Am 2. Juli 1817 hat Weber die erste Note der Iägersbraut aus geschrieben: den Anfang des Duetts Ärmchen - Agathe zu Beginn des zweiten Aufzugs. Am 3. Juli meldet das Tagebuch die Notierung des Schlusses des Stücks. Am 12. Juli ist es nach ganztägiger Arbeit „Vollender skizziert". Weber gönnte sich ein gutes Essen im „Engel". Aus vielerlei Gründen ist das einleitende Duett des 2. Aufzugs bedeutsam, ja es erscheint als eine der wunderbarsten tondichterischen Gaben Webers. Zunächst: es stellt die Figur des Ärmchen eindeutig in den Vordergrund. Ärmchen war die erste Liebe beider Autoren. Friedrich Kind erzählt im Freischütz-Buch, daß die Gestalt nach dem Bilde einer Jugendfreundin, „Amalie H...", geformt sei: „Ich habe sie nie wieder gesehen, wohl aber hat mir bei Ärmchens Nolle im Frei schützen Molchen vom Kuhturme vorgeschwebt." Mit einer Spitze gegen Weber fährt Kind fort: „Hat mein Freund Weber, nach seiner lang jährigen Theaterpraris, die alles in gewisse Fächer zu bringen gewöhnt, diese Nolle auch fast soubrettenartig gehalten, ich habe mir, schon als größeren Gegensatz zu der frommen Agathe... ein lebhaftes, frisches, mutiges, singendes und springendes Forstkind gedacht, das Wohl selbst sein Gewehr lädt und ein Volk Rebhühner schießt." Die ausgezeichnete Nollencharakteristik, die Kind hier als sein geistiges Eigentum ausgibl, ist ohne Zweifel ein Ergebnis der vielen Unterhaltungen der beiden Männer über den Gegenstand ihrer gemein samen Neigung. Auch Weber nahm stärksten Anteil an der Figur des Ännchen. Für ihn war die Gestalt des singenden und springenden Forstkindes anfangs — viel mehr als die fromme Agathe! — gleich bedeutend mit dem Bilde seiner Braut. Wochenlang beschäftigte es seine Phantasie, wochenlang dichtete er an der Szene im „Eulennest", 77