richter, fielen wie eine Horde K r i P p e n r e i t e r über die ahnungslose Minderheit her, der H a n p t m a n n der Bande, der parlamentarische Strolch von Kardorff, machte den Regisseur, der Neichs- gerichtsrat Ss>alm illustrierte die deutscl-e Klassenjustiz in Permanenz durch einen niederträchtigen Staatsstreich, und der beschäftigungslose Advokat und Streber Bassermann gab zum ersten Male in seinem Leben einen juristischen Kommentar. Es ist beute überflüssig, an die schamlosen Bubenstücke, an die infame Affen bosheit dieses parlamentarischen Gesindels zu er innern. das damals wie eine Sau her de über die Ge schäftsordnung und Verfassung bereinbrach und nieder- trampelte, was ihm im Wege ivar. Jetzt hat sie samt der glorreichen Regierung, die am 13. Dezember zu dem Staats- streich des Brotwuchers ihren Segen gab. ihr Geschick er reicht: Graf Posadowskp kehrt mit h e r a b h ä n g e n d e n Ohren zu seinem Chef zurück, der jetzt ganz der Ge fangene der Agrarier ist: ein Bild hoffnungsloser Un fähigkeit und jämmerlicher Ohnmacht. Der Held vom 13. Dezember 1902!" Da haben die bürgerlichen Blätter dock, ihren Meister gefunden; sic werden auch auf jede Kon- knrrenz verzichten. Selbst der „Derl. Volksztg." gebt diese Scknniererei in dem Organ ihres früheren Chefredakteurs zu weit. Sie schreibt: „Graf Pückler ist durch diese ordi- närc Schimpfleistung von sozialdemokratischer Seite hundert- fach übertrumpft. Und das will der bürgerlichen Presse Moral predigen!" — Der Vierte preußische Städtetag wurde am 6. d. M. in Berlin vom Oberbürgermeister Kirschner mit einem Kaiserhock, eröffnet. Er bemerkt dabei: „Ich weiß aus des Kaisers eigenem Munde, daß er die Selbstverwaltung und insbesondere die Arbeit der Männer im Ehrenamte an der Selbstvertvaltung hochschätzt." Der erste Verhandlungs- gegenständ ist die Revision des Fluchtlinien-Gesetzes. Nach dem Referate der Oberbürgermeister Dr. Wilms-Posen und Dr. Oebler-Halberstadt stimmte der Städtetag ohne Dis- knssion einstimmig der prinzipiellen Forderung zu, daß das Fluchtliniengesetz einer Revision unterzogen werde. Hier- ans wurde das Thema: „Das Recht der Städte an ihren Schulen" behandelt. Erster Referent war Stadtrat Dr. Rive-Breslau. Sr ging davon aus. daß die Schule zwar eine Veranstaltung des Staates, aber daß sie nicht eine An- statt des Staates sei. Dadurch, daß sich die Aufsicht de- Staates über die Schulen in eine Leitung der Schulen durch den Staat verwandelt habe, seien die Städte in eine Zwangs- läge versetzt worden, die im Gesetz keine Begründung finde. Das einzige Gesetz, das klare Grundsätze über das Volks- schulwesen enthalte, sei das Allgemeine Landrecht. Nach diesem sei das Schulwesen eine Aufgabe der Gemeinden. Der Besitz der besten Schulen sei auch ein Verdienst der StZdte. Nachdem diese Ansicht allgemeine Annahme gefunden hatte, wurde der erste Verhandlungstag geschlossen. — Ueber die „National-Zeitung" berichtet die „Magde burger Zeitung: „Eine Versteigerung von Aktien der Akten- gesellschaft National-Zeitung fand heute statt. Es wurde erzielt für 43 Aktien st 1000 Mark Nominalbetrag zu- sammen 55 Mark, für 60 Vorzugsaktien st 1000 Mark zu- sammen 16 Mark. (I) Wie verlautet, sind übrigens in Fraktionskreisen Verhandlungen im Gange, um die „National-Zeitung" als Berliner nationalliberales Partei organ zu erhalten." — Ein katholischer Pfarrer an Bord der aktiven Schlachtslotte. An Bord der aktiven Schlachtflotte waren bisher 2 evangelische Pfarrer konnnandiert, und zwar Marine-Oberpfarrer Heim für das 1. Geschwader an Bord der „Wittelsback)" und Marinepfarrer Kramer für das 2. Gesckstvader an Bord von „Kaiser Friedrich lll." Jetzt werden nun auch die katholischen Mannschaften der aktiven Schlachtflotte einen Seelsorger haben; die Marinever waltung hat den Pfarrer Krauter auf ein Linienschiff konnnandiert. Damit ist ein alter Wunsch der Zentrums fraktion erfüllt; es hat sich gezeigt, daß die Schtvierigkeiten überwunden werden können, wenn man nur ernstlich will. — Die Zukunft des Klosters Lehnin. Das alte Ritter- nnd Klostergut Lehnin ist seinerzeit dem Holzhändler Saran von zwei Potsdamer Industriellen abgekauft worden. Seit dem wurde cs bis ans das Stammgut mit seinen historischen Bauwerken, die man nicht der Zerstörung preisgeben tvoLte, parzelliert. Jetzt hat der Restteil in dem Bankier Mar Abel aus Berlin seinen Käufer gefunden. Dem Vernehmen nach ist beabsichtigt, das Grundstück dein Kaiser zur Ver fügung zu stellen. Der Monarch ist bereits Besitzer des angrenzenden „Königshauses". Für die zahlreichen Katho liken der Umgebung des Klosters wird in Lehnin eine Kirche zur Unbefleckten Empfängnis erstellt, ivofür das katholische Pfarramt zu Brandenburg Gaben entgegennimmt. Das EisterzienserklosterLehnin genoß einstens sehr großenRuhm. — Den: „Reichsboten" wird von dem „Leipz. N. Nach richten" folgendes Oualifikationszeugnis ansgestellt: Im höchsten Grade kindlich ist es allerdings, wenn auch bei dieser Gelegenheit ein Teil der deutschen Presse, so z. v. der „Reichsbote", wieder ans dem .Kuckucksei hernmbrtttet, das die Dresdner „Wacht" vor reichlich einem halben Jahre der Presse ins Nest legte: dein Wortlaut der Rede doS Kai sers an Bischof Benzler. Daß damals eine große Anzahl von Blättern ans die Sache hereinfiel, war wenigstens be greiflich. Wenn aber auch heute, wo von dem Dresdner Blatt die angebliche Rede schon selbst seit langem alsMystifi- kation anerkannt ist, einzelne Blätter sie noch immer als Tatsache behandeln, so bedeutet das zum mindesten eine redaktionelle Jnqualifikation oder gar bösen Willen. Zu Ehren des „Reichsboten" wollen wir bei ihm das letztere annehmen. Was er allerdings damit erreichen will, ist unS nicht klar. — Ter Zentralverband deutscher Industrieller hielt am Freitag eine Ausschußsitzung in Berlin ab. Der Bericht hierüber enthält folgende Stellen: „Eine Aufforderung des Flottenvereins, sich an einer großen Demonstration für eine Vermehrung unserer Kriegsflotte zu beteiligen, hat das Direktorium abgelehnt, nachdem man sich an maß gebender Stelle vergewissert habe, daß keine Absicht besteht, eine solche Vorlage zu machen." Dieses Verhalten ist sehr interessant, prinzipiell bat der Zcntralverband die Agita tion nicht abgelehnt. Vielleicht tut er das, wenn er die heu tigen Ausführungen des Abg. Dr. Spahn im Reichstage er fahren hat. Auch der „Vorwärts" wird nun befriedigt fein, er stellte am Sonnabend die Forderung auf: „Endlich müssen die Begüterten für die Würde des Reiches nach ihren Kräften ein wenig beitragen. Sie müssen ans dem Reich tum beisteuern, um die Finanznot des Reiches zu mildern und zu beseitigen. Hier ist ihnen die wunderbarste Ge legenheit gegeben, ihren Vaterlandseifer zu betätigen. Und wer wollte zweifeln, daß die verzweifelte Klage des Schatz sekretärs v. Stengel nun sofort eine große Bewegung unter den Wohlhabenden und Vermögenden erregen wird? Sicher lich wird man sich nun überstürzen, dem Reiche zu geben, dessen es so dringlich bedarf, des Reiches Würde zu retten? Des Reiches Würde ist in die Hand der besitzenden Klassen gegeben. Es wird ihnen ein leichtes sein, sie zu beivahren durch eine gebührende Besteuerung der großen Einkommen. Vermögen und Erbschaften." Leider hat das sozialdenw- kratische Blatt eine noch viel wirksamere Reichssteuer ver gessen; warum sollte man nicht an eine Reichsumsatz steuer für alle Großbetriebe denken? Eine solche müßte Millionen abwerfen und würde nur die Begüterten treffen, sie würde auch einem Wunsche des Mittelstandes entspreche?«. Alle Geschäfte in Industrie und Handel, die einen höheren Jahresumsatz als 100 000 oder 200 000 Mark — die Grenze kann man setzen wie man will — haben, werden mit einer Neichsumsatzsteucr belegt, die mit geringen Sätzen anfängt und gleichlaufend mit der Höbe des Umsatzes steigt. So weüden die riesigen Aktiengesellschaften und Trusts, die Warenhäuser und Kohlenbergwerke, also lauter leistungs fähige Kreise, herangezogen. Dann wird die Flotten- und Kolonialbegeisterung gar bald abnehmen. Den« Mittelstand in Gewerbe und Handel ist hiermit auch geholfen. Gerade das unlautct'e Prinzip der Warenhäuser mit den Lock vögeln wird hier im Kern getroffen und das Großkapital wind sich hüten, neue Warenhäuser zu erstellen. DaS Reich braucht dringed mehr Geld: das kann niemand in Abrede ziehen; gut, hier ist der Weg gezeigt, wo es sich solche- holen kann! Oeßkerreich — Bei der Einweihung der neuen deutschen akademi- schen Lesehalle in Prag ist es wieder zu argen Zusammen-
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