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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1854
- Erscheinungsdatum
- 1854-11-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185411098
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18541109
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18541109
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1854
- Monat1854-11
- Tag1854-11-09
- Monat1854-11
- Jahr1854
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.11.1854
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Ltipziger Tageblatt und Anzeiger. - .,E - ... . — " - '' -W-M , L ? , - —, AIA. Donnerstag den 9. November. 1854. SchMangelegeiiheit. (Eingesendet.) Der Dresdner Anzeiger bringt in Nr. 306 einen schon oft gerügten Uebelstand, welcher gar wohl die größte Aufmerksamkeit verdient, aufs Neue zur Sprache. Eben darum ersuche ich die Redaction d. Bl., den betreffenden Artikel, wie er dort lautet, hier abdrucken zu lassen. Es heißt aber dort: Außer dem in Nr. 291 des Dresdner Anzeigers unter: „die Schule betreffend" erwähnten und gerügten Uebelstande sind noch mehrere das physische Wohl der Schüler beeinträchtigende Uebel- stände in dieser oder jener der hiesigen Schulen zu finden, von denen es wohl an der Zeit wäre, daß sie von den betreffenden Be hörden und Lehrern in Benutzung gezogen und wo möglich abge stellt würden. Es ist doch längst ausgemacht, daß die Schule, wenn anders sie ihre Stelle möglichst vollkommen ausfüllen will, zum Theil auch die physische Erziehung und Ausbildung mit übernehmen muß, allerwenigsten- aber, daß sie die physische Entwickelung der Schüler durch ihre Einrichtungen nicht geradezu stören darf. — Wie steht e- mm in dieser Beziehung in vielen der hiesigen Schulen? Dir Kinder, welche ohnehin zu Anfänge ihrer Schulzeit täglich 4—5, später 6—7 Stunden in der Schule verweilen müssen, wer den angehalten, stundenlang in aufrechter Haltung auf Bänken ohne Lehnen zu fitzen; es hat also während dieser Zeit der Körper nicht die geringste Stütze zu seiner Haltung. Wer wollte leugnen, daß eS das Unmögliche verlangen heißt, wenn sie diese lange Zeit gerade sitzen sotten, wie es doch wieder ihre Gesundheit und ihr WachSthum fordert? Dazu kommt, daß ihnen — außer beim Wechsel der Unterrichtsfächer — meist nicht erlaubt ist, ihre Lage durch Hin- und Herrücken, Aufstehen oder veränderte Stel lung der Füße, da dies leicht Geräusch macht, zu verändern. Die natürliche Folge davon ist, daß die Kinder bald ermüden und zu sammensinken, daß die innern Organe dadurch gedrückt und an ihrer Ausbildung gehindert werden, ja daß hierdurch sicher der Grund zu dem jetzt so häufig vorkommenden Schiefsein mit gelegt, aber auch schon die Aufmerksamkeit auf den Unterricht dadurch verscheucht wird. Schreiber dieses hat die feste Ueberzeugung, daß man von einem Kinde füglich nicht mehr verlangen kann, als daß e- eine Stunde gerad und ruhig sitze und den Geist auf den Un terricht de- Lehrers gefesselt halte. Wem dies zu wenig gefordert scheint, den verweise ich auf die Erfahrungen, die man bei Erwach senen macht; eine Stunde lang auf einer Bank ohne Lehne gerad und ruhig ohne zeitweilige Veränderung seiner Lage zu sitzen und einem Vortrage fortwährend zu folgen, ist für Jeden etwa- Lästi ge- und Adspannendes, wie viel mehr für Kinder. RNch einer Stunde oder wenigstens nach zwei Stunden sollten darum die Kinder eine Zeit der Erholung haben und zwar nicht blo- der Art, daß ihnen einmal gestattet wird, aus dem Lehrzimmer zu treten oder ihr Frühstück zu verzehren, sondern daß ihnen ver gönnt sei, in dem bei einer Schule so nöthigen freien Raume — sei es nun Garten oder Hof — einmal frische Luft und damit neuen Muth zur Arbeit zu schöpfen, ja wohl auch unter Aufsicht de- Lehrer- ein Spiel vorzunehmen. An einigen Schulen ist auch wirklich eine sogenannte „Freiviertelstunde" in dieser Weise einge richtet, an andern Schulen nicht, wahrscheinlich weil der freie Raum fehlt. Ist e- nun nicht höchst auffällig, daß die Behörde bei fast keinem der neueren Schulgebäude auf einen Garten, ja meist nicht einmal auf einen größeren Hofraum Bedacht genommen hat? Wo zeigt sich da die Rücksicht, die man dem physischen Wohle der Jugend schuldig ist? So besehe man sich z. B. nur die neuerbaute Realschule in Neustadt, welche 30,000 Thlr. kosten soll; sie hat Keller und Bodenräume, von welchen man nicht abfehen kann, auf welche Weise sie zu Schulzwecken verwendet werden sollen; auf einen Turnsaal aber für geordnete Leibesübungen oder nur wenigstens einen Garten oder großen Hof, in welchem sich die Schüler zwischen ihren Stunden erholen könnten, hat man nicht Rücksicht genommen. — WaS soll man aber sagen, wenn hin und wieder da, wo es an einem freien Platze nicht fehlt, die Benutzung desselben den Kindern doch nicht gestattet wird? Ich denke hierbei nur an die Schule des Vereins zu Rath und That, neben welcher sich ein ganz schöner Garten befindet. Nur erst seit vorigem Jahre, wo — wie man hört durch die Bemühungen des Herrn General major Aster — das Turnen für die Schüler der ersten Knaben- claffe eingeführt worden ist, sieht man den hübschen Garten von dielen Knaben wöchentlich 2 Stunden lang benutzt ; jedoch die so genannten „Freiviertelstunden" — wenn daselbst überhaupt welche sind — müssen die Schüler sammt und sonders in den dunstigen Schulstuben verbringen. Und an wie vielen andern Schulen mag es nicht eben so sein? Bedenkt man nun, daß die Schüler nach der öffentlichen Schulzeit oft noch Privatstunden haben oder doch Prlvatarbeiten für die Schule zu fertigen genöthigt sind, daß unsre Knaben nach den Schuljahren entweder wieder höhere Anstalten besuchen oder in die Lehre treten und hier bei vielen Gewerben, man denke an Schneider, Schuhmacher u. s. w., täglich wieder 9—10 Stunden sitzen müssen u. s. w., so darf man sich allerdings nicht wundern, daß eine allgemeine Schwäche über unser Geschlecht zu kommen scheint, in Folge dessen die Klagen über Mangel an tüchtigen Arbeitern, zum Militärdienst tüchtigen Mannschaften immer lauter werden. Wer anders als die Schule soll diesen Uebeln entgegenarbeiten, wenn man erwägt, daß die außer derselben gebotenen Mittel zur Stärkung des Körpers und Förderung der Gesundheit, wie be sonders die Bäder und die öffentlichen und Privatturnanstalten, noch nicht allgemein genug von Jung und Alt besucht werden. Aöblitz, 3. N-vember. Ich schreibe Ihnen, nachdem ich den Trümmerhaufen gesehen, der die größte Hälfte de- Terrain- be deckt, auf dem da- Städtchen Zöblitz — stand. Gegen 230 Ge bäude, Hintergebäude, Schuppen, Scheunen liegen in Asche, kaum 32 bi- 35 MHnhäuser sind von dem verheerenden Elemente ver schont geblieben. Das Feuer, das am 31. Oktober Abend- 7 Uhr in einem Hause de- ödem Theiles der Hauptstraße — dem Ver nehmen nach durch Fahrlässigkeit oder Leichtsinn eine- elfjährigen Knaben — au-brach, hat in der kurzen Frist von vier Stunden sich mit solcher Macht und Unwiderstehlichkeit über die Stadt au-- gebreitet, vom heftigsten Sturme genährt, daß an Retten der Hab seligreiten gar bald nicht mehr zu denken war. Da- nackte Leben zu retten war die einzige Aufgabe. Den herdeHeeilten Rettern mit ihren Spritzen bot sich in da- endlos auSgebreitete Flammen meer kein Weg zu einer Stelle, von wo aus mit einiger Hoff nung auf Erfolg zu wirken gewesen wäre. Die Wenig«, denen e- gelungen, einige Habseligkeiten zu retten, mußten sie bald auf
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