Im Jahre 1759 erhielt Oeser einen Ruf nach Dresden. Silvestre zog ihn an sich heran und leitete ihn zur Freskomalerei. Ein Ruf nach Rußland unter den glänzendsten Bedingungen und mit außer gewöhnlichen Freiheiten, den ihm GrafBestuchcffverschaffte, wurde durch denTod der Kaiserin Annazunicbte. Schon in Oesterreich hatte ihn der unzeitige Tod seines Gönners, des Erzbischofs von Preß bürg, Grafen Khevenhüller, um die Reise nach Italien gebracht. Die Dresdener Jahre rechnete er zu den glücklichsten seines Lebens. Er verheiratete sich (1745) mit Rosina Elisabeth Hoburg; zwei Söhne aus dieser Ehe überlebte er; eine Tochter heiratete den Kup ferstecher Geyser, die andere, Friederike, war die Freundin Goethes, der ihr noch von Frankfurt aus so warme Briefe schrieb. Aber erst als Direktor der Leipziger Akademie entwickelte Oeser eine ausgedehnte Wirksamkeit. Er starb am 18. März 1799. Nicht bloß Winckelmann nennt Oeser einen Mann von dem größ> ten Talent; nicht bloß die Propyläen erklären ihn für einen der be gabtesten Menschen des Jahrhunderts, „der auf die Stufe, wohin er gelangt ist, wie spielend, aus freier Kunst der Natur stieg, die mütterlich freigebig das Füllhorn ihrer Gaben über diesen Liebling ausgeschüttet habe"; - auch Giovanni Casanova, ein Akademiker vom reinsten Wasser, dessen Stil und Lehrweise der Oeserschen schnurstracks entgegenlag, fand (1769) in seinen Werken den ge borenen Maler von umfassendem Geist und vertraut mit allem, was den Künstler macht. Auch Chodowiecki glaubte, man müsse dem Mann anseken, daß er Genie habe. Wieland fand in ihm (1770) „die Einfalt, welche das wahre Genie begleitet, eine schöne Seele und ein treffliches Herz". Oeser verleugnete als Maler nie die Wiener Akademie. Aus der nordischen Kunst machte er sich wenig, nur in Geldbedrängnis hat er etwas nach Rembrandt oder Eeckhout radiert. Die dortige Ma lerschule der damaligen Zeit war eine Pflanzung der Italiener, deren Weise sie mit der dem Oesterreicher eigenen Leichtigkeit der Ver schmelzung mit fremder Sinnesart und Praxis sich angeeignet hatte. Diese Daniel Gran und Wenzel Lorenz Reiner — der deutsche Giordano—, diese Martin Knoller und Paul Troger, Strudl und Unterberger gaben den Italienern zum Teil wenig nach in der vir tuosen Technik großer Decken- und Kuppelmaschinen, in geistreich rascher und optisch gutgeordneter Ausfüllung großer Flächen mit dichtgedrängten Gruppen voll rauschender Bewegung und lebhafter so