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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-03-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185803160
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580316
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580316
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-03
- Tag1858-03-16
- Monat1858-03
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.03.1858
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1010 atmosphLre bracht,; diese erholten sich sehr bald wieder, während die anderen starben. vr. Reclam wollte au< eigenen Beobachtungen gefunden haben, daß die Sterblichkeit bei sehr ozonreicher Luft sich erhöhe, indem z. B. in einer Woche des Monat August 1857 (der sich durch einen besonders großen Ozongehalt ausgezeichnet habe) in Leipzig 45 Personen gestorben seien, während die Durchschnittszahl nur 85 Personen betrage. Vorzüglich sei die Sterblichkeit bei Kindern und Greisen groß, weshalb sich erstere bei ozonreicher Luft sehr zu hüten hätten. Er saat ferner, daß da- auffallend schnelle Welken und Gelbwerden der Blätter der Bäume im vergangenen Herbste dem Ozongehalte der Lust in diesem ozonreichen Sommer zuzu- schreibeu sei. — Herr Vr. Reclam ging nun zu den verschiedenen Bildungs und Bereitungsweism de- Ozons über und führte an, daß dasselbe nach Kletzinsky auf siebenfache Weise entstehen könne: 1) durch den elektrischen Funken ; 2) durch mechanische Reibung; S) dadurch, daß man Phosphor schwach angefeuchtet an der Lust liegen läßt; 4) bei der Zersetzung des Wassers durch den elektrischen Strom; 5) soll das Wasser durch das tithonisirte Chlor zersetzt und hierbei der Sauerstoff als Ozon ausgeschieden werden, wodurch auch er klärlich werde, warum da- Chlor bei Gegenwart von Feuchtigkeit so schnell bleiche; 6) sollen die Sonnenstrahlen aus dem Sauer stoff der Lust Ozon bilden; daher käme es auch, daß da- Eisen im Lichte rascher oxydirt werde als im Finstern; 7) durch Aus sehen der ätherischen Oele in flachen Schalen an die Luft, wodurch die Oele ozoniflrt werden, so daß man sie als Wasch- und Bleich mittel überall da anwenden könne, wo das Chlor wegen seiner zu energischen Wirkung nicht benutzt werden darf. — vr. Reclam schläft das Ozon als Luftverbesserungsmittel vor, und führt an, daß die Gewitter neben ihrer mechanischen Reinigung der Luft durch den fallenden Regen auch durch die Bildung von Ozon die Ventilatoren, der Luft seien. Schön lein habe ferner bewiesen, daß man das Ozon auch als fäulnißverhinderndes Mittel gebrauchen könne, indem er Fleisch in einem kupfernen Ballon? faulen und al-dann elektrische Funken durchschlagen ließ, wodurch das sogenannte „Miasma" verschwunden sei; vorzüglich dürste da- Ozon auch gegen Hospitalbrand zu empfehlen sein. Auch zur Düngerbereitung könnte nach Vr. Reclam das Ozon der Luft sehr vortheilhast verwendet werden, dadurch nämlich, daß man die Düngerhaufen oft wende und durcharbeite, so daß der Dünger recht viel mit der Lust in Berührung komme; hierbei werde da- Ammoniak des Düngers durch da- Ozon in Salpeter säure und Wasser umgesetzt, welche Säure, wenn Kalk vorhanden sei, salpetersauren Kalk bilde, und dieser wirke besser düngend auf die Pflanzen ein als die Ammoniaksalze. Auch bei der Stahl bereitung nach Bessemers Verfahren soll man mittelst ozon reicher Luft ein besseres Resultat erhalten als mit gewöhnlicher. — Da- Ozon sei in der Atmosphäre immer vorhanden, vorzüglich zeichneten sich aber der Frühling und der Herbst durch Ozonreich thum au-; ganz besonders reichlich sei es auch bei Gewittern, Regen und Schneegestöber in der Luft enthalten. Wenn Südwest wind wehe, sei der Ozongehalt der Luft besonders bedeutend, was vr. Reclam davon ableiten wollte, daß der Südwestwind den längsten Weg von allen Winden zurücklege, und so durch die Reibung der Luft und Wasserdampftheilchen Gelegenheit zur Ozon- bildung gegeben sei. — Herr Hoffmann bezweifelt, daß das Ozon einen großen Ein fluß auf da- Welken der Blätter ausübe, da er durch den Versuch sich überzeugt habe, daß die Trockenheit und Wärme hierbei die Hauptrolle spielen. Er habe nämlich zwei Bäume in seinem Hofe, den einen habe er immer begossen, den andern nicht; die Blätter des ersteren seien lange Zeit noch grün geblieben, während die des zweiten sehr bald welkten. vr. Reclam giebt zu, daß auch Wärme und Trockenheit da bei ihren Einfluß ausüben, kann jedoch Herrn HoffmannS Ansicht, daß das Ozon hierbei keinen Einfluß ausübe, nicht bestimmen, sondern findet in dem Versuche desselben eher eine Bestätigung seiner Ansicht, weil der sastreichere und kräftigere Baum den Ein wirkungen de- Ozon besseren Widerstand habe leisten können. Bekanntlich bräunen oder „herbsten" die Blätter nicht, wenn man sie ohne Zutritt der Luft trocknet. Vr. Heppe glaubt, daß von einer genauen Messung des Ozon gehaltes der Luft bis jetzt noch keine Rede sein könne, da eS eines- theils sehr schwierig sei, die verschiedenen Nüancen des Blau, welche sogar zuweilen ins Bräunliche und Gelbe übergehen, richtig zst deurtheilen, und da anderntheils die Eintheilung dieser Farben scalen sich auf keine bestimmte Maßeinheit gründe und daher die Beobachtungen an den verschiedenen Orten verschiedenartig aus fallen würde«.. vr. Reclckm meint, daß man sich sehr bald an die richtige Beurtheilung der Fardennüancen gewöhne, und daß überhaupt solche Beobachtungen, wenn sie Ansprüche auf Richtigkeit und Genauigkeit haben sollen, nur von wissenschaftlich gebildeten Leuten, die die Farben recht wohl zu unterscheiden wüßten, ausgefühn «erden dürften. Und was die Farbmscalen anlange, so wären di, selben überall gleich, da sie von Professor Schön lein in Basrl bezogen werdm könnten. vr. Heppe erwiedert, daß der Farbensinn auch bei Wissenschaft lich gebildeten Beobachtern nicht immer so ausgebildet sei, daß ferner die Beobachtungen und Messungen über den Ozonarhalt der Luft auch deshalb kein richtiges Resultat liefern könnten, «eil in der Lust häufig auch andere Substanzen vorhanden seien, die das Jod: papier bläuen, wie die salpetrige Säure, weil ferner die Beob- achtungen fast nur im Innern der Städte angestellt worden seien und da die Luft bedeutend reicher an Kohlensäure, Schwefelwasser: stoff u. s. w. sei, welche Substanzen, wie ja vr. Reclam selbst erwähnt habe, die blaue Färbung d,S Papiere- verhindern od,r theilweise wieder aufheben. Ferner sei durch neuere Untersuchung«, die in Königsberg von 9 Arrzten und Chemikern ein Jahr lang fortgesetzt worden seien, nachgewiesen worden, daß gar keine Br: ziehungen zwischen dem Ozongehalte der Luft und den herrschenden Krankheiten und der Sterblichkeit stattfänden. vr. Reclam sagt, daß er auf diese Königsberger Beobachtungen wenig Werth lege, weil sie nur ein einziges Jahr hindurch angestelit wurden, was für derartige Untersuchungen doch ein zu kurzer Zeit raum sei, wenn man au- ihnen ein negatives Resultat ziehen «olle. Herr Direktor Wieck legte verschiedene Drahtgeflechte, welche sich für Malzdarren u. s. w. sehr gut eignen, aus der Fabrik von A. Münch in Chemnitz vor; dieselben find vollkommen eben und erscheinen wie Metallplatten, durch welche kleine viereckige Löcher geschlagen worden sind. Dies Aussehen wird dadurch erzielt, das man die Drahtgeflechte durch Walzen gehen läßt; e- waren auch welche dabei, die auf Webstühlen gefertigt waren. Herr Wieck legt ferner Einlegesohlen au- der Handlung drr Gebrüder Tecklenburg vor, welche aus dünnen Korkplatten de- stehen, die unten mit Leder, oben mit feinem Molton belegt sind. Er erwähnt ferner, daß genannter Handlung das Verdienst zu- komme, die ersten Gewecke'schen Lampen in Leipzig in den Handel gebracht zu haben. Herr vr. Fabrik ins legt finnländisches Rindenbrod zur An sicht vor, und empfiehlt die zwar schon lang bekannte, aber noch nicht hinreichend gewürdigte Hämatoxylintinte der Beachtung, welche er nach folgendem Recepte bereitet: 1 Pfund Blau- oder Campecheholz wird mit zwei Bouteillen Wasser auf ^ schus Volumens eingekocht, die Brühe durch Leinwand abgeseihet und noch warm mit 2—3 Gran neutralem (gelbem) chromsauren Kali versetzt. — Herr Wieck zeigt Siegellack vor, welches im Innern einen Docht enthält. — Herr Gallo legt ein von ihm gefertigtes Thürband vor, das aus einem eisernen Kästchen mit einer Feder besteht und welches in die Thürschwelle eingelassen wird. — Herr O. Mothes sagt, daß man ähnliche Bänder schon seit langer Zeit kenne, daß dieselben jedoch manche Uebelstände hätten; er de schreibt alsdann ein von ihm angewendetes Thürband. — Herrn Galle sind diese letzteren Bänder schon seit 15 Jahren bekannt, sie hätten sich jedoch nicht bewährt. — vr. G. S. Heppe. Aufführung -es Uiedet'schen Gesangvereins in -er Pautinerkirche. Mittwoch, 10. März. — Seine große musikalische Bedeu tung in der jetzigen Kunstwelt verdankt Leipzig vor Allen der vor trefflichen Pflege der Instrumentalmusik; die Werke von Haydn, Mozart, Beethoven bi- herab auf Mmdelssohn und Schumann werden in wahrhaft ausgezeichneter und mustergültiger Weife all jährlich in mehren Concerten aufgeführt; der Ruhm des Leipziger Chorgesanges steht aber nicht mehr auf der Höhe, wie zu den Zeiten der altberühmten Cantoren Calvisius, Schein, Kuh näu, Bach. Man schien sich mehr mit den Traditionen dieser Glanzepoche zu begnügen, als dieselbe« durch energische Thätigkril fortzupflanzen. Um so mehr heißen wir einen Fortschritt und eine
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