Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-05-10
- Sprache
- Deutsch
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- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-05
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- Monat1858-05
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- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1858
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2315 lautende 8 erklärt sich wie folgt. Vorhin machte ich auf den westlichen preschen Abhang aufmerksam, den wir an allen West- zugängen ersteigen. DaS 8 rührt nun daher, weil Leipzig, nach Analogie von Namen ganz ähnlich delegener Orte, ursprünglich Vipdrr geheißen haben muß, und diese- drr bedeutet hurtig, ge, schwind, presch abfallend. Durch contrahirende Aussprache, die in Fällen wie 6»/ — Oabötr u. a. noch viel weiter geht, ist von Kr- nur der Zischlaut als ein 8 übrig gedliede«, wie wir die- an BerderSdorf — Berbi-d. und Berd-dorf, Löber-d. — Löd-d., Har- per-d. ---- Harzd., HerwigSd. — Hierzka sehen. Vip-Ira ist nun in Leipzig au-gezogen worden. Die eigentliche Bedeutung ist also Preschberg, Preschhügel. Wurde nicht jüngst auch die Planirung de- preschen Abfälle- der Peter-straße nach de« Markte zu gewünscht? Ehe die Westseite durch die vielen hohen, neuen Gebäude der Stadt verdeckt war, machte die Stadt vom Kuhthurm au- auch den klaren Eindruck einer ansteigenden Grundlage. Bei diesem Anlaß möge zur Mittheilung an diejenigen ältern und jüngern Freunde meiner Lehre unter den lieben Mitbürgern in Bezug auf den Angriff in der AugSb. A. A. vom 23. v. M. Folgende- dienen. Wer unter denselben sich au- gemeinsamen Gängen durch Landkarten und Natur auch sinnlich von der Stich haltigkeit meiner Sache überzeugt hat, wird nicht für dieselbe er schrocken sein, weil ihr weder die Berliner Sprachforscher noch Geographen zustimmen wollen: denn welche- zumal von einem Nichtfachgenoffen auSgegangene, neue Lehre wäre je ohne solchen Widerspruch durchgegangen? Ohne denselben würde sie sogar kaum Werth haben. Auch wissen m. Fr., daß e- eine ganz schiefe Dar stellung ist,!wenn man sagt, ich habe eine Menge deutscher u. a. Orts namen slawische Wurzeln entdecken wollen, indem ich mich deutlich genug wider eine ethnographische oder streng linguistische Auffassung von „slawisch" verwahrte. Dir- ist hier nur ein äußerlicher, aber unentbehrlicher HülfSauSdruck zur Bezeichnung derjenigen Sprache, deren Träger gewissermaßen als da- im väterlichen Hause zurückgebliebene Kind, welche- in Folge dessen den Typus der frühesten gemeinsamen Haussprache noch am unverändertsten be wahrte, anzusehen ist. Ich kann deshalb sogar von slawischen Stammausdrücken selbst in Ortsnamen heutiger Slawen reden, ohne deshalb an ein, schon in der Urzeit „Slawen" im modernen ethnographischen Sinn genannt sein sollende- Volk zu denken. DaS Nähere besagt mein Buch: Die Bedeutung der Böh mischen Dorfnamen rc., Leipzig, H. Schultze, 1856. Man will mir nun in der A. A. von vorn herein dadurch den Todesstoß versetzen, daß ich den urdeutschen Wiedehop zu einem Slawen machen wolle. Wie aber sucht Herr I. Grimm ihn zu einem Urdeutschen zu machen? Folgendermaßen. Wiede ist engl, nooä, Holz, Wald, und hop, Hüpfen: „Wald h üpfer." Da ist zu allgemein und paßte höchsten- auf die Wasservögel nicht — und doch allenfalls selbst auf da- Wasserhuhn. Unser Vogel ist aber kein „Hüpfer", sondern wird, vermöge seiner kurzen, starken Beine und zwei kurzen Vorderzehen, mit Recht zu den „Läu fern", und zwar zu den „Erdläufern" gezählt, wie er denn als „Mistfink" auch meist auf der Weide schnell umherläuft. „Weidehüpfer" wäre also schon minder schief gewesen. Der Vogel ist bei uns nicht häufig und noch dazu sehr scheu. Nie ist mir noch der Aufall so günstig gewesen, ihn im Freien zu sehen. Vorige- Jahr wurde mir aber im Bade ein benachbarter Garten genannt, in welchem er z. A. niste, und dort hörte ich denn auch sein, zwar schon öfter vernommene-, aber nicht er kannte- up up up oder hup hup hup, und war — au kalt. Die Römer nannten ihn upupa, und in Grimm- eigener Weise läßt sich die Frage nun so lösen: „Da wir im Kreise Wittenberg Orts namen LipperSdorf---- Wippersdorf haben, Wandel von anlautenden v in W auch sonst vorkommt, so liegt utsprüngliche- Lredehup, d. h. „Hup sing er", nahe. Aumal aber dieser Vogel, nach Brehm Nat.-Gesch. aller Vögel Deutschland-, G. 215, jetzt nur noch da- ehemals fast ganz slawische, weite Elbthal und die als slawisch bekannte Lausitz den Gommer über namentlich bewohnt, durch viele andere wandert, und unerwiesen ist, daß er früher auch anderwärts sich ständig niedergelassen, so kann man um so mehr „Wiede" auch von !uä»ti, lauäati, locken, ableiten und durch „ Huplocker" erklären. Jedenfalls ist diese und meine frühere, auf die den Vogel vor seinen Genossen so au-zeichnend unter scheidende hübsche, bewegliche Haube sich beziehende Erklärung dem Individuellen de- Vogel- viel anpaffender, al- die von Herrn I. Grimm. Dieser in andern sprachwissenschaftlichen Puncten so ausgezeichnete und hochverdiente Gelehrte und seine Anhänger lassen sich zu sehr von dem Eindruck schon früh irrig gewesene» und weiter verfälschter Schreibungen, dem directen Gebrauch der ebenfalls sehr viele Neuerungen enthaltenden älteren und neueren Lexica, irrige Erklärungen der Glossatoren und jene lyrischen, romantischen und scholastischen Einwirkungen beherrschen. Ihre Systeme werden deshalb nie zu festem Abschluß kommen können. Nu» ist Herr vr. Cybul-ky, Lehrer der slaw. Sprachen a. d.U. Berlin, „höheren Ort-" beauftragt worden, die Bedeutung der Ort-namen in der Umgebung von Potsdam, deren auch ich a.a.O. eine Anzahl erklärt, zu untersuchen. Meine Methode muß höhern Ort- also doch der Berücksichtigung werth erschienen sein. Nach der A. I. sind Herrn vr. CybulSky'S Resultate „ganz be friedigend" ausgefallen. Sie liegen vor mir, betitelt: Slawische Ort-namen der Insel Pot-dam und der allernächsten Umgebung erklärt durch vr. CybulSky. (Besonderer Abdruck au- dem Werke: „Die Territorien der Mark Brandenburg von C.Fidicin.") Berlin 1858. 16 S. in 4. Der Verf. stellt nun zwar den Satz an die Spitze, daß die slawischen Ort-namen ihren Ursprung meistentheilS von der Beschaffenheit de- Boden- oder der Lage haben, hält sich aber noch eine Anzahl anderer, sehr geräumiger Anlässe willkürlicher Art offen, löst auch in der ersten Richtung oft sehr unpraktisch und beginnt die Erklärung de- ersten seiner Beispiele, vdotim^sl, mit folgender, selbstschöpferischer, gestnnungs- tüchtiger TerroriSmuSphrase, und zwar in gesperrter Schrift: „Ich stelle deshalb hier mit aller Entschiedenheit zum erstenMale denNamen eine-von der Geschichte nicht gekannten und genannten Volk-Häuptling- oder Fürsten Odolim^sl auf." Diese- mystisch-scholastische Ge schöpf soll nun nicht nur der erste Beherrscher der Insel gewesen, sondern ,,höchst wahrscheinlich" als Heerführer um's Jahr 6VO in diese Gegend gekommen sein. Der Name, muß dieser Con- ception gemäß seclrt werden, und so erhält man poln. odot-ieti, wollen, und n>5»I, Geist, Ginn, also: „Willgeist, Willstnn." So hoch hinauf kann ich mich nun freilich mit meinem, in der ganzen Sache streng an der Beschaffenheit der nieder« Erde ge hefteten Blick nicht versteigert. Dafür etymologisire ich aber auch nicht in „höherem Auftrag", sondern nur in demjenigen meines Steckenpferdchens, de- Streben- nach objektiver Erkenntniß der Wahrheit. Wie grundverschieden meine Erfa hrungen von Herrn EybulSky'S Phantasten sind, möge er darau- beurtheilen, daß, wenn ich Raum dazu finde, ich mich anheischig mache, ihm zu beweisen, daß GoßbienSdorf, GoßweinSdorf, GießmannSdorf, Geiß dorf, GierSdorf, koerdirLoB», Loerirr, XoeLÜrL, Vossirr und Ketzrl-dorf ursprünglich ganz gleich gelautet haben, und noch Andere-, «a- sich hier anschließen würde, dazu. Die hochgelehrten »erren in Berlin haben eine, bis jetzt noch ganz unzulängliche Vorstellung davon, welche eigenthümlichen Studien und nur durch diese zu erlangenden Einsichten zu einer richtigen Methode der Erklärung der ältesten Sprachzeugnisse gehören. Gut Ding will aber öfter- um so längere Weile haben, je besser e- ist. Klee- und Kartoffelbau brauchten über 100 Jahre, ehe ihr Werth allgemein erkannt wurde. Weshalb dann nicht auch da- Ver ständniß der ältesten Sprachzeugnisse, die man nicht dem Vieh füttern und resp. selbst essen kann! — Man sagt jetzt, ich gehe zu weit. Man wird später noch weit über mich hinau-gehen, jedoch nicht „bi- an die Sterne weit", sondern intensiv. Giroverkehr der Allgemeinen Deutschen Lreditanstalt »8S8. Eingang auf den Eonten im Februar . . . 831,189»/. MLrg .... 742,498 - April .... 879,280 - Durchschnitllicher Tagessaldo im Februar . . . SS,8VV - Mär, .... 61,889 - April .... 73,540 - Gesairnnteingang v. I. August 57 — 39. April 1858 5,493,243 - Gesammtautgang in derselben Zeit 5,269,859 -
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