wandlheit sind alle Teile für die malerische Wirkung des Ganzen berechnet, selbst in dem tollen Zerreißen und Durcheinanderwerfen baulicher Glieder (in den Tortürmchen). - Der Anblick kann fast melancholisch wirken, wie ein Ballsaal bei einbrechendem Morgen licht, mit so gespenstiger Lebendigkeit spricht hier die Zeit zu uns, wo Dresden, wie der Tourist von Loen sagt, „ ein bezaubertes Land war, das sogar die Träume der alten Poeten übertraf, wo es un möglich war ernsthaft zu sein, und wo man nur spielte und gespielt wurde". Ein solcher Bau von stark persönlichem Gepräge kann bei Hinein denken in Zeitumstände und Bestimmung und bei Verzicht auf an derweitige Kriterien fast unanfechtbar erscheinen. Aber damals, bei der steigenden Strömung, die von Bewegung zur Ruhe, von der Ungebundenheit und vom Luxus der Ornamentik zu Maß und Ent haltsamkeit und klassischer Normierung strebte, mußte er dem Wi derspruchsgeist ganz besondere Nahrung geben. Der Zwinger er öffnet die Reihe der Dresdener Prachtbauten; die Reihe setzt hier an mit dem Gipfelpunkt freier Phantastik, um nach Ablauf eines halben Jahrhunderts mit einem Tiefpunkt der Ernüchterung und des Regelzwanges zu endigen. Schon während des Baues hatte in der Hauptstadt ein strengerer Geschmack Vertretung gefunden, der in Frankreich immer seine Schule und Partei gehabt hatte, und von dort kam auch die Wen dung. Von Zacharias Longuelune (geboren zu Paris 1664, seit 171Z in Dresden), sagte Hagedorn später (um 1770), daß die ge genwärtigen Lehren der Akademie großenteils als Fortpflanzung seiner zahlreichen Grundsätze anzusehen seien. Im Jahre 1728 er hielt er einen gleichgesinnten Genossen in dem bedeutenderen und er fahrenen, vielgereisten Jean de Bodt (geboren zu Paris als Sohn eines Mecklenburgers, gestorben 1745). Beide waren hervorge gangen aus Mansarts Schule; Bodt hatte bereits fast ein Men schenalter auf deutschem Boden, in preußischem Dienst gearbeitet, in Berlin und Potsdam, wo der holländische Geschmack beliebt war. Im Japanischen Palais, das Pöpelmann nach anderem Plane begonnen hatte — von ihm ist der Hof — , kann man verfolgen, wie hier das neue Wesen den alten einheimischen heitern Zug zurück drängt. Neue Regenten lieben es, den Wind der bisherigen Op position in ihre Segel zu bekommen, und so erhielt denn auch hier, beim Regierungsantritt Augusts III., die Losung ornamentaler Ein-