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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-11-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185411027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-11
- Tag1854-11-02
- Monat1854-11
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.11.1854
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Der Gustav-Adolf-Verein. Der bevorstehende Jahrestag de< Todes des Retters der prote stantischen Freiheit, Gustav Adolf, bei Lützen am 6. Nov. 1632, Hiebt äußere Veranlassung genug, gerade im Leipziger Tageblatte auf den Gustav-Adolf-Verein wiederholt aufmerksam zu machen. AlS am 6. Nov. 1832 die zweihundertjährige Erinnerungsfeier an den gefallenen Glaubensheiden in und bei Lützen gefeiert ward, stellte sich daneben sofort die Wiege des Gustav - Adolf - Vereins, und von Leipzig ging die Idee dieses Vereines, deren Ausführung und weitere Entwickelung, so wie die besondere Pflege dieses „Kindes der evangelischen Liebe und des protestantischen Selbstgefühls" aus. Der Sitz der Verwaltung des, in Leipzig im Sept. 1842 zu einem „Evangelischen Verein der Gustav-Adolf-Stiftung" erweiterten und unter Gottes sichtbarem Beistände segensreich erstarkten Ver eins ist fortan Leipzig geblieben, und Leipzig ist es demnach, wo die Fäden der, über einen großen Theil der protestantischen Kirche aller Erdtheile eben so im Geben, wie im Empfangen verbreiteten Stiftung zusammenlaufen. Gerade Leipzig, die zweite Stadt d e - Landes, in dem sie liegt, hat besonderes Recht und besondere Pflicht, die Gustav - Adolf - Stiftung mit warmer Liebe zu hegen und zu pflegen ; und mag auch gerade diese Stadt da, wo man es nicht glauben sollte, Gegner der Gustav-Adolf-Stiftung haben, so ist dies nur um so mehr Veranlassung für die wahren Freunde derselben, jene einseitigen Gegner einer heiligen Sache — zu beschä men. Aber leider ist die Zahl der Gleichgültigen und derer, die die Gustav-Adolf-Stiftung, ihre Zwecke und Das, was sie bereits mit Segen gewirkt hat, nicht kennen, auch in Leipzig größer, als die der Gegner der Gustav-Adolf-Stiftung und der wahren Freunde derselben. Diesen Allen empfehlen wir vor dem und fü r den 6. Nov. d. I. die kürzlich erschienene Schrift de« vr. Karl Aimmermann (in Darmstadt): „Der Gustav-Adols- Verein. Ein Wort von ihm und für ihn." (Darmstadt 1854). Die Schrift enthält des Erhebenden, jedoch auch des — Be schämenden reichlich Viel. Ehre aber Dem, dem sie ge bührt, in vollem Maße! -j- Stenographie. Von dem hiesigen Stenographenverein ist, wie wir aus sicherer Quelle mittheilen können, der Beschluß gefaßt worden. Unterricht in der Stenographie nach Gabelsbergers System zu ertheilen. Der Verein bezweckt damit, dem sich vorgesteckten Ziele, dem G. System, welche- allerseits als das vorzüglichste anerkannt ist, die größtmögliche Verbreitung zu verschaffen, näher zu kommen. Der hiesige Verein hat hierbei hauptsächlich darauf Bedacht genommm, daß der von ihm zum Ertheilen de- Unterrichts auto- risirte Lehrer nach der sogenannten „calculirenden Methode" verfahre — eine Methode, die sich in neuerer Zeit beim Unterricht in der französischen und englischen Sprache als besonders praktisch bereit- bewährt hat — und wird selbst pecuniaire Mittel nicht scheuen^ einer Kunst zu dienen, deren Werth — deren praktische Seite leider noch von zu Wenigen gekannt ist. Vermischtes. Eine nordamerikanische GerichtSscene. Richter Pell saß zum ersten Male zu Gericht. Der Gerichts schreiber las den ersten Prozeß von der Liste, der Kläger trat in Person auf, für den Verklagten der Advocat, General Snoot, und begann in hochfahrendem Tone: Da unser Zeuge nicht anwesend ist, so verlange ich Aufschub der Verhandlung bis zum nächsten Gerichtstage. Lassen Sie die eidliche Aussage deS Zeugen zu den Acten nehmen, weil ich dann auf den Antrag, die Sache zu vertagen, Rücksicht nehmen kann — entgegnete der Richter. Bezweifeln Sie die Wahrheit meiner Angabe vielleicht? fragte de^ Advocat und erhob bei diesen Worten seinen Degenstock. Da- nicht — erwiederte der Richter freundlich lächelnd; aber da- Gesetz verlangt, daß die Gründe zur Aussetzung eine- Termins zu den Acten gelangen, und da- Gesetz muß der Gerichtshof rr- spectiren. Die Ruhe und gesetzmäßige Handhabung der Sache stachelte die Wuth de- klopffechtenden Rabulisten auf. Seinen Stock mit Heftigkeit gegen dm Richter schüttelnd, rief er: . WaS immer da- Gesetz fordert, so bin ich nicht Willen-, es aus dem Munde eine- Demagogen und feigen Lumpe- zu lernen. Richter PellS Augen schossen Blitze, — doch faßte er sich, wendete sich ruhig zu dem Secretair und sagte: Herr Secretair, Sie werden in da- Strafbuch eine Geldbuße von 5V Dollar- für General Snoot wegen grober Mißachtung de- Gerichts eintragen und für schleunige Eintreibung derselben sorgm. Kaum hatte er diesen Befehl ertheilt, alS General Snoot, blaß wie eine Leiche und alle Züge von Wuth verzerrt, mit geschwun genem Stocke gegen ihn heranstürzte. Alle Blicke hefteten sich auf das Gesicht des Richters. Jeder war gespannt, wie er den wilden Anfall des furchtbaren Raufbold- aufnehmen werde. Doch war nicht die geringste Veränderung an ihm zu bemerken; seine Wangen wurden weder roth noch weiß, keine Nerve schien sich zu regen ; sein ruhige- Auge maß den her andringenden Gegner mit demselben Gleichmuthe, womit ein Che miker die Wirksamkeit eines neuen Präparats beobachtet. Er saß vollkommen ruhig, ein kleines eisernes Spazierstöckchen zwischen den Fingern der rechten Hand balancirend. Snoot sprang auf die Plattform und zielte einen furchtbaren Hieb mit seinem enormen Degenstock gerade auf den Kopf seines Gegners. Bei diesem Streiche bebten hundert Herzen und mehr als ein Dutzend Stimmen schrien laut auf, denn man erwartete nichts andere-, als des Richters Schädel in Stücke zertrümmert zu sehen. Man kann sich das allgemeine Staunen denken, al- man das kleine Eisenstäbchen mit Blitzesschnelle eine kühne Curve beschreiben und den großen Degenstock Snoots mit lautem Ge klapper zwanzig Fuß entfernt im Saale niederfallen sah. Der überraschte Raufer stieß ein Wuthgebrüll aus, wie ein verwundeter Stier, und riß sein Bowiemesser aus der Scheide, allein ehe er noch einen Ausfall damit machen konnte, beschrieb das Stückchen noch einmal eine Wendung und das große Messer folgte dem Stock. Nun zog er einen Revolver aus der Tasche, aber ehe er noch Zeit hatte den Hahn aufzuspannen, sank sein Arm machtlos an seiner Seite herab. Und nun zeigte sich zum ersten Male im Aeußern Pell- eine bemerkbare Aufregung. Er stampfte mit dem Fuße, so daß die Plattform unter seinem Tritte erzitterte und rief mit Donnerstimme: Herr Secretair, Sie werden den Namen diese- Banditen sofort aus der Liste der Rechtsanwälte streichen. Herr Sheriff, führen Sie den Verbrecher in- Gefa'ngniß. Der zuletzt genannte Beamte sprang sofort herbei, dem ihm gewordenen Befehle zu genügen, und eS erfolgte nun eine Scene der Verwirrung, die keine Feder zu beschreiben im Stande sein würde. Die Bravo'S der Spießgesellen SnootS drängten sich heran, den Sheriff in der Ausübung seines Amte- zu hindern, während viele Bürger demselben beisprangen, um das Ansehen des Gericht- aufrecht zu erhalten. Drohungen, wilde- Gebrüll, Flüche, da- Klirren gekreuzter Messer, Wuth- und SchmerzenSrufe mischten sich mit dem unheilvollen Knallen von Feuerwaffen und machten den Austritt zu einer wahren Greuelscene. Doch durch all diesen Aufruhr und all dies Toben konnte man zwei Personen als Führer in diesem Ungewitter sich Hervorthun sehen. Der neue Richter ge brauchte seinen Eisenstab mit furchtbarem Effect, auf jede» Schlag irgend einen Arm oder ein Bein zerschmetternd, obfchon immer da- Leben schonend. Bill Buffon, die Milde seines Freunde- sich zum Muster nehmend und den Gebrauch de- Messers oder der Pistole gänzlich bei Seite lassend, trampelte effektiv allen Widerstand zu Boden>und brüllte bei jedem centnerschweren Faustschlage: „Da- ist die Art, Anstand und Ordnung im Gerichtshöfe aufrecht zu halten!" Der Raufbold Snoot ward ins Gefängnis gebracht und Pells Ruf verbreitete sich durch- ganze Land. (Allg. Anz. f. Rhl. Westph. Nr. 1686.) Kürzlich starb in Frankfurt eine seit vielen Jahren daselbst wohnende israelitische Witwe, Frau Gildenstein au- Mainz, die wegen ihre- scheinbar großen Geize- bekannt war. Bei ihrem Tode ergab sich, daß sie für die Armen gespart, denn sie hinterläßt ihr beträchtliches Vermögen Frankfurter und Mainzer milden Stif tungen. Der Armen der Stadt Mainz hat sie besonder- mit 30,000 Gulden gedacht, auch verordnet, daß ihre Juwelen, ihr Silberzeug rc. zum Besten der Armen verwendet werden. Berichtigung. 3n der gestrigen Nummer iß in der ktzten Zeit« de« Artikel« „Vorträge für Frauen" während de« Drucke« der erste Buch stabe (k) abgebrochen, wa« bei den betreffenden Eremplaren zu ergänzen gebeten wird.
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