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Sächsische Volkszeitung : 28.09.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-09-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id494508531-190909289
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id494508531-19090928
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-494508531-19090928
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsische Volkszeitung
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-09
- Tag 1909-09-28
-
Monat
1909-09
-
Jahr
1909
- Titel
- Sächsische Volkszeitung : 28.09.1909
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Str. 22L. Dienstag, den 28. Teptcmber LNOV. 8. Jahrgang Wschklnt tS-ltch «a»m. mit Nu W«»»,-Preis, Bicrlelp >» Dresden durch Bolen 8, !<».«. f. NuSnahme der Sonn- und Festtage durch die Post Iret HnuS 8,88 „ . Oesterreich!»Ii «s-id. - Sinzei-Nr. »«^ -geitung-prelSI. Nr,«8S8.- Redakt.-Sprech».: I t-I8Nhr. §1 UmbhünMS Tageblatt str Wihrhkit, Reiht v. Freiheit Inserate werden die Sgespolt. Pellt,eile od. deren Raum mit lSs ?,ellnmen mit üt» - die Zeile berechn, bet Wiederb entipr titadnu, ivuchdrncheret. Redaktion und tSeschäsisftell», Dresde», PlIIniner Straste ss. — Fernivrecher Str lA8<r Die Wahrheit marschiert! Dresden, den 27. September 1909. Seitdem unser Artikel über die Novcmberkrisis er schienen ist, beschäftigt sich nahezu die gesamte Presse mit der Wahrheit über das Kaiserinterview. Das allgemein gehaltene Ablengnnngstelegranim des Fürsten Bütow findet keine große Beachtung, denn von dieser Seite hat man keine andere Kundgebung erwartet. Wenn einzelne Zeitungen, wie z. B. die ..Dresdener Nachrichten", sich ablehnend ver halten, jo geschieht eS, weit sie cs nicht über sich bringen können, den Irrtum vom November einzugestehen. Aber cs ist doch keine Schande, zu sagen, das; man ans Grund irriger Informationen ein falsches Urteil abgegeben hat. Aller dings könnten sie dann nicht mehr den Schild über den Fürsten Bülow halten, wozu man sich nach dem Frühstück zu Norderney verpflichtet hielt. Zn den in unserer Sonntagnnmmer schon genannten Zeitungen aller Parteien, welche für die Nichtigkeit unserer Schilderungen eintraten, kommt nun ein sehr gewichtiger Zeuge; es ist die „Krenzzeitiing" in Nr. Et vom 25. Sep tember 1000. Das Blatt versichert zunächst, das; ihm schon vor längerer Zeit glaubhaft mitgeteilt worden sei, „das; die amtliche Darstellung des Herganges bei der „Taily-Telegrapb"-Veröffentlichnng der Wirkt! ch - keit durchaus z u w i d e r l a n f e. Eine Wiedergabe dieser zwar glaubhaften, aber doch im einzelnen nicht mit Sicherheit von uns vertretbaren Nachrichten war, so lange Fürst Bülow das Amt des Reichskanzlers bekleidete, weder mit dem Wähle des NeickieS vereinbar, noch hätte sie der damaligen Stellung der .konservativen znm Fürsten Bülow entsproclien. Auch nach dem Ausscheiden des Fürsten Bülow haben wir Schweigen beobachtet, ob wohl die Aufforderung zum Reden mehrfach an uns herantrat". Nunmehr aber will die „Kreuzzeitnng" auch reden, »m den Verdächtigungen ein Ende zu bereiten; sie rekapituliert diese Darstellung in folgenden Sätzen: „Tie Unterredungen, die der Kaiser während seines letzten Aufenthaltes in Highcliffe gehabt, seien ganz im Sinne einer vorher mit dem Reichskanzler gehabten Rück sprache gehalten gewesen, der Kaiser habe den Reichs kanzler durch Briefe über die Unterredungen verständigt und Fürst Bülow habe sich brieflich dankbar und einver standen ausgesprochen. Ter gute Erfolg der Aussprache des Kaisers in England selbst habe die Negierung er mutigt, die Mitteilungen des Kaisers einer größeren Deffentlichkeit zugänglich zn machen, zuerst in der „Deutsch. Revue", und da der beabsichtigte Zweck nicht voll erreicht wnrde, durch eine für die englische Presse bestimmte Publi kation. Diese später im „Daily Telegraph" erschienene Publikation sei also vom Reichskanzler veranlaßt, das in mehreren Abzügen übersandte, mit Schreibmaschine deutlich gedruckte Manuskript sei im Auswärtigen Amte vom Unterstaatssekrctär Steinrich und dem Geheimrat Klchmet gelesen, und daraufhin habe der Reichskanzler in Norderney die Veröffentlichung genehmigt." Dazu bemerkt nun das führende konservative Blatt: „Diese Darstellung deckt sich im wesentlichen mit den uns seit einigen Monaten gewordenen Informationen. Wir halte» cs für unerläßlich, das; die Negierung dazu Stellung nimmt, schon »iss Rücksicht auf die noch amtie renden beiden Beamten, die bei dem obigen Sachverhalte von dem schweren Vorwurfe, die ihnen obliegende Prü fung des Manuskriptes unterlassen zn haben, entlastet werden würden. Ist aber diese Darstellung richtig, so bleibt für die vollkommen abweichende Darstellung der „Nordd. Allg. Ztg." nur die Erklärung übrig, das; der Reichskanzler sich in der Voraussicht über die politische Wirkung der „Taily-Telegraph"-Veröffenllichnng völlig geirrt hat oder, vielleicht richtiger gesagt, das; er durch das unmittelbar einietzende Geschrei der liberalen, mittel parteilichen und alldentsclien Presse sich hat kopfscheu machen lassen, und da der Kaiser ihm die Entlassung nicht erteilen wollte, keinen anderen Ausweg zn halxm glaubte, als sich selbst und seine Behörde zn unrecht einer Pflicht verletzung, nämlich des Nichllesens des vom Kaiser zur Prüfung übersandten Manskriptes, zn beschuldigen, lieber das Verfahren vom Standpunkte der politischen Moral den Stab zn brechen, dazu wird derjenige, der die politische Geschichte kennt, sich nicht leicht entschließen. Aber seine sonst so kluge politische Voraussicht würde, wenn der obige Sachverhalt richtig ist, diesmal den Reichskanzler und seine Berater gänzlich im Stiche gelassen haben. In jedem proton i>.-a-nil<m würde der Keim zu der ganzen unglück lichen Entwickelung gelegen haben, die bei einer anderen Behandlung wir haben den Weg einer leicht herbeizu führenden offenen Aussprache im Reichstage im Auge — unschwer zn vermeide» war. Darauf wollen wir für jetzt nicht näher eingeben. Aber zu dem Vorwurf einer Illoyalität gegen de» Kaiser liegt nach unserer Uebcr- zengnng nicht der geringste Anlaß vor. An dem Sonn- abendabend, wo die Aufsehen erregende Mitteilung der „Nordd. Allgem. Ztg." erschien, überbrachto sie uns ein Vertreter des Auswärtigen Amtes in sorgenvoller Stim- ninng, indem er als einzige Bitte des Fürsten Bülow znm Ausdruck brachte, die Person des Kaisers, wenn irgend möglich, ganz aus der Debatte zu lassen und die Kritik allein gegen die verantwortlichen Schuldigen, den Reichskanzler und das Auswärtige Amt, zu richten. Wir haben also einen besonderen Grund, nach wie vor der Auf fassung des Abgeordneten v. Heydebrand in seiner großen Rede beizupslichten, der als einmütige Auffassung seiner Fraktion bekundete, daß, wenn der Reichskanzler so ge handelt hat, wie er es getan hat, es ans keinem anderen Grunde gejctx'hen ist, als weil er die feste, ehrliche und beste Ueberzengnng von seinem Standpunkte ans hatte, das; er so der Sache seines Königs und Kaisers am besten diente. Also ein folgenschwerer politischer Fehler würde allerdings dem früheren Reichskanzler zur Last fallen-, daraus wollen wir jedoch in dem jetzigen Stadium der Sackte nicht näher cingchen." Die Schlußfolgerungen des konservativen Blattes machen wir uns nicht zu eigen, wenn sie auch sehr lehrreich sind. Jedenfalls aber haben jetzt die Herren S t e in r i ch und Kl eh m et ein Anrecht darauf, vor der Lefsentlichkeit rehabilitiert zn werden, da der Zclstitte» der Pflichtverletzung ans ihnen ruhte. Freilich ist es für die Dffiziösen sehr schwer, sich in der selbst bereiteten Sackgasse znrechtznfinde». Man sieht daraus nur die Bestätigung des alten Wortes, das; es rasch abwärts geht, wenn man den geraden Weg der vollen Wahrheit verläßt, wie es in den vielen halboffiziösen Aus lassungen im November geschehen ist. Tie Bitte des Fürsten Bülow, den Kaiser zn schonen, hat bei anderen Zeitungen gar nicht lange angehalten. Der Reichskanzler stand nur zwei Tage im Feuer, dann wnrde dieses in der bülowgetrenen Presse gegen den Kaiser ge richtet. Wäre eS den amtliclstm Kreisen mit der Absicht, den Kaiser zn schonen, ernst gewesen, dann hätte man nur eine Anklage wegen Majestätsbeleidignng ankündigen dürfen; die Wirkung wäre eine geradezu verblüffende gewesen. Wir stellen jetzt aber mit Genngtnnng fest, das; die falschen Angriffe des Herrn v. Zedlitz uns die Gelegenheit geboten haben, ein Stückchen Wahrheit über die Novemberkrisis zu publizieren und ein schweres, am Kaiser damals begangenes Unrecht wieder gut zu machen. Heute kan» kein Mensch mehr die amtliche Darstellung über jene Vorgänge als rich tig ansehen. Ja, der Krug geht so lange zum Brunne», bis er bricht. Politische Rundschau. DrcSdcn, den 27. September 1909 Tie „Krenzzeitg." stellt gegenüber der Mitteilung des Gencrals a. D. von Lvcbcll entschieden in Abrede, das; dem Ehcfredaktenr der „Krenzzeitg." durch den früheren Reichskanzler Fürsten Bülow eröffnet worden sei, das; die konservative Fraktion mit einem Abspringen von der Erb schaftssteuer zn seinen politischen Feinden übergehe. — Ginc Revision des Floltcngrsetzes fordert das „Berliner Tagebl." mit der Begründung: „Ucber die finanzielle Tragweite der Flottengesetze sind Volk und Volksvertreter falsch informiert worden; trotzdem haben sich letztere nie dazu ansgerafft, eine finanzielle Grenze für Ge samtausgaben der Marine zu setzen." Diese Behauptungen sind vollständig falsch; dem Reichstage ist immer genau mitgetcilt worden, was die einzelnen Gesetze an Mehraus gaben verursachen. Richtig ist, daß die Bedarssbercchnung stets höher und immer nach 2—1 Jahren geändert wurde, aber das lag an der stets fortschreitenden Technik, die stets größere Schiffe forderte. Die Erträgnisse der Rcichsrrbschnstssteucr werden im allgemeinen immer zn hoch eingeschätzt und namentlich von den Freunden derselben wird die Sache so dargestelll, als helfe diese Steuer über alle Not hinweg. In ihrer letzten diesbezüglichen Vorlage hat die Negierung bei Kindes erbteile» von 10 000 Mark mit einer einprozentigen Bestem' rnng beginnen und dann doch noch einen Ertrag von 55 Millionen Mark erzielen wollen. Die „Deutsche Tages -eitnng" sieht diese Schätzung für viel zu optimistisch, gar nicht mit der Meinung und Geschicklichkeit des mobilen Kapitals und zn „legaler" Steuerhinterziehung rechnend, r.n, und stützt sich dabei auf die Ergebnisse der bisher gül tigen Erbschaftssteuer, Fhr Reinerlrag war im Jahre 1000 für das Reich ans etwa 50 Millionen Mark voraus berech net. Schon die Teilergebnisse für den in Betracht kommen den Rest dieses FahreS ließen diese Rechnung als zn hoch erscheinen und man veranschlagte sie für das Rechnungsjahr 1007/08 deshalb nur auf -12 Millionen Mark. Der tatsäch liche Ertrag belief sich aber nur auf 20,20 Millionen Mark. Für das Etatsjahr 1008/00 war der Voranschlag nach dieier Erfahrnng nur 80 Millionen Mark, die Fsleinnabme aber nur noch wenig über 18 Millionen Mark. Ans dieser Ent wickelung geht unzweideutig hervor, das; die Stener- pslichtigen durch die Erfahrung gewitzigt, gerade bei dieser Steuer mit steigendem Erfolge Ilmgehungswege einzu schlagen verstehen. Es liegt in der Natur der Sache, das; von dieser Möglichkeit und Gelegenheit in sehr viel umfang reicherem Maße noch Gebrauch gemacht werden würde, so bald das Interesse der leiblichen Kinder, nicht nur das jenige entfernter Verwandter in Frage käme. Aber selbst wenn man dieses natürliche Moment nicht berücksichtigt, muß doch angenommen werden, daß der von der Negierung auf 55 Millionen Mark geschätzte Reinertrag der neuesten Erbanfallstenervorlage in Parallele mit dem Ergebnisse der früheren Erbschiftsbesteiiernng, wenn nicht im ersten, so doch im zweiten Jahre auf h ö ch st e n s 2 0 M i l l i o n e n Mark z u s a in in e n g e s ch r n m p f t sein würde. Diese Berechnung erhält eine sehr interessante Ergänzung durch eine Nachricht ans Nenyork. Die Witwe und Erbin des verstorbenen Eisenbahnkönigs Harriman hat den Behörden gegenüber angegeben, daß sich der Wert des ihr von ihrem Gatten hinterlassenen Vermögens auf 01 Millionen Dollar beläuft. Ta nach allen Schätzungen und Berechnungen der Wert des Harrimanschen Vermögens aber beträchtlich höher sein muß, so bleibt nur die Annahme übrig, daß Harriman während seiner letzten Krankheit schon seinen fünf Kindern beträchtliche Summen Geldes durch Schenkung vermacht haben muß. Für diese Schenkung kann aber eine Erb schaftssteuer seitens des Staates nicht erhoben werden. Ans dieser Meldung ist ersichtlich, wie sehr das Bedenken gegen die Erbschaftssteuer berechtigt war, das; das mobile Kapital der Steuer entzogen und nur das i m mo bile V e r m ö g e n get ro ffe » w erde n würde Denn das von HarrimanS Witwe deklarierte Ver mögen stellt anscheinend nur den immobilen Teil der Hinter lassenschaft HarrimanS dar, der nicht verheimlicht werden tonnte. Diniiiaiitciniiiterschlcisc. In der Nähe von Berlin wnrde ans Ersnckien des Reichskolonialamtes der deutsche Chemiker Georg Heim festgenommen, der in Dentsch-Südweslasrika gelebt und auch in den dortigen Tiamantseldern sehr bedeutende Tiamantsnnde gemacht halte. Mit den bisherige» Funden reiste H. vor einigen Monaten nach Europa, um die Diamanten zn veräußern. In den Zentren der Diamantenschleisereien Europas machte er den größten Teil der Edelsteine z» Geld und kam schließlich nach Deutschland, um liier den Rest der Diamanten zn ver kaufen. Als Reinerlös der Edelsteine hatte er auf dentsclstm Banken bereits mehr als 200 000 Mark hinterlegl. In seinem Besitz befanden sich noch ungefähr 1000 ungeschliffene Diamanten im Werte von 50 000 bis 00 000 Mark, als das Reichskolonialamt durch einen Zufall von der Anwesenheit deS Ingenieurs erfuhr. H. stand mit seinen Genossen in Deutsch - Südwestasrika in telegraplnsck>er und brieflicher Verbindung. Ein großer Teil der Briefe wurde inzwischen beschlagnahmt. Aus diesen geht hervor, das; in der ganzen Zeit, i» der H. in Europa weilte, keine Schürfungen ge macht wurden. Man wollte seine Rückkehr abwarten und dann im großen Stile nach Diamanten weitcrgraben. Es sollte eine Gesellschaft gebildet werden. Man wollte Ge bäude errichten und an Drt und Stelle die Tiamanten- schleiserei durchführen. Durch die Verhaftung find nun die Pläne vereitelt worden. Das Neichsfolonialamt hat sich bereits telegraphisch nach Windhuk gewendet, »m dort die »öligen Maßregeln znm Anffinden der Fundstelle durch führen zn lassen. Bei einer Haussuchung in der Villa Heims wurden noch 200 Karat Diamanten im Werte von über 80 000 Mark gesunde» und beschlagnahmt. Heim selbst hatte im Moment seiner Verhaftung drei große Steine von je drei Karat bei sich. Bei den Verhören, denen er auf j dem Polizeipräsidium unterzogen wnrde, legte er ein um fassendes Geständnis ab. Interessant ist, wie die Dia-- manten nach Dentschland geschmuggelt wurde». Der Ehe- iniker stellte einen Zemenlbrei her und mengte die Dia manten i» diese» Brei. Tann gab er dem Zement die Form von Würfeln oder Rechtecken und lies; ihn verhärten. Heim sandte dann ganz harmlos anssehende Zementstücke von Lüderilzbncbt nach Deutschland, und kein Zollbeamter arg wöhnte, daß diese Zementwürfel für Hnnderttansende Dia manten enthielten. Am Freitag bat Heim, man möge ihn vorher nach seiner Villa in Gros; Lichterfelde bringen, da er dort »och einige wichtige Anordnungen zn treffen habe. Man willfahrte seinem Wunsche. Heim machte dann einen Selbstmordversuch, indem er ans einem offenen Fenster seiner Villa in den Garten sprang. Er verletzte sich nicht unerheblich. Ans Grund der beschlagnahmten Briefe in Windhuk wurden die Komplicen Heims verhaftet. Die Kaiserliche Verordnung vom 10. Januar 1000 legt den Förderern südwestafrikanischer Edelsteine die Verpflichtung auf, ihre gesamte Förderung dem Neichskolonialamte zur Verwertung zn übergebe». Tie Verwertung erfolgt nach dem Ermessen der Kolonialverwertiiiig, jedoch in der für die Förderung günstigste» Weise. Wer es unternimmt, Dia manten der Verwertung, entgegen dieser Bestimmung, zu entziehen, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre bestraft. Ebenso kann auch Geldstrafe bis 100 000 Mark sowie auf Einziehung der Diamanten erkannt werden. — Die Aufforderung zum Branntweiuboykott läßt nun der sozialdemokratische Parteivorstand ergehen. Zur Begründung desselben wird angeführt: „Wir wollen dadurch nach zwei Seiten wirken. Es soll dem die Gesundheit und geistige Leistungsfähigkeit aufö schwerste schädigenden Fuselgenutz nach Möglichkeit Einhalt getan werden, es soll ferner unseren Schnaps produzierenden Junkern, die erst wieder im Reichstage mit Hilfe ihrer Freunde in den bürgerlichen Parteien einen Raubzug ersten Ranges auf die Taschen der Brannt- wein trinkenden Bevölkerung unternommen haben, dieser Raub nach Kräften vergällt werden. Da wir damit eine Verminderung der Einnahmen aus dem Branntwein und zugleich eine Verminderung der Reichseinnahmcn für Rüstungszwecke herbeisühren, wird der Branntwein» boykott zu einem mahnenden Protest gegen die die Massen aussaugende Politik der indirekten Besteuerung, die zu Gunsten der fast gänzlichen Steuerfreiheit der besitzenden Klassen im Reiche herrscht. DaS erste Flug blatt betreffend den Branntweinboykott wird in den nächsten Tagen fertiggestellt sein und den Partei-
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