eignet als Oeser. Er schwebt und schwankt in der Zwischenregion zwischen Künstler und Dilettant: vielgeschäftig und träge, voll Er findung und ohne schöpferische Kraft, ein alles leicht ergreifendes Talent und Unfähigkeit zur Meisterschaft in irgend etwas, voll Ge fühl für das Echte und Wahre und ganz in Manier befangen. Er repräsentiert uns die Zeit, wo Lehre und Kritik, zumal in Deutsch land, der Produktion voraneilte, die noch nicht aus den alten Ge leisen herauskonnte; wo der Ueberdruß an dem derbstofflichen Na turalismus, die Ernüchterung nach dem Rausch des Barockstils den Irrtum erzeugte, als ob Leben und Natur mit ihrer Formenbe stimmtheit, Individualität, Farbenfülle der Kunst entgegen sei; als ob Harmonie und Abdämpfung aller Farben hinter dem Schleier eines matten Tones, Schönheit durch die flaue Unbestimmtheit einer wallenden Linie, das Ideal durch Abglättung und Abspülung des Charakteristischen, Grazie und Würde durch Herabstimmung der natürlichen Gebärden- und Mienensprache zu bekommen sei; kurz als ob man den Kunststil durch eine Art Verdünnungsverfahren der Natur erlange. Indem Männer wie Oeser, statt durch inniges Schauen in die Na tur, Eröffnung der Quellen und Pflege echter Eigentümlichkeit einen neuen Anfang zu suchen, bloß durch Geschmack und Gefühl (die stets unproduktiv sind) das Bessere herbeiführen wollten; indem sie sich nicht zu der Selbstverleugnung der Arbeit zusammenzufassen vermochten, durch die der Künstler allein die Fähigkeit erlangt, sei nen Gedanken die Gegenständlichkeit zu geben, die das Kunstwerk vom Dilettantenversuch unterscheidet: so brachten sie es nur zu einem schattenhaften Gemisch von Resten der hinschwindenden Ueberlie- ferung der Vergangenheit, durch die, wie durch einen Nebel, einige Lineamente angeborenen Sinnes für Schönheit und Wahrheit und einige Erinnerungen an edle Vorbilder durchschienen. Christian Ludwig von Hagedorn Zu derselben Zeit machte Winckelmann die Bekanntschaft eines Mannes, der von allen Dresdner Kunstmännern die vielseitigste Bildung besaß. Einige Jahre später erhielt er die Leitung der sämt lichen sächsischen Kunstanstalten. Ohne Zweifel gab es in Sachsen niemand, der in der Befähigung für eine solche Stellung mit Hage dorn verglichen werden konnte. s6