uns soeben auf ihrer.Hochzeitsfahrt begegneten, gar bald erfahren. Der neue Herr von Eutin, Peter Friedrich Ludwig,, der letzte Bischof des Bistums Lübeck, nachmals in Bossens „Luise" als „Vater Eutins" gepriesen, war dem Stadtmusikus recht viel weniger gewogen als sein erlauchter Vorgänger Herzog Friedrich August, der eine Schwäche für den komödiantisch - ruhelosen Künstler gehabt hatte. Die Welt der Barockfeste und Schäferspiele, die Zeit der stutzerhaft angeputzten Kavaliere und galanten Dämchen verblaßte in der Vernunftklarheit einer neuen bürgerlichen, wenngleich immer noch dichterischen Geistes epoche, deren hagere Majestät Johann Heinrich Voß im Paradeanzug oder in Schlafrock und Nachtmütze gleichermaßen achtunggebietend wirkte. Dieser Umschwung der Dinge im kleinen Eutin mag der tiefere Grund gewesen sein, weshalb im Weberschen Hause an der Lübschen Straße kein rechtes Glück aufblühen wollte. Auf die Dauer mochte es einem Mann von der Vergangenheit eines Franz Anton Weber, der sich zu den Notabilikäten zählte, auch nicht standeswürdig erschienen sein, das „Blasen des Brautpaares in und aus der Kirche" zu besorgen oder Musik bei Schlittenfuhren, Wasserfesten und Eastgelagen zu machen. Genovefa Weber hatte sich das Leben in Eutin erst recht anders vorgestellt. Sie stand in zarter Rücksicht vor einer Schar von acht Stiefkindern, von denen das älteste fünfundzwanzig Jahre zählte, während das jüngste mit seinen dreizehn bereits dem ersten Kindesalter entwuchs. Glücklicherweise, hatte Franz Anton die beiden erwachsenen Söhne auf musikalische Wanderschaft zum berühmten Meister Haydn geschafft. Aber die Liebe der neuen Mutter war den seelischen Ansprüchen nicht gewachsen. Friedlos vergingen die Monate. Franz Anton ersann für seinen zügellosen Lebenstrieb eine neue, aber witzige Devise: er wollte der Welt einen zweiten Mozart schenken. Mit der ganzen Inbrunst seines Wunderkindglaubens betrachtete er die junge Frau, die ihrer ersten Niederkunft entgegensah. Gatten- und Vaterliebe vermengten sich zu einer seltsamen Begierde, und der Ge danke an das neue musikalische Weltwunder mochte schließlich auch nicht ohne Eindruck bleiben auf Genovefa, die im Begriffe stand, die Mutter Carl Maria v. Webers zu werden ... Immer wieder aber schickte der alte Weber seine Phantasie auf weite Reisen, während Genovefa in ein schmerz- und gefühlloses Heim-