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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185806191
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-06
- Tag1858-06-19
- Monat1858-06
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1858
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2942 sechs, die unteren um sieben Uhr Morgens beginnen ; um neun Uhr kann eine Pause von einer Stunde stattfinden, und dann wieder um zehn Uhr der Unterricht ausgenommen und bis 1 Uhr Mittag- fongeseht werden, so fallen die sechs Unterrichtsstunden in eine Tageszeit, wo die Hitze noch nicht den hohen Grad der Lästigkeit erreicht hat. Man würde nicht nöthig haben, so viele Unterrichtsstunden in heißen Tagen ganz fallen zu lassen. Es würden sich hierbei die Lehrer und die Kinder besser befinden ; eS würde dem Sommerunterricht, der ohnehin durch häufige Ferien schon geschmälert ist, nicht so häufiger Abbruch geschehen und — unsere- Erachten- — würde auch da- HauSwesen dadurch weniger leiden und sich mindesten- in sehr weiten Kreisen der mittleren und höheren GewerbS-, Geschäfts - und Beamtenwelt günstiger ordnen als zeither. Wir reden in diesem Sinne einer solchen Einrichtung in den bürgerlichen höheren Schulen ganz entschieden da- Wort. In Bezug auf die unteren Volksschulen hat freilich die Einführung solcher Einrichtung manche- Bedenken, da- wir nicht ganz außer Acht lassen können. Die Gesundheit der Kinder betreffend, so steht eS fest, daß bei einer Hitze von mehr al- zwanzig Grad nicht nur der Unterricht völlig nutzlos, sondern schon da- bloße Beisammensein von nur dreißig Kindern in einem Zimmer im höchsten Grade nachtheilig ist. In den Nachmittagsstunden aber kommen selbst bei geringe rem Hitzegrad die Kinder nach dem MittagSessen, bei dem sie sich oft noch beeilen müssen, um die Stunde nicht zu versäumen, in einem Zustande in der Claffe an, der wahrhaft erdarmenSwerth ist. Mattigkeit und Schläfrigkeit der schwächlichen, überaus be schleunigter und aufgeregter Puls der stärkeren und lebhafteren Kinder drücken gleichmäßig die geistige Thätigkeit nieder. Der Lehrer, nicht minder, und oft noch mehr angegriffen, ermangelt selber unter der drückenden Luft jener Spannkraft und Munter keit, die dem Unterricht die nöthige Lebendigkeit und Regsamkeit verleiht, und die Stunden gehen besten Falle- ohne Gewinn für die Schule dahin. Um sich einen richtiger« Begriff zu verschaffen von der Ver besserung diese- UebelstandeS durch die Verlegung der Unterrichts stunden in die erste Hälfte de- Tage-, muß man sich merken, daß zwar die Sonne, welche die Wärme veranlaßt, am Mittag am höchsten am Himmel steht und ihre Strahlen am senkrechtesten und wärmsten niedersendet, daß aber die Erwärmung oder richtiger die Durchwärmung der Erde und der Luft eine Zeit dauert, so daß auf der Straße die höchste Hitze erst um zwei Uhr herrscht. Durch die Hitze auf der Straße aber wird erst die Hitze in den Stuben hervorgerufen; eS tritt also in Zimmern der höchste Hitze grad erst später, eben zwischen drei und vier Uhr ein. Wir haben demnach beim Nachmittagsunterricht gerade die heißesten Stunden auSgewählt, um unsere Kinder damit zu peinigen. Daß diese Umstände sehr für die Verlegung de- Unterricht- in den Vormittag sprechen, ist eine au-gemachte Sache; wa- wir hier sagen, ist auch nicht neu und bereit- vom naturwissenschaft lichen wie schulwissenschaftlichen Gtandpunct auS festgestellt wor den. Wir wollen, indem wir die weitere Aufmerksamkeit auf diese Angelegenheit lenken, hier nur auf den wesentlichen Punct Hin weisen, in dem wir auch als Hau-väter und Hausmütter ein Wort darein zu reden haben, nämlich in wie fern diese Einrichtung so wohl unserer Caffe, wie unserer häuslichen Wirthschaft recht vor teilhaft sein würde. Unsere Caffe betreffend steht eS fest, daß uns vom Schulgeld nicht- erlassen wird, und wenn wir auch fünf und zwanzig Grad Hitze im Schatten haben. Unsere Kinder aber haben nicht- da von, und aufrichtig gestanden, da- Unregelmäßige in dem Au-fall der Nachmittagsschule macht sie im Hause ein wenig unregel mäßig und ausfallend, und treibt zum Leidwesen der Mütter da- Thermometer der HauSruhe oft über alle vernünftigen Grade hinaus. — Aber auch in vielen andern Beziehungen würde die Verlegung der Schulzeit auf die erste Hälfte de- Tage- von wirth- schastlichem Vortheil sein. Beamte, Gemerbg- und Geschäft-l-tte haben einmal ihr Leben und ihre Geschäftstätigkeit so eingerich tet, daß sie nicht mehr wie sonst um zwölf Uhr Mittag machen. Bureau, Börse und Comptoir schieben immer mehr die MittagS- mahlzelt weiter in die Nachmittagsstunden hinauf. Fast kann man behaupten, daß nur noch im Arbeiterstand die MittagSglocke die Sveiseglocke ist. In den meisten Häusern ist - daher ein wahre« Hetzen mit dem MittagSessen!, wenn die Kinder nachher zur Schule müssen, und dabei kann der Hausvater nicht einmal mit den Kindern gleichzeitig speisen. — Ferner find viele Familien wohl im Stande in heißen Sommermonaten ein kühlere- Sommer' quartier zu beziehen; aber die Schwierigkeit, die Kinder di« Schule besuchen zu lassen und «it dem MittagSessen außer de« Hause zu versorgen, legt dem Hindernisse in hm Weg. — Findet dem nach die Verlegung de- ganzen UnteerrchtA auf die V-em-ttngS- stunden statt, so bietet die« d« Familien in den Mittelklassen der Bevölkerung wesentliche Vorthelle. Die Gesundheit der Kinder wird nicht angegriffen, ihr Unterricht wird nicht beeinträchtigt, unser Schulgeld wird nicht umsonst gezahlt, und unsere Haus ordnung kann sich - bequemer und besser einrichten. - Ein neues.Unternehmen. Obgleich gegenwärtig die Lust zu Actlenunternehmungen bedeu tend adgenommen hat und zwar mit vollem Rechte wegen de- Schwindels, der zur Ausbeutung de- Publicum- Behuf- eigner Bereicherung mit ibnen getrieben wurde, so ist doch ganz gewiß der Grundsatz: größere Unternehmungen mit vereinigten Kräften (will sagen: auf Aktien) zu betreiben, an sich ein ganz richtiger und höchst ersprießlicher. Es freut unS daher gerade jetzt ein auf diesen Grundsatz gebaute- Unternehmen anzeigen zu können, wel ches offenbar durchaus nicht auf Täuschung und Irreleitung der sich Betheiligenden berechnet ist. Denn weder ist in seinem Plane irgend etwas von Schwindelhaftigkeit zu gewahren, noch kann seinen Urhebern eine Berechnung für ihren selbstischen Vortheil, auf einen Nutzen, der nicht eben so gut und voll allen sich Be theiligenden zu gute käme, auch nur entfernt beigemessen werden. Der vorgelegte Plan ist vielmehr so beschaffen, daß er eben so sehr den geschäftlichen Gewinn wie den allgemeinen Nutzen im Auge hat und beide auf geschickte Weise verbindet. ES soll nämlich eine große Verlagsbuchhandlung auf Aktien gegründet werden, deren Aufgabe eS ist, lediglich gute Bücher herauszugeben und zu verbreiten. Unser Buchhandel wird darin keine Schmälerung seine- bisherigen Felde- erblicken können, da e- den vielen vorhandenen Verlegern wenig verschlagen kann, daß sich zu der Menge der Concurrenten, die doch alle mit verschiede nen Artikeln handeln, ein neuer noch hinzugesellt. Die große Be deutung der beabsichtigten allgemeinen deutschen Verlagsanstalt liegt aber in der besonder« Aufgabe, die sie sich gestellt hat. Denn während sie allen sogenannten Spekulation-artikeln, die unS mit einer seichten Litteratur mehr und mehr überschwemmen, von vorn herein entsagt, hat sie zum Ziele nur Bücher von wahrem Werthe und wirklicher Gediegenheit zu liefern und somit der Lesewelt eine gesunde, nützliche und stärkende GeisteS-Nahrung zuzuführen. Bei diesem Bestreben vermindert sie den BetriebSauftvand und da- zu tragende Risiko sehr wesentlich dadurch, daß sie sich zur Richt schnur nimmt, die zu druckenden Bücher ihren Verfassern mit keinem sogenannten Honorar abzukaufen, sondern jedem Verfasser von dem auS dem Verttiebe seine- Werke- herauskommenden Ge winne einen beständigen Antheil auszuzahlen. Verschiedene, be sonder- achtbare und einsichtsvolle Buchhändler haben allerdings in neuester Zeit angefangen, diesen Weg ebenfalls eknzuschlagen, allein au- sofort einleuchtenden Gründen, die in dem Rechnungs wesen eine- im Privatbesitz befindlichen Geschäft- liegen, konnten nur in Ausnahmsfällen Schriftsteller geneigt sein, sich darauf ein zulassen und mußten selbige im Allgemeinen immer die sofortige Auszahlung einer festen Summe vorziehe«. Die vorgeschlage nen Einrichtungen der Actienbuchhandlung sind nun aber der Art, daß sie alle Bedenklichkeiten für diejenigen Schriftsteller Hinweg räumen, die sich überhaupt in der Lage befinden, aus Zahlungen warten zu können, und die Menge solcher Schriftsteller ist keines wegs gering. Selbstverständlich ist e-, daß nicht jedwede- ange borene Buch, auch wenn eS tüchtig gearbeitet ist, zum Verttiebe angenommen werden soll und kann: die DerlagSanstalt wird immer eine Auswahl treffen müssen. Aber eS ist zugleich klar, daß eine auf solchen soliden Grundsätzen gebaute Buchhandlung, sobald sie mit gräßepn Geldkräften arbeitet, ohne Schaden für die sich an ihr Betheiligenden, einen außerordentlich günstigen Einfluß auf die gesummte deutsche Litteratur au-üben muß. Sie wird zum schnellen Erscheinen so manche- vortrefflichen Werke«, dem sich sonst lange Schwierigkeiten entgegensetzen können, behülflich sein, sie wird — während jetzt mancher Schriftsteller, nachdem er sein onorar einmal empfangen, sich um da- weitere Schicksal seine- ucheS wenig mehr bekümmert — nothwendia die Schriftsteller anfeuern, ihren Hervotbringungen die größtmöglich« Dollendun zu geben und an ihrer Verbesserung unablässig zu arbeite«, wett
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