Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185806099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580609
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580609
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-06
- Tag1858-06-09
- Monat1858-06
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.06.1858
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
2767 Auch in Bettest des weiblichen Geschachtes möchte dafür ge sorgt sein, daß eS auf eingeplankten Stellen baden könne. Man wird mir wohl einwerfen: ES giebt ja Damenbäder genug! Schon recht! Aber nicht jede Familie ist bemittelt genug, für jedes ein zelne Bad 1 Ngr. zu zahlen, besonders wenn dieselbe aus 5 oder noch mehr Köpfen besteht. Früher waren außer dem sogenannten Gerberbade alle Bäder öffentlich, bei viel geringerer Einwohnerzahl; jetzt sind eS nur noch zwei. Stadtlheater. DaS Drama „der Sohn der Wildniß" von Friedrich Halm, daS seit geraumer Zeit hier nicht gegeben worden, ging am 7. dS. MlS. wieder in Scene. DaS Urtheil über die Werke dieses Dichters hat sich längst festgestellt. Friedrich Halm hat mit seiner Art und Weife viele Gegner gefunden, weniger jedoch bei dem deutschen Publicum, daS mit richtigem Tact bti jedem anständigen Werke sich vorzugsweise gern an die Lichtseiten hält, um sich die gute Laune nicht zu verderben, als bei den berufenen und nicht berufenen College» des Dichters und den Vertretern der sogenannten höheren literarischen Kritik, deren Amt eS ist, die Erscheinungen der Literatur im Ganzen und Großen zu überwachen und vom Zeitgeschmäcke möglichst unbeirrt wenigstens indirect auf die historische Entwickelung der Literatur einzuwirkcn. Von diesem höheren Gesichtspunkte auS lassen sich nun allerdings verschiedene Einwendungen gegen HalmS dramatische Werke, wie vielleicht überhaupt gegen die Richtung der Wiener dramatischen Dichter machen, trotzdem aber kann auch die strengste, haarspaltende Kritik Friedrich Halm ein bedeutendes Talent und einen wirklichen poetischen Kern nicht absprechen, eben so wenig wie eine pracht volle, bilderreiche Sprache und ein großes Bühnengeschick — letzteres eine Sache, die wir wenigstens um so höher anschlagen, als sie ein tiefgehendes Studium der Schaubühne oder eine lange praktische Erfahrung voraussetzt und gerade bei den das Höchste anstredenden deutschen Dichtern nur seltener zu finden ist. Eine besondere Eigen- thümlichkeit der Halmschen Dramen ist es, daß in ihnen stets nur zwei Personen das ganze Stück machen, die übrigen aber zu Gunsten jener sehr in den Schatten gestellt sind und selbst an sich wichtige und unmittelbar in die Handlung eingreifende Persönlich keiten mehr episodisch auftreten. In dem Drama „ der Sohn der Wildniß" sind es Jngomar und Parthenia, auf die sich daS Interesse allein concentrirt, während alle auftretenden Griechen absichtlich Ln dem unvortheilhaftesten Licht erscheinen und ihnen ohne Ausnahme nur niedrige Gesinnungen und unlautere Motive untergeschoben sind, die Tettosagen aber zu nicht viel mehr, als zur äußeren Staffage dienen. — Die beiden Haupttollen des Drama'S waren bei dieser Aufführung in den Händen deS Herrn Wenzel und deS gastirenden Kräul. Paulmann vom Braun schweiger Hoftheater. Letztere führte ihre schöne und dankbare Rolle sehr anerkennenSwerth durch. Wie bei ihrem ersten hiesigen Auftreten lieferte Fräul. Paulmann auch diesmal unzweideutige Beweise eines schönen, von entsprechender äußerer Begabung unter stützten Talents, eines höchst achtungSwerthen und nicht erfolglos gebliebenen Strebens. Auch bei dieser Rolle zeigte sich im Spiel der Gastin ein hoher Grad von Feuer und Leben. Bei nicht wenigen bedeutsamen Momenten wußte die junge Darstellerin wahrhaft Hinzureißen, da auch ein inniges Verständniß ihrer Auf gabe und ein wahres Ergriffensein von dem Gegenstand sich in dieser Wiedergabe der Parthenia kundgaben. Wenn sich auch hier zuweilen noch eine gewisse Hast im Spiel bemerkbar machte (wie wohl bei weitem nicht in dem Maße, wie bei Frl. PaulmannS erster Gastrolle), so sind wir doch, wie bereit- früher angedeutet, am allerwenigsten geneigt, da- einem noch im Aufstreben begrif fmen Talente zum besonderen Vorwurf zu machen. — Eine sehr gute Leistung lieferte Herr Wenzel als Jngomar. ES ist ba nne der Rollen, welche dem Talente dieses geschätzten Darstellers vorzugsweise zusagen. Die Frische und Männlichkeit der Dar stellung, die einfache biedere Herzlichkeit, welche Herr Wenzel trefflich zur Geltung brachte, mußten für diese Gestaltung einnehmen. DaS Drama ward auch im Ganzen gut gegeben. Die Ver treter der einigermaßen hervorttetenden anderen Rollen — Frau Etcke (Actäa), die Herren Stürmer (Timarch), Denzin (Polydor), Werner (Myron), Scheibe (Lykor), Böckel (Alastor) und Saalbach (Ambivar) — trugen wesentlich zum Gelingen der Vorstellung bei. K. Gleich. Deutsche Senenmmgen des Lautbaums. ES ist eigenthümlich, wieviele Namen in Deutschland manche Bäume führen. Da der Faulbaum allgemein bekannt ist und zu denjenigen Bäumen gehört, welche die meisten Namen führen, so mögen sie hier auS forstbotanischen Quellen mitgetheilt werden. Deutscher Trauben-, Träubel-, Büschel-, Ahl-, Alp-, Alt-, Ohl-/ Ochel-, Olt-, Oel-, Hohl-, Vogel-, Elster-, Tauben- und moSkowitische Lorbeerkirsche; Ahl-, Alt-, Olt-, Olant-, Faul-, Stink-, Stein-, Hunds-, Elster-, Hühneraugen-, Mai-, Bier lein-, TölpelchenS-, Wide-, Kitsch-, deutscher Drachen-, auch >exen- und falscher Faulbaum; Elfen-, Elex-, Hau-, Faul-, Kaul-, tutschel-, Kinschel-, Kiritschel-, Schieß-, Twieselbeere; Papst-, Kandel- und schwarze Weide; Haarholz, Schwarzhandel-, ge meines Lucien- und Hexenholz, Ale, Alex, Alpen und Alasasa, Ehlen, Elex, Epen, Elpen, Elpel, Elxen, Scherben, Papst, Scherbenpapst, Scherdken, Potscherben, Wafferschlinge und Druten blüh. Die- sind 67 Namen und Namenformcn. —i. Oesfenttiche Gerichtssitzung. Laut Anschlag- am Gerichtsbret ist ein Verhandlungstermin aus den 10. Juni Vormittags 8 Uhr in der Untersuchungssache wider den Aimmergesellen Friedrich Louis Mehnert aus Böhlitz-Ehrenberg und Genossen wegen Körperverletzung und Hausfriedensbruch an. beraumt worden. Vermischtes. Der „Bad. L. Atg." wird vom Bodensee geschrieben: „Es ist ein erfreuliches Zeichen unserer Zeit, daß talentvolle iunge Leute, anstatt sich in den Staatsdienst oder in das niedere Lehr oder Schreibfach zu drängen, sich höheren technischen Fächern widmen oder in den Gewerbestand treten. Es scheint endlich die Ueberzeugung Raum gewonnen zu haben, daß sich tüchtige Köpfe auf diesem Wege eine lohnendere Existenz, und zwar rascher, grün den können. In Folge dieses Umschwunges bezüglich der Wahl de- Berufes wäre aber eine durchgreifende Reform unserer soge nannten Mittelschulen sehr sachgemäß, um sie dem industriellen Zeitalter mehr anzupaffen, und so auch Zöglingen, welche sich technischen Fächern widmen wollen, Gelegenheit zu ihrer Vorbil dung zu geben." Im vorigen Winter betrug die Zahl der Studenten an den deutschen Hochschulen 12 979, gegen 300 mehr als im Winter 18^/51. Diese Zunahme trifft hauptsächlich die theologische und die philosophische Facultät, wovon die erstere um 194, die letztere um 207 zunahm. Am beträchtlichsten ist die Abnahme der Ju risten (—288); eS scheinen demnach die wiederholten Warnungen der Presse und der Regierungen vor diesem Studium nicht wir kungslos gewesen zu sein. Eine Ausnahme macht nur Bayern, ohne daß gerade ein Ueberfluß von Stellen dort vorhanden wäre. Der Lehrermangel ist in manchen Gegenden Preußens so groß, daß die Behörden genöthigt sind, offene Stellen wieder holt auszuschreiben, indem sich häufig Niemand meldet. An vielen Orten sind außerdem die Gemeinden dadurch zu einer Erhöhung der Gehalte gezwungen worden und es werden die Stellen jetzt vielfach mit dem Bemerken zur Anzeige gebracht, daß da- Ein kommen erhöht worden sei. Herr Bennett, der erste Uhrmacher Englands, geht seit Jahren mit dem Plane um, die Uhrmacherei fabrikmäßig zu be treiben und Arbeiterinnen zu beschäftigen. Die Gesellen haben ihm bisher mancherlei Hindernisse in den Weg gelegt, allein er ist jetzt entschlossen, eine beträchtliche Anzahl von Weibern und Mädchen zu unterrichten. „Wir müssen", sagt er in einem Briefe an die TageSblätter, „den Kreis der Weiberarbeit erweitern. Der Versuch, den ich machen werde, ist nur ein vereinzelter. Aber es gibt eine Menge von Geschäften, zu denen Frauen eben so gut, wo nicht besser taugen al- Männer."
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder