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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-03-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185803309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580330
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580330
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-03
- Tag1858-03-30
- Monat1858-03
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.03.1858
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1230 es Lchchßt «P geelan?ten Orte N noch veben deS Weinnäpfchcns »ad der Petersbrücke. Es sei ec erlaubt, jetzt, nachdem jedfr Leipziger ein Vierteljahr Fragen aas Zeit gehqbt, einen ßleberblick über das Ganze zü gewinnen, noch mals cmf jene'HraAn zurÜckzukSwmen. WaS zuerst daS Weinnäpfchen betrifft, so unterliegt eS keinem Zweifel, daß die äußerst häßliche (neue) Mauer, welche jetzt de« dazu gehörigen Garten umschließt, in zu grellem Widerspruche mit der Schönheit deS Museums stehen muß, zumal eS nicht einmal möglich sein wird, dieselbe mit Buschwerk zu verdecken. DaS Mindeste, was hier zu geschehen hätte, um nur einigermaßen dem ästhetischen Gefühle zu genügen, wäre, daß man die jetzigen Be sitzer jenes Grundstücke- veranlaßte, an die Stelle jener Mauer ein Eisengitter zu sehen, durch welches hindurch dann das Grün deS G«lte»s dem Auge angenehm entgrgrnlachen-könnte. Freilich wird nfirb* fassen, daß die- den Besitzern des Gartens viel zuge- muthet hieße, und wir pflichten dem selbst vollkvmmen bei; jeden falls aber würde doch daS eben Gesagte leichter, d. h. mit weniger Unkosten zu erlangen sein als daS ganze Grundstück selbst. Und doch hat e- den Anschein, als wenn nur durch de» Erpgesb des Grundstücks selbst die Harmonie auf dieser Seite histgestM werden könnte; den» wir hören, daß die jetzigen Besitzest beabsichtigen, das genannte Grundstück ganz oder in Parcellen zu verkaufen. Nichts liegt nun näher, als baß die neuen Besitzer auf dem jetzigen Garten Gebäude aufführen würden, da vorauszusehen, daß dieselben einen sehr hohen Miethzins abwerfen müßten. Nun denke man sich aber anstatt jener Mauer hohe dreistöckige Häuser! Müssen die nicht daS schöne kleine Museum ganz todtdrücken, nachdem e- kaum zur Existenz gekommen? Darum sehe man sich bei Zeiten vor. Man scheue das Opfer nicht, kaufe daS Weinnäpfchen sammt Garten und verwandle eS in Anlagen. Es handelt sich dabei geradezu um Sein oder Nichtsein deS Museum-! An der PeterSbrücke begegnen wir abermals einem Stehenbleibm auf halbem Wege von nicht minderer Gefährlichkeit. Vetezskttche, P.terslhor uno Petersbrücke, das sind die drei edlen Namen der jenigen Dinge, welche den Leipzigern so sehr an- Herz gewachsen sind; aber waS ist denn eigentlich Schöne- daran? Die Kirche selbst ist in so wunderbarem Styl erbaut, daß Viele schon jahre lang an derselben tagtäglich vorübergehen, ohne ihre Nähe zu ahne«. Dann da- P tersthor! Hat es wohl nur eine Spur von Alterthümlichkeit und Styl? Man müßte sie in dem erhabenen Ziegeldach und der engen Anlage der Passage finden wollen. Was letztere anlangt, so rachen wir allen Verehrern de- Petersthores, sich in der Zeit von i/r 12 Uhr bis r/r 1 Uhr Mittags in dasselbe hineinzustellen, um recht mit Muße dessen Schönheiten bewundern zu. können. Wenn sie lebendig davon kommen, soll es uns Wunder nehmen. Man kann wirklich nicht begreifen, wie noch Jemand im Ernst für da- Peterschor eine Lanze brechen kann, da die Gefährlichkeit der Passage bei belebten Zeiten, und deren werden immer mehr, ja notorisch feststeht. Mit dem Petersthore fällt von selbst auch die Brücke, die ja schon jetzt nur noch als Zwitter existirt. Als weitere Consequenz ergiebt sich nach Wegreißung der Brücke die Auffüllung de- Stadtgrabens nach dem Schlosse zu in sanfter Abböschung dis an die Planke, welche de» Exercierptatz von dem der Brücke zunächst gelegenen Theile des Grabens trennt, ungefähr in der Höhe de- ersten Simses am Unterbau de- Schlosses, und Fortsetzung dieser Ausfüllung durch den vom Schlosse und den Die letzte Krage ist noch die, wqs aus der Peter-kirche werhen soll. Die einfachste Antwort darauf ist die, daß man sie auf dem durch ihren eigenen Abbruch uud des Lheils deS Magazins bis zur Verlängerung des Nerun-rktes gewonnenen Raume neu auf führt, und zwar i» einer Lnpzlgs würdigen Weise. Leipzig braucht ebm so nöthig neue und große Kirchen, als Museen und Theater. Daß der angegebene Platz der geeignetste von allen bisher vorge- fchlagenen ist, dürfte wohl nicht bezweifelt werden, eben so wenig als Einsender dieses bezweifelt, daß es der kostspieligste sei. Doch wir vertrauen der Weisheit und Umsicht der mit der Leitung von Leipzig- Angelegenheiten betrauten Behörden, so wie dem Gemeinsinne der Leipziger Bürger und ihres Organs, des Stadtverordnetencollegiums, daß sie sich nicht an kleinliche Mäkelei stoßen, wo es gilt, vereint Große- und Schönes zu leisten. ».. d» . . _ . . g v . ^ Hintergebäuden der Schloßgasse eingeschlossenen Raum ml dis zur Burgstraße hin, wo möglich aber bis zur ProrMnaile Aök Reichels Garten). Hierfür sprechen verschiedene Gründe: Erstens nimmt sich nach der jetzigen Lage der Sache das Schloß von der Petersbrücke au-, mit welche; dir an ihrer Stelle auf zuführende Damm in gleicher Höhe sein müßte, wie schon früher geltend gemacht wurde, deswegen unangenehm aus, weil es in ein.m Kessel liegt, dessen Inhalt nicht einmal sehr angenehm ist. Durch die angegebene Abböschung würde nun nicht niu die tiefe Lage des Kessels gemildert, sondern zugleich auch durch das anzu- pflanzrnde Gebüsch der directe Einblick ln denselbeu verhindert werden. Kerner würde für die Burgstraße ein neuer Ausgang uud eben so für Reichels Garten eine bei weitem nähere Ver bindung mit den vor dem Grimma'schen und dem Peterschore gelegenen Vorstädten gewonnen werden. Ob dieser neuzuschaffmde Weg auch für Fuhrwerk einzurichten sei, mag dahingestellt bleiben. Auch glaubt Einsender dieses nicht, daß wegen des zuzufchüttenden Areals erhebliche Schwierigkeiten in Betreff der Eigenthumsfrage an demselben entstehen könnten. Stadttheater. Ein ftüberes, mit vollstem Rechte sehr geschätztes Mitglied unserer Bühne, Herr Kläger (gegenwärtig am Friedrich-Wilhelm- städtischen Theater in Berlin), wollte un- in der Vorstellung von „Faust" am 2Ü. März mit einer seiner besten Gestaltungen, mit seinem Mephistopheles erfreuen. Leider war der treffliche Künstler in Folge einer anstrengenden Reise an diesem Abende so unwohl — wie man das in der einzigen Scene, die er gab, sehen konnte — daß er nach dem zweiten Acte persönlich sich dem Publicum gegen über wegen des Addrechens seines Spiels entschuldigen mußte, zugleich aber auch eine Wiederaufnahme seine- Gastspiels für die nächste Zeit versprach. Möge Herr Kl La er uns recht bald die Freude machen, un- einige seiner schönen Leistungen vorzuführen! Damit die Vorstellung keine Unterbrechung erleide, hatte Herr Werner eS übernommen, den Mephistopheles weiter zu spielen. Es verdient diese Bereitwilligkeit ganz besondere Anerkennung und Dank) da es wahrhaftig keine Kleinigkeit ist, in einer solchen Rolle ohne weitere Vorbereitung einzutrcten. — Am 27. März ward eine neue Oper zum ersten Male gegeben: „Amanda, oder Gräfin und Bäuerin", Musik von Wil helm Westmeyer. In unserer, waS das musikalische Drama betrifft, nicht sonderlich fruchtbaren Zeit kann man eine Opern- Novität fast schon ein Ereigniß nennen. DaS darf jedoch nicht abhalten, an ein solche- neue- Werk wenigsten- annährend die Anforderungen zu stellen, zu denen man gegenwärtig vermöge der Fortschritte, die auch auf diesem Gebiete in jüngster Vergangenheit gemacht worden sind, wohl berechtigt ist. Einen großen Fortschritt nennen wir es z. B., daß man zur Zeit an das Libretto einer Oper größere Ansprüche macht, daß man dieses — wenn auch noch nicht allgemein als einm mit der Musik gleich lltzrtzchtigle» — doch aber als einen höchst wichtigen Theil der Oper bettachtet. Das Buch der Oper „Amanda" läßt nun allerdings Manches zu wünschen übrig. Der Inhalt ist nicht bedeutend genug für eine größere Kunstform, die Fassung beweist, daß es aus Dtlettanten- Lnden hervvrgegangen ist. Im ersten Acte und in der ersten älfte de- zweiten erschien uns da- Gedicht al- ein harmlose-, .Endlich naives, bis zu dem Augenblicke, wo die lose geschürzte Verwickelung so gelöst wurde, daß der alte Graf Holdeck das junge Mädchen, welche- er selbst bis dahin für seine leibliche Tochter gehalten, heirathen will, und Amanda auch nicht das geringste VedGtzyl ia§ auf diesen Antrag einzugehen. DaS ist wenigstens auf der Bühne noch nicht dagewesen und doch auch ein wenig Hark! Davon, daß Dichter und Cgmponist in dieser Oper noch so sehr auf längst abgethanem und Überwundenem Standpunkte stehen, um heutzutage noch den Dialog kn Auwendung zu bringen, nachdem bereit- vielfach durch die That bewiesen ist, daß dieses unkünstlerische Element auch in der komischen und kleinen Oper vermieden werden kann (Kivtow's Opern und Donizetti's „Liebes trank"), wollen wir bei einem so harmlosen und bescheiden auf- ttetenden Werke, wie die Oper „Amanda" ist, adsehen. Herrn Westmeyer's Musik entspricht, was Harmlosigkeit Und Naivetät betrifft, diesem Libretto. Wir betrachten die Musik dieser Oper als eins jener Jugeudprobucte, wie sie alle — die talentvollen a«d die nicht talentvollen — Eomponisten machen, Arbeiten, die notwendig sind, damit ein junge» Lsnsotzer Erfah rungen fatumle uud lern», wie »an eS machen nnd nicht machen soll. In der Regel wird es jungen Eomponisten schwer, diese uöthige» Erfahrungen zu sammeln, benn sie finden so leicht keine Gelegenheit, ihre Erstlingsproducte zu hören; durch die ansrken- : <z Ist ll> s a'.
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