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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185807270
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580727
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580727
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-27
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.07.1858
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Anzeiger. Amtsblatt des Kiüiigl. Bezirksgerichts md des Raths der Stadt Leipzig. 208. Dienstag der» 27. Juli. 1858. Sommertheater. Das wichtigste Ereigniß der letzten Woche war das Benefiz des Komikers Herrn August Neumann. Theils um seinem erklärten Liebling einen tatsächlichen Beweis der Zuneigung zu geben, theils um die Neugierde zu befriedigen, hatte sich an dem durch herrliches Wetter begünstigten Tage ein zahlreiches Publicum eingefunden. Auf der Affiche war neben dem renommirten, von früheren Aufführungen in bestem Andenken stehenden Stücke „die weiblichen Seeleute" eine Localposse unter dem Titel „Tims von Kiesel" angekündigt und dieser Titel reizte und spannte die Neu gierde. Wir gestehen weder der Localposse noch überhaupt anderen derartigen Produkten irgend eine dramatische Berechtigung zu, in dem wir ihnen das Feld der Cassenspeculation uneingeschränkt überlassen, weil dieses in unserer materiellen Zeit auch berücksichtigt sein will. Läßt man dieses Princip geltm, so hat jene sogenannte , Localposse ihrm Zweck erfüllt; macht sie oder ihr anonymer Ver fasser jedoch auf etwas Höheres Anspruch, so müssen wir offen bekennen, daß jenes Stück nichts mehr und nichts minder als eine ziemlich ungeschickte und undramatische Ausammenstoppelung verbrauchter Schablonencharaktere und abgenutzter Possensituationen war, welche ein bischen vorjähriger Kladderadatschsenf und etwas faules Couplettompot dem Publicum schmackhaft machen sollte. Der alte Grundsatz: Beide verrechnen sich — der, welcher zu viel verspricht und der, welcher zu viel erwartet — kam heute wieder einmal zu eklatantester Geltung. Gespielt wurde indessen recht brav. Den bäurischen Schneideraesellen Tims gab der Benefiziant, welchen man lebhaft empfina. Vortrefflich in Spiel und Maske war Herr Thomas als Banquier Rosenhain. Für derartige, etwas stark gefärbte Figuren weiß Herr Thomas stets die rich tigen Farbm zu wählen, ohne daß sein Colorit allzu grell wird und dm feinen Timber der Decenz entbehrt. Frau Toppe, Frl. Zaar und Frl. Krebs, welche wie immer allerliebste Toilette gemacht hatte, warm wacker an ihrem Platze, und Herr Hesse machte selbst aus der kleinen Rolle des reimsüchtigen Dieners, was redlicher Fleiß nur daraus machen konnte. DaS ganze Arrange ment machte dem Herrn Oberregisseur Bartels alle Ehre. Die Darsteller wurden am Schluß gerufen; die Opposition, welche sich von einer Seite geltend machte, galt gewiß nur dem Stück, nicht der Darstellung. Die „weiblichen Seeleute" fanden dagegen ungetheilten Beifall. Herr Neu mann charakterisirte den schwerhörigen, pedantischen Schlummerkopf dm Krümmel recht charmant und erntete gerechten Beifall. Ebm so Herr Thomas, welcher als Sänftling sehr brav war und durch dm sächsischen Jargon der Rolle elnm für unser Publicum jedenfalls pikantm Anstrich gab. Ein besondere- Lob müssen wir dem Fleiße des Herrn Thomas ertheilm, welchen dieser strebsame Künstler ohne Ausnahme auf stine Masken ver wendet. ES ist dies ein Punct, dm so viele Schauspieler und besonders die Komiker außer Acht lassen, während derselbe nicht nur wichtia ist) sondern auch nie ohne Erfolg berücksichtigt wird. Fräulein Krebs gab die Lotte mit frischem Jugendfeuer und schelmisch« Anmuth und reihte sich dm beiden Vorgenannten als Dritte würdig an. Ihre Leistung fand wie immer so auch diesmal mit Recht lauten Beifall. Von den übrigen Darstellern verdient Frau Doppel Lob für den Fleiß, mit dem sie ihrer undankbaren Aufgabe gerecht wurde. Das CorpS der metamorphosirten Seeleute war in dem kleidsamen Costüm eben so pikant, wie das vierblättrige Kleeblatt der blasirten Söhne des spleenbegabten Albion. Das Ensemble zeigte eine prä'cise Abrundung und macht der bis ins Detail gehmden Einsicht und Umsicht der Regie alle Ehre. — Am Sonntag gab man, leider vor sehr leerem Hause und durch den Witterungswechsel beeinträchtigt: die „Reise zur Hochzeit", worin besonders die Herren Dietrich, Thomas, Neumann und Töppe hervortretend wirkten. Herr Dietrich führte seine höchst angreifmde Partie mit frischem Humor durch und verwandte allen Fleiß auf die Charakteristik des immer zu spät kommenden Flur- bewohnerS von Pirna. Fräulein Zaar spielte charmant. Wir beklagen, daß unser Repertoir dieser talenwollen Schauspielerin so wenig Gelegenheit bietet alle ihre Kräfte würdia zu entfaltm. Die Vaudeville-Burleske: „zwei Herren und ein Dimer" fand beson ders durch das treffliche und wirksame Spiel des Herrn Thomas eine recht günstige Aufnahme. Dir Kgur des Lorenz — ein Con- alomerat aus Dummheit und Witz, Einfalt Und Schlauheit — konnte keinen besseren Vertreter find«. Unser Compliment! Die Saison neigt sichdem Ende zu, und die Benefize drängm sich. Auch in dies« Woche findet wieder eins statt und zwar das des Herrn Töppe. Derselbe hat ein solches Programm zusammen gestellt, daß bei halbwegs günstiger Witterung die Menge der Schaulustigen recht groß sein wird. Man giebt das Lustspiel „der alte Student", ferner „Lehmann amüsirt sich doch", worin Herr Neumann die ergötzliche Titelrolle giebt, und zum Schluß das Vaudeville: das „Fest der Handwerk«", wo der Kluck des Herrn Neumann alle Lachlustigen erfreuen wird. Wir wünschm Herrn Töppe für seinen regen Eifer, für die freudige Erfüllung sein« Pflichten selbst im Kleinsten an jenem Abend einen reichen, ge bührenden Lohn. 3.—ä. Störung des Gottesdienstes durch Linder. Es ist in den Nachmittagsgottesdiensten der Nicolaikirche nun bereit- wiederholt d« Kall vorgekommen, daß Kinder von 4 bis 8 Jahrm «Lhrmd der Predigt unt« der Kanzel hin- und herge laufen, laut geschrieen, die Thüren mit Geräusch aus- und zuge- schlagm und so dm Prediger in seinem Vortrage und die ganze Gemeinde in ihrer Andacht auf das Empfindlichste gestört haben. Am vergangenen Sonntage steigerte sich das Aergerniß so weit, daß während des Gebetes ein Junge von etwa 5 Jahren sich laut hmlmd in die Vorhalle stellte, und so den Predig« nöthigte, in seinem Gebet inne zu halten, bis eine Auhörerin dm Knaben beim Arme nahm und zur Kirche hinausführte. Man wird fragen: Ist denn in dies« Kirche gar kein Personal da, um die Aufsicht zu führen? Die Kirchendiener sind aber gerade in dies« Zeit theils durch die massenweise zustrommden Pathm allerdings stark in Anspruch genommm, theils aber fehlt ihnm auch die nöthige Energie, um diesem Unfug zu steuern. Es wird deshalb dies« Gegenstand hiermit öffentlich zur Svrache gebracht. Man bitter insbesondere die um die Nicolatkircye herum und in d« Nähe
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