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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-01-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185801261
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580126
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580126
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-01
- Tag1858-01-26
- Monat1858-01
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.01.1858
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festigt ist, daß er sich nach beiden Seiten hin biegen kann. Zn diesem Halbringe ist wieder ein anderer Ring eingehangen, dessen Form ganz der eines Siegelringes ohne eingesetzte Platte ent spricht, und der die Bewegung nach allen Seiten gestattet. In der leergelassenen Platte dieses Ringes sitzt nun auf einem unge fähr i/, Zoll im Durchmesser haltenden Stifte der Karabinerhaken, der auf der Rückseite des Ringes verschraubt und vernietet ist, und sich in diesem Raume rund herum drehen kann. Der Karabinerhaken ist nach der rechten Seite des Gurtes un gefähr eine Spanne weit von der Mitte auf demselben angebracht, so daß er sich bei der Umschnallung um den Körper, welche mittels dreier Riemen und ebm so vieler Schnall-n, die gleichfalls, erstere auf der linken, letztere auf der rechten Seite, auf Lederunterlagen an den Gurt festgenäht sind, gerade auf der Mitte des Leibes be findet. Er ist, wenn er nicht gebraucht wird, nach der linken Seite des Gurtes zu mittels eine- kleinen Lederriemens und Leder knopfes festgeknüpft, und hängt während des Gebrauchs frei herab. Auf der Mitte de- Gurtes, bei dem Anlegen an der linken Seite des Körpers, ist ein Ring festgenäht, in welchem entweder eine Rettungsleine oder irgend ein Beil in einer hierzu gehörigen Tasche mittelst kleiner Karabinerhaken eingehangen wird (Magirus). Die Anwendung der Rettungsleine, welche ca. 30 Ellen lang und ca. 1/2 Zoll stark ist, behufs des eigenen Herablassens de- Steigers, geschieht ebenfalls in der von Magirus erwähnten Art, nur mit dem Unterschiede, daß da- Umwickeln derselben nicht wie dort in dem Ringe, sondern in dem Karabinerhaken geschieht. Das kurze, 10 Ellen lange, Daumen dicke Seil, welches die Rohrführer quer über die Schulter tragen, ist ll/2 Fuß weit von einander entfernt mit Knoten versehen, hat an dem einen Ende einen Karabiner haken, und an dem andern einen starken Ring, in welchem der Karabinerhaken eines anderen dergleichen Seiles eingeschlagen werden kann, falls eine Verlängerung nothwendig erscheint. Außerdem sind die Rohrführer mit Laternen versehen, welche mittels Haken auf deren Rückseite an jeder beliebigen Stelle des Gurtes befestigt werden können. Die Abzeichen der Chargirten bestehen bei dem Hauptmann, wie schon erwähnt, in einem messingenen Helmkamme, einer roth und weißgestreiften Armbinde um den linken Arm, einer rothen Schärpe quer über die Schulter und gelben Achselschnuren, wäh rend die Zugführer rothe Armbinden um den linken Arm, sowie rothe Achselschnuren tragen. Bei den Genannten fällt außerdem die Nummer auf der Blouse weg, und sind die auf derselben be findlichen Buchstaben, wie früher bemerkt, vertheilt. Die Rott meister haben nur Sterne aus rothem Tuche als Auszeichnung, die auf jeder Se'te des kurzen Blousenkragens angebracht sind. Hinsichtlich der Exercitien halten wir es nicht für nöthig, die selben hier wiederzugeben, da sie nach den bereits stehenden For men gebildet sind, und sich den betreffenden Geräthen anpassen. Das Schlagen der Leitern mit und ohne Leiterhaken ist sehr ein fach, und bedarf da- Erstere namentlich nur der Uebecwindung eines gewissen bangen Gefühls, das sich im Anfänge bei dem Einzelnen gewöhnlich bemerkbar macht, weshalb es nöthig ist, den Gebrauch des Leiterhakens erst in geringerer Höhe einzuüben. Es werden beide Arten angewendet, denn das Schlagen der Leiter vom Fensterstock au- ist geradezu nöthig, wenn mit nur einer Leiter höhere Stockwerke erstiegen werden sollen, da in diesem Falle selbst verständlich keine andere Befestigung als im Fenster selbst zu fin den ist. Unter die der Compagnie zur Bedienung übergebenen Geräth- schaften gehört u. A. ein von Philipp Lanzer in Karlsruhe er bauter Spritzenapparat, dem wir den Namen Schlauchbock oder Feuerbock geben. Dieses mechanische, ziemlich complicirte Instru ment, welches durch Hinaufdrehen auf 1—3 Stock Höhe gestellt werden kann, dient vorzugsweise dazu, das an dessen oberem Ende angebrachte Schlauchrohr, welches mittels eines festen Schlauches, der nur in der Mitte biegsam ist, mit der Spritze in Verbindung steht, von unten beliebig leiten zu können. Die Aufstellung nimmt wenig Zeit und Platz in Anspruch und die bis jetzt angestellten Versuche haben hinsichtlich der beliebigen Lenkung sowie der Trag weite de- Wasserstrahles ein ziemlich befriedigende- Resultat er geben. Außerdem kann diese Gerätschaft in gewissen Fällen auch zur Rettung von Menschen benutzt werden. Wir vermögen über dm Werth oder Uritzverth derselben, da sie bis jetzt in der Praxis noch keine Anwendung gefunden hat, nicht zu entscheiden, und werdm vielleicht später eine specielle Beschreibung darüber bringen. In Vorstehendem haben wir in gedrängter Kürze eine Beschrei bung der hiesigen Turnerfeuerwehr gegeben, und dürfen wir nach dem so mannichfache Schwierigkeiten überwunden, und so manches Ziel erreicht worden ist, wohl der Hoffnung leben, daß dieselbe nicht nur in der bisherigen Weise fortschreiten, sondern auch hin sichtlich ihrer Tüchtigkeit sich immer mehr und mehr ausbilden werde. Auf dem Gebiete de5 Feuerlösch- und Rettungswesens gicbt es nicht blos hier, sondern fast überall gar mancherlei zu thun, und wenn auch von Seiten unserer Behörde in der letzten Zeit diesem Theile der öffentlichen Wohlfahrt eine größere Auf merksamkeit geschenkt worden ist, so bedarf eS doch noch mancher An strengungen, um da- gesammte Institut einer größeren Vollkom menheit zuzuführen. Nur wenige Städte sind im Stande, stehende Feuerwehren, wegen der bedeutenden Kosten, die sie verursachen, zu errichten, und aus diesem Grunde sollte es nicht nur Pflicht, sondern auch ein Ehrenpunct der Behörden wie der Einwohner schaft sein, durch ein gegenseitiges Entgegenkommen und durch freiwillige Vereinbarung etwas Tüchtiges zu schaffen, wobei die Organisation stehender Feuerwehren (wir verweisen hier vorzugs weise auf die Berliner) in vielfacher Beziehung als Vorbild die nen kann. Bei einem ausgebrochenen Schadenfeuer kommt es vor allen Dingen auf schnelle und thatkräftige Hülfe an, die jedoch keineswegs in einer Ueberstürzung bestehen soll. Ruhe, Besonnen heit, möglichste Schonung der Baulichkeiten wie der möglicherweise zu rettenden Gegenstände, vor allen Dingen aber strenge Erfüllung der von dem Einzelnen übernommenen Verrichtungen, und ebenso genaue Beobachtung des den Vorgesetzten schuldigen Gehorsams, dies sind überall die Grundbedingungen einer tüchtigen Feuerwehr. Nie herrsche jenes sich Gehenlaffen, das jeder Disciplin spottet, das häufig in Zerstörungswut!), Unmäßigkeit, Prahlerei und hohle Renommisterei ausartet, und das endlich nur dazu beiträgt, die gebotene Hülfe zu lähmen, wenn nicht gar ganz unwirksam zu machen, sowie den Einzelnen wie die Gesammtheit in den Augen des Publicums herabzusetzen. Wo also die Turngemeinden im Stande sind, und die Lust und Liebe haben, sich auf diese Weise dem Gemeinwesen nützlich zu machen, so mögen sie nimmer zaudern, ihre Kräfte anzubieten und zu verwenden ; denn sie erfüllen dadurch nicht nur einen schö nen Zweck, sondern sie geben eben in Folge dessen den thatsäch- lichen Beweis, daß das Turnen nicht allein den Körper kräftigt, sondern auch in dem Einzelnen wie in der Gesammtheit den Ge meinsinn rege macht und fördert. Wir heben diesen letzten Punct um so mehr hervor, als wir den Grundsatz aufstellen, daß das Turnen gleichzeitig ein Mittel sein soll, schon frühzeitig den Sinn fürs Gemeinleben in dem Einzelnen Wurzel schlagen izu lassen und weiter auszubilden, denn wir scheuen uns eben so wenig es auszusprechen, daß wir einen Stolz darein setzen, nicht nur als Turner so viel wir können, dem Gemeindeleben nützlich zu sein, sondern auch als solche ein deutsches Herz, welches nicht aller Ge fühle baar und ledig ist, und in dem, beiläufig bemerkt, ebenfalls die Vaterlandsliebe einen Platz hat, zu besitzen. Wir wissen es wohl, daß man über dergleichen Auslassungen hin und wieder lächeln wird, denn solche Ansichten haben heut zu Tage häufig keine andere Berechtigung, als von gewissen Leuten in die Rumpelkammer geworfen zu werden. Wir sind indessen Philosoph genug, um uns darüber trösten zu können, denn wir haben noch allemal gefunden, daß ein ehr liches, festes Streben, wenn auch nicht sofort, aber desto sicherer später dem Ziele entgegenreiste, während wir die Spötter und Sophisten mit all ihrer Klugheit und ihren glatten Worten gar häufig schon in Folge der Zeit zu Schanden werden sahen. Und eben deshalb muthig weiter gestrebt, denn das Leben verlangt lebendiges Schaffen und Wirken, und noch nie wurde ohne An strengung etwas Tüchtiges, etwas Bleibendes geschaffen! Mögen also unsere Genossenschaft immer mehr und mehr ge deihen und wie bisher fortfahren, ein lebendiges, tüchtiges Glied des Gemeinwesens zu sein! Möge sie sich aber auch immerhin des Wohlwollens, daß sie die Genugthuung hat, von so vielen Seiten, namentlich aber von Seiten der Behörden zu genießen, für die Fölge erfreuen! Möge sie endlich aber vor allen Dingen nimmer vergessen, daß Beides nur dann möglich ist, wenn sie auch fernerhin festhält an dem guten Geiste, der sie beseelt, und wenn sie wie bisher so auch in der Folge ihren Verpflichtungen mit freudigem Eifer nachkommt! Oswald Faber. Die RathhauSuhr ging Montag den 25. Januar um 11 Uhr Vorm, 58 Sec. nach.
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