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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-25
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185807256
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580725
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580725
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-25
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 25.07.1858
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Anzeiger. Amtsblatt des König!. Bezirksgerichts und des Roths der Stadt Leipzig. ^ 206. Sonntag den 25. Juli. 1858. Mittwoch de» 28. Juli d. I. Abcnds 1,7 Uhr ist öffentliche Sitzung der Stadtverordneten im gewöhnlichen Locale. Tagesordnung: I) Gutachten der Ausschüsse zum Bau- und Finanzwesen, die Gewährung eines weiteren BorschusseS von 3VV0 Thlr. zu den Vorarbeiten zur Wafferregulirung betreffend. Eventuell: 2) Gutachten deS Ausschusses zum Bau Oekonomte - und Forstwesen über a. die Überlassung eines Stücks Areals beim Thonberge an den Maurermeister Fröhlich in Eutritzsch; d. die Verlegung der Pulverhäuser. Gin Mann und sein veruf. t' ' 7. Der Manch, von dom wir sprechen wollen, ist der. greift U. M. Arndt; da-'Dbtch, dem wir zu berichten haben, führe den Titel. Meine Wanderungen und Wandelungen mit dem ReichS- fteiherrn Heinrich Karl Friedrich von Stein. Wir sagen nicht ui viel, wenn wir Folgendes behaupten: Wen» Arndt dieses Buch in seinem fünfzigsten Lebensjahre geschrieben haben würde, so wäre eS hinreichend seinen Namen unsterblich fltr alle Zeiten zu machen. Wir besitzen vortreffliche Denkwürdigkeiten aus den Zeiten der Befreiungskriege; Stein'S Leben ist im Großen und Ganzen und auch in kleinern Umriffen ganz vorzüglich geschildert worden, und von seinen Aeitgenoffen ist auch manch vortreffliches Lebensbild vorhanden. WaS die Geschichte d«S Befreiungskrieges selber betrifft, so hat sie in Beihke den herzlichsten, treuesten, schlichtesten und würdigsten Darsteller ge struden, den man nur wünschen kann. — Aber in diesem Buche Arndt'S ist etwa- gegeben, das weder Memoiren- noch Geschichts schreiber darzulegen im Stande find; das Buch ist treue Geschichte der Personen und Zustände, erzählt von Einem, der die Wunder gabe des Dichters besitzt, der im Stande ist mit wenigen tref fenden Zügen ganze fertige Menschen und Zeiten bis zur vollsten Anschaulichkeit dem Leser vorzuführen. Arndt'S Buch umfaßt so eigentlich nur die Jahre 1812 bis 1815, in welchen Stein zurrst in Rußland und später in Deutsch land die Geschicke d-S Vaterlandes leitete. Arndt stand mit litera rischen Arbeiten mannichfacher Art dem großen Manne zur Seite, und er hatte bei ihm und durch ihn Gelegenheit alle bedeutenden Menschen kennen zu lernen, die in jener großer Zeit Einfluß auf die Geschicke des Vaterlandes hatten. Arndt erzählt u«S die- mit der Schlichtheit de- treuesten Historikers, mit dem Scharfblick eine vorzüglichen Menschenkenners und der Umsicht eines Gelehrten und feinen Beobachter-, der seine« Blick auf die Charaktere und die Entwickelung-geschichte ganzer Bölkerstämme gerichtet hat. Aber all diese Gaben erhöhend steht sein plastische- Dichtertalent ihm zur Seite, durch welche- jeder Mensch, der in diesem Buche vor kommt, jede Anekdote, die erzählt wird, jede Seme, die er schildert, jede große oder geringfügige Begebenheit, die hier dargestellt wird, bis zur voSendeten Plastik anschaulich und geaenwärtia gemacht wird. ES mögen wohl an die hundertundfunftig Menschen in diesem nur dreihundert Seiten starken Buche Vorkommen, und kein ein ziger vs« allen ist schattenhaft unbestimmt oder verschwindend! Und dennoch sind immer und immer die H«uytfi-Mm im Barder Mimde, w einem Meisterwerk eine- großen Dichter- oder Maler-, wo Gcmen und Gruppen so vertheilt sind, daß alle Neben figuren in der Neuesten Charakteristik doch immer nm die Haupt figuren lichter und schärfer hervortreten lassen. Man rühmt mit Recht englische Geschichtsschreiber wegen ihrer Treue und ergötzt sich an dem Talent der Franzosen in ihrer Art, Denkwürdigkeiten historischer Personen leicht, gefällig und inter essant darzustellen. In dem Buche Arndt'S ist Alle- übertroffen, wa- wir in dieser Gattung kennen; eS ist so überreich an Per sonen, wie kaum zehn Bände anderer Schriftsteller gleichen Themas, eS schildert Alle- so plastisch, wie man eS nur bei Engländern gewohnt ist, aber ohne jene Breite und Kleinlichkeit, die ihnen eigen ist. Es erzählt leicht und interessant, wie man eS nur bei dm besten Franzosen findet, aber wie fern ist diese Art der Dar stellung von dem interessanten Geschwätz und Geklatsch, von dem sich kein Franzose frei macht! Wie ist hier Alles so voll und prall in Sittlichkeit und Festigkeit und Derbheit, und wie wunderbar getragen ist eS durchweg von einer gesunden Vaterlandsliebe, die im Jubel und im Zorn nie daS schöne Ebenmaß tief innerer charakterfester Wahrhaftigkeit verliert. Wir sehe« in diesem einm Bande eine halbe Welt. Ein Stück Rußland, Petersburg, Wilna, Königsberg, BreSlau, Berlin, Dresden u. s, w. Ln dm Zeiten der tiefsten und höchsten Auf regung, und nicht eine einziae Seme wird durch die Maffmhaftig- keit der Personen und der Vorgänge undeutlich. Wir übertreiben nicht, wmn wir sagen: eS könnte ein Maler Blatt für Blatt in diesem Buche durch ein Bild verengen, und er brauchte nur in Farben zu übersetzen, waS hier in Worten gegeben ist. — Wir stehen nicht einm Augenblick an, dm Ausspruch zu thun, daß die deutsche Literatur noch kein solche- Buch besitzt, und daß es den Namen Arndt'S verherrlichen würde, selbst wenn er eS in dm Jahren der besten ManneSkrast geschrieben hätte! WaS aber sollen wir dazu sagen, daß ArrHt diese- Buch jetzt, im Winter 1858 geschrieben, nachdem «jr am vepflcAme» zweiten Weihnacht-tag seinen neun und achtzigsten Geburt-taa ge feiert? (D.-A.)
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