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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-04-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185804071
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580407
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580407
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-04
- Tag1858-04-07
- Monat1858-04
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.04.1858
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1942 nun lediglich hinter die finanziellen Bedenken zurückzlehen, und ihre Beweisführung gegen das Projecd schließlich nur noch mit dem Ausrufe aufrecht zu erhalten versuchen: „ die Neuerung möchte allenfalls hlngehen, aber sie kostet der Stadt zu viel Geld! Solche Stoßseufzer haben nun immer etwas Bestechendes nament lich für alle Diejenigen, welche weder rückwärts noch vorwärts sehen und daher möge es uns vergönnt sein, einen Rückblick in die Geschichte der Umgebungen unserer Stadt zu werfen, um schließlich aus demselben die Folge zu ziehen, daß die Gegenwart nicht nur an sich, sondern auch an die Ankunft zu denken und für diese zu wirken und zu schaffen habe. Unsere, den unS freundlichst vermittelten Verwaltungsrechnungen unserer Stadt entnommenen Notizen reichen bis in das Zahr 1732 zurück. In diesem Jahre und bis 1737 bestanden die alten Wall- uud FestungSgräben um die innere Stadt noch in ihrer ganzen Ausdehnung. Die Stadt hatte für deren Schlämmung, welche, um den gesundheitSnachtheiligen, höchst lästigen Ausdünstungen vorzubeugen, unumgänglich nöthig war, Sorge zu tragen, und die Kosten dafür belasteten damals, wo überdies noch da- Geld einen weit höheren Werth hatte als jetzt, den Gemeindehaushalt weit mehr als jetzt und künftig die Unterhaltung unserer Prome naden und Anlagen kostet und kosten wird. Die Rechnungen weisen eine Ausgabe dafür in dem sechsjährigen Zeiträume von 1732/37 von nicht weniger als 29,091 Thlr. 12 gGr. 4 Pf. Conv.-G. nach und ähnliche Beträge führen die ferneren JahreS- rechnungen neben den Kosten der Reparaturen an Brücken und Canälen auf. Im Jahre 1737 begannen die ersten Ausfüllungs arbeiten in der Nahe de- Halle'schen Thores mit einem Aufwands von 4449 Thlr. 3 gGr. 4 Pf., welche erst im Jahre 1755 eine Fortsetzung durch Planirungen am Schlosse Pleißenburg erfuhren und hier wurde überhaupt, wenn auch zunächst nur ein sehr be scheidener Anfang mit „Allee-Anlagen" um die innere Stadt auf der dort gewonnenen Planie mit dem Kostenbeträge von 1522 Thlr. 14 gGr. 6 Pf. gemacht. So lange jedoch die alten Festungs werke noch erhalten wurden, konnte selbstverständlich die nachmalige Gestaltung unserer Promenaden und Anlagen nicht zur Ausfüh rung gelangen und daher schweigen auch die Stadtrechnungen jener Zeit bis zu dem im Jahre 1777 beginnenden Abbruche der ersteren gänzlich über jede Ausgabe für Fortsetzung der 1737 am Halle schen Thore angefangenen AuSfüttungSarbeiten; allein von da ab find dieselben weiter in Angriff genommen und von 1786 an ohne Unterbrechung alljährlich fortgesetzt worden, so daß die Ausfüllung deS Stadtgrabens vom Halle'schen- bis zum Grimma'schen Thore im Jahre 1794 mit dem beträchtlichen Kostenaufwands von 67,647 Thlr. 1 gGr. 2 Pf. als vollendet angesehen werden kann, während die Herstellung des Parks und die Anpflanzungen auf den übrigen Theilen der Umgebungen der inneren Stadt noch immer einen zwölfjährigen Zeitraum in Anspruch nähmen, und erst im Jahre 1806 in der Gestalt, wie sie unsere älteren Mit bürger noch in Erinnerung haben, vollendet wurden. Dafür, so wie für eine geringe Ausfüllung am ehemaligen Ranstädter Thore und die allmäliq hinzutretende Unterhaltung der neu geschaffenen Anlagen wurden anderweit 58,461 Thlr. 20 gGr. 11 Pf. Conv.-G. aus der Stadtcaffe verausgabt, so daß mithin diese gesammte Schöpfung einen Aufwand von mindestens 120,000Thlr. Conv.-G. kostete, wenn man hochgegriffen den nach den vorstehenden Aahlen- angaben überschteßenden Betrag von 6098 Thlr. 22 gGr. 1 Pf. Conv. - G. au/ die Unterhaltung der entstandenen neuen Anlagen während der Zeit der allmäligen Herstellung derselben abrechnet. Wie man aber auch immer diesen Gesammtbetrag der Her- iieUung-kosten feststellen will, so viel ist außer Zweifel, daß unsere Vorfahren vor großeü Ausgaben nicht zurückschreckten, wenn sie nur die Ueberzeugung gewonnen hatten, daß dieselben für die Zu kunft Leipzigs — also selbst mit Resignation auf einen Genuß für ihre Zeit — ersprießlich werden würden. Und auf der Basis solcher Auffassung ist Leipzig das geworden, waS es ist! Ein Vorgang dieser Art konnte und durfte aber für dir Jetztzeit nicht ohne Nachahmung bleiben. Und daß dem so ist, dessen werden sich noch unsere Kinder und Kindeskinder erfreuen. Mögen auch sie dereinst von dem Geiste beseelt sein, daß sie nicht nur für ihre, sondern auch für die kommende Zeit zu sorgen haben, denn dann, aber auch nur dann, wird die Zukunft Leipzig- eine blühende sein und unsere Stadt wird — wir erinnern an GroßmannS Wunsch für sie — „eine kostbare Perle in der Krone unsere- König- bleiben!" Stadttheater. Da- Gastspiel de- Herrn Kläger vom Friedrich-Wilhelm städtischen Theater in Berlin (am 4. April) hatte eine äußevsi zahlreiche Versammlung in da- Theater gezogen. Der geschätzte Gast trat in einer seiner besten Rollen auf, alS Shylok inSha. kespeare'S „Kaufmann von Venedig". ES ist Herrn Klägers Shylok in WahrhUt eine überwältigende und hin reißende Gestaltung, die wir unbedenklich den un- bekannten voll endetsten Darstellungen diese- eigenthümlichen Charakter- beizählen. Wie bei den Leistungen aller Künstler von höherer Bedeutung finden wir auch in diesem imposanten Charaktergemälde de- Herrn Kläger eine vollkommen selbstständige originelle Auffassung und Auseinandersetzung. So sehr wie der Darsteller Ln seinem Shylok alle die vom Dichter so meisterhaft durchgeführtrn Contraste zu dem Antonio hervorhebt und da- finstere, fast diabolische Element betont, so weiß er doch auch mit ganz besonderem feinem Tact die Grenzen zu respectiren, über die hinausgehend da- gewaltige Phantasiegebilde de- großen Dichter» sich leicht in da- Ungeheuer liche verlieren kann. Der Shylok bleibt unter Herrn Kläger- Händen deshalb stet- noch ein Mensch und zwar— wie da- auch psychologisch vollkommen richtig ist — ein solcher, der bei aller der ihn beseelenden wilden Leidenschaft, bei aller Verworfenheit des Charakter- sich doch noch nicht aller Zugänglichkeit für bessere Ge fühle entäußert hat. Da- besondere Betonen der Stelle in der Scene mit Tubal z. B., wo Shylok von dem Ringe spricht, den er einst von Lea empfangen, verbreitet ein schöne-, ein versöhnen de- Licht über, da- in düster glänzenden Farben au-geführte Ge mälde. Wie viel lag ferner in dem stummen Spiel de- Gaste am Schlüsse der Rolle nach den höhnenden Worten Graziano'S. In diesen wenigen Augenblicken ließ unS der Darsteller noch ein mal einen tiefen Blick in da- Wesen de- Shylok thun, die groß artige erschütternde Gestaltung de- Dichter- trat un- noch einmal in ihrer Totalität entgegen. Es würde zu weit führen, wollten wir hier eine erschöpfende Kritik dieser schönen künstlerischen Ge staltung versuchen, wir haben deshalb nur da- hervorgehoben, waS unS als ganz eigenthümlich an der Leistung erschienen ist. Da- allein ist aber schon mehr al- hinreichend, um un- da- Recht zu gebm, Herrn Kläger- Shylok als eine meisterhafte Kunstgestal tung zu bezeichnen. In seiner Art nicht minder ausgezeichnet war da-, waS Herr Kläger in der Titelrolle de- hier zum ersten Male gegebenen kleinen Lustspiel- „Ludwig Devrient" gab. Abgesehen auch von der höchst gelungenen portraitähnlichen Ma-ke, welche Herr Kläger zur Darstellung des größten dramatischen Künstler- Deutschland- gewählt hatte, sah man e- dem in äußerster Schärfe au-geführten Charakterbild an, daß e- ein naturwahre-, da- Re sultat de- tiefsten Studium- war. — Mit großen Erwartungen sehen wir den weiteren Gastrollen diese- trefflichen Darsteller- ent gegen, der unS von Neuem die glänzendsten Belege für sein her vorragende- Talent und seine künstlerische Intelligenz lieferte. Von unfern einheimischen Darstellern ward der Gast in den Hauptsachen sehr brav unterstützt. Bezüglich der Besetzung von Shake-peare'S „Kaufmann von Venedig" hatte stch in den Hauptsachen nichts geändert, al- daß Herr Dessoir den Lanzelot und Herr Denzin den Tubal gab. Erster« führte seine beson der- dankbare Rolle mit der ihm eigenthümlichen Frische und Leben digkeit durch. Von dm übrigen Darstellern nennen wir auch diesmal vorzugsweise mit Anerkennung: Frau Wohlstadt (Porzia), Frau Bachmann (Nerissa), Herrn Wenzel (Antonio), Herrn Rö- sicke (Graziano), Herrn Böckel (Baffanio) und Herrn Ball- mann, der die kleine Rolle de- alten Gobbo vortrefflich gab. Bis zu den Scenrn in Porzia'-Hause im drtttm Act, wo einige Versehen und starke Schwankungen vorkamen, war ha- Ensemble der Vorstellung ein befriedigende-; auch im vierten 4rnd fünften Act zeigte sich wieder die bei un- gewohnte Frische und Abrundung de-Zusammenspiels. — In dem Lustspiel „Ludwig Devrient" wußte namentlich Herr Stürmer al- Baumhauer durch gut ge wählte MaSke und charakteristische- Spiel zu wirken. Die übrigen bedeutenderen Rollen hatten Fräulein Ungar, Herr Werner, Herr Rösicke und Herr Saalbach. In der Vorstellung am 5. April ward viel geboten, ja fast gmg sie schon über die bei un- (wenigsten- bei kleinen Stücken) üblichen Grenzen eine- Theaterabend- hinausz auch fehlten- die ser Vorstellung nicht an Mannichfaltigkeit: e- wurden zwei Neuig keiten, eine nm einstuditte Baudeville-Poffe und ein neuer Solo tanz vorgeführt. Die erste dieser Neuigkeiten war ein einarti-e-
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