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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-04-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185804248
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580424
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580424
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-04
- Tag1858-04-24
- Monat1858-04
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.04.1858
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1S87 «och lang« Zeit in der Erinnerung zu erfreuen haben. Der Be such ist, unter diesen Umständen, natürlich auch ein immer sehr zahlreicher. .i - > z Aberglaube und — Ärähen. (Eingesendet.) „Gott schütze un- vor Aberglauben", ruft die jetzige auf geklärte Welt, wenn irgmd einmal die Gelegenheit sich bietet von Dingen oder Erlebnissen zu sprechen, die unsere Vor- ältern bedeutungsvoll und ahnung-reich für die Zukunft und kommend« Zeiten erklärten. Auch wir in unserer guten Stadt Leipzig könne» un-, und gewiß mit Recht, da- Lob geben, zu den Aufgeklärten, Vorwärt-strebenden -u gehören, auch wir wollen wenig oder nicht- mehr von dem Aberglauben wissen, der die Dorangegangenen glücklich oder unglücklich machen konnte, wenn wir auch oft genug damit an sie erinnert werden, wie dieß jetzt der Fall ist, denn, lockt da- keimende Frühjahr und seine neu erwärmende Sonne un- in da-Freie, ln unfern schönen Park hinaus, wollen wir die „zeitgemäßen" Gedanken verjagen, die theil- als Geschäft-männer, cheil- als Familienväter un- be drücken, so tönt un- von allen Bäumen der Ruf: Grab, Grad! entgegen, denn alle Krähen haben sich vereint, in ihrer unge störten Ruhe die heitern Gedanken, die der arme Spaziergänger in der freien Natur sich holen wollte, zu verjagen; nach ihrem Gekrächze sollte man glauben, ganz Leipzig sei Ein große- Grab geworden, da- Alle- in sich verschlingen wolle. Ist es nun damit auch nicht so schlimm trotz der schlechten Zeiten, steht doch soviel fest, daß die schöne Promenade am nieder« Park webet dem inner« noch dem äußern Menschen für Gemüth und Kleidungs stücke mehr «ünschen-werth sein kann, so lange da- Volk der Raden in solcher Ausdehnung sein Wesen treiben darf, wie e- dieß Jahr ihm ohne Störung erlaubt war. Schon schmücken sich zwar die Bäume mit Blüthenkno-pen, doch noch ist es möglich, die Unzahl Rester zu sehen und zu finden; sollte auch manche- frische Reiß dabei verloren gehen, gewiß aber ist es die höchste Zeit, — darum — mit oder ohne Aberglauben bitten viele Be wohner der Stadt, denen weitere Spaziergänge versagt sind, um schleunig« Hülfe — vom Verderben. X—2. Geffentiiche Gerichtssitzung. Leipzig, den 22. April. Heute fand unter dem Vorsitze de- Herrn Gerichtsrath Klemm II. von Vormittag 8 Uhr an eine öffentlich« Hauptverhandlung statt, die, obwohl Zeugen zu der selben gar nicht vorgeladen worden waren, durch die Anzahl der Angeklagten und die nothwendig werdenden ausführlichen Ver nehmungen und Conftontationen, worauf sich, abgesehen von der Verlesung einiger Schriften au- den Acten der Voruntersuchung, die ganze Beweisaufnahme concenttirte, eine sehr umfängliche wurde. Auf der Anklagebank befanden sich die beiden Handarbeiter Friedrich Wilhelm Heine und Earl Heinrich Fischer, so wie der Seilermeister Earl August Götze au- Eschwege, beschuldigt eine nicht unbeträchtliche Quantität von Roßhaaren entwendet, deziehend- lich diese Entwendung angestiftet oder von derselben durch wider rechtliche Erlangung de- gestvhlnen Gute- Bortheil erlangt zu haben. Gedachter Götze Han« näntttch in der Aichaeli-mrff« eine be deutende Quantität Roßhaar«, welch« in einer von dem Kaufmann Sally Lewinson au- Berlin ermietheten Niederlage sich befandm, gekauft und -ttk Lag« ttach dein Kaufabfchknß sich gege» die beiden, al- Meßhelfer in de«' fraglichen Niederlage beschäftigten Mit angeklagten darüber beklagt, daß die Waat« schlechter sei al- er vermuthek «ed daß er ein sehr wenig vorthellhastes Geschäft abgeschlossen Haid«. Er hatte den beiden Meßhelfern, die mit Ein packe» und Aunähen der erkauften Ballen beschäftigt waren, gesagt, er würde ihnen eine gute Belohnung geben, und wenn etwas gute Waare noch mit in die Ballen gebracht würde, so wäre e- auch kein Unglück, er wäre bei dem Handel zu sehr Übervortheilt worden. In Folge dessen hattm Heine und Fischer auch nicht nur in die fraglichen Ballen verschiedene- von dm sonst in der Niederlage vorhandenen Vorräthen gepackt, sondern auch noch zwei Säcke mit Roßhaaren, der eine 6«, der andere 40 Pfund schwer, au- der Niederlage entwendet und zu Götze geschafft. Heine war de-Verbrechen- geständig und behauptete beharrlich von Götze dazu durch Ueberredung und Versprechung angestiftet worden zu sein. Fischer gestand nur seine Betheiligung an der Ent wendung de- 66 Pfund schweren Sacke- zu, indem er einräumie, nach vorgängiger Verabredung mit Heine den Sack zur Weg schaffung der Roßhaare besorgt und diese gemeinschaftlich eingepackt, auch die von Götze durch Heine in Au-sicht gestellte Belohnung von etwa- über vier Lhaler erhaltm zu haben. Eine weitere Betheiligung stellte er in Abrede, obwohl Heine ihn der Theilnahme auch an der Entwendung de- andern Sacke- auf da- Entschiedenste beschuldigte. Heine mußte freilich — und da- schien zu Gunsten Fischer- zu sprechen — zugeben, daß Fischer eine Belohnung für die Entwendung de- zweiten Sacke- nicht erhalten hatte. Dafür, daß Fischer an dem ersten Verbrechen, welche- bei Einpackung der von Götze erkauften Ballen begangen wordm, sich betheiligt habe, wurden mehrere Momente ermittelt. Fischer selbst mußte zugebm, daß er gewußt habe, daß von Götze eine gute Belohnung in Aussicht gestellt worden war, wenn e- gelinge, noch gute Waare in die Ballen zu bringm; er war mit Einpacke« und Zunähen der fraglichen Ballen gemeinschaftlich mit Heine beschäftigt gewesm; jener hatte eine Belohnung erhaltm, die ihrer Höhe nach mit der angegebenen Arbeit in gar keinem Verhältnisse stand, und da er auch von Götze sowohl al- Heine, die ihre eigne Lage dadurch nicht im Mindesten zu verbessern vermochten, beharrlich der Theilnahme beschuldigt wurhe, so hatte sein Anführen, daß er nur au- Versehen noch andere Roßhaare in die Götze'schrn Batten gebracht habe, nur geringm Anspruch, für glaubwürdig gehalten zu werden. Götze endlich räumte ein, daß er gegen Heine gesagt habe, er werde ihnen Roßhaare, die sie bei Seite schaffen könnten, gut bezahlen, ingleichen daß er die beiden Säcke mit Roßhaaren er halten und sich angeeignet habe. Auch konnte er nicht in Abrede stellen, daß er die erkauften Ballen, obwohl er gewußt, daß in dieselben auch Roßhaare, die er nicht gekauft, mit eingepackt worden seien, in Empfang genommen und in seine Heimath nach Eschwege gesendet habe, fortwährend aber behauptete er, daß die Anregung zur Begehung der fraglichen Verbrechen nicht von ihm, sondern von Hein« au-gegangen sei, und stellte Alles in Abrede, was leine Mitwirkung bei dem Verbrechen als eine Anstiftung zu derüsnben zu qücnificiren geeignet erschien, obwohl Heine durch die ganze Verhandlung hindurch bei dieser Beschuldigung stehen blieb, und dieselbe auch in dem wesentlichen Interesse, welche- allein Götze an dem Verbrechen hatte, so wie durch die persönlichen Ver hältnisse der drei Angeschuldigten zu einander eine nicht unbedeu tende Unterstützung fand. Durch da- in der 7. Abendstunde publkcirte Erkenntniß de- königl. Bezirksgericht- wurde Götze zu Arbeit-hau-strafe in der Dauer von 7 Monaten, Heine zu einer dergleichen in der Dauer von einem Jahre, Fischer zu einer in der Dauer von 8 Monaten und zwei Wochen verurtheilt, der Letztere aber von der Anschul digung, an der Entwendung de- zweiten Sacke- mit Roßhaaren Theil genommen zu habm, au- Mangel an vollständigem Beweise der Schuld klagfrei gesprochen. Die königl. Staatsanwaltschaft war durch Herrn Staat-anwalt Kritz, die Vertheidigung durch die Herren Advocaten Puttrich, Degen und Kleinschmidt vertreten. Vom 17. bis 23. April sind in Leipzig begraben wordm: - Sannabend den 17. A pril. Carl Heinrich Wikhel« Meißner, 64 Jahre alt, Doctor der Theologie, ArchidiakonuS der Kirche zu St. Thomae und Ephorie-Derweftr, in der Burgstraße. Mariane Wilyelmine Schröder, 62 Jahre alt, Bürger- und Rentier- in Weißenfel- Ehefrau, in der Peter-straße. Gustav Adolf Reupricht, 42 Iahte alt, HLlger, Schneidermeister und Hau-befitzer, in der Ricolaiftraße. Christiane Dlettrich, 76 Jahre alt, LohnbedientenS Witwe, in der Ulrich-gasse. r Friedrich August Höse, 2L Jahre alt, Handmboiter a-S Eutritzsch, im JacobSbo-pitale. Ei» todtgebomes Mädchen, Tart tzriedsich Hermann Ander-', Polizeidieners Tochter, in der Gerberstraße.
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