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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185805284
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580528
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580528
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-05
- Tag1858-05-28
- Monat1858-05
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.05.1858
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25»2 den damaligen Inspector der Kunstkammer, den Oberstlieutenant v. Klengel, von 1661—68 eine Kunstceise ln Italien machen, von welcher derselbe verschiedene Kunstsachen, Mosaiken und Gemälde «it nach Sachsen brächte. Selbst unter dem kriegerischen Kur fürsten Johann Georg III. (regierte von 1680 — 1691) wurde die Sammlung bereichert. Unter Anderem kamen mit dem Truppen- corps, welche- Sachsen damals den Venetianern nach Morea zur Hülfe sandte, im Jahre 1687 mehrere Seltenheiten de- Auslande- nach Dresden. Sodann fielen auch bei dem Entsätze von Wien im Jahre 1683, wo Sachsen dem Könige von Polen Gobiesky ein Hülfscorps sandte, einige den Türken abgenommene Kostbar keiten auf dm Beuteantheil der Sachsen, die ebenfall- in da grüne Gewölbe wanderten. Ferner liefem eine Menge im sächsischen Archiv vorhandme Aktenstücke den Beweis, wie es früher unter den Regenten Sachsen- Gewohnheit war, die mancherlei Geschenke von ausgezeichneten Kunstgegenständen, welche sich die befreundeten Fürsten gegenseitig zu Geburt-- und Namenstagen oder bei sonstigen feierlichen Ver anlassungen oder Gelegenheiten machten, in dem grünen Gewölbe aufdewahrm zu lassen. Selbst kunstliebende Fremde bereicherten bisweilen diese Sammlung. Allein die nachmalige glanzvolle Ein richtung de- grünm Gewölbe- rührt eigentlich von dem Kurfürsten von Sachsen und nachmaligen König von Polen Friedrich August dem Starken (regierte von 1694—1733) her. Eine Keuersdrunst, welche 1701 im Schlosse in der Nähe der Kunst kammer zum Ausbruch kam, veranlaßte die plötzliche Räumung der kostbarsten Gegenstände, die in feuerfeste Erdgeschosse unter- gedracht wurden. Auch wurde bei dieser Gelegenheit alle- Da-, was sich speciell für Kunst und Wissenschaft eignete, abgesondert, davon getrennt und in da- Awingergebäude versetzt, für die Auf nahme der kostbaren Seltenheiten aber die Räume für da- grüne Gewölbe erweitert, um die Sammlungen besser aufstellen zu können und so auf Kosten der Privat-Ehatoulle de- König- von 1721— 1724 dem Gewölbe die gegenwärtige Gestalt gegeben, auch von dem Könige die Sammlung fortwährend mit mehreren trefflichen Arbeiten von einheimischen und auswärtigen Künstlern bedacht. Seit dieser Zeit wurde auch dem gebildeten Publicum der Eintritt in das Eabinet, jedoch unter gewissen vorgeschriebenen, au- mancher lei in die Augen springenden Gründen unerläßlichen Bedingungen stets vergönnt. Durch August den Starken wurde da- grüne Gewölbe vorzüglich mit den trefflichen Kunsterzeugniffen der Dinglinger- schen Gold- und Email-Arbeiten, mit einigen silbervergoldeten und krystallenen Gefäßen, wie mit vielen anderen interessanten Kunstwerken und künstlichen Spielereien bereichert. Die Juwelen waren meist auch schon vorhanden, als besondere Liebhaberei diese- Fürsten, eine Liebhaberei, die sich selbst aufseinen Sohn und Nach folger Friedrich August II. vererbt zu haben scheint. Der Zuwachs von 1769 au- der Minister Brühl schen Verlassenschaft, für nur 6000 Thaler Ankaufspreis, war auch ein ansehnlicher Gewinn. Seitdem blieb dieses Kunstconglomerat glücklicherweise von den kriegerischen Bedrängnissen und anderen Unruhen, welche Sachsen heimsuchten, unberührt, weil e- in solchen Zeiten auf die Festung Köntgstein geschafft wurde. Beim Betrachten dieser mehr oder weniger werthvollen Gegen stände ist die für alle ähnliche Kunstsammlungen al- Norm epistirmde Vorschrift besonders zu beachten, daß vom Besucher des Cabinets kein Stück angerührt oder eigenmächtig von seiner Stelle genommen werden darf, und die über 3000 Rummem starke Sammlung nimmt acht besondere Zimmer ein, die nach den darin enthaltenen classificirten Gegenständen benannt werden. Die Führer der Gäste des grünen Gewölbes sind angewiesen, dem Besuchenden jede wünschenswerthe Aufklärung zu geben und auf solche Stücke besonders aufmerksam zu machen, deren Eigen- thümlichkeit nicht übersehen zu werden verdient, was selbst Kennern hier nicht ohne Ruhen zu statten kommen wird und nicht etwa als lästige Geschwätzigkeit des Cicerone, sondern al- willkommene Zugabe aus Humanitätsprincip angesehen werdm muß. Der Kunstfreund findet hier vielfältige Anregung und Gmuß in den herrlichen Bronzesachen, einen unvergleichlichen Elfenbeinschah, Bernstein-, Korallen- und Perlmutterarbeiten, Skulpturen in Holz, Wachs und Alabaster. Der Liebhaber der Glyptik findet Gefallen an geschnittenen Steinen, an den köstlichen Halbedelsteingefäßen, und bedeutende Schätze in den antiken Bergkrpstallaeräthen, und wen die Kunst der Malerei mehr interesfirt, dem dürften die ver schiedenartigen Mosaikarbeiten, die älteren und neueren Email- Gegenstände, Niello«Bildungen und bergt, minutiöse kunstvolle Arbeiten sehr beachtenswerth erscheinen. Sodann sind wieder die kostbaren CiseUr-Arbeiten, die kaum übersehbare Menge goldener, silberner und filberplattirter Geschirre, die herrlichen, reichverzierten Waffen und antiken Kleinodien in so mancher Beziehung als interessant hervorzuheben. Oer Minemtog und Kenner und Lieb haber von Edelsteine« findet einen wahren Schatz derselben, unter dmen Stücke Vorkommen, welche man in vielen anderen Kunst sammlungen vergebens suchen dürfte. Nur der eigentlich wissenschaftliche Antiquar wird im grünen Gewölbe vielleicht weniger Befriedigung finden, wenn er hier echte antiquarische Ausbeute des Alterthum- in M Kunst zu trejsen gedenkt; denn mit Ausnahme einiger Stücke gehört die ganze Sqmmlung der Zeit vom 15. bi- zum Anfang de- 18. Jahr hunderts an. Auch läßt der Bildungsgrad jener Zeit nicht durch gängig ein vorzugsweise- Hinneigen zu den Urformen des ästhetisch Schönen bei der Wahl der gesammelten Stücke erwarten. Der Geschmack der damaligen Zeit zeigt auffallend häufig eine gewisse Vorliebe zur äußerlichen Pracht, zum Künstlichen und Mühsamen; diese Richtung hatte sich dabei vom großartige« Einfachen, was das Antike charakterisirt, entfernt und dem eleganten Detail zu gewendet. Uebrigens ist eine Schätzung de- grünen Gewölbes fast unmöglich wegen de- illusorischen Werthe- so vieler darin auf- gehäusten, oft durch jahrelangen mühsamen Kunstfleiß entstandenen Künsteleien und Kostbarkeiten, und deshalb nicht mit Sicherheit zu taxiren. Doch kayn man bei den ansehnlicheren Juwelen den Karat auf 60—80 Thaler anschlagen. Der größte in diesem Cabinet befind liche Diamant von ca. 50 Karat (194 Grän) hat einen Werth von 200,000 Thalern; er ist beinahe so groß wie der Soucy Karls de- Kühnen, Herzog- von Burgund, welcher in Birnensorm und vom reinsten Wasser, nach mancherlei Wechsel seiner hohen Besitzer, jetzt im russischen Reichsscepter befindlich sein soll. Die über 3000 Nummern starke Sammlung nimmt acht be sondere Säle ein, die nach den darin befindlichen Kunstgegenständm benannt werden. Diese Zimmer sind mit Spiegelwänden versehen und mit bunten Marmorarten getäfelt. E- sind folgende: Erste- Zimmer. Enthält die Bronzesammlung. Sie besteht au- 110 Statuen und Gruppm von sehr verschiedener (nicht natürlicher) Größe, von denen mehrere einen bedeutenden Werth haben. Die meisten der besseren stammen au- Italien und sind verkleinerte Nachbildungen antiker Kunstwerke; einige find franzö sischen Ursprungs, andere gehören der modernen Zeit an. Sie sind meistens unter August dem Starken au- südlichen Cabinelten erworben worden. Zweites Zimmer. Enthält die Elfenbeinsammluna. In ihr befinden sich 484 Stücke und ist wohl die reichhaltigste ihrer Art, die man sehen kann. Außer den vom Kurfürst August (regierte 1553—1586) mit eigener Hand in seinen Erholungsstunden gedrechselten Gegenständen haben mehrere Kunstdrechsler von Pro fession de- 16. Jahrhundert-, worunter Niederländer, Italiener und Deutsche, daran gearbeitet. Unter die vorzüglichsten Stücke gehören die großen, au- einem Stück Elfenbein gefertigten, mit erhabenen geschnittenen Figuren und Bildnereien verzierten Pokale, Becher, Krüge, Kannen rc. Dritte- Zimmer. Enthält Mosaiken, Muschel», Schnecken, Korallen, Perlmutter- und Bernstein- arbeiten, Email-Gegenstände. Rechts vom Eingänge befindet sich eine Sammlung theils glatter, theils verzierter Straußm eier; dann folgen 51 Nummern au-gezeichneter Mosaikarbeite« und eine alterthümliche Sammlung von Credenz-Gefäßen (durchgängig in einer verzierten Muschel bestehend). Sodann befinden sich in diesem Zimmer auch eine große Anzahl von Arbeiten aus Korallen, Meerschnecken, Gtachelschweinfedern und Perlmutter, darunter ein prachtvolles Blumenstück von Perlmutter-Mosaik, ein mit Laubwerk aus Korallen und Medaillons aus Elfenbein verziertes Kleinodien kästchen, mit Perlmutter belegte Toiletten, Reiseapotheke« und Schmucklädm, ebenfalls mit Perlmutter ausgelegt, ein Berg von echten monströsen Perlen mit Crucifix. Das Prachtstück einer nun folgenden Bernsteinsammlung, welche schon seit 1687 existlrt, ist ein mit dem Fußgestell 8»/, Ellen hoher, 1 Elle 19 Zoll breiter Schrank aus diesem Material, ein Geschenk des Königs von Preußen Friedrich Wilhelm I. an August dm Starken im 1.1728; Krüge und Kannm von Bernstein mit geschnittenen Fiauren. Unter dm nun folgmden Mosaikm sind mehrere Frachtstücke, ganz besonber- aber eine Tafel mit Laubwerk, Blumen, Früchten, Vögel« rc. von edlen Steinartm und das Portrait Auausts des Starken. — Ein Kamin von Meißner Porzellan mit kostbarm Verzierungen aus
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