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Dresdner neueste Nachrichten : 30.01.1925
- Erscheinungsdatum
- 1925-01-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id490223001-192501309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id490223001-19250130
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-490223001-19250130
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungDresdner neueste Nachrichten
- Jahr1925
- Monat1925-01
- Tag1925-01-30
- Monat1925-01
- Jahr1925
- Titel
- Dresdner neueste Nachrichten : 30.01.1925
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Eks vten deutschen Fühler in dieser Richtung in der Pariser chanviniftischeu Preffe gerade deswegen weil inan die geifiige Führung des französischen Balke- zn verlieren fürchtete, mii Oas, pohn nnd Mistrauen aufgenommen. Man hat erklärt, Deutsch land ritfie sum Krieg, alles andre sei Maske nnd Täu -schung. Die Regierungdpresfe war suriickhaltender. wenn-auch offen mißiranisch. Nur die »Ere Noa velle«"begrüßie den Gedanken und sprach von der Möglichkeit eines franzöfifchsengliichs deutschen Triumvirats znr Garantiernng der Sicherheit und Ordnung in Europa. Der Parifer Korrespondent des »Man-bester Guardian« bemerkte skeptisch, daß Herriot, wenn er die Politik der »Ere Nouvelle« übernähme, am kritischen Wendepunkt seiner Politik stehe, denn auf diefem Wege würde ihm die heutige Mehrheit des Senats nicht folgen. Der Wendepunktssfi da. Herr-tot aber kehrt i der »Ere Nouvelle« den Rücken und verheugt fich vor » der Senatsmehrheit. Waren schon vorher die Aus sichten auf einen befriedigenden Sicherheit-spart ausser ordentlich gering, da Frankreich nach seiner bisherigen Auffassung nur dann auf ihn eingehen wollte, wenn er nicht nur die Grenzen des Vertrages von Verfailles im Westen, fondern auch im Osten garaniiere, fo dürften sie jetzt gänzlich verschwunden fein- O · I Es ist kaum anzunehmen, daiz die eurovuischen Staaten aus sich heraus zu einer Lösung dieser Frage kommen. Deswegen dürfte auch ein deutsch franzöfifchsenglifches Triumvirat, wie es der »Ere Nonoelle« vorschwebt, selbst wenn es zustande kommen sollte, zur Erfüllung seiner Ausgabe nicht genügen. Es sei denn, ein vierter Staat träte dem Garantieabtommen bei. Wer dieser vierte Staat sein müsste, kann nicht zweifelhaft fein. Die einzige Hoffnung ist nach wie vor das sich misttranisch zurückhaltcnde Amerika. Amerika ist lediglich an der Durchführung des Turmes- Gutachtens und an der Sicherheit der in Europa an gelegten amerikanischen Gelder interessiert. Aber ge fährdet eine Rede, wie sie gestern Herriot hielt, nicht die Durchführung des Daioes-(Sintachtens in höchstem Maße? Wird durch sie nicht erneut Deutschland aus der Gemeinschaft der europiiischen Staaten beraus gedrängt? Jst ed auf die Dauer für die Staaten der Welt möglich, zwei entrechtete Völker in ihrer. Mitte zu baden: das zerschlagene Deutsch-i land und das bolschewistische Ritszland?« Müßte dadurch nicht dem Daioeö-Gittakhtcn auf die Dauer jeder feste Boden unier den Füßen weggezogen l werden? Unter Hughes hat Amerika erkannt, daß man Deutschland im Interesse der Weltwirtschaft nicht dauernd als anssäizig behandeln kann. Unter Vor a h beainnt man zu erkennen, daß nun auch Rußland wieder in die Weltwirtschast eingeschaltet werden muß. Wird Amerika auch die praktische Folgerung aus diesem Schluß ziehen? Wird es zulassen, daß der französisch deutsche Konflikt erneut aknt wird und dadurch die amerikanischem Interessen in Europa auss bedenklichste gefährdet werden? Amerika hat nach Wilsons Sturz eine Zeitlang geglaubt, es könne den verblendeten Völkern Europas einfach den Rücken zukehren und sie ihrem Schicksal überlassen. Es hat ietzt erkannt, daß das nicht möglich ist in der Welt des 20. Jahrhunderte-. Wird der Augenblick kommen, wo Amerika zur Erkenntnis kommt, daß es den Völkern Europas, da es sie nicht ig n o r i e r e n kann, feine Gesetze und seinen Willen aufzwingen muß, um den Frieden in der Welt zu erhalten? Bleibt das noch einmal der einzige Weg, den europäifchen Frieden wiederherzustellen? Es wäre die Abdankung Europas als Mittelpunkt eigener schöp ferischer Politik. Aber die Regierungeu Europas haben sich ihren Aufgaben bisher nicht im geringsten ge wachsen gezeigt. Die Völker Europas wer-« den von ihren Herrschern, wie neulich eine französische Zeitung feststellte-, noch immer ins Dunkel hinausgetrieben und keines we i ß woh i n. Theodok schulzo Wahl des peeußifsheg Ministerprästdenteu mit T Ich-nai? B. Berl i n , 29. Januar. (Eia. Drahtbericht.) Wie die »Vøfsifchc Zeitums« hört, solle-n sowohl das Zenttmn wie auch die Sozialdemokraten bereit sein, eine Verschiebung der Wahl des preußi schen Ministeroräiidenteu anf wenige Tn a e znbill i g e n. Voranösichtlich wird die Wahl nicht am kommenden Freitag. sondern erst ain Diznötas den Z. Februar vorgenommen wer en. : Barmats Beziehungen zu deutschen Polititem D ritt e r T a g vdz Berlin. W. Januar Zu Bekrinu seines dritten Verbandlungstaåes nimmt der ntetsuchunaöautssulß zunächst einen u tkag Dr. Pinserneil tDeutsche o ist-J an: »Der Mini ster sitt Bandel und Gewerbe wolle bei den staatlichen Etwerbsunteruehmungen feststellen, ob seit November ,1928 vergeblich von ihnen bei der Seehandlung IKreditanträge gegellt worden sind.« - Zum ersten eile der Rutistersblngelegenbein den der Ausschuß gestern beendet hatte, nimmt hieraus nochmals ergänzend etn Vertreter des prenåischen Jnnenministeriums das Wort und erklärt aus rund nochmaliger Nachprüfung: Beim Polizeipräsidium konnte festgestellt werden, daß Jwan Kutisker schon am 10. Dezember 1918 nach Berlin dUg e r e ist ist. Die erste polizeiliche Anmeldung er solgie am l. Dezember 1919. Der Ausschuß wendet sich nunmehr dcr « -·- « Dr. Meist Es handelt in solchen ällen immer sntn schleimige Sachen. Ummgte ersorderHche Sorgfalt zu wahren, ist in dein Erlaß hervorgehoben worden, das- die Genehmian nur erteilt wird unter der Vor aussehunq dak d e armatg sich tatsächlich als Mitglie der der hollän tschen Gesandtschast answetxen ktinnen. Abg. Lndendors (Wirtsch. Ver.): Jst em Ministe rium bekannt, daß bereits das deutsche Generationsnlat in Holland atn 9. Oktober liilli das Answiirtige sinkt direkt nor den Bari-ais warnte nnd dass es in dieser Warnung Bat-nat nicht blos- ale nnreeilen Geschästss mann, sondern als Lntnp nnd Betrüger erster Klasse bezeichnet und sich aus einen Brief von 1917 berufn n dem damals schon das Generalionsulat der Nieder ande das Auswärttgc Amt getvarnt hat? « Dr. Abeam Von diesen Vorgängen ixt dem Ministerium des Innern nicht das gering te be kanzitgezvesetr. . Der« Aussikjuij beschließt die Vernehmung des Ministers Severing, der Privatfekretärin des Minister-T des Reichskanzler-J a. D. Bauer, des Herrn v. Stockhammern uwd des Frhrn. v. Maltzahn vom Augzvärttgen Amt am Donnerstag nachmittags 6 Uhr. Hieraus gibt Finauzrat Brckenfeld Auskunft über die Geschäfte der Prenßifchen Staates-ans mit den Bat-mais Die Geschäftsvcrbindung wurde im Mai 1923 aufge nommen auf Grund von Empfehlungsschrei - be n, die mit dem gleichen Datum vom 12. Mai 1923 vom Reichskanzler a. D. Bauer und vom sächsischen Gesandten Ur. Gras-Hauer cingingen - und an den damaligen Staatsbaukprästr deuten v. Dombois gerichtet waren. In beiden Schrei ben, die verlesen werden, wird Direktor Julius Var mat von der Amerima als ein durchaus zuver lässiger und kreditwiirdiger Geschäfts mann bezeichnet Nach diesen Empseblungsschreibcu habe die Staatsbank weitere Erkundtgungen über Bat-mai nicht für erforderlich gehalten. Er erhielt Kredite zur Beschaffung von Lebensmitteln und Mar l aariice-Rohstofsen. Am 16. Oktober betrug der Kredit etwas iiber 40 000 Goldnrark. Auf Veranlassung vou lDr. Helltvixy des Dezerueuten fiir die Kredite, be kam die Staats-krank ein überhaupt nicht ausgefiilltes Blankoa k z e v t , ein eigenartiges Papier. Bis zum 31. Dezember 1923 war der Kredit auf 1400 000 Rentenrnark gestiegen. Das Konto war damals in voller Höhe gedeckt. Ende Januar 1924 nahm die Amexima von den wertvollen Effekten viele heraus,i ohne sie entsprechend zu ergänzen. Dadurch wurde die Deckung allmählich schlechter. Der Redner schil .derte dann im einzelnen, wie trotz der schlechter ge iwordenen Deckung die Schuld Varmats an die Staats ’bank immer iveiier stieg, bis schließlich am 30. De zember 1924 ein Schuldsaldo von 9484000 Mark vorhanden war. Ende August sind leider von dem Sachbearbeiter Oberfinauzrat Hellwig die amtlich notiert-en Werte aus dem Depot herausgegeben wor den. Auf eine Franc des Vorsitzenden bestätigt Finanz rat Vrekeufeld, daß l Obetfiuanztat Dr. Hellwia am l. Oktober 1924 in die Dienste Barmqts überqetreteu ist« aber am 15. September noch. Sack-bearbeitet im Falle Barmat war i Jm weiteren Fortgang der Verhandlungen des lUnieriuchunasausfchusscs teilt eFinanzrat Brckcnfeld mit, daß die Gesamtschuld der Barmats an die See handlnna am 1. Januar 1925 14,5 Millionen Mark «beirug. An Deckung waren vorhanden 2,2 Millionen Mark an Wechseln mit der Garantie der Bank. Blanko-Akzept der Holländischcn Ame-Hinta- Gesellfchaft und Wechsel der Konzert-sinnen Auf die Frage des Abg. Dr. Pinkerneil tDentsche Volksp.). ob außer dem Empfehluukisschreiben der Herren Bauer und Dr. Gradnauer für Barmat noch später Füriprache eingelegt worden s ei, teilt Präsident Schröder mit: Bald nach meinem Amtsantritt wurde mir vom Finanzminister v. Richter ein Schreiben des sozialdemokratischen Abgeordneten Heilmann til-Welt werden, mit sank besonderer Jud ficht gepküsi werden« ; Gesamt-M Ue auf am solltet netchäitltchkk ? Its-blose eine- Mit set-muten müsse-» m» . innige-eines »Mit set Besitzer sum-« A .Nu te Dem-) fragt, ob e taatsban geprüftqhabeHb sammt die Kredjte tatsä ch Hänij Antan von beensmttteln verwandte. Finauw Bretenfeld erwidert, daß eine so l che Nachpnd funq nicht statpaefunpejt pabesp Abg. Lobend-ff (Wirtfch. VII macht daraus all merkfam, daß die grüßte Erhöhung der Harmntan ame tm ersetzt-, arg Präsident Schacht vi· Nka baukkrediie riisichtölos sperrte und an der Bdkk scho die allenusiiustissteu Getüthte über Batmqt kpspomk Um mier Wie Finaner Bretenfeld erklärte w« der Staatöbant davon nichts bekannt. " « Der Vorsitzende Dr. Leidig nennt es auffällig« da« die Herren Rübe und Hellwig wejtex mit der Vesttmk mung der Kredite für Barmat beichafttgt waren, W dem sie sich tm Fall Kutisterjcheinbar doch als nicht ganz soc-verständig erwiesen hatten. Der Präsident Schröder erklärte·wciterhin, daß DI· Rübe, der stets ein gewissenhziftck Ak; heiter war, sich in den furchtbar schwierigen Ver handlungen mit Kutiskex geradezu aufgerieben habe dex sich kaum deutsch verständlich machen konnte. ’ Demgegenüber macht Abg. Stolt (A·qlum.) daer aufmerksam, daß es in den Atkjskünften übcr sinkisskk and e r s stehe. Hieran crklart der Vorsitzende Ul- Lcidig, daß es sich bei dem von Stolt erwähnten Aus-« kunftsschxeiben um die » Abschrift eines Schreibens der Alilcdcrs Vetwctmngsstclle " handelte, das Kutisker einer Zuschrtst an hag, PUHW präsidtnm beisügte und w·orln es u.«a. hetszn »Mit seiner großen K«apitalkrask« ist Herr Kuttsker uns bei dck Lösung Unsrer e i g e n n u H i g e n Vorsitzenden Das ist natürlich ein Irrtum, es soll heißen »gemein n il tz i g e u« Heiterkeit) Ausgaben sehr behilflich ac wesen. Wir bezeugen hiermit gerne-. daß wir W Gründung der Altledcr-Perwertungsstclle mit dem Grußkaufmann J. V. Kuttsker sßerlim kn angs nehmster Geschäftsverbindung stehen.Srin persönliches Auftreten und seine Handlungsweisk km Abschluß von Geschäften und in der Jnnehaltuug M Vereinbarungen lässt ihn als einen e h r e n w e r ic» Kaus m a n n erscheinen-« - Ans der nunmer M genden Befragung des preußischen Handelsmiuistekg Sie-ins ergibt sich, daß der Minister seinerzeit den Wunsch eines Hamburger Parteigenossen, eines Bankiers, auf Bör fenzulaffung der Btemer Privatbauk dem Leiter des Börfenvorftandes, Herrn v. Mendelss somi, weitergegeben habe. Das war Ende IM. D» Varumt-Konzern erwarb die Bremer Privatbank erst Mitte 1924. Der Vorsitzeude Dr. Leidiq faßte das Erget uis der Untersuchung dahin zusammen, daß auch im Falle Bittqu ein Sachbeqrbeiter aus fach licheu oder unsachlichen Gründen-, ohne die General ditektion pflichtmäßig zu unterrichien, den Kredit über Gebiihr erhöht habe. Ueber den F all Mich a el wird txnteyAusschlusz der Oeffentlichkeit verhandelt werden. Zunarhst mude heute noch die Oeffentlichkeit ausgeschlos se n für die Beantwortung der Frage, welche Firmen noch größere Kredite als Barmat von der Seehandlung erhalten haben. Nach Wiederherstellung der Oeffentlichkeit wurde insbesondere noch die Frage behandelt, welche Beamte aus der Lombardabteilunq der Preußischeu Stqqcvbauk sich Verfehlungen haben zusammen kommen lassen fvom 81. März 1924 übermittelt, worin es heißt: ~Sehr verehrter Herr Minister! ! Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie meinen Freund Julius Barmat, einen Großkans mann, der bisher mit der Preußischen Staatsbantin guten Geschäftsbeziehungen nestanden hat, auch dem neuen Präsidenten der Staatsbank zu w o b lw o l l e n der Berücksichtigung empfehlencpiirden.« Der Minister übermittelte mir dieses Wihreiben in einem Brief, worin er schrieb: »Ich wäre Ihnen dank bar, wenn Siedem Anliegen des Abgeordneten Heil mann Ihr Interesse schenken und ihm vielleicht Ge legenheit zu einer persönlichen Unter red u n g gewähren würden.« Jch habe mich in meiner selbständigen Geschäftsführung durch dieses Empfeh lungsschreiben ebensowenig beeinslussen lassen, wie durch ähnliche Empfehlungen in andern Fällen. Im ganzen stehen wir aus dem Standpunkt, daß Kredit-; gesuche, die uns mit p olitisch e n Empfehlungen s —- wofür nur der Fall Kutisker in Frage kommt. Finanz rat Brelenseld erklärt: Im Mai vorigen Jahres steutc sich heraus, daß ein Lombardtonto nniexdeckt war. .Aus der insoigedefsen angestellten Natijprüsung sämt licher Lombardkonten ging hervor, dass noch eine ganze Reihe kleiner Lombardkontcn unte rd e ckt waren. Es setzte sosort eine eingehende Untersuchung ein, die sich auf die schuldcaen drei Ve lainien 810 d o , K e rste n und Gr o ß ausdchine kDie Untersuchung ergab, daß man diesen drei Bronnen zum mindeste-U den Vorwurf grober Fabr lässigkeit machen muß. Immerhin mußte festge stellt werd-kn, dav die )nangclhas!e Deckung ans ein zelnen Konten so ausfallend war, daß man an gewisse strafbare Handlunan denken konnte» Darum wurden die nnzuverlässiaen Beamten abgebaut. Die nächste Sitzung ist, wie bereits oben angegeben auf Donnerstag nachmitiags 6 Uhr anberaumt. BarmatsAssaire Zu der Frage, wie Barmat nach Preußen gekommen ist erhält ein Vertreter des preußischen Innenministe rinms das Wort, der zunächst ein Schreibe n de s Privatbureans dtzs Minister-s ecvering vom 23. November 1920 verliest, das an den zustanditzen Referenten gerichtet war nnd in dem es u.. a. he sit: »Der Minister wird von dem Reichskanzler Bauer gebeten, sich daiiir zu interessieren, daß der Familie Barmat, die der holländischen Gesandtschgft angehört, auf ihrer Durch reise von Rnszland nach Holland durch oreußisches Gebiet keine Schwierigkeiten bereitet werdeu.« Aus diese Inschrift hin ist am St. November 1920 ein Erlaß ergangen, in dem es u. a. heißt: »Die Familie des der holländischen Ge fandtschast angehörenden Herrn Barmat reist oon Russland iiber dentfches Gebiet nach Hol land. In der Voraussetzung das; die Familie Bar mat im Besitze ordnungsgemäßer Ausweisoapiere ist, stehen der Durchreise keine Bedenken entgegen. Die Grenzitberwachungsstcllen find dahin zu verständigen, dasz sie keine Schwierigkeiten bereiteu.« Die Gebrüder Barmat waren bis dahin dem Mini ster Severing nach keiner Richtung hin be kannt und standen auch, wie der Minister mich aus-s driicklich ermächtigt hat« zu sagen, in keinerlei Be ziehungen zu ihm. Abg. Nufchke (Dem.): War dem Innenministcrinm damals nicht bekannt, daß es sich bei Barmat nicht um einen H o l l ä n d e r , sondern um einen U k r a i n e r handelte? « i Ministerialdirektor Dr. Abegg vom Junentniuiite ’rium: Der Polizeiabteilung des Ministeriums war der Name Barmat nicht bekannt. Wir hatten keine Ver anlassung, uns mit der Familie zu befassen. Abg. Nuschke: Jst bei der Ueberschrcituiziz der Grenze nicht nachgepriist worden, w elche s us wetspapiere im Besitz der Familie Bar matwar e n ? , Dr. Abegg: Darüber befindet sich kein Vermerk in den Akten. Abg. anchke: Ich habe begründeten Verdacht, daß der nkrainische Paß, in dessen Besitz Barmat war, b e - reits vor dieser Zeit ein Visnm erhalten hat, und zwar vom Polizeipräsisdium Charlottenburg Jch behalte mir vor, die Heranziehung der betreffenden Akten der Charlottenburger Polizei zu beantragen. Ich bin im Besitze eines Briestoechfels mit dem früheren Reichskanzler Bauer. Jch habe bereits in einem Briese vom Jahre 1920 den damaligen Reichskanzler Bauer aus dten Charakter der Familie Barmat aufmerksam ge-« ma . Chr-. Abegg: Nach dem Zusammenbruch der Gebrü der Barmat ist die Angelegenheit im Ministerium er örtert war-den und wir haben beim srtiheren Reichs kanzler Bauer angefragt. wie es möglichst-an datsz diese Empfehlung zustande kam und wie er mitteilen onnte, daß es sich um Angehörige der hollänsdisschen Gesandt schast handleN Daraus hat Herr Bauer erwidert, daß Der eine» solche Mitteilung nicht gemacht habe, es miisie polil ein Irrtum an andrer Stelle verliessen Ihm set schon damals bekanntgewesen, daß die armats nicht hollandische Staatsangehörige waren. Es haben dann weitere Erörterungen stattgefunden, aber der Minister und die Angehörigen des Burcaus können nichts Be stimmtes darüber sagen, wie der Irrtum entstanden sein kann. Es ist anzunehmen, daß bei der Beiprechung ein Mißverständnis vorgekommen ist, das dann auch in die Zuschrist überging. Vorsitzender Dr. Leidig: In dem Schreiben aus dem Privatbureau des Miniftcrs ist daraus Bezug ge nommen-»daß das Auswärtige Amt sich durch. Herrn o.»i-tockshammern mit der Durchreise einverstan den erklart habe. Jst es nicht üblich, daß man sich in solchen Fallen darüber insorsmiert, ob diese Aeuszerung des Auswartigen Amtes vorliegt? Die Maffary Von Felix satte-: (Wlcn) Am Sonnabend besinnt Frist Pia sarv mit dem Wicncr Enkemble gr thsp el un »nur-Il tbeater. Desmlb Joir das von dem imstler des geschriebenen Portcaitø, felikj Saltejy nscjstervait ge malte Bildan dieser eina anr- nen Künstlan und Per fkjnlichkeit besonders wigtogmken fein. f Die Reduktion. In Berlin liest man seit Jahren auf» Riesentafelm die an allen Viadukien der Stadtbahn hängen: »Die gute Massary.« Das ist die Reklame siir eine Zigakette, zugleichaber bedeutet das auch die Anerkennung siir die Künstlerim Und da sind sehr viele Stadibaljn viadukte, in den belebtesten Vierteln. Quer über der Friedrsichftraße, am Ende der Charlottenburger Hhausseh am Zoologifchen Garten, überall schwebt, quer über« der Straße, bei den schnuraeraden Verwei tiven schon von weitem sichtbar, der lapidare, lalonische Lobspruch: »Die gute Massary.« Man muß ihn lesen, ob man will oder nicht. Man kann gar nicht anders. Es ist eine echt Berliner Popularität. Daß ich in den vielen Jahren wohl fünfzigmal in Berlin gewesen bin und nicht eine einzige Masse-ty- Zigareite getaucht, die Massary selber niemals gesehen habe, erwähne ich nur nebenbei, nur als charakteristi sches Zeichen. Denn es ist wahrscheinlich eine wiene rtsche Eigenschaft, an Menschen und Dingen, die einem mit so eindringlicher Reklame in die Augen geknallh werden, in der größten Gleichgültig-seit vorbeizu schau-m » . , , i Dagegen gehört es zu den Charakters-enden der Berliner Popularität, daß die Massary dort ruhig Unter den Linden spazieren gehen könnte, ohne daß sich ein Mensch nach ihr umdrehen würde. .Umgcdrel)t baden sich die Berliner auf der Straße überhaupt nur nach einem einzigen Bühnenkiinftler. Nach Giampietro. Ader der hat sie, wie behauptet wird, bloß durch seine ’groteöke Eleannz und durch die Roppel Hund-e, die er immer mit sich führte, dazu gezwungen Sonst haben die Berliner auf der Straße für Theatergrößen keinen Stich reinen Sinn und keine Zeit- Jn Wien wird der Name berühmter Eil-anspielen nicht dazu verwendet, unt Zigaretten damit zu belegen. Die Nellame, die sich dann und wann ähnlicher Mittel M vollzie t sich niåie in solchen amerikanischeu ,M Jus-M . .. . .r. die Wen-; met-neu dg- Sie ifstfffivahrfcheinlich deshalb se hinreißend, weil fie, zwischen Wahrheit und Märchen stehend, an das all täglichethben niemals allzu sehr oder zu genau er nger . , Eine seine Linie unter Mittelgröße, bat sie die Gestalt, die zu jedem Partner paßt, die in jedem Fall handlich tit. Sie hat die schönsten Augen nnd die herr lichsten Hande, die man sehen kann. Es sind große-, dunkle Augen, die herzlich lachen, aus denen eine große Klugheit flammt nnd die fabelhast beredsatn sind. Augen, die Zürtliches und Zaries sagen und nerwegene Witze machen können. Jn diesen Augen lebt die ganze Operette, so vollkommen und so bezaubernd, wie sie fast niemals geschrieben wird: voll schöner, verliebter Musik, voll musikalischer Satire. eine Operette voll Geist und ·Vravour, voll Frohsiniy Ueberlegenheit nnd voll launischen Seher-Deus Wenn zu dem heiteren Funkeln ihrer Augen auch noch das elfenbeinerne tLächeln ihres Mundes ausleuchtet, dann ist eine Wir tkung der feinsten und leichtesten Freiheit da. ! Was sür eine große Freiheit aber wohnt in der spöttischen Anmut ihrer Gestalt und ihrer Gebärden. Eine wilde, beisze Freiheit der Sinne und der Ge sinnung. die über alle bürgerlichen Bedenken achtlos hinwegtanzt. die iede kritische Aengstlichkeit nnd jeden Einwand ohne Mühe in willenlos heiteres Bewun dern auslöst und trübe Gedanken in helles Wohl gefallen zerstäubt. Diese Freiheit, die so gross, so» würzig und so stark ist wie eine Naturkrast, erscheinti nur durch die Gewalt einer ebenso starken Kultur, nur durch den Willen eines souveranen Geschmacks ge zügelt. DesPalb wird die Grazie ihres Vortrages immer bered am, ohne ie um eine Schwingung zu viel zu sagen. Der Schwung ihres Tanzes ist kühn und scheint doch immer dezent.»ia sast bescheiden. Die Eidechsenschdnheit ihrer Gebarden laßt immer neben den gewagtesten auch die harmlosesten Deutungen offen- und mit ihren Händen, mit ihren wunderbar seinen, blendend Fecksoämtcatzi Frinzgssinnenhänden scheint sie rings um i er oeie au zutreuesr. Seit langer Zeit bat keine Diva der Operette solche Wirkung ausgeübt und keine ist, wie die Massary, zu gleich eine Schwärmerei des breiten Publikums und eine Angelegenheit der besten, wählerisch erlesenden Theaterkiinst gewesen. Gerade in der Ozerette sind während der letzten zehn oder zwanzig Ia re die dar telleuden Kräfte immer mehr nnd mehr erlahmt. Mit ebr vereinzelten Ausnahmen stehen iebt lauter Leute -zweiten Range-Z in der ersten Reihe. Solche zinsfic können den Sinn der Operettc nicht erfüllen, können kaum mit vereinten Kräften ein einzelnes Werk auf ein rechtes Niveau heben. Die Massary jedoch steht immer üsber dem Werk, in welchem sie auftritt. Ihre Indivi dualitat, voll Reiz und Klug-heit, ihr Spiel, unerschöpf lich an bewußten und unbewnßten Einfälle-m ihr üppigcr Reichturn an künstlerifch wertvollen Nnancen machen sie zu einer Erscheinung fiir sich. So bebt-sie die Opcrette immer zu ihrer eigenen Höhe, immer wie der zur Höhe Offenbachfchen Glanzes empor. szoman der Sehnsucht Die Fabel des Buches-, das Wilhelm Schneidi b o n n bei E. P. Tal in Wien hat erscheinen lassen, beruht » auf einer durchaus märchenhaften, von keiner Reflmlivni iauch nicht von Mustizismus etwa Meyriniicher Prägung fkomplizierten Voraussetzung: der Held, ein Bürger un Freier Mannesalter, gelangt durch zufälligen sianf bei einem Amsterdamer Trödler in dcn Besitz Eine-« ginefischen Ringes, als dessen Geheimnis ihm ein hettogelehrter die Fähigkeit, sieben Wünsche zu er füllen, offenbart. Beim Ringen um den Besitz M Kleinods tut er, da er den Alten niedergesglagen hat halb bewußt den Wunsch, aus dem verru ten Haufe hinauszukommen und erkennt in der sofortiacn Er füllung die Wahrheit der tätieltmften Kraft. Hier Ok gibt sieh bereits das Hauptmotiv: einen Jtdischsii Ynsrer Tage mit göttlicher Macht, wenigstens im außerlichen Sinn auszuftatten und zu sehen, was et damit anfängt. · « « - Und nun folgt die große Ballade des äußeren Lebens. Ortsvercindernna nach freiestem Wunsch nnd lunerschöpflicher Reichtum bestimmen ihre Form. NOTI .pol und Aequator, Mittelmeeriiiste und JUUekchM fliegen vorbei; überall lauert das Abenteuer. aber kaum einem seist der bäxznadete Herr des Ringes M innerlich aewacb en. Ni t immer wird die Absicht M Dichters klar; unzulänalich bleiben die Gründe, die W einen oder andern Fall den krassen Enoismus M Pelztgändlerö erklären tollen. Immer wieder ovfcff er wichen die der Verzicht auf einen seiner siebc." Wünsche Zatte retten können. Seine Auserwähltthk bleibt äu etlich, und so versagt er in der ScbnMU nach dem innerlich Bleibenden, im Zusammentreffe» mit dem Jahrhunderte alzen chinesischen Mönch- M sür ihre Lieblinge auch außerhalb deslTheateriL über all, wo sie ihnen über den Weg laufen. Dieses An schauem Umdrehen, Nachlausen ist ein reizend klein städnicher Zug, der noch aus dem Vormiirz übrigblieb. Und die Wiener haben damit aus der Straße, in der Tram, überall, ihr Freithcater, das ihnen oft noch mehr Spaß macht als das wirkliche. Die wärmende Kraft, die aus dieser Art von Be wunderung auf den Schauspieler überströmt, hat die Massaru kennengelernt. Sie ist nicht schön, aber mehr als schön: reizvoll. Nicht mehr in der ersten Jugend, aber höher: in der edelsten Reise. Eine vollendete Meisterin und eine vollendete Dame, Hat sie alle Fähig keiten, die notwendig sind, unt große Buhlerinnen mit einem Schimmer von Größe darzustellen Sie iit feierlich. Allein, wie gewisse Kleider, aus durchsichtigen Stoffen geweht, den Frauenleib nur lockender hervorschimmern lassen, ist ihre feierliche Art so leicht und transparent, daß ihre Fröhlichkeit, ihr Humor um so deutlicher und um so wirksamer durch-z schimmern. Sie ist niemals gewaltsam in ihrem Tem- » perament, niemals exzessitn aber eindringlich Vonl einer ganz sanften, ganz leifen, aber überwiiliigenden Intensität Es gibt Operettensängerinnem von denen nur die Galerien bis zum Briillen begeistert sind. Sie brauchen schon die stärksten Hitzegrade, um das Publi kum mit ihren scharf gekochten Bolkstiimlichteiten zu erregen. Die Massary bezaubert auch die schwer zu Bezaubernden mit den subtilsten Feinheiten ihrer ans zahllosen Finessen unerfchöpflich gemengten Kunst. Dann sprüht ein Funken ihres Blickes, blitzt ein Lächeln ihres Mundes, zischt eine Ratete ihres Witzes zur Galerie hinauf, und sie bat den Brand der Be- Igeisterunig im ganzen Haus, von unten bis oben, ent ündet. z Unmöglich, bei der Massarn Herkommen, ursprüng liches Mitten oder sozialen Typus festzustellen Die Mafisary ist nichts andres als die reine Operettengeftalt an ch. Sie bringt in ihrem Wesen, im Ausdruck ihrer Gebärden, in ihrer Sprache und in ihrem Benehmen keine Spur eines fremden Element-S von draußen, von ihrem persönlich privaten Leben mit aus die Bühne, um es hier« passend oder nicht, der Rolle beizumifchen. Sie ist anz und gar Theater nichts als Operette, ein Geschöpf and Luxus und Musik aus froher Laune und Gesang, schwebend über allem Wirkliche-i und Ernsten wie-er Dialoa der Overettq den iie en sprechen bat- MS W Neuestr MMM M, IV. ges-nor IM thsfio
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