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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-04-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185804255
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580425
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580425
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- LDP: Zeitungen
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-04
- Tag1858-04-25
- Monat1858-04
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.04.1858
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Anzeiger. ^ IIS. Sonntag den 25. April. 1858, Auf Del Vecchio's Kunstausstellung befindet sich gegenwärtig und zwar nur auf kurze Zeit eine- der renommirtesten französischen Gemälde jüngsten Datums zur Schau gestellt, ein Werk von bedeutendem äußeren Umfange: „Der Congreß von Paris," von Edouard Dubufe, vom Kaiser Napoleon als große- Preisbild deS letzten Pariser Salon angekauft, und lassen wir hier Einige- au- einem gediegenen Aufsatze folgen, welcher in der Berliner Rational-Zeitung über diese- Gemälde erschien. „Die Abbildung de- Congreffes in Pari- führt «n- die Ver sammlung der an dem Frirden-werke betheiligten IS Staatsmänner in ganzen und lebensgroßen Portraitfiguren vor dir Augen. DaS Gemälde gehört der historischen Batterie im Schloß zu Versailles an. Der Künstler, der e- schuf, Edouard Dubufe, ist ein hochberühmtrr Meister seine- Fache-; er und F. L. Winter- Halte* genießen die Ehre, al- die ersten Portrainualer unserer Zeit zu gelten, al- die beiden Meister von europäischem Rufe, deren Pinsel un- die Gipfel der Gesellschaft, die obersten Macht haber oder da- verewigt, wa- durch Rang, Besitz, Ruhm und etwa durch Schönheit über die gemeine Sterblichkeit glänzend her vorragt. Die malerische Anordnung im Bilde in Verbindung mit der politischen und patriotisch-nationalen Rücksicht brachte den Bettreter Frankreich-, den Grafen Walew-ki, unter den sitzenden DordergrundS- figuren ziemlich in den Mittelpunkt de- Bilde-, ohne diesen Mittel punkt jedoch auffällig zu accentuiren. GrafWalew-ki, in seineri,ALigen entfernt an die napoleonische Physiognomie erinnernd, eine in sich ge festigte und etwa- selbstgefällige Gestalt in voller Manne-blüthe, in schwarzer Gallatracht, wendet sich leicht nach recht- (vom Beschauer au-), um zu hören, wa- augenblicklich dem neben ihm sitzende« Lord Clarendon von dem noch weit« recht- placirten türkischen Abgesandten Aali Pascha vorgetragen wird. E- ist, al- ob letzterer in würdiger Bescheidenheit eine nachttägliche Bemerkung über einen Punkt äußere, der vielleicht noch gründlicher zu erwägen wäre. Der Orientale scheint in seiner ganzen Haltung vortrefflich charakterisirt z man sieht, er ist ein Fremdling in der abendländi schen Welt; er ist weniger gewohnt auf einem unserer Sessel, als auf der Ottomane zu ruhen. Wie ganz geschaffen dagegen für dm Fauteuil präsentirt sich der englische Lord; er sitzt darin mit btt vollendetsten weltmännischen Grazie und hört den Sprechenden mit vornehm gelassener Aufmerksamkeit an, eine noble Gestalt, vom Scheitel di- zur Sohle ein Sohn Albion-, durch und durch Staatsmann und Aristokrat im besten Ginne de- Worte-, unse rem Dafürhalten nach der feinste und ausdrucksvollste Kopf der ganzen erlauchten Versammlung. Während dieser kleine GesprächS- vorgang im Vordergründe der rechten Hälfte de- Gemälde- statt findet, beginnt auf der andern Seite link- der ebenfalls unmittel bar vor dem Beschauer und etwa- vereinzelt sitzende Vertreter Rußland-, Graf Orloff, eine energische Kriegergestatt in General-- uniform, auf die Unterhaltung der drei Verbündeten zu achten. Er hörte, wie wir glauben, so eben noch einer Erörterung zu, welche link-, halb hinter ihm, von Lord Cowlep, der zwischen de« Graftn Cavour und Buol steht und eine Landkarte in der Hand hält, vielleicht über eine Grenrangeleaenheit gemacht «urde. Zn seine« Gesicht prägt sich der 2lu-druck einer getheittea Auf merksamkeit a«S ; die hinzeigende Bewegung seiner linke» Hand jedoch läßt die austauchende Absicht errathm, für den nächste» Augenblick den Worten, die von der anderen Seite her laut werden, seine Lheilnahme zu schenken. Selbst Lord Cowley blickt schon über seine Karte hinweg auf den türkischen Vertreter in der rech ten Ecke de- Gemälde-, während die oben genannten beiden neben ihm stehenden Herren, von denen besonder- Graf Buol, der Ge sandte Oesterreich-, mit sprechender Lebenoigkeit charakterisirt ist, noch über die Worte des LordS nachzusinnen scheinen. Die übrigen Figuren vertheilen sich den weiteren Hintergrund jenseit de- grü nen Tische- entlang; etwa in der Mitte de- Raume- Baron Bourqueney und Baron Hübner neben einander stehend, vor ihnen an der Rückseite de- Tische- sitzend Herr von Manreuffel, und vor sich blickend, weiter nach recht- an einem besonderen Tische der Secretair der Versammlung, Benedetti, der die Beschlüsse Schwarz auf Weiß documentirt und dem der türkische Gesandte Djemil Bey eben ein Schreiben oder dergleichen zu insinuiren scheint; endlich am meisten recht- stehend, hinter Lord Clarendon und Aali Pascha, der Baron Brunvow, der Graf Hahfeldt und der Marqui- Vtllamarina. Alle diese Gestalten sind durch Hal tung, Wendung und Blick irgend wie mit der Situation de- Vordergründe- verbunden, so daß die Gruppen und verschiedenen Bestandtheile der Versammlung von einem bestimmten und ein heitlichen Motive der Bewegung oder de- Interesse- beherrscht werden, jedoch ohne allen Zwang, vielmehr mit jener Freiheit und Adficht-losigkeit, die den Zufall zu kennzeichnen pflegt. Nicht- ist gesucht, nicht- gewaltsam herbeigezogen, die Gestalten sind da, weil sie hierher zu gehören scheinen; keine derselben macht den Eindruck eine- Lückenbüßer- — yuaoä wßme; nirgend- bedarf e- einer ablenkenden Grübelei, um Sinn und Beziehung zu er klären; kurz man fühlt sich einem zwar reich gegliederten, aber geschloffenen und ruhig wirkenden Ganzen gegenüber. Die Anordnung ist ein großer Triumph de- Künstler-, die schöne Harmonie der Gruppen und Gestalten, die auch dem eine hohe Befriedigung gewähren muß, der von einem anderen Stand punkte au-, al- dem Dubufe'-, seine Forderungen an ein Werk solcher Art zu stellen geneigt sein möchte. Da- eigentlich Male rische, worauf wir schon im Eingänge hinwiesen, bildet den Grund zug der Auffassung und deshalb hielten wir eS für angemessen, dem Leser in unserer Besprechung die Situation und den Ein druck de- Gemälde- nach Kräften zu veranschaulichen, statt etwa geschichtlich politische Glossen an dasselbe zu knüpfen, oder ihn mit anekdotischen Bemerkungen Über die dargestellten Persönlich keiten zu unterhalt«. Auf die natürlichste und bescheidenste Weise von der Welt verstand e- der Künstler, den Vorgang zu arrangiren, in gefälliger Abwechselung der Lini«, frei von jeder Affectation in fließendem Ensemble, wobei alle- Steife und Ceremonielle hinter eine leichte Unbefangenheit der Gestalten zurücktrat. Es ist der gewiegte Portraitmaler, den man sofort in den Vorzügen de- WerkeS erkennt, nicht nur in dem lebenswahr« Ausdruck der Köpfe, sondern auch in der vortheilhasten und charakteristisch« Haltung, die eine jede der Figur« für sich empfing. Eine nicht geringe Schwierigkeit lag vielleicht in der modernen Tracht, be sonder- in dem unvermeidlichen Leibrock; indeß auch in diesem Punkt hat sich Dubufe mit Glück seiner Aufgabe entledigt, indem er da- Unschöne nirgend- wahrnehmbar zum Vorschein komm« ließ und von den Bortheilen oder Mittel« Gebrauch machte, welche die Umstände theil- gestattet«, theil- selbst an die Hand gab«. Doch überseh« wir nicht ein« wichtig« Punkt in der Ge- sammtwirkung. Ja, wir würden un- de« Borwurf einer groben Flüchtigkeit zuziehen, wollt« wir nicht speziell darauf aufmerksam mach«, daß sich der ganze Borttag de- Künstler- durch eine ge-
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