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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-07-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185807288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580728
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580728
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-07
- Tag1858-07-28
- Monat1858-07
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.07.1858
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349« Von demselben Lhümmel erkaufte der Stadtrath 1564 auch die Landspitze am Eingänge des RosenthaleS, von der Pleiße und Elster gebildet, welche dieser Thümmel 1556 erkauft hatte, und erbaute hier das (sogenannte alte) Lazareth zu St. Jacob. Im Jahre 1569 war man mit dem Baue zu Stande. Im Jahre 1799 (dm 29. April) ward mit landesherrlicher Genehmigung hier ein stehendes klinisches Institut eröffnet. 1648 entstand die Kirche, die 1713 zum zweiten Male au^eführt ward. Das neue Lazareth oder Contumazhaus ließ der Stadtrath während der Pest 1680 zugleich mit den Wärterhäusern aufführen. 1797 brannte das Dach und ein Theil der Zimmer des rechten Flügels ab, und bei dem Wiederaufbau zog man der zweckmäßigen Einrichtung willen auch Aerzte zu Rache. Nach diesem Brande brachte man in dem sogenannten Gefangen hause zwei amphitheatralische Säle an, in welchen alle chirurgische Operationen und Sectionen verrichtet wurden, von wo aus die Operirten auch bequem in thre Betten gebracht werden konnten. Es gab neben dem anatomischen Theater ein Zimmer zur Wieder belebung Erstickter rc., im sogenannten gelben Hause eine Bade anstalt, die mittels unterirdischer Canäle durch eine Pumpe stets mit frischem Wasser versorgt werden kann, und richtete dabei auch ein Asyl für arme hilflose Kranke, für unehelich schwangere Personen, für kranke Soldaten des in den Vorstädten zur Besatzung liegendm kurfürstlichen Feldinfanterieregiments ein, und auch die Universität hatte zwei Freistellen daselbst. — Nachdem im Jahre 1813 das Jacobshospital zwei Jahrhunderte lang allen Stürmen der Zeit getrotzt hatte, ward es durch die Hitze des Gefechtes von Gohlis her und durch nachziehende Marodeurs, die im Rosenthale hausten, gänzlich verwüstet. Was es seitdem geworden und wie es sich ausgebildet hat, haben die Zeitgenoffen mit erlebt und ist mehrfach, obwohl zerstreut, ausgezeichnet. Bevor das St. Jacobshospital erstand, diente das Georgen haus als Lazareth. Dasselbe ward 1213 fundirt, stand zuerst vor dem Ranstädter Thore und wurde 1439 von den Reglern zu St. Thomas durch den Stadtrath käuflich erworben. Zweck war die Beherbergung armer, betagter und kranker Personen. Es wurde 1547 in der Belagerung Friedrichs zerstört, 1548 aber wieder aufgebaut und ihm zum Aufbaue das Vorwerk „Eiche" geschenkt. In Tilly's Belagerung wurde es wieder abgebrochen und nach mals vor dem Grimma'schen Thore hinter dem Gottesacker erbaut (1668-1671). Es diente in diesem neuen Gewände als Irren-, Corrections-, Waisen- und Findelhaus, während man in derselben Zeit ein Lazareth vor dem Peters thore (in der Sandgrube, welche weiter herein nach dem Roßplatze zu gelegen gedacht werden muß) einrichtete, bis das erwähnte Jacobshospital entstand. Da daS erwähnte Georgenhaus als Zucht- und Corrections- haus nicht fest genug schien, so ward es 1700 an das Ende des Brühls verlegt, 1726 erweitert, 1790—99 mit den Awingergebäuden versehen und 1705 dessen Kirche eingerichtet. Nähere Hinweise findet man vielfach verstreut in Große, Ge schichte der Stadt Leipzig. Stadttheater. Dienstag den 27. Juli. Die „Journalisten" von Gustav Frey tag. — Wohl auf keinem Gebiete dramatischer Kunst zeigt sich uns die schöpferische Impotenz unserer marklosen Epigonenzeit in so kläglichem Lichte wie auf dem der Lustspieldichtung. Miß wachs und Mißernte haben dies einst so blühende, fruchtwogende Feld in dem reichen Paradiesgarten unserer Literatur zu einer Wüste gemacht, aus der wir nur spärlich eine saftgrüne Oase antreffen. Wie fast bei allen Völkern, so sind auch bei uns Deut schen die ersten Keime dramatischer Dichtung (wie Darstellung) in den geistlichen Spielen des katholischen Cultus zu suchen. Aus diesen entwickelte sich zunächst das Lustspiel, indem die heiligen Figuren mehr und mehr in den Hintergrund traten und Charak tere aus dem Volksleben vorgeführt und mit den Haupttollen be gabt wurden. So wurde denn gar bald dem tragischen Element ein komisches beigefügt, welches desto mehr um sich griff, als man laut Dekreten der Kirche, welche diese „Profanation" nicht dulden wollte, die Spiele ins Freie verlegte und deutsche Reime an die Stelle der tobten Kirchensprachen traten. Je mehr sich diese „Pas sions- und Osterspiele" von ihrem kirchlichen Boden lossagten, desto volkstümlicher und freier wurde der freilich noch immer religiöse Stoff ausgearbeitet, bis sich die Komödie zuerst in den Fastnachtsspielen zu selbstständigen Produktionen davon adlöste. Leider siel dieser erste Anlauf zum Drama — der höchsten Stufe in der ebenmäßigen Entwicklung der poetischen Formen — in eine Zeit der Verwilderung des Geschmackes, der Sprache und des Lebens, so daß trotz mehrfacher neuer Anläufe sich bei uns kein nationales Drama entwickelte, nichtsdestoweniger aber speciell die Komödie ihren Saamen auf den Boden streute, welcher keines Guano bedurfte, um die winzigen Körnlein zu kräftigen Aehren emporzutreiben. Dies Feld aber ist das öffentliche Leben, und in allen Perioden unserer Literatur, wo das Lustspiel aus diesem un erschöpflichen Bronnen seine Elemente entnahm, ging sie auf die sem Felde stets einer neuen Blüthezeit entgegen. Die Natur der Dinge weiset hierdurch von vornherein dem Lustspiel eine beschränkte Sphäre an, welche noch dazu von Jahrhundert zu Jahrhundert den gewaltigsten Veränderungen unterworfen ist. Daher kommt es, daß das Lustspiel auf längere Zeit oder überhaupt für die Nachwelt niemals seinen positiven Werth behalten kann — ein Factum, das wir bei dem Musterlustspiel unseres Lessing belegt finden. Hintergrund, Tendenzen, Typen und Ideen müssen der Gegenwart entnommen sein, deren Schwächen sich in dem Lust spiel abspiegeln sollen, um dem Zuschauer ein harmlos belehrendes Stück Leben seiner Zeit vor Augen zu führen. Sociale Schäden, das Treiben der Stände, Sitten und Zeitanschauungen sind die einzigen richtigen Stoffe des echten Lustspieles, welches im schärf sten Gegensatz zur Tragödie mit gutmüthiger Ironie oder jovialem Selbstbehagen den Menschen seiner Zeit zeigt, wie sie sind, nicht wie sie sein sollen. Auf diesem Boden und von diesen Principien geleitet haben jedoch nur wenige unserer jüngeren Dichter das Lustspiel cultivirt, indem die Meisten fremde Stoffe herbeizogen und dabei vergaßen, daß wenn in irgend einer dramatischen Dich tungsart das nationale Element möglich oder gar unerläßlich sei, dies beim Lustspiel der Fall sein müsse. Gustav Freytag zählt zu den wenigen aber glänzenden Ausnahmen und nimmt neben Gutzkow und Bauernfeld den ersten Rang unter den neueren Lustspieldichtern ein. Die „Journalisten" sind vielleicht das ge lungenste seiner Produkte. Die Charaktere sind durchweg aus dem frischen Leben und mit sicherem Pinselstrich und treffender, an schaulicher Mannichfaltigkeit gezeichnet, der Dialog hat das feine Aroma der gewähltesten Conversationssprache und dürfte den hier unerreichbaren Franzosen nicht weit nachstehen. Dabei ist der Faden der Handlung so ebenmäßig abgesponnen, jede Scene ist motivirt, jede Idee hat ihre befriedigende Exposition. Die Auf führung war des Stückes würdig. Die meisten Rollen waren noch in den alten Händen. So gab Herr Stürmer den Obristen Berg gutmüthig, mürrisch, eitel, derb und aufbrausend wie ihn der Dich ter gezeichnet. Frau Wohlstadt brillirte als Adelheid und lieferte aufs Neue eine glänzende Probe ihres nie fehlenden Talentes. Herr Rösicke gab dem Conrad Bolz das richtigste Colorit und belebte durch edle Wärme alle seine Scenen. Wir halten diese Rolle für eine der gelungensten Leistungen dieses überaus begabten Darstellers und daS will bei dem Reichthum seiner trefflichen Auf gaben gewiß viel sagen. Frl. Wulff war neu in der Rolle der Jda, und spielte die Rolle mit Fleiß und Verständniß, obgleich das ganze Wesen noch passiver erschien, als es schon der Dichter hingestellt. Die plastische Darstellung muß unter allen Umstän den in scharfhervortretende Reliefs ihre Formen gießen, nicht mit Schattenbildern spielen. Den Priepenbrink spielte Herr Dessoir zum ersten Male und mit wohlverdientem Erfolg. Der joviale Spießbürger war prägnant gezeichnet, nur störte — was kein Vor wurf sein soll — die unverwischliche Jugendlichkeit des Dar stellers. In der Deputationsrede des vierten ActeS hätte noch etwas mehr gethan werden können. Herr Ballmann bewies in der kleinen Rolle des Kleinmichel durch das Compliment bei der Vorstellung im dritten Acte aufs Neue, daß man auch im Kleinen groß sein könne. Alle Uebrigen waren auf ihrem Platze. Das Ensemble war vorzüglich. >V. 8.--^. Oeffentltche Gerichtssitzung. Der Dienstknecht Johann Gottlieb Meschke auf dem Ritter gute Zschorna bei Wurzen, welcher in der am 26. d. M. unter dem Vorsitz des Herrn AppellationsratheS vr. Wilhelmi abgehaltenen Hauptverhandlung de- Bezirksgericht- als Angeklagter erschien, hatte sich von einem Mitknechte in Posten bis zu 8 Thlr. nach und nach die Summe von 22 Thlr. unter dem wahrheit-widrigen Borgeden zu verschaffen gewußt, daß er das Geld für seinen Pflege-
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