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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-04-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185804043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580404
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580404
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-04
- Tag1858-04-04
- Monat1858-04
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.04.1858
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Leipziger Tageblatt md Anzeiger. «4. Sonntag den 4. April. 1858. -7 Uhr Mittwoch den 7.. April d. I. Abends ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: Gutachten de« Ausschusses zu den Kirchen, Schulen und milden Stiftungen über a) die Rechnungen des AlmosenamtS und der Weinichschen Stiftung auf daS Jahr 1857, * lr) die vom Stadtrath beschlossene Erbauung eines neuen Schulgebäudes für die vereinigte RathS- und Wendlersche Freischule im JobanniSthale. Geistliche Mustkauffiihrung zum Besten des UnterstützungöfondS der Witwen und Waisen deö Stadtorchesterö. Wie bereits seit einer Reihe von Jahren kam in der einzigen wirklich bedeutenden, in der Kirche stattfindenden geistlichen Musik aufführung, die wir in Leipzig haben, auch diesmal am Char- fteitage I. S. Bachs Matthäus-Passion zu Gehör. Sind wir auch von der höchsten Verehrung und Liebe für den gewal tigsten Meister der evangelisch-religiösen Kunst durchdrungen, ist eS auch die Matthäus - Passion, die wir für das großartigste und ergreifendste Werk I. S. Bachs halten, so glauben wir doch, daß es nun endlich einmal an der Zeit sein dürfte, bei den Auffüh rungen der nächsten Jahre auch anderen Werken und anderen großen Tonmeistern ihr wohlbegründetes Recht zu gönnen und somit den Schein einer Stabilität zu vermeiden, die mindestens den künstlerischen Interessen nicht sehr förderlich ist und keineswegs dem Wesen und dem Geiste des Meisters entspricht, den man durch diese fortwährenden Wiederholungen seines Werkes feiern will. Den künstlerischen Interessen gebührt aber neben den religiösen bei der Charfteitags musik so lange eine ganz besondere Rücksicht, als diese Aufführungen nicht reiner Gottesdienst sind und sie, weil nur gegen Entröe zugänglich, den Charakter von Concerten haben. Die Pietät, die wir dem Meister schuldig sind, der sein thaten- reicheS Leben in Leipzigs Mauern vollbrachte, darf nicht so weit gehen, daß andere ebenfalls bedeutende und großartige Tonwerke der religiösen Kunst ganz bei Seite geschoben werden. Die Zahl der Werke, die in Inhalt, Form und äußerer Würde der hohen Bedeutung deS Charfreitags angemessen sind, ist allerdings nicht groß, aber es giedt doch solche, die der Aufführung an diesem Tage ebenfalls würdig sind und die gewiß auch uns erheben, uns zum Herzen sprechen können. Wir nennen nur die L moll- Messe von I. S. Bach, die Requiems von Mozart und Cherubini, die große Messe von Beethoven. Sollen diese herrlichen Schöpfungen uns an dem Orte, wohin sie gehören und wo sie auch erst zur vollendetsten Darstellung kommen können — an dem Tage, der für ihre Aufführung sich am besten eignet und an dem das Gemüth am empfänglichsten für sie gestimmt ist, für immer entzogen bleiben, so daß wir am Ende in jene Einseitigkeit gerathen, mit der z. B. seit mehr denn hundert Jahren in Berlin am Charfteitage regelmäßig GraunS „Tod Jesu" abgespielt wird? Referent glaubt im Sinne der Mehrzahl der Freunde religiöser Kunst 'zu handeln, wenn er den Wunsch nach größerer Abwechslung ausspricht — hoffen wir im wahren Interesse der Sache, daß dieser berechtigte Wunsch für die Folge nicht ganz unberücksichtigt bleiben möge! Was die diesmalige Ausführung der Matthäus-Passion an langt, so können wir unS über dieselbe nicht in allen Stücken lobend aussprechen: sie stand in vieler Beziehung den früheren hiesigen Leistungen dieser Art nach. Unter allen Solopartien dieses Werks ist die wichtigste die des Tenors (Evangelist). Es war vieselbe diesmal Herrn Otto vom Domchor zu Berlin übertragen. Der Sänger, der sich uns bei seinen Leistungen in den Gewand- hausconcerten von vorrheilhafter Seite gezeigt hatte, war dieser geistig hoch bedeutenden, dabei aber auch technisch sehr schweren und anstrengenden Aufgabe nicht ganz gewachsen, auch abgesehen davon, daß ihm verschiedene kleinere Versehen und Unsicherheiten begegneten. — Die sehr schwere Sopranpartie sang diesmal Fräu lein Marie Bretschneider. Trotz einiger Indisposition des Stimmorgans löste die junge Sängerin ihre große Ausgabe sehr tüchtig; besonder- hat uns ihr Vortrag der Arte mit obligater Violine befriedigt, bei der beiläufig Herr Concertmeister David von Neuem seine große Meisterschaft auf seinem Instrument be- thätigte. — Die Altpartie und die bedeutende Baßpanie des Christus waren wie bei den früheren Aufführungen in den Händen der Frau Drey schock und des Herrn Behr. Die Leistung des Letzteren zeichnete sich, was Derständniß und Empfindung betrifft, besonders aus. — Ueber die Ausführung der kleineren Baßsoli (Judas, Petrus, Pilatus rc.), welche durch einen ungenannten Sänger vertreten waren, wollen wir, da dieser Sänger ein Di lettant zu sein scheint, mit Stillschweigen hinweg gehen. — Die Chöre gingen auch diesmal bis auf minder Wesentliches sehr be friedigend, das Orchester leistete Vorzügliches. F. Gleich. Jubiläum. Leipzig, am 3. April. Heute feierte Herr Universitäts- secretair Böttger sein 25jährigeS Amtsjubiläum. DaS Plenum der Professoren, in deren Namen der Jubilar durch den Rector- Uaxrnüeus Herrn Domherrn Ritter rc. Or. Tuch beglückwünscht wurde, ernannte ihn zum Mitglied deS Profefforenvereins; das Universitätsgericht, daS Rentamt, so wie daS UniversitätSgerichts- Personal erfreute ihn durch Überreichung eines Ehrengeschenkes; die Juristenfacultät, bei deren Prüfungscommission er als Acmar fungirt, creirte ihn, da er die nöthigen Examina schon vor langer Zeit bestanden hatte, zur Feier des Tages zum Doctor beider Rechte; die medicinische und philosophische Facultät, deren Actuariat er verwaltet, überreichten ihm schriftliche Gratulationen, von denen die erstere ihm das Schreiben durch den derzeitigen Decan Herrn Professor vr. Kühn und Herrn Professor vr. Radius in Person überreichen ließ. Auch der Herr Regierungsbevollmächtigte, Kreis- director von BurgSdorff, obgleich an diesem Tage sehr viel beschäftigt, überraschte den Jubilar mit einem Besuch in seiner Wohnung. — Außerdem wurden ihm von vielen der Herren Professoren persönliche und schriftliche Glückwünsche zu Theil. Herr Stadtrath Felsche, welcher seine Liebe und Anhänglichkeit an die Universität, wo es ihm nur irgend möglich, so gern bethätigf, überraschte den Jubilar durch ein Kunstwerk seines Ateliers — einen Doctorhut — in gewohnter sinniger Weise. Ein Mittagsmahl bei Sr. Magnificenz krönte die Jubelfeier.
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