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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-05-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185805045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580504
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580504
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-05
- Tag1858-05-04
- Monat1858-05
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.05.1858
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lloch Etwas über die jetzt in Leipzig Herr- . fchenbe Logisnoth. Die Verlegenheiten in Betreff des häuslichen Unterkommens in unserm Leipzig treten immer empfindlicher auf. Allerdings spüren die wohlhabenden und reichen Leute, die größer dotirten Beamten, die Kaufleute und viele angesehene, lucratlve Gewerbe diese Unannehmlichkeiten weniger, desto mehr lasten diese auf den sogenannten kleinen Leuten und auf Solchen, welche vermsge ihres precären Gtandpunctes und ihrer Mittellosigkeit sich kümmerlich ernähren müssen und so zu sagen aus der Hand in den Mund lebm, nächstdem verheirathet und mit Kindern gesegnet find. Dazu, um diese Calamitäten noch zu steigern, treten die An forderungen spekulativer Hausbesitzer immer schroffer auf, da sehr viele derselben in dem öftern Steigern und Uebersetzen des Mieth- zinses kein Maß und Ziel kennen, auch sogar in anderer Beziehung dem Beispiele der Berliner College» nachahmen, nämlich durchaus keine kinderreiche Familie in ihrem Hause dulden, noch weniger aufnehmen wellen. Ein Beispiel dieser ungünstigen, un humanen Stimmung Einzelner ist jüngst auf der Dresdner Straße vorgekommen, wo ein Hausbesitzer, der erst vor Kurzem sein Erb« angetreten hatte, allen seinen bisherige» MLethslruten, welche Kinder besaßen, sofort gekündigt, nebenbei auch seine Locale im Preise bedeutend übersetzt hat. Unter diesen waren ein Paar, welche dadurch in die bitterste Lage geriethen, denn trotz aller Be mühungen und Laufereien konntm sie kein für ihre Kräfte paffendes Logis finden und so geschah eS endlich, daß der Familienvater eine sogenannte Schlafstelle und seine Frau mit drei Kindern eine separate, von seinem Unterkommen getrennte nehmen mußte. Welche Störungen und selbst vermehrte Kosten durch eine solche nothgedrungene Separation für das Familienleben entstehen, wird jeder Menschenfreund einsehen; diese sind um so größer, da solche arme Menschen nicht im Stande sind, Opfer zu bringen. Allein leider steht dieser Vorfall nicht vereinzelt da, denn viele Familien bande «erden dadurch jetzt in Leipzig zerrissen und zersetzt. Daher kann man nicht dringend genug wünschen und unsere wohlmeinende Behörde nochmals auffordern — was schon mehrere Male geschehen ist — ihr Augenmerk auf diese unbemittelte Ein wohner-Claffe zu richten und dafür zu sorgen, daß über den größeren und kostspieligeren städtischen Unternehmungen nicht die nothwendiaeren übersehen werden mögen, vor Allem nämlich die bauliche Beschaffung kleinerer Wohnungen zu LS—SV Lhlr. jähr lichen Zins in allernächster Zeit Platz greife, denn die Noth ist sehr groß! Bei dieser Gelegenheit richten wir, wie es ebenfalls schon früher von anderer Seite zweckmäßig vorgeschlaaen worden ist, die Bitte an die Herren Hausbesitzer und deren Bevollmächtigte, bei Ausschreibung eine- Logis (sei es ein großes, mittleres, kleine-, oder Bermiethungen einzelner Zimmer) jederzeit dm Preis beizu setzen, wodurch sich beide Lheile (Dermiether und Abmiether) viel Zeit und unnütze Laufereim ersparen. In der Regel kommen eine Menge Liebhaber auf eine solche öffentliche Anzeige, von denen oft r/, nicht gekommen wären, wenn sie zuvor den Preis gewußt hätten. r —. Stadttheater. Bei der Aufführung von Goethe'- „Faust" am 1. Mat warm drei Gäste bethettigt. Einer derselben, Herr Alexander Kökert aus Frankfurt a. M., hat uns kürzlich erst die glänzend sten Beweise für sein schönes Talent und überhaupt für seine Bedeutung als Darsteller geliefert; wir sahen daher mit großen Erwartungen dem entgegen, was er als Faust leisten würde; denn für einen dramatischen Künstler wie Herr Kökert, der eS ver steht sich tief in den Geist einer großen Dichtung zu versenken und bei einer gelungenen Auffassung im Großen uno Ganzen auch jede Einzelnheit zur vollen Geltung zu bringen, giebt wohl kaum eine Rolle eine reichere Ausbeute als der Faust. Am gewichtigsten tritt uns die Gestalt de- Faust bekanntlich in den ersten Scenen des Lheiles de- großen Dichterwerks entgegen, der überhaupt scenischer Darstellung zugänglich ist, während der Liebhaber Faust trotz aller Bedeutsamkeit seine- Wesen- von der immer gewaltiger sich ent wickelnden Erscheinung de- Mephistopheles einerseits und der un vergleichlich schönen und reinen Gestalt de- Grrtchen andererseits zeitweilig etwa- verdunkelt wird. In Folge dessen erreichte unser geschätzter Gast in jenen ersten Scenen den Höhepunkt der Leistung; es zeigte sich in dieser Reproduktion das vollständigste Verständniß des ganzen bedeutsamen Inhalts, die feinste und geistvollste Aus einandersetzung, ein richtige- Abwäaen jeder Einzelnheit, wie solches nur bei einer völlkommm fteim BWerrschUng. des Stoffes möglich ist. Mußte aus bereits angeführten Gründen der Faust de- Herrn Kökert auch in den ersten Acten stärker und nachhaltiger wirken, so soll damit nicht gesagt sein, daß der Darsteller auf die Aus arbeitung der Scenm der letzten drei Acte weniger Kraft und Fleiß verwendet habe. Wir fanden auch hier durchweg neben der Noblesse im äußeren Spiel, der warmen Empfindung und überhaupt einer höchst achtungswerthen Fertigkeit und Abgeschlossenheit des Ganzen nicht wenig Originelle- und Neues in der Auffassung einzelner Mommte. Die beiden Gartenscenen und die Prosascene (jedenfalls einer der schwierigsten Punkte in der ganzen Rolle) können vorzugs weise als Belege dafür dienen. Beiläufig sei bemerkt, daß Herr Kökert für den Kaust der ersten drei Acte die Ma-ke eine- früh zeitig gealterten Mannes gewählt hatte, während er den Liebhaber Faust mit frischem, ganz jugendlichem Aeußeren gab. Wir haben diese Abweichung vom Traditionellen und diese- sehr starke Hervor heben auch de- äußerlichen ContrasteS zwischen dem Gelehrten Faust und dem Faust der letzten drei Acte noch von keinem anderen Darsteller gesehen, doch findet diese Wahl der Masken ihre volle Berechtigung, namentlich in der bedeutsamen Scene in der Hexen küche. — Die Rolle de- Gretchen gab Frl. Marie Michalesi vom könlgl. Hoftheater in Dresden. Auch über diese Darstellerin dürfen wir uns sehr anerkennend aussprechen, denn ihr Gretchen war eine von wirklichem Verständniß des herrlichen Frauencharakters wie von wahrer und tiefer Empfindung getragene Gestaltung. Frl. Michalesi ist jedenfalls eine sehr begabte und künstlerisch gebildete Darstellerin, die ihre Intentionen vermöge eines schönen, klang vollen und modulation-fähigen Organs stet- zu gebührender Geltung wird bringen können. — Die nicht umfangreiche, aber dennoch sehr wichtige Rolle de- Valentin war in den Händen des dritten Gastes, de- Herrn Emil Hahn vom Stadttheater zu Hamburg, der seine Aufgabe recht befriedigend löste und sich als einen geübten Darsteller zeigte, wenn wir auch die Geradheit und Derbheit des Soldatm bei dieser Leistung mehr hervorgehoben, das Ganze in minder weichem Tone gehalten gewünscht hätte«. Der Dar steller, der übrigens sehr schilpe äußere Mittel hat, wird dem Vernehmen nach demnächst noch in größeren Rollen bei uns auf- treten; bis dahin behalten wir «ns ein erschöpfenderes Urtheil über seine Leistungsfähigkeit vor. — Herrn Werners Mephistopheles
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