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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1858
- Erscheinungsdatum
- 1858-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-185808144
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18580814
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18580814
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1858
- Monat1858-08
- Tag1858-08-14
- Monat1858-08
- Jahr1858
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1858
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r?38 Ununterbrochenheit de- Unterrichte- u. s. w. in ihrer Lern- und Denkkraft geschwächt sind —: ja! — Ein absolut übervolle-? — d. h. für normal erzogene und behandelte Kinder (das „normal" nur in einem menschlich be scheidenen Sinne genommen) —: nein! bei weitem noch nicht! — Ich glaube vielmehr, auf so manche maßgebende Beispiele mich stützend, daß die Zahl der einzelnen Unterricht-gegenstände — wmn namentlich auch das unnütze, zeitraubende Auskneten des Unwesent lichen so mancher Unterrichtsgegenstände, das in die Breite Ziehen, der schwerfällige, schleppende Lehrgang überhaupt, einem prägnanten, seinen Stoff gründlich beherrschenden Lehrgänge und einer an schaulicheren Lehrmethode allgemeiner Platz machen wollte, wenn vor allen das Gleichgewicht der körperlichen Kräfte durch angemes senen Gebrauch derselben und durch richtige Aeiteintheilung zwischen körperlicher wie geistiger Anstrengung und Erholung besser erhalten, und wenn endlich immer die entsprechenden Pausen für geistige Verdauung des Aufgenommenen und für Privatfleiß *) gelassen würden — noch immer bedeutend vermehrt werden könnte (natür lich insoweit es unbeschadet der Gründlichkeit geschehen kann), ohne das gesundheitliche Gedeihen der Jugend im Geringsten zu beein trächtigen. Das „multum 8eä von muH»" ist ein sehr relativer und dehnbarer Begriff. Je nachdem man's macht, ver wandelt sich das „lvultL" früher oder aber erst viel später in „nilvia". Der, selbst nur mäßig begabte, menschliche Geist ist unglaublich reich an Keimen der Entwickelung, deren richtige, d. h. auf harmonischer naturgemäßer Entwickelung und Steigerung aller Kräfte beruhende Entwickelung das gesammte individuelle Leben nicht drückt und hemmt, sondern an Dauer, Kraft und schaffender Wirksamkeit hebt und fördert. Man erfülle nur jene, für die Entfaltung aller organischen Kräfte unerläßliche Vorbedingung: man lasse die Organe des Geistes aus reifen, ehe man sie auszuspannen beginnt — und man wird staunen über ihre Kraftentfaltung! Vielleicht eine spätere Zukunft wird e- lehren. Als einen durchschnittlichen gesundheitlichen Maßstab kann man den betrachten: daß die Gesammtsumme der Lern- und Arbeitszeit (einschließlich etwaigen, jedoch nur unter vorsichtiger Berechnung statthaften Privatunterrichtes) bei einem Kinde von 8—12 Jahren immer noch täglich mindestens 4, bei einem Kinde über 12 Jahre mindestens noch 3 Stunden zu Spiel und Erholung übrig lassen muß, wenn die gedeihliche Entwickelung nicht leiden soll. Dagegen würde man bei etwaiger Einführung gleichmäßigerer Ferieneinthei- lung (d. h. öfterer, aber kürzerer Ferien) den hier gegebenen durch schnittlichen Maßstab unbedenklich für jede Altersklasse um 1 Stunde pr. Tag zu Gunsten der Arbeitszeit kürzm können. Hierbei bitte ich mit in Rechnung zu ziehen, daß bei rüstigerem Lehrgänge und prägnanterer Methodik, als durchschnittlich, trotz vielleicht hinzu tretender Mehrheit der Lehrgegenstä'nde oder größerer Gründlichkeit der bisherigen, die Zahl der Unterrichtsstunden nicht vermehrt zu werden brauchte, ja in vielen Schulen dessenungeachtet sogar ver ringert werden könnte. Denn je mehr der Unterricht auf Anregung der geistigen Selbstthätigkeit berechnet wird, um so mehr wird er durch diese ergänzt werden, um so prägnanter und kürzer kann er daher sein. Wmn Hau- und Schule die wesentlichsten Gesundheits bedingungen besser erfüllen als seither, und wenn sodann die Schule die ihr gehörige Zeit in einer kernigeren Weise zusammen nimmt und au-nutzt, so kann man nach diesem Maßstabe und unter Voraussetzung der zuvor angeführten Bedingungen sicher annehmen, daß zur ferneren Aufnahme diese- oder jene- neuen Lernobjectes weder die Zeit noch die Lernlust zmd Lernkrast sehlm würde.. Man klage also nicht über die Masse der Lernobjecte, sondern strebe dafür recht ernstlich und je eher je lieber nach Beseitigung der subjektiven Hindernisse der Lehrenden und der Lernenden. Da- schließliche Resultat der Untersuchung dieser Frage bleibt stets: daß Das, was einmal gelernt wird, durchaus gründlich und tüchtig gelernt, folglich verdaut und fruchtbringend (die Selbstthätigkeit erregend und steigernd, nicht erdrückend) aufgmommen und hier nach in allen Fällen die Grenze bestimmt werde, daß man aber, wenn auch die Zeit noch weiteren Zuwachs an Lernmasse mit sich bringen sollte, dennoch unter Erstrebung obenerwähnter Bedingungen davor nicht zurückzubeben braucht. *) ES ist überhaupt psychologisch richtiger und dem Endziele einer freien Geistesentwickelung (die auch sogar schon in den Elementar schulen angebahnt werden muß) entsprechender und würdiger, wenn überall ein angemessener Spielraum für den wenigstens von direktem Zwange freien und nötigenfalls nur indirect anzuregenden Privatfleiß gelassen ist. I'ke Oovsri»SWs'« Lsnevolsnt Institution i« London *). Das englische Frauenjournal, welche- beharrlich in seinem Be streben, das Loos unbemittelter Fraum zu verbessern, fortfährt, ent hält einen interessanten Bericht über die Wirksamkeit oben genannter segensreichen Anstalt. Der Beruf der Lehrerinnen und Gouvernantm ist auch in England wie bei unS außerordentlich übersetzt, da es der einzige Erwerbszweig für unbemittelte Damen au- den besseren Ständen ist.. Es ist de-halb schwer, den Gehalt derselben auf einiger Höhe zu erhalten und bei der großen Menge der Bewer berinnen zeitweise Beschäftigungslosigkeit zu vermeiden. Der Ge halt einer Lehrerin beträgt anfänglich 25 1,8. und übersteigt selten 80 1,8. Ist es nun auch möglich, bei diesem Gehalte etwas zurückzulegen, so zehren doch häufig Krankheiten, namentlich aber die Zeit des Stellenmangels alle Ersparnisse auf, und was soll dann die Gouvernante in ihrem Alter beginnen? Diesen Uebeln vorzubeugen, wurde die OoverveE'r» Iv8ti1utiov 1843 unter dem Schutze des Herzog- von Cambridge, der Herzogin von Gloucester rc. gegründet und ein Ausschuß zur Untersuchung der Lage dieses Er- werbSzweiaeS niedergesetzt. Es wurden demselben vom Juni 1843 bis zum März des nächsten Jahres 102 Fälle vorgelegt und in 56 Fällen die nöthige Unterstützung gewährt. Der Bericht des Ausschusses führt u. A. folgende Fälle an: Eine Dame hatte während 26 jähriger Anstrengung gar nicht- zurücklegen können, da sie ihre Mutter unterstützen, drei jüngere Schwestern und einen Bruder erziehen mußte. Drei waren gänzlich verarmt bei dem Versuche, ihren Vätern in deren Geschäften aufzuhelfen, sechs hatten invalide, gänzlich hülflose Schwestern zu pflegen, drei wurden wegen übermäßiger Anstrengung und Nervenauftegung unfähig, ihren Posten zu versehen. „Kurz", sagt der Bericht, „die Untersuchung hat herausgestellt, daß viele Gouveranten einen Theil ihres Lebens für Andere opfem, viele nicht im Stande sind, für ,das Alter etwas zurückzulegen." Um hier Hülfe zu schaffen, wurde eine Rentenanstalt errichtet. Im ersten Jahre kamen 500 I,s. zusammen, welche es erlaubten, Renten im Bettage von 15 1,8. auszutheilen, und eS meldetm sich um diese geringen Summen sogleich 80 Bewerberinnen, wovon viele von allen Mitteln entblößt waren. 1850 gab es 17 Renteninhaberinnen von 15 1,8., 25 bezogen 20 1,8. und eine 301,8. 1852 war der Aus schuß bereits im Stande, 1000 1,8. zeitweiser Unterstützung aus zutheilen. Außerdem wurde eine gegenseitige HülfS- und Ver- sicherungScasse gebildet, wozu die Lehrerinnen selbst die Mittel lieferten. Man schloß einen Vertrag mit der Staats- fchuldencasse, um höhere Zinsen zu erhalten, als bei den gewöhn lichen Versicherungsanstalten, und es wurden gleich im ersten Jahre 2351 1,8. eingezahlt. 1856 wurden 8758 1,8. einbezahlt und die Zahl der Theilnehmerinnm betrug 274. Der Gesammtbetrag aller Einzahlungen bis 1858 erreicht die beträchtliche Summe von 164,0001,8. (1,968,000 fl.). Das Versicherungswesen ist bei dem weiblichen Geschlechte noch so wenig bekannt, daß man erwerbs fähigen Krauen keinm größer» Gefallen erweisen kann, al- wenn man ihnen Mittel und Wege zeigt, ihre Ersparnisse auf eine sichere und lohnende Art unterzubringen und sich in einer Weise selbst zu helfe», die sie allein vielleicht nie gefunden hätten. Eine, weitere Anstalt, welche die „Inatttution" zunächst gründete, war .ein Aufnahmehaus für Gouvernanten, wo sie billige- und anständiges Unterkommen finden, und in Verbindung damit ein AuSkunstSbureau zur Nachweisung offener Stellen. Ein großer Vorzug de- ganzen Verein- ist noch der, das gebildete Damen sich weniaer scheuen, von diesem eine Unterstützung anzu nehmen, als von Privaten. Schließlich wurde noch im Jahre 1849 ein Asyl für alte Lehrerinnen gestiftet, welche- 1856 22 Be wohner zählte. — Diese Reihe von trefflichen Einrichtungen, welche die „Inotituiion" geschaffen hat, geben unS ein Bild von der folgenreichen Wirksamkeit derselben und von dem wohlthätigen Einflüsse der Vergesellschaftung. Da- Zutrauen und die Anhäng lichkeit an die Anstalt ist in der That so groß, daß sich Jedermann an sie wendet und dieselbe oft ansehnliche Geschenke von Privat leuten und früheren Mitgliedern erhält, die sich gut verheirathet haben. Eine Dame sandte z. B. 17 I,s. und eine andere 7 1,8. *) Unter Hinwei- auf die von dem jüngst verstorbenen Fräulein Lähne gemachte Stiftung zu Begründung eines Frauenstifte- dürfte e» nicht un zweckmäßig sein, darauf Hinzuwelsen, wie man in England für unver- heirathete Frauen sorgt. Einsender bemerkt aber, daß er mit dem im letzten Satze von „Fragt es sich nun" re. nicht ganz einverstanden ist, weil diese Vorschläge offenbar zu weit gehen.
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